Donnerstag, 19. Dezember 2013

Adventsgottesdienst mal anders...

... gibt es am Sonntag im rechtsrheinischen Köln, und zwar op Kölsch:


Gottesdienste op Kölsch sind in Köln außerordentlich beliebt und werden mittlerweile in beiden Konfessionen mit einiger Regelmäßigkeit gefeiert - allerdings haben die Katholiken in Sachen Publikationen noch die Nase weit vorn: Da gibt (gab) es ein kölsches Gebetsbuch, ein eigenes Messbuch und eine wunderbare Psalmensammlung - Kostproben daraus kann man auf der Website von Manfred Becker-Huberti nachlesen. Dabei ist allen Beteiligten klar, dass es sich bei Kölsch-Gottesdiensten nicht automatisch um Karnevalsgottesdienste handelt - aber die automatische Gleichsetzung von Kölsch = Karneval kommt ohnehin von außen.

Die Erzdiözese Köln hat übrigens vor gar nicht allzu langer Zeit eine eigene Handreichung zu Brauchtums- und Mundartmessen herausgegeben (hier nachzulesen). Darin finden sich, wenig überraschend, einige Reglementierungen, die aus Sicht evangelischer Liturgik schwer nachvollziehbar sind: So gilt grundsätzlich:
"Wenn auch ein Dialekt keine Liturgiesprache sein kann, weil er als lokale
Sprachform nicht die Einheit der Kirche in einem größeren Gebiet zum Ausdruck bringt, ist er dennoch „deshalb nicht ganzvom liturgischen Gebrauch ausgeschlossen“, sondern „kann, wenigstensgelegentlich, im Allgemeinen Gebet, in Texten, die gesungen vorgetragen werden, in Monitionen oder in Teilen der Homilie gebraucht werden, vor allem wenn es sich um die eigene Sprache der teilnehmenden Christgläubigen handelt“ (Liturgiam authenticam, 2001, Nr. 13)."
Das heißt, dass bestimmte "besonders heilige" Sprachmomente im Gottesdienst davon ausgenommen sind, zum Beispiel das Hoch- und Präsidialgebet, die biblischen Lesungen, wichtige Gebete. Glücklicherweise scheint sich in der Praxis kaum jemand darum zu kümmern.

An anderen Stellen fasst die Mundart-Handreichung Aspekte, die auch für den evangelischen Gottesdienst eine Rolle spielen, in prägnanten Hinweisen zusammen:
Ebenso ist hinsichtlich der einzelnen Gottesdienstelemente zu fragen: Bringen sie in der rechten Weise zum Ausdruck, um was es inhaltlichgeht? Also: Wird in ihnen erfahrbar, dass der Glaube gefeiert und derAlltag transparent wird für Gottes Wirken an uns? Diese Fragen gilt es zu prüfen – nicht nur vor jedem Gottesdienst, sondern auch und besonders vor Gottesdiensten, die sich  speziellen Gruppen zuwenden, wie beispielsweise Schützen, Jägern oder  Feuerwehrleuten, oder die besondere Ereignisse im Laufe des (Kirchen-)Jahres aufgreifen, wie etwa Erntedank oder aber auch Karneval. 
 
Die Homilie ist Verkündigung. Solange dies deutlich wird, ist gegen die Verwendung der Mundart nichts einzuwenden, um so weniger, wenn gerade die Mundart bei der Auslegung der Frohen Botschaft die Menschen besser erreicht. Das schlechte Gegenbeispiel wäre eine mundartliche Predigt, die von einer Büttenrede nicht zu unterscheiden ist.  

Ich werde mir am Sonntag Mühe geben, das Letztgenannte zu vermeiden. Danach kann man dann hier gucken, ob es gelungen ist. Mich würde aber interessieren, wie es anderswo mit Dialektgottesdiensten aussieht - immerhin hat nicht überall in deutschsprachigen Gebieten die Mundart den gleichen unangefochtenen Stellenwert wie in Köln. Wie realisiert man sie, wenn Pfarrer_in gar kein_e Einheimisch_e ist? Und warum hinken wir da den Katholiken dermaßen hinterher?!

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