Dienstag, 25. März 2014

Nachlese zum Dingens...Gottesdienst: Es war sehr gut!


Zu den besonders beglückenden Erfahrungen kreativen Arbeitens, und das Entwickeln und Ausprobieren neuer Gottesdienstformen fällt ja auch darunter, gehören diese Momente, in denen alles anders läuft als geplant - und es dann trotzdem oder gerade deswegen richtig gut wird. Manchmal ist es aber auch schön, wenn Konzepte sich als tragfähig erweisen. So, wie das vorgestern der Fall war beim hier schon ausführlichst beschriebenen Spoken-Word-Gottesdienst (oder "Gottesdienst mit Poetry-Slam-Elementen" oder wie auch immer man das jetzt genau nennen soll - wie sagt man auf Schwedisch so schön? Kärt barn har många namn - Ein liebes Kind hat viele Namen...).

DER ABLAUF


Wie geplant, war der liturgische Rahmen auf Wesentliches konzentriert, gewissermaßen als Gegengewicht zum wortfokussierten Verkündigungsteil. In der Praxis bedeutete das: Freie Begrüßung, die zum liturgischen Votum überleitete und an wichtigen Gelenkstellen acht- und sparsame liturgische Moderation. Mit Harald Schroeter-Wittke (der hat in der Pastoraltheologie mal viel Gutes dazu geschrieben) bin ich der Meinung, dass liturgische Moderation „[d]ie Gemeinde als Subjekt des liturgischen Geschehens ernst“ nimmt, indem sie „eine Atmosphäre der Freundschaft, der Gleichberechtigung, der Begegnung auf Augenhöhe“ schafft, „Tradition und Situation gleichermaßen zur Sprache bringt“ und so „Elementarisierung als Horizonterweiterung“ anbietet. Voraussetzung ist dabei natürlich die Professionalität des/der Moderierenden, die wie eine gute Fremdenführerin einen Weg durch fremdes, unbekanntes Gelände zeigt, ohne den eigenen Zauber der Sehenswürdigkeiten durch zuviel Plauderei zu zerstören. Vor allem der Performance-Teil brauchte eine solche Moderation, um den Ablauf zu erklären - und zu begründen, dass es sich eben nicht um einen Slam handelt, d.h. um keinen Wettstreit, an dessen Ende Gewinner und Verlierer feststehen. Nach den Textperformances wurde der Bibeltext, aus dem der Stichwort gebende Vers ("Und Gott sah, dass es gut war") verlesen und konnte in der folgenden Stille nachklingen.

RÜCK- UND AUSBLICK

Wie schon gesagt - das gute Gefühl steht am Ende, dass das Konzept aufgegangen ist. Die Text-Performances waren großartig und standen in aller Verschiedenheit in dem großen Zusammenhang, den der priesterliche Schöpfungsbericht vorgab. Wie schon bei einigen Predigten ist mir aufgefallen, dass tradierte Worte auf eigentümliche Weise eine neue Dignität bekommen, wenn sie als bewusst gewählte Textbeiträge vorgetragen werden. In der Slam-Poetry-inspirierten Predigt über die Sturmstillung waren das Gesangbuchverse, die, von anderen Reimen umrahmt, plötzlich überraschend modern klangen und große Ausdruckskraft entfalteten. Und nach den Texten der Poet_innen erwartete man den Bibeltext mit einer anderen Spannung als nach dem allsonntäglichen "Die Lesung für den heutigen Sonntag steht in...". Memo dabei an mich: Gen 1,1-2,4a ist extrem lang, selbst dann, wenn es sehr pointiert und gut vorgetragen wird. Überhaupt, die Länge: Ein Beitrag war kurzfristig weggefallen, sodass "nur" vier Texte performt wurden - nach Einschätzung der meisten Besucher_innen war das aber auch genug. Besonders eindrücklich war die Stille nach den Wortkaskaden und brausenden Applauswogen - hier ist mir noch einmal aufgefallen: Es braucht einiges an Ruhe und Willen, so eine Stille wirklich vier bis fünf Minuten auszuhalten, und nicht vorschnell das Signal zum Weitermachen zu geben. Aber: Es lohnt sich! 

Erfreulich auch: Die gemeindepädagogische Komponente. Was in den Vorarbeiten noch unter "Utopie" lief, die Freisetzung kreativen Potenzials bei den Gottesdienstteilnehmenden und der Anreiz zum eigenen Texten, erwies sich als hoffentlich segensreiche Folge schon dieses ersten Versuchs: Dreieinhalb Gottesdienstbesucher_innen erklärten spontan ihre Bereitschaft zur Mitwirkung beim nächsten Gottesdienst, in dessen Vorfeld auch ein Workshop stattfinden soll.

Mit etwas über fünfzig Gottesdienstbesuchenden (Mitwirkende nicht mitgerechnet) ist sicherlich noch Luft nach oben, aber die, die da waren (und von denen gut die Hälfte eben nicht in einen "normalen" Gottesdienst am Sonntagmorgen gehen), waren engagiert dabei und durch die Bank begeistert - das wird schon! Im Juni soll es ja weitergehen - mehr dazu zu gegebener Zeit hier oder auf der Gemeindehomepage

Einen Augenzeuginnenbericht gibt es übrigens auf der Homepages des Kölner Stadtkirchenverbandes

Und hier schonmal meinen Beitrag - leider audio only und in nur äußerst mäßiger Qualität. Auch das kann man beim nächsten Mal ändern, wenn sich jemand findet, der oder die in der Hinsicht kompetent ist (anyone...?). Weitere in Kürze!


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