tag:blogger.com,1999:blog-23186353933444703762024-03-13T11:59:01.021+01:00KirchengeschichtenDer Blick von der Kanzel - Gedanken, die sich ein Pfarrer so macht. Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.comBlogger255125tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-12280111640672858192020-07-07T03:24:00.002+02:002020-07-07T11:27:22.613+02:00Die Leitsätze des Z-Teams - Übersetzungsversuch vor einer Diskussion<div><span style="font-family: "trebuchet";"><i>Nach den jüngsten Austrittszahlen hat das </i><a href="https://www.ekd.de/zukunftsteam-57101.htm" target="_blank">Z-Team</a><i>, ein Gremium der EKD-Synode, ein Papier veröffentlicht und zur Diskussion freigegeben. Meine erste Reaktion darauf war: "Och nee..." Weil es mir schwergefallen ist, hinter die selbst für EKD-Verhältnisse besonders verquaste Sprache zu steigen und die Anliegen des Papiers freizulegen. Ein <a href="https://medium.com/@dailybug/ein-fehdehandschuh-gegen-die-beh%C3%B6rden-kirche-e7a6a1bbd278">Votum von Hanno Terbuyken</a> bei Twitter und einiger anderer hat mich ermutigt, am Ball zu bleiben. Von Birgit Mattausch und Bernd Becker stammt der Impuls, die Leitsätze in Leichte Sprache zu übersetzen. Das habe ich als Annäherung an den Text versucht. Ich bin kein Experte für Leichte Sprache, und manches ist sicherlich stümperhaft bis karikaturesk, manches rundweg falsch. Trotzdem hat es mir geholfen, den Text besser zu verstehen. <br /></i></span></div><div><span style="font-family: "trebuchet";"><i><br /></i></span></div><div><h2 style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><i>Arbeitsübersetzung in Leichte Sprache</i></span></h2><div>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><i>Vor-Wort</i></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i>Die Kirche
gehört Gott, auch in Zukunft. Aber sie hat bald weniger Mitglieder, weniger
Geld. Es arbeiten auch weniger Menschen dort mit. In Deutschland gibt es mehr
alte Menschen als Kinder. Deswegen wird die Kirche kleiner. Das ist aber nur
ein Grund. Viele Menschen sagen: Ich kann mit dem Glauben nichts anfangen.
Deswegen möchten Eltern nicht mehr, dass ihre Kinder getauft werden. Und
deswegen verlassen Menschen die Kirche. Wenn das so ist, dann geht es nicht nur
um Geld: Es geht auch um den Glauben. Die Kirche muss nicht nur Geld sparen und
besser, schneller und nützlicher arbeiten. Sie muss sich auch verändern, weil
die Welt sich verändert. Der Glaube tut das auch: Für Kinder sind andere Dinge
am Glauben wichtiger als für Erwachsene oder alte Menschen. Die Kirche möchte
von Gott erzählen. Dafür muss sie andere Worte und andere Wege finden. </i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i>Das
Corona-Virus verändert das Leben von uns allen. Und das wird so bleiben. Auch
in der Kirche wird es anders sein als vorher. Wir können nicht einfach zuhause
bleiben. Und wir können nicht alles am Computer machen. Aber die Corona-Zeit
hat auch gezeigt: Die evangelische Kirche hat tolle Ideen, obwohl sie nicht
viel Zeit zum Nachdenken hatte. Sie hat Menschen geholfen. Und sie hat anders
von Gott geredet als sonst. Das geht nur, wenn man mutig ist. Und das geht nur,
wenn man glaubt: Gott verspricht: Ich helfe euch dabei. </i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i>Es ist
wichtig, dass wir etwas tun. Es ist wichtig, dass wir Abstand halten. Aber wir
dürfen uns nicht zuhause einschließen. Wir möchten anderen Mut machen. Im Jahr
2017 hat die Kirche viel an Martin Luther gedacht. Das war ein Pfarrer. Vor 500
Jahren hat er die Kirche neu gemacht. Aber wir haben nicht nur an Früher
gedacht. Wir haben uns auch gefragt: Was können wir von ihm für die Zukunft
lernen? – Wir haben uns einen Spruch aus der Bibel ausgesucht: „Hinaus ins
Weite“. Das ist ein Satz aus einem Psalm, einem Gebet von König David. Für uns
bedeutet das: Wir können uns frei bewegen. Wir können hingehen, wo wir wollen.
Das ist ein Geschenk von Gott. Und das ist eine Aufgabe: Wir fragen uns: Wo
brauchen die Menschen uns? Das wollen wir herausfinden. Wir finden: Menschen
sollen bei uns mitmachen können. Wir wollen zusammen etwas machen. Wir wollen
erzählen, was wir mit Gott erleben. Menschen sollen sagen: Ich glaube euch das,
was ihr erzählt. Weil ihr euch so verhaltet. Ihr macht mich neugierig auf Gott.
</i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i>Die Kirche
wird kleiner. Aber sie wird weiter laut reden. Das geht nur mit anderen zusammen.
Die katholische Kirche ist unsere Schwester, und andere auch. Das hat Jesus
Christus, der Sohn von Gott, gesagt. Die Kirche ist auch ein Teil von der
Gesellschaft. Gottesdienste und Beten sind uns wichtig. Aber auch, wie Menschen
miteinander umgehen. Es gibt viele verschiedene Kirchen und Religionen. Sie
sagen: Ich haben recht. Das ist gut. Menschen sind frei. Sie können selber
entscheiden: Das glaube ich, und das glaube ich nicht. Das Besondere an der
evangelischen Kirche ist: Wir leben mit Gott. Und wir versuchen, das Richtige
zu tun. Deswegen lesen wir die Bibel. Da steht viel Gutes drin. Wir müssen die
Kirche verändern. Dabei fragen wir: Wie können wir Menschen von Gott erzählen?
Das ist wichtig für unsere Entscheidungen. </i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>Öffentlichkeit</b></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b> 1. Die
Kirche redet und tut viel. Die Menschen sollen wissen: Warum sagt sie das,
warum tut sie das? Früher hat die Kirche viel mehr geredet. Manche sagen: Zu
viel. Jetzt möchte sie nicht mehr so viel reden. Nur noch dann, wenn wir sicher
sind: Gott möchte, dass wir dazu etwas sagen. Wir sagen etwas anderes als
andere Vereine und Menschen. Deswegen tun wir auch andere Dinge. </b></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Jesus Christus
hat uns etwas über Gott beigebracht. Das stimmt immer noch. Es ist gut für die
Menschen, das zu hören. Jesus braucht keine große und reiche Kirche dafür. Die
Kirche macht viele Sachen. Sie sagt: Jesus will das von uns. Das ist das Wichtigste.
Jesus fragt jeden Menschen: Was findest du richtig? Gott sagt: Ihr sollt
anderen Menschen helfen. Ihr sollt Gutes tun. Das kann sehr verschieden aussehen.
Wir finden das gut. Aber manche finden das auch schwierig: Das Leben ist schwer
zu verstehen. Wir wollen Menschen zeigen: Hier sind wir. Und wir wollen
erklären: Warum sind wir hier? </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Wir möchten
Menschen helfen, über schwierige Dinge nachzudenken und zu reden. Zum Beispiel:
Was passiert, wenn jemand stirbt? Oder: Ich habe etwas Schlimmes gemacht. Wer
hilft mir jetzt? Oder: Wie kann ich ein glückliches Leben haben? Oder: Wer
hilft mir, das schwierige Leben zu verstehen? Wir brauchen Lern-Orte. Da kann
man über den Glauben reden. Das hilft, das Leben besser zu verstehen und Dinge
zu verändern. Gott macht Menschen frei. Deswegen können wir anderen Menschen
helfen. Es gibt auch Menschen, Politiker, und Religionen, die sagen: Ihr sollt
nicht frei sein. Die Menschen sind uns nicht so wichtig. Das finden wir falsch.
Das sagen wir ganz laut. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">In der
evangelischen Kirche gibt es das „Priestertum aller Getauften“. Das heißt: Wer
getauft ist, ist so etwas wie ein Pastor. Er kann selbst mit Gott reden, ohne
Hilfe. Aber es gibt in der Kirche auch Kommissionen. Das sind Arbeits-Gruppen,
in denen schlaue Menschen sich mit schwierigen Fragen beschäftigen. Sie
arbeiten zusammen mit anderen, mit Politikern und Künstlern und
Wissenschaftlern. Sie suchen Antworten auf schwierige Fragen. Aber solche
Arbeits-Gruppen sind teuer. Deswegen werden wir bald weniger davon haben. Und
deswegen sagen sie nur noch manchmal etwas. Wenn das ganz wichtig ist. Und wenn
wir glauben: Gott will jetzt, dass wir reden. Viele Menschen kennen nicht mehr
so viele Geschichten aus der Bibel. Deswegen müssen wir das besser erklären.
Wir wollen uns so verhalten, wie Gott das will. Dann glauben uns die Menschen. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>Frömmigkeit</b></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>2. Es ist
wichtig, dass wir über unseren Glauben erzählen. Weil viele Menschen nichts
mehr darüber wissen. Aber das bedeutet nicht nur reden: Wir möchten zeigen, wie
man den Glauben leben kann. Menschen sollen mehr wissen, damit sie mit-reden
können. Es gibt in der Kirche viele alte Glaubens-Formen (Beten, Singen, Still
sein und so weiter). Sie helfen uns auch heute. Und manches denken wir uns neu
aus. </b></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Wir möchten anderen nicht sagen, was sie glauben sollen. Wir sagen: Wir
haben gute Ideen und Gedanken. Und wir erklären, woher wir diese Gedanken haben.
So können andere uns besser verstehen. Wir glauben: Menschen soll es in der
Welt gut gehen. Manche Leute haben keine Religion, aber wir arbeiten mit ihnen
zusammen: Wir wollen, dass demokratische Gesetze eingehalten werden. Menschen
sollen offen miteinander reden. Und wir sagen den Politikern, was wir gut oder
schlecht finden. Wir finden: Jeder Mensch ist gleich viel wert. Jeder Mensch
ist frei. Jeder Mensch soll gerecht behandelt werden. Wir sind gegen Krieg und
für Frieden. Wir wollen auf unsere Umwelt aufpassen. Das finden wir, weil Jesus
uns das gesagt hat. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Das alles ist wichtig, wenn die Kirche laut etwas sagt, zum Beispiel in
der Zeitung oder im Fernsehen. Wir wollen, dass mehr Menschen etwas über unsere
Religion wissen. Deswegen sollen Kirchen-Gemeinden und Universitäten
zusammenarbeiten. Viele Menschen arbeiten in der Kirche. Sie sollen auch
mit-reden können. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Menschen aus der Kirche reden auch mit Wissenschaftlern. Wir wollen mit
ihnen nachdenken. Die Kirche wird kleiner. Trotzdem muss sie weiter laut reden.
Vor allem sagen wir: Was glauben wir? Und wir reden noch mehr mit den Menschen,
die zu uns gehören. Die Kirche bietet viele Kurse an. Da darf jeder hinkommen.
Aber wir kümmern uns besonders um unsere Mitglieder und Freunde. <span style="mso-spacerun: yes;"> </span><span style="mso-spacerun: yes;"> </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>Mission</b></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>3. Mission
heißt: Wir erzählen Menschen über Gott. Andere Menschen sind genauso wichtig
und klug wie wir selbst. Deswegen reden wir miteinander. Früher hat die Kirche
oft allein geredet, und alle anderen sollten zuhören. Das wollen wir nicht
mehr. Ämter und Behörden bekommen nicht mehr so viel Geld. Menschen und
Gruppen, die zusammenarbeiten, bekommen mehr Geld. </b></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Jesus Christus
hat uns von Gott erzählt. Das ist uns wichtig. Wir glauben: Gott macht eine
neue Welt. Wir zwingen niemandem zum Glauben. Das hat uns Christus beigebracht.
Er hat sich um Schwache, Arme und Kranke gekümmert. Wir tun das auch. Wir
können uns aber nie um alle kümmern. Wir sind nicht Gott. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Wir
beschäftigen uns mit der Politik. Sie soll Gesetze machen, die gut sind. Wir
helfen Menschen, denen es schlecht geht. Manche Menschen haben Fragen über
ihren Glauben. Auch denen helfen wir. Wir helfen auch Nicht-Migliedern. Wir
können aber nicht alles alleine machen. Deswegen arbeiten wir mit anderen
Gruppen, Behörden und Menschen zusammen. Und wir wollen zeigen: Manches können
wir besser als andere. Aber nicht alles können wir weitermachen. Manche Leute
haben nicht viel Geld. Wir wollen, dass sie auch mitmachen können. Manchmal
streiten Menschen. Dann wollen wir mit ihnen reden. Sie sollen zusammen eine
Lösung finden. Das ist manchmal ganz schön schwer.</span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Wir arbeiten
auch mit anderen Gruppen zusammen. Zusammen können wir tolle Sachen
ausprobieren. Dann lernen Menschen auch etwas über den Glauben. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";">Ökumene</span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>4. Es gibt
in Deutschland viele verschiedene Kirchen. Sie arbeiten zusammen. Das ist gut.
Wir sind verschieden – auch das ist gut. Wir wollen in Zukunft mehr zusammen
machen. Aber wir müssen nicht eine einzige Kirche werden. </b></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">In Deutschland sind weniger als früher Menschen Kirchen-Mitglieder. Seit
100 Jahren arbeiten die christlichen Kirchen zusammen. Wir haben gelernt:
Unterschiede sind gut. Wir wollen nicht unnötig streiten. Sonst haben die
Menschen kein Vertrauen in uns und in Gott. Weil wir weniger Geld haben, müssen
wir mehr zusammenarbeiten. Irgendwann möchten wir auch zusammen das Abendmahl
feiern. Ganz oft arbeiten evangelische und katholische Leute gleichzeitig. Zum
Beispiel bei der Polizei, bei der Bundeswehr oder in Krankenhäusern. Das muss
nicht sein. Es reicht, wenn einer dort arbeitet. Zum Beispiel in 3 von 10
Krankenhäusern. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Wir können Menschen besser helfen, wenn wir zusammen arbeiten. Vielleicht
können evangelische und katholische Menschen sogar eine einzige Gemeinde haben.
<span style="mso-spacerun: yes;"> </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>Digitalisierung
(Internet)</b></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>5. Die
Kirche macht ganz viel im Internet. Dafür bekommt sie mehr Hilfe. Wir glauben:
Das Internet und die Gemeinde zuhause gehören zusammen. Sie können voneinander
lernen. Menschen lesen heute viel weniger Zeitung als früher. Deswegen gibt es mehr
Geld, wenn die Kirche etwas im Internet oder für Handys macht. </b></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Die Kirche redet
von Gott. Dafür braucht sie Medien (Zeitungen, Bücher, Internet und so weiter).
Die Kirche schreibt oft ganz lange Texte. Das geht jetzt nicht mehr: Menschen
lesen nicht mehr so viel. Deswegen reden wir anders. Und wir müssen viel über
Technik lernen. Und in den Gemeinden wird deswegen auch vieles anders. Wir
müssen lernen: Wie reden wir so von Gott, dass Menschen uns verstehen? Wie
erzählen wir von der Bibel, dass Menschen das gerne lesen? </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Das Internet
ist nicht nur zum Lesen da: Man kann hier auch Fragen stellen und mitreden.
Manche finden Freunde. Man kann mit viel mehr Menschen reden als früher.
Deswegen benutzt die Kirche auch das Internet. Aber wir finden es nicht besser
oder schlechter als unsere normalen Kirchen-Gemeinden. Wir wünschen uns:
Menschen reden miteinander, egal wo. Die Kirchen-Kreise und Landes-Kirchen
benutzen neue Computerprogramme. Die machen vieles einfacher. Und die
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) schreibt gute Texte und macht schöne
Bilder und Filme für das Internet. Wir möchten auch Gottesdienst am Computer
feiern. Und wir können durch Internet und Telefon ohne Probleme miteinander
reden. Das haben wir in der Corona-Zeit gemerkt. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Das Internet
hilft uns auch bei der Verwaltung: Vieles wird einfacher und schneller. Aber
wir müssen noch viel mehr zusammenarbeiten. Verwaltung ist teuer. Und wir haben
weniger Geld. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Es gibt viele
schlimme Dinge im Internet: Menschen ärgern andere Menschen, sie sagen schlimme
Sachen. Sie tun Gewalt mit Worten an. Es gibt auch falsche Nachrichten. Das
finden wir nicht gut. Wir wollen, dass das Internet sicher ist. Niemand soll
Angst haben, niemand darf andere belügen. Dafür setzen wir uns ein. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>Kirchen-Entwicklung</b></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>6. Alle
Menschen sind verschieden. Deswegen wünschen sie sich unterschiedliche Sachen
von ihrer Kirche. Wir sagen nicht: Das eine ist richtig und das andere ist
falsch. Wir möchten eine bunte Kirche, in der sich viele verschiedene Leute
wohl fühlen. Deswegen gibt es besonders viel Geld für neue Ideen. Wir glauben:
Verschiedene Gemeinde-Formen können voneinander lernen. Deswegen ist es
wichtig, dass wir zusammen arbeiten. Wer das nicht möchte, bekommt kein Geld
mehr. </b></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Es gibt nicht
mehr so viele Gottesdienste wie früher. Aber es gibt viel mehr verschiedene
Gottesdienste als früher. Manche mögen den Gottesdienst am Sonntag-Morgen
besonders gern. Aber manche mögen andere Gottesdienste lieber. Das ist schön,
und das möchten wir unterstützen. Aber das müssen wir auch noch lernen. Viele
Menschen leben heute allein. Deswegen ist es wichtig, dass sie in der Kirche
mit anderen feiern können. Deswegen brauchen wir viele gute und neue Ideen, wie
man Gottesdienst feiern kann. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Viele Menschen
wollen heute ganz besondere Sachen erleben. Das ist ganz schön anstrengend. Wir
finden wichtig: Junge und alten Menschen erleben zusammen etwas. Und Menschen
aus verschiedenen Ländern auch. Es gibt heute viele Gruppen, die auch
Gottesdienste feiern. Viele Menschen finden die schöner als unsere
Gottesdienste. Deswegen müssen wir etwas verändern. Wenn jemand bei uns heiraten
möchte, ist das heute sehr kompliziert. Das muss einfacher werden. Viele
Familien reden heute nicht mehr über den Glauben. Deswegen ist es wichtig, dass
sie das in der Kirche können. Dafür müssen wir uns unseren Stadt-Teil ganz
genau angucken und fragen: Was passt zu den Menschen hier? Manchmal können sie
mit den alten Gemeinde-Formen nichts mehr anfangen. Deswegen müssen wir uns
neue Gottesdienste und neue Gemeinde-Formen ausdenken. Es kann nicht alles beim
Alten bleiben. <span style="mso-spacerun: yes;"> </span>Und wir müssen uns
überlegen: Wo brauchen die Menschen die Kirche? </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>Zugehörigkeit</b></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>7. Manche
Menschen finden die Kirche gut, aber sie wollen keine Mitglieder sein. Wir
wollen auch mit ihnen zusammenarbeiten. Dafür brauchen wir neue Ideen. Wir fragen
uns: Wie kann das gehen? Manche Menschen können auch nicht so viel
Kirchen-Steuer bezahlen. Vielleicht möchten sie selbst entscheiden, wie viel
Geld sie der Kirche spenden. Wir fragen uns auch: Warum ist es gut, wenn man
Kirchen-Mitglied ist? </b></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Wir glauben: In
Zukunft sind weniger Menschen Kirchen-Mitglieder. Das heißt: Manche mögen die
Kirche nicht. Und manche kennen die Kirche gar nicht. Manche Menschen möchten
uns erst kennen lernen, und erst später Voll-Mitglieder werden. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Deswegen müssen
wir nachdenken: Wie können Menschen bei uns mitmachen, wenn sie nicht
Voll-Mitglieder sein wollen? Dafür müssen wir auch ein paar Gesetze ändern. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Für viele
Menschen ist die Taufe wichtig. Manchmal feiern wir Tauf-Erinnerung: Wir
erinnern uns zusammen an unsere Taufe. Mit der Taufe wird man Mitglied in der
Kirche. Aber immer weniger Menschen werden getauft. Wir sind auch für die
Menschen da, die keine Mitglieder von der Kirche sind. Wir überlegen, wie das
noch besser geht. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Wenn Menschen
Mitglieder von der Kirche werden, dann sagen sie anderen: Ich gehöre dazu, mir
ist das wichtig. Ich möchte hier mitarbeiten. Das finden wir sehr gut. Und das
möchten wir ihnen auch sagen. Vielleicht können wir deswegen Angebote machen,
die nur für Mitglieder da sind. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Viele junge
Menschen verdienen nicht so viel Geld. Und Kinder kosten auch Geld. Deswegen
sollen sie weniger Kirchen-Steuern bezahlen. Oder selbst entscheiden können:
Was in der Kirche bezahle ich mit meinem Geld? </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Wir haben viele
andere Ideen. Vielleicht gibt es einen Mitglieds-Ausweis. Dann bezahlt man
weniger Geld, wenn man in ein Konzert in der Kirche geht. Wenn Menschen aus der
Kirche austreten, dann wollen wir sie fragen: Warum tut ihr das? </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><br /></span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>Mitarbeitende</b></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>8. Viele
Menschen arbeiten in der Kirche mit. Es ist wichtig, dass sie über ihren
Glauben reden können. Manche machen das als Beruf („Hauptamtliche“), andere in
ihrer Freizeit („Ehrenamtliche“). Es sollen keine Menschen mehr Arbeit machen,
die nicht wichtig ist. </b></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Die Mitarbeiter
in der Kirche sind ganz wichtig. Es ist egal, ob sie hauptamtlich oder
ehrenamtlich, arbeiten. Sie haben viele Ideen, sie schenken der Kirche ihre
Zeit und ihre Kraft. Wir können nicht mehr so viele Mitarbeiter bezahlen. Deswegen
werden Ehrenamtliche viel wichtiger. Sie bekommen kein Geld für ihre Arbeit.
Wir haben in den letzten Jahren gelernt: Viele Menschen möchten in ihrer
Freizeit nicht viele Jahre lang bei der Kirche mitarbeiten. Aber sie haben
Lust, bei bestimmten Sachen mitzuhelfen. Es ist wichtig, dass sie Spaß daran haben.
Viel Arbeit kann man von außen gar nicht sehen, aber sie ist ganz wichtig. Manche
Mitarbeiter können wir nur für eine bestimmte Zeit bezahlen. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Mitarbeiter bei
der Kirche und der Diakonie sollen über ihren Glauben reden. Sie können von
sich sagen: Ich arbeite bei der Kirche, weil mir mein Glaube viel wert ist. In
der Kirche verändert sich viel. Deswegen müssen Mitarbeiter
eigen-verantwortlich arbeiten, das heißt: Sie entscheiden selbst, was sie tun
und wie sie es tun. Manche haben neue Ideen. Wir möchten, dass sie die umsetzen
können. Mitarbeitende müssen sich gegenseitig vertrauen können.</span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Alle Menschen können
manche Dinge besonders gut. Dafür sollen sie Zeit und Geld kriegen. 10% von
unserem Geld ist zum Ausprobieren da. Wer eine neue Idee hat, kann sie
umsetzen. Wenn manches davon irgendwann wieder endet, ist das nicht schlimm. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Viele Dinge
werden in Zukunft wichtiger als früher: Mitarbeiter sind für andere da. Wir loben
uns gegenseitig. Menschen tun das, was sie besonders gut können. Bestimmte
Dinge müssen alle gut können: Mit anderen zusammenarbeiten, neue Kontakte knüpfen,
eigene Entscheidungen treffen. Sie müssen auch mit dem Internet gut umgehen
können. Deswegen ist ganz wichtig: Die Kirche muss sehr gute
Fortbildungs-Angebote machen. <span style="mso-spacerun: yes;"> </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>Leitung</b></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>9. Leitung
heißt in Zukunft: Wir müssen darauf achten, dass wir mit vielen anderen
zusammenarbeiten. Wir müssen erklären, was wir tun. Und warum wir es tun. Wir
wollen anderen zeigen: Wir sind evangelisch. Früher haben in der Kirche oft die
Vorgesetzten entschieden (z. B. Bischöfe, Pfarrer, Kirchen-Vorstände), was
gemacht wird. Das muss anders werden. </b></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Wir wollen Menschen
von Jesus Christus erzählen. Er bringt uns zusammen. Wir sind verschieden.
Deswegen müssen wir viel miteinander reden, damit wir uns verstehen. Wir müssen
darüber reden, warum uns der Glaube wichtig ist. Manchmal müssen wir auch laut
sagen: Das geht nicht, weil unser Glaube es uns verbietet. Wir müssen gut
zusammenarbeiten. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Wir haben bald
weniger Geld. Deswegen müssen wir uns besser abstimmen. Verschiedene Gemeinden,
Kirchen-Kreise und Landes-Kirchen müssen besser zusammenarbeiten. Wir brauchen
nicht so viele Mitarbeiter in der Verwaltung. Dann können wir uns auch
schneller verändern. Früher hatten wir mehr Geld. Da haben wir sehr viel
gemacht. Jetzt müssen wir überlegen: Was ist wichtig? Wenn wir nicht gut
zusammen arbeiten, dann sind wir keine gute Kirche. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Im Moment
denken viele Menschen nur an ihre eigene Gemeinde. Das ist nicht gut, weil wir
so viel zu tun haben. Wir müssen auch an andere denken. An manchen Orten können
Gemeinden sich zusammenschließen. Damit sparen sie Geld und können besser
arbeiten. </span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">In der Kirche
gibt es Gruppen, die entscheiden: Was machen wir? Was lassen wir sein? Was ist
uns besonders wichtig? Sie müssen klar sagen, warum sie eine Sache entscheiden.
Es ist falsch, wenn sie nur sagen: Das war schon immer so. Manche Sachen müssen
auch anders gemacht werden als früher. <span style="mso-spacerun: yes;"> </span></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";">Strukturen</span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>10. Heute
sitzen in der Kirche viele Menschen bei Treffen zusammen und reden viel. Das
kostet Zeit und Geld. Es gibt viele Regeln. Die kennen nicht alle, deswegen
arbeiten viele Menschen in der Verwaltung. Sie achten darauf, dass alle Regeln
eingehalten werden. Auch das kostet viel Zeit und Geld. Wir möchten 15%
einsparen. Mit dem eingesparten Geld können wir neue Ideen umsetzen. </b></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Die Kirche ist
eine „Institution“. Das heißt: Sie ist so etwas wie eine Behörde oder ein Amt.
Das ist wichtig, weil Behörden viele Regeln haben. Man kann sich auf sie
verlassen. Kirche ist auch eine Firma. Sie macht Werbung und bietet etwas an.
Sie ist auch eine „Bewegung“, das heißt: Viele Menschen arbeiten in kleinen
Gruppen mit. Dort tun sie das, was vor Ort nötig ist. Alle drei Sachen
(Behörde, Firma, Bewegung) sind wichtig. </span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Die Kirche wird
weniger wie eine Behörde sein. Dann kann sie schneller entscheiden. Das ist
wichtig, obwohl sie manchmal nicht weiß: Ist das jetzt richtig? Manche in der
Kirche wollen das nicht. Sie dürfen nicht mehr so viel bestimmen. Auch die
Kirchen-Gemeinden werden anders. Sie sehen nicht mehr alle gleich aus. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Die Kirche in
West-Deutschland ist viel reicher als in Ost-Deutschland. Aber das wird sich
bald ändern. Auch die Kirche in West-Deutschland wird ärmer. Wir können von den
Kirchen in Ost-Deutschland lernen: Dort sind die Gemeinden kleiner. Aber sie
sind genauso wertvoll. Und es ist leichter, Neues auszuprobieren. Manchmal
macht die Kirche Sachen, die niemand braucht. Das soll aufhören. Und manchmal
macht die Kirche Sachen, da sagen Leute: Das tut mir gut. Hier lerne ich etwas
über Gott. Davon wollen wir mehr machen. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Das ist nicht
einfach. Wir müssen schneller entscheiden. Deswegen müssen wir uns auch besser
absprechen. Es muss klar sein: Wer entscheidet was? Aber es darf auch nicht
alles nur schnell gehen. Manche Sachen brauchen Zeit. Das wissen viele Leute
heute nicht mehr. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>EKD/Landes-Kirchen</b></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><b>11. Wenn
eine Landes-Kirche etwas machen will, dann bekommt sie dafür Geld von der EKD.
Aber es sollen nicht alle dasselbe machen. Die Arbeit soll besser verteilt
werden, und das Geld auch.</b> </span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Die Kirche hat
zwei wichtige Aufgaben in der Zukunft: Wir müssen beweglich sein. Und wir
müssen klar zeigen: Wir sind evangelisch. Die beiden Aufgaben müssen gut
aufeinander abgestimmt werden. Wenn eine Landes-Kirche etwas gut kann, dann
unterstützt die EKD das. Wenn eine Landes-Kirche etwas für andere macht, dann
bekommt sie Geld dafür. Die EKD macht nur noch bestimmte Sachen, zum Bespiel: a.
Wenn eine Sache für alle gleich wichtig ist. B. Wenn Menschen dadurch
Mitglieder werden wollen. C. Wenn die Kirche allen Menschen in Deutschland
etwas sagen will. Dafür muss die EKD gut auf die Landes-Kirchen hören. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">Die
Landes-Kirchen müssen sich gut absprechen. Nur dann weiß man: Wer kann etwas
besonders gut? Die EKD veranstaltet Treffen dafür. Das Kirchen-Amt hilft ihnen
dabei. </span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";">2017 haben wir
uns an Martin Luther erinnert. Er hat die Kirche neu gemacht. Damals gab es
große Veranstaltungen für ganz Deutschland. Und kleinere für einzelne Städte.
Das war eine gute Zusammenarbeit. </span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"> </span></p>
<h3 class="MsoNormal" style="text-align: left;"><span style="font-family: "trebuchet";"><i>Nach-Wort</i></span></h3>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i>Die Kirche
muss sich verändert, weil die Welt sich verändert. Wir müssen mutig sein. Aber wir
müssen auch Ruhe bewahren. Wir dürfen uns keinen Stress machen. </i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i> Drei Dinge
sind uns besonders wichtig: </i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i> In der Bibel
steht: Wir sind „der Körper von Jesus Christus“. Wir gehören alle zusammen, und
jeder hat eine besondere Aufgabe. Wir müssen uns deswegen gut absprechen. </i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i> In der Bibel
steht auch: Wir sind das „Volk Gottes“. Das heißt: Wir gehören zusammen. Manche
Menschen sind keine Mitglieder. Auch sie dürfen dabeisein. </i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i> In der Bibel
steht auch: Wir sind „Salz und Licht“. Das heißt: Wir reden öffentlich. Wir
möchten, dass Menschen uns zuhören. Deswegen dürfen wir nicht nur über uns
selber reden. </i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i> Durch den
Corona-Virus haben wir weniger Geld. Deswegen müssen wir jetzt etwas tun. Wir
fragen uns: Was brauchen wir? Was brauchen wir nicht mehr? Wir haben noch Geld
gespart. Damit unterstützen wir Mitarbeiter und Gemeinden. </i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i> Wenn wir Geld
für alte Sachen haben wollen, müssen wir uns fragen: Wer braucht die? Manche
alten Sachen können wir nicht behalten. Denn dann haben wir weniger Geld für
neue Sachen. </i></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i> </i></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i><br /></i></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: "trebuchet";"><i><br /></i></span></p>
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Die altehrwürdigen Holzbänke wurden aus der Kirche entfernt und an Interessierte verkauft - der finanzielle Grundstock für die neue Bestuhlung. "Flexible Sitzanordnungen passen einfach besser für uns", erklärt Meyer-Schliepenrath. <br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;">Wenn man die Kirche zu irgendeiner Tageszeit betritt, dann ist die Chance groß, dass man hier Musik hört. "Am Dienstagmorgen trifft sich der Seniorensingkreis. Danach ist die Kirche zum Üben reserviert für Studierende der Musikhochschule oder Orgelschülerinnen aus den Nachbargemeinden. Um zwölf Uhr mittags findet unter der Woche geistliche Musik statt, entweder ein kurzes Orgelkonzert oder eine Darbietung des Kammerchors in kleiner Besetzung", zählt Meyer-Schliepenrath auf. "Um 14 Uhr bieten wir zusammen mit dem Trägerverein des Offenen Ganztags musikalische Früherziehung für Grundschulkinder an. Manche von denen bleiben dann direkt zur 'Spatzenkantorei', einem unserer Kinderchöre. Um 19 Uhr probt die Hanna-Kantorei, unser großer klassischer Kirchenchor - im Moment 'Die letzten Dinge' von Louis Spohr, für unser Konzert am Ewigkeitssonntag." Und das ist nur der Dienstag. An anderen Tagen treffen sich Streichorchester, Gospelchor, eine Tanz-Meditations-Gruppe, an manchen Wochenenden ist die Kirche von Jugendlichen belagert, die ein Musical proben. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche eher projektmäßig eingebunden werden können", erklärt die Kantorin. <br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;">In der Sakristei ist eine ganze Wand den Pfarrern der Gemeinde gewidmet. Bis 1875, dem Einweihungsjahr, lässt sich die Reihe zurückverfolgen. Aus schwarzen Bilderrahmen blicken vorwiegend ältere Männer im Talar streng in den kleinen Raum. Das erste Farbfoto zeigt den letzten Pfarrer von St. Martin, der bis 2023 hier Dienst getan hat - und nicht ganz so streng guckt. Das jüngste Foto in der Reihe zeigt die Kantorin. An der pastoralen Ahnengalerie wird deutlich, was die Hanna-Gemeinde in der Altstadt von allen anderen evangelischen Kirchengemeinden in Deutschland unterscheidet. <br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;">"Die Gemeinde wird nicht von einem Pfarrer geleitet, sondern von der Kantorin", erklärt Dr. Bertha Recht, Dekanin des Kirchenkreises Wollbrück und Region. "Das ist so in der Form einmalig - zumindest für die evangelische Kirche, in jüdischen Gemeinden etwa spielt der Kantor eine weitaus wichtigere Rolle als der Rabbiner." Die Idee zu dieser besonderen Form von Gemeinde reicht bis ins Jahr 2020 zurück. "Mitten in der Coronakrise ist deutlich geworden, in welchem bisher nicht gekannten Ausmaß wir es mit Mitgliederschwund und zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen zu tun haben würden." Die Kirchenmusik an St. Martin, eins der kulturellen Aushängeschilder der Stadt, war akut bedroht - ebenso wie viele andere Gemeinden in der Region. "Es war klar: So kann es nicht weitergehen. Und wir haben gedacht: Verlieren können wir ohnehin nichts, also versuchen wir einmal, ganz neu zu denken." Weil gut gemachte Kirchenmusik immer noch Menschen begeistern kann, entschied sich der Kirchenkreis, eine Profilgemeinde der ganz neuen Art zu gründen. Leicht war das nicht, wie sich Recht erinnert. "Natürlich gab es da eine ganze Menge theologischer und rechtlicher Fragen zu klären - nach unserem Kirchenrecht muss eine Gemeinde einen Pfarrer oder eine Pfarrerin haben." Bis in die höchsten juristischen Gremien der EKD, der Evangelischen Kirche in Deutschland, wurde das Projekt interessiert, bisweilen auch kontrovers diskutiert. Nach zähen Verhandlungen gaben die Kirchenoberen schließlich im Jahr 2023 grünes Licht. "Wahrscheinlich auch mit einigem Muffensausen", schmunzelt Recht. Und mit strengen Auflagen. Eine davon war, das Projekt zunächst für eine Probezeit von drei Jahren anlaufen zu lassen - unter fachkundiger Leitung eines Kuratoriums.</span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-aDI61On5wxY/Xvu704a8FPI/AAAAAAAAN2g/1aWUJTk_NPsRJgffCSo5TqTvFWj72nBaACK4BGAsYHg/s1920/david-beale-gOsGgt4olNs-unsplash.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1280" data-original-width="1920" height="426" src="https://1.bp.blogspot.com/-aDI61On5wxY/Xvu704a8FPI/AAAAAAAAN2g/1aWUJTk_NPsRJgffCSo5TqTvFWj72nBaACK4BGAsYHg/w640-h426/david-beale-gOsGgt4olNs-unsplash.jpg" width="640" /></a></div><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;">"Die Erfahrung ist, dass Chöre und Musikgruppen in Gemeinden oft etwas darstellen, was der Kirchenreformer Philipp Jakob Spener als 'ecclesiola in ecclesia' bezeichnet hat, als 'kleine Kirche in der Kirche', also ein Treffpunkt der besonders Engagierten", weiß Dr. Jacqueline Krusowsky. Diesen ungeheuren Schatz an Engagement zu heben, war für die Professorin für Praktische Theologie an der Universität Göttingen Motivation genug, den Vorsitz im Kuratorium zu übernehmen. Auch, wenn sie mit Herzblut dabei war und ist ("Mittlerweile singe ich sogar im Sopran mit..."), hat sie gerade in den Anfangsjahren gegen viel Gegenwind ankämpfen müssen. "Das war nicht nur schön", gesteht sie. Gemeinden liefen Sturm gegen die Idee, so gut wie alle Kirchenmusik an einen Ort zu konzentrieren. Der Pfarrverein der Landeskirche reichte Klage beim Kirchengericht der EKD ein, an Krusowskys eigener Fakultät gab es eine Unterschriftensammlung, deren Urheber ein "schleichendes Aushöhlen der pastoralen Profession" befürchteten. Wieder andere hielten es für unevangelisch, eine Gemeinde zu gründen, die nur für musikalisch Interessierte interessant ist. "Die Vorstellung von einer 'Kirche für alle' hält sich hartnäckig", sagt Krusowsky, "dabei bietet auch jede andere Kirchengemeinde streng genommen nur ein Programm für ein-zwei Milieus, also für einen Bruchteil ihrer Mitglieder." <br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;">Auch intern wurde kontrovers gestritten - kein Wunder bei einem deutschland-, vielleicht sogar europaweit einmaligen Projekt. "Da war zum Beispiel die Frage, ob die Gemeinde Sonntagsgottesdienste haben muss oder nicht. Und ob es nicht doch jemand Ordiniertes braucht, um in der Gemeinde Abendmahl feiern zu können", berichtet Bertha Recht. "So ein Unsinn", empört sich Thomas Rawinger, Tenor in der Kantorei und Kirchenvorstandsmitglied der ersten Stunde, noch heute. "Wenn ich eine Bachkantate singe, dann ist das für mich geistlich genausoviel wert wie eine Predigt. Und wenn dann auf dem Chorwochenende der Wunsch entsteht, gemeinsam Abendmahl zu feiern - warum soll dann extra ein Männlein im Talar eingeflogen werden, der über dem Esspapier ein paar Worte spricht?" Wer ihm zuhört, bekommt einen kleinen Eindruck von dem gewichtigen Fragen, um die hier gestritten wurde. <br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;">Auch organisatorisch musste vieles neu gedacht werden. "Es gab ja anfangs keine Mitglieder, die Kirchensteuer zahlen", erinnert sich Krusowsky. Und das Kirchenamt hatte deutlich gemacht: Außer einer Anschubfinanzierung aus einem Innovationsfond gibt es keine Dauerunterstützung. Gelöst wurde das Problem durch ein ausgeklügeltes System: Wer in den Chören fest mitsingen möchte, muss Mitglied der Gemeinde werden und zahlt einen monatlichen Beitrag, dessen Höhe sich nach dem Einkommen richtet. "Auch Eltern, die ihre Kinder hier zur Früherziehung schicken, legen wir eine Mitgliedschaft nahe", sagt Kantorin Meyer-Schliepenrath. Gerade das sorgte in den Gemeinden für Unmut, deren Mitglieder nach St. Martin wechselten. "Da geht es um Existenzängste, um Revierverteidigung, ach, da spielt so vieles eine Rolle", seufzt Professorin Krusowsky. "Und so lange andere Gemeinden das als 'Verlust' sehen, können Sie diskutieren, so viel sie wollen. Dabei spielen wir ja sozusagen alle im selben Verein." Und einer der Gründe, warum das Kirchenamt das Projekt erlaubte, war das Anliegen, alternative Kirchenfinanzierungen auszuprobieren. Um den umliegenden Gemeinden entgegenzukommen, wurde eine pragmatische Lösung gefunden: "Statt selbst Gottesdienste am Sonntagmorgen zu feiern, gastieren Chöre und Ensembles unserer Gemeinde an zwei Sonntagen im Monat in anderen Kirchen. So bekommen auch Gemeinden, die sich keine eigenes Kantorat leisten können, eine Chance, die sie sonst gar nicht hätten." <br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;">Rund 500 Mitglieder zählt die Gemeinde heute. Deutlich weniger als die umliegenden Gemeinden. Dafür sind rund 85% der Mitglieder hier regelmäßg aktiv. Weil jedoch auch die Mitgliedsbeiträge und Einnahmen aus Konzerten nicht reichen, gibt es heute insgesamt fünf verschiedene Förder- und Unterstützerkreise. Ein kleiner Geniestreich war es, die im Unterhalt kostenintensive Kirche an einen Denkmalverein zu veräußern. Dieser überlässt der Gemeinde die Kirche für symbolische Monatsmiete von einem Euro - "aber schon die Heizkosten sind nicht zu verachten", stöhnt Dekanin Recht. Auch für andere Musikgruppen ist die Gemeinde offen. "Es muss aber klar sein: Wir vermieten nicht einfach Probenräume. Wer hier mitmachen will, verpflichtet sich auch, punktuell mit uns zusammen zu arbeiten." In der Vergangenheit sind dabei so spannende Projekte wie eine Konzertreihe mit Orgel und Percussion entstanden, und wenn Kantorin Meyer-Schliepenrath für ein Jugendmusical eine Band braucht, dann hat sie gleich drei, die sie fragen kann. <br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;">Ein weiteres Problem war die Frage nach der Besetzung der Leitungsstelle. "Uns war klar, dass wir nicht nur jemanden brauchten, der hochkarätige Kirchenmusik kann, sondern auch ausgeprägte Leitungsfähigkeiten besitzt", erklärt Kirchenvorstand Rawinger. "Und bei Frau Meyer-Schliepenrath kam beides auf eine außergewöhnliche Art und Weise zusammen." Die Kantorin winkt ab. "Wissen Sie, wenn Sie einen Chor leiten, dann lernen Sie ganz automatisch ganz viel, darüber, wie man mit Menschen arbeitet." Trotzdem ist sie froh darüber, dass der Kirchenkreis ihr zu Beginn ihres Dienstes eine Fortbildung in systemischer Organisationsberatung ermöglichte. "Da habe ich viel gelernt, von dem ich heute noch profitiere", resümiert sie. Dass sie insgesamt weniger Musik macht als auf einer normalen Kantorenstelle, ist für sie kein Nachteil. "Das ist ja in jedem Beruf so. Und außerdem verstehe ich meine Arbeit durchaus als Dienst an der Kirchenmusik - nur eben an teilweise anderer Stelle." Durch die solide Finanzierung kann die Gemeinde außerdem andere Musiker*innen beschäftigen, die Chöre leiten und Unterricht geben. Die Experimentierfreudigkeit der Gemeinde hört hier allerdings noch lange nicht auf.<br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;">"Das machen wir nochmal bitte", ruft Stephan Apogeseks und schaut mit gespielter Strenge über den Rand seiner Hornbrille. Das kleine Orchester, das vor ihm sitzt, sieht anders aus, als man das von Orchestern in der Regel gewohnt ist. Viele tragen zerschlissene Kleidung, neben einem Blockflötisten steht ein Einkaufswagen voller Pfandflaschen. "Ich arbeite hier mit Straßenmusikern im wahrsten Sinne des Wortes", eklärt der 32-jährige. Apogeseks ist Musikdiakon, das heißt, er hat nach seinem Studium der Kirchenmusik auch eine Ausbildung zum Diakon absolviert und arbeitet mit Bedürftigen. Wobei er selbst dieses Wort ablehnt: "Ich frage danach, was die Leute zu geben haben. Und was sie verwirklichen wollen." Für das Obdachlosenorchester, dessen Mitgliedern ein Musikgeschäft gebrauchte Leihinstrumente zur Verfügung stellt, hat der Musikdiakon Werbung bei der Tafel gemacht. Manche von ihnen können keine Noten lesen, andere können besser mit ihrem Instrument umgehen als Apogeseks selbst. Petrej Iwanowitsch zum Beispiel war in seiner Heimat Konzertgeiger. In Deutschland hat er meist in der Fußgängerzone gespielt, nun unterstützt er Apogeseks im Orchester. Für ihn ist die ehrenamtliche Arbeit eine willkommene Angelegenheit, die Musik nicht völlig aus dem Blick zu verlieren und zugleich seine Liebe zur Kunst weiterzugeben. "Menschen brauchen nicht nur Geld und Brot, um zu leben", sagt er nachdenklich. "Was sind wir ohne Kultur? Wir ermöglichen hier ein Stück geistliches Überleben." In der Adventszeit besuchen Apogeseks und Iwanowitsch mit ihrem Orchester und einem kleinen Projektchor die Seniorenheime der Umgebung. "Kulturelle Diakonie", so nennt Professorin Krusowsky das. "Wir haben nach ein paar Jahren eingesehen: Wir sind hier mitten in der Innenstadt. Die Not liegt quasi vor der Tür. Da haben wir uns gefragt: Was können wir mit dem, was wir haben und was wir sind, unserem diakonischen Auftrag gerecht werden?" <br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div style="text-align: justify;"><span style="font-family: inherit;">Eine ältere Dame betritt die neobarocke Kirche, in der es gerade ausnahmsweise ruhig ist. Sie verzieht das Gesicht, als sie die frisch lackierten Stühle riecht und sieht. "Das soll eine Kirche sein?", grummelt sie vor sich hin. Dasselbe, das bis heute Leute fragen, wenn sie hören, dass die Hanna-Gemeinde keinen Pfarrer hat. "Das ist für die Leute auch nach Jahren noch ein Thema", lacht Kantorin Meyer-Schliepenrath, die vor Diskussionen nicht zurückschreckt. "Manchmal, wenn Menschen sich wirklich auf ein Gespräch einlassen, entstehen dabei interessante Unterhaltungen darüber, was Kirche eigentlich ist. Und über das Priestertum aller Gläubigen." Dann verabschiedet sich Meyer-Schliepenrath. Sie muss ein Gespräch mit dem Kirchenvorstand führen und einen Streit zwischen Gemeindegruppen schlichten: Die Leiterin des Seniorenchors hat sich beschwert, dass die Jugendband ihre Instrumente nicht richtig wegräume und beim letzten gemeinsamen Konzert außerdem viel zu laut gespielt habe. In mancher Hinsicht ist die Hanna-Gemeinde in St. Martin dann doch auch eine sehr normale Gemeinde. <br /></span></div>Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-42730566296416099532020-06-27T10:40:00.001+02:002020-06-27T10:40:43.005+02:00Austherapiert. Plädoyer für eine palliative Ekklesiologie
<br />
<h4 class="MsoNormal" style="text-align: left;">
<span style="font-size: large;"><span style="font-family: "Arial", sans-serif;">Aus Anlass der <a href="https://www.evangelisch.de/inhalte/171875/27-06-2020/deutlicher-anstieg-bei-kirchenaustritten-2019">letzten Kirchenaustrittsstatistik</a></span></span></h4>
<div class="MsoNormal" style="text-align: left;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: left;">
<span style="font-family: "Arial",sans-serif; font-size: 9.0pt; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Disclaimer: Ich schreibe das hier nicht so gern.
Vielleicht ist es deswegen auch so lang geworden. Ich bin Pfarrer der
evangelischen Landeskirche, und ich bin das gern. Ich finde meine Kirche gut,
auch, wenn mir das, was sie glaubt, meistens besser gefällt als das, was sie so
macht. Die Meldungen zur Kirchenaustrittsstatistik wecken in mir
Existenzängste, und dabei weiß ich, dass mich das alles nicht auch nur
ansatzweise so schwer treffen würde wie abertausend andere. Aber ich bin eben
auch überzeugt davon, dass Glauben heißt, realistisch zu leben. Dass meine
Religion, mein Glaube, meine Theologie Antworten auf meine Fragen und Ängste
haben. Und mein Blick auf das Leben ist maßgeblich von palliativer Arbeit
geprägt worden, als Seelsorger und als Angehöriger. Daher der folgende Text. </span></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-unnNsTCid1I/XvcEfezcNNI/AAAAAAAAN2A/uAsvNWFF2-IYyPVkvTtjZDyNPJ3Sh2neACLcBGAsYHQ/s1600/karim-manjra-6iM5GOht664-unsplash.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="940" data-original-width="1600" height="376" src="https://1.bp.blogspot.com/-unnNsTCid1I/XvcEfezcNNI/AAAAAAAAN2A/uAsvNWFF2-IYyPVkvTtjZDyNPJ3Sh2neACLcBGAsYHQ/s640/karim-manjra-6iM5GOht664-unsplash.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span>Photo by <a href="https://unsplash.com/@karim_manjra?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditCopyText">Karim MANJRA</a> on <a href="https://www.blogger.com/s/photos/grief?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditCopyText">Unsplash</a></span></td></tr>
</tbody></table>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<span style="font-family: "Arial",sans-serif; font-size: 16.0pt; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;"></span></div>
<div class="MsoNormal">
<i><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;">„Austherapiert“. Der Arzt schließt Herr Müllers Krankenakte. Frau
Müller tastet nach der Hand ihres Mannes. Der murmelt das komische Wort vor
sich hin. „Austherapiert.“ „Ja, was heißt das denn?“ fragt Frau Müller hilflos.
Der Arzt putzt seine Brille etwas umständlich am Zipfel seines weißen Kittels
ab. „Das heißt, dass unsere medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Wir können
nichts tun, um Ihre Krankheit zu heilen oder auch nur ernsthaft zu verlangsamen.“
Dann sucht er Herr Müllers Blick. „Das heißt, dass Sie sterben werden.“ Frau
Müller zuckt zusammen. Herr Müller nickt kaum merklich. „Wie lange habe ich
noch?“ bringt er leise hervor. Der Arzt zuckt mit den Schultern, schüttelt den
Kopf. Blättert noch einmal in der Krankenakte. „Nicht mehr lange“, sagt er.</span></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Die Kirche<a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftn1" name="_ftnref1" style="mso-footnote-id: ftn1;" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="mso-special-character: footnote;"><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Arial",sans-serif; font-size: 11.0pt; mso-ansi-language: DE; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">[1]</span></span></span></span></a>
ist austherapiert. Sie wird sterben. Und nicht irgendwann in unbestimmter
Zukunft, so wie alles irgendwann an ein Ende kommt, sondern in absehbarer Zeit.
An was genau sie sterben wird, weiß man gar nicht so richtig. Sie ist schon
länger krank, hat alle möglichen Wehwehchen und auch ernsthaftere Leiden und
die eine oder andere Verletzung angesammelt, manche davon für sich genommen
schon potenziell lebensbedrohlich. Viele hinzugerufene Expert*innen (in
Deutschland ist die Kirche noch Privatpatientin) haben seit Jahrzehnten ihre
jeweiligen Fachgebiete für entscheidend gehalten und entsprechende Therapien
verordnet: Konservative („Die Kirche muss frömmer werden!“), invasive („Aus
unternehmensberaterischer Sicht empfehlen wir…“) und alternative Methoden („Die
Kirche muss bunter werden“). Fastenkuren („Die Kirche sollte weniger…“), Reproduktionsmedizin
(„Wir müssen die Familien stärken und mehr für die Taufe werben“), Aufstellungstherapie
(„Die Kirche müsste mehr in die politische Mitte!“), Logopädie („Wir müssen die
Predigt verbessern“) und Krankengymnastik („Die Kirche muss beweglicher werden“).
Frischluftkuren („Die Kirche muss raus zu den Menschen“) und alles Mögliche
andere. Jetzt kommt auch noch Corona, das bekanntlich für Patient*innen mit
Vorerkrankungen besonders gefährlich ist.<a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftn2" name="_ftnref2" style="mso-footnote-id: ftn2;" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="mso-special-character: footnote;"><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Arial",sans-serif; font-size: 11.0pt; mso-ansi-language: DE; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">[2]</span></span></span></span></a>
</span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Am Bett, das sich immer stärker als Sterbe-,
denn als Krankenbett erweist, sitzen Angehörige und trauern auf die je eigene
Art und Weise, wie Angehörige und Betroffene das eben tun. Manche wollen es
immer noch nicht wahrhaben und googeln frenetisch nach noch einem Experten,
nach noch einer Therapie, nach noch einer All-In-Lösung, die alles irgendwie
wegzaubert. Andere sind schnell in die Wutphase gekommen und suchen vor allem „den“
Schuldigen. Kommen diese Menschen aus der Gemeinde, sind es „die da oben“ schuld,
also Kirchenkreise, Landeskirchen oder EKD, die alles kaputt sparen. Kommen sie
aus nicht-gemeindlichen Kontexten, sind es die Gemeinden Schuld, die viel zu
stark auf sich selbst bezogen sind und die klugen Konzepte nicht umsetzen, die
man ihnen vorlegt. Sind die Wütenden jünger, liegt es aus ihrer Sicht an den
Alten, die den Karren in den Dreck gefahren haben. Und so weiter. Die Suche
nach Schuldigen ist ein emotionaler Reflex, den man kaum vermeiden kann, weil
wir Menschen nun einmal so ticken. Sie ist eher Ausdruck von nachvollziehbaren
Gefühlen, keine ernsthafte Ursachenforschung. Eine solche bringt ohnehin wenig,
denn es ändert ja nicht viel daran, dass man mit der gegenwärtigen Situation umgehen
muss.<a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftn3" name="_ftnref3" style="mso-footnote-id: ftn3;" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="mso-special-character: footnote;"><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Arial",sans-serif; font-size: 11.0pt; mso-ansi-language: DE; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">[3]</span></span></span></span></a></span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;">„Aber Herr Doktor“, sagt Frau Müller mit tränenerstickter Stimme, „können
Sie denn gar nichts mehr für meinen Mann tun?“ Der Arzt putzt sich noch einmal
die Brille. Dann sagt er: „Unsere medizinische Kenntnis reicht nach heutigem
Stand nicht aus, um die Krankheit Ihres Mannes zu heilen oder nennenswert zu verlangsamen.“
„Ich will auch nicht ewig am Tropf hängen“, wendet Herr Müller ein und erinnert
an seine Patientenverfügung, die seiner Frau gerade herzlich egal ist. Der Arzt
nickt. „Aber wir können all unser Wissen dafür einsetzen, dass die letzte Zeit so
schmerzfrei, unkompliziert und würdevoll wie möglich gestaltet werden kann. Ich
würde daher gern schnellstmöglich einen Termin mit unserem Palliativ-Team
vereinbaren.“ Er reicht Herrn Müller eine Broschüre. Auf der zweiten Seite steht
erklärend: „Die Palliativmedizin widmet sich der Behandlung und Begleitung von
Patienten mit einer nicht heilbaren, progredienten und weit fortgeschrittenen
Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung sowie der Begleitung ihrer
Angehörigen. Die Palliativmedizin bejaht das Leben und sieht das Sterben als
einen natürlichen Prozess. Sie lehnt aktive Sterbehilfe ab.“<a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftn4" name="_ftnref4" style="mso-footnote-id: ftn4;" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="mso-special-character: footnote;"><span class="MsoFootnoteReference"><b style="mso-bidi-font-weight: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 11.0pt; mso-ansi-language: DE; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin; mso-hansi-theme-font: major-bidi;">[4]</span></b></span></span></span></a></span></i><i><span style="font-family: "Times New Roman",serif; font-size: 12.0pt; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;"></span></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Die Hinwendung zur Palliativmedizin markierte
einen starken Richtungsumschwung in der Schulmedizin, die, etwas hemdsärmelig
gesagt, vor allem auf Lebensverlängerung ausgerichtet war. Die früh Engagierten
dieser Bewegung erkannten das Befreiende im Akzeptieren des Unvermeidlichen –
was ihnen von Kolleg*innen nicht selten den Vorwurf einbrachte, sie würden
ihren hippokratischen Eid verraten, obwohl klar war, dass es nicht um
Sterbehilfe, sondern um Sterbebegleitung ging. <i>Palliative Care</i> bedeutet einen
Abschied von menschlichen und medizinischen Allmachtsfantasien, sie rechnet mit
dem Tod als unvermeidliche Konsequenz des Lebens und sieht die Aufgabe der Begleitung
darin, nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben zu geben. Deswegen
arbeitet <i>Palliative Care</i> multiprofessionell: Die Ärztinnen bringen ihre
Expertise dadurch ein, dass sie wirksame Schmerztherapien entwickeln,
Pflegekräfte unterstützen durch eine Versorgung, die einen so angenehmen
Aufenthalt wie möglich in der letzten Lebensphase gewährleistet, und Seelsorgende
helfen Sterbenden dabei, loszulassen, ihre Dinge zu ordnen und in Frieden und
Würde Abschied zu nehmen. </span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;">Die nächsten Wochen vergehen schnell. Herr Müller ist in einem
hellen, freundlichen Einzelzimmer untergebracht. Überhaupt hätten sie sich die
ganze Station, auf der er liegt, ganz anders vorgestellt. „Ich dachte immer,
auf so einer Sterbestation muss es ganz traurig zugehen“, sagt Frau Müller beim
Kaffeeholen zu einer der Schwestern. Die lacht. Und auch Herr und Frau Müller
lachen zwischendurch. Und führen Gespräche, die anders sind als früher. „Ich
bin so stolz auf dich, wie du das hier alles erträgst“, sagt sie eines Tages zu
ihm. Er sieht sie lange an, mit blanken Augen. „Du hast mir noch nie gesagt,
dass du stolz auf mich bist“, sagt er, und eine Träne kullert ihm über die
Wange. Zusammen geweint, das haben sie noch nie gemacht. Das ist neu. Und es tut
gut. Der Zustand von Herrn Müller verschlechtert sich rapide. Irgendwann kann
er nicht mehr aufstehen, das Reden, das Wachbleiben, Dinge in der Hand zu
halten, all das fällt zunehmend schwerer. Frau Müller bekommt von einer Schwester
gezeigt, wie sie ihm den Mund mit nassen Wattestäbchen auswischen kann. So
kommt er sogar noch an ein Bierchen. Er lächelt sie an, und es kostet ihn
unendlich viel Kraft. – Der Tag, an dem Herr Müller stirbt, ist ein sonniger. Lange
bleibt sie an seinem Sterbebett sitzen, denkt an Schönes und Schroffes zurück.
Am Abend sagt sie ihrer Schwägerin am Telefon: „Ich weiß gar nicht, was ich
machen soll…“ Sie sucht nach Worten. „Wie soll das Leben ohne meinen Harry
gehen? Aber… diese letzte Zeit, die war…“ sie senkt die Stimme und flüstert: „Irgendwie
auch schön. Die hat uns nochmal näher zusammengebracht.“ Beide weinen ein bisschen
am Telefon, dann ruft Frau Müller den Bestatter an. </span></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<h3 class="MsoNormal">
<span style="font-size: x-large;"><span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Unsortiertere Gedanken zu einer palliativen
Ekklesiologie </span></span></h3>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpFirst" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman";"><span style="mso-list: Ignore;">-<span style="font: 7.0pt "Times New Roman";">
</span></span></span><span dir="LTR"></span><span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Palliative
Ekklesiologie meint eine Lehre von der Kirche, die nicht nur mit dem Abbau
einzelner Gemeinden, sondern auch mit dem <b>Ende der Kirche in der uns bekannten
Form rechnet</b>. Es gibt ohnehin keine biblisch fundierte Lehre von einer ewigen
Kirche<a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftn5" name="_ftnref5" style="mso-footnote-id: ftn5;" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="mso-special-character: footnote;"><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Arial",sans-serif; font-size: 11.0pt; mso-ansi-language: DE; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">[5]</span></span></span></span></a>,
geschweige denn in einer bestimmten Organisationsform. Wie die frühen
Palliativpioniere werden auch ihre Vertreter*innen sich den Vorwurf gefallen
lassen müssen, dass sie ihren Auftrag verraten. Das ist durchzustehen, denn
auch hier sind unvermeidliche und notwendige Emotionen am Werk, und auch hier
geht es darum, Allmachtsfantasien<a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftn6" name="_ftnref6" style="mso-footnote-id: ftn6;" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="mso-special-character: footnote;"><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Arial",sans-serif; font-size: 11.0pt; mso-ansi-language: DE; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">[6]</span></span></span></span></a>
aufzugeben. </span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpFirst" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;"><br /></span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman";"><span style="mso-list: Ignore;">-<span style="font: 7.0pt "Times New Roman";">
</span></span></span><span dir="LTR"></span><span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Palliative
Ekklesiologie entlastet dadurch von der unweigerlich zum Verzweifeln führenden
Suche nach dem Heiligen Gral in Form eines einzelnen Rezepts, durch das alles
wieder gut wird. Sie gesteht sich die Unumkehrbarkeit der Entwicklungen der
letzten Jahrzehnte ein und <b>befreit so zu einem Blick auf ein neues Ziel</b>: Das
Ende würdevoll zu gestalten. </span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<br /></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman";"><span style="mso-list: Ignore;">-<span style="font: 7.0pt "Times New Roman";">
</span></span></span><span dir="LTR"></span><span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Palliative
Ekklesiologie stellt die <b>unbedingte Würde des Sterbenden</b> in den Mittelpunkt. Die
Suche nach der individuellen Schuld des Sterbenden an seinem Schicksal hat in
diesem Bestreben keinen Platz, weil sie entwürdigend und irreführend ist: Das
Sterben ist die unvermeidliche Konsequenz des Lebens. Palliative Ekklesiologie
ist daher realistischer und vor allem gnädiger als alle kybernetischen Modelle,
die einseitig auf Wachstum, Innovation oder zumindest Besitzstandswahrung
abzielen.</span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;"><br /></span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman";"><span style="mso-list: Ignore;">-<span style="font: 7.0pt "Times New Roman";">
</span></span></span><span dir="LTR"></span><span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Palliative
Ekklesiologie bejaht das Leben, das heißt: Sie leistet <b>keine Sterbehilfe</b>. Sie
ermöglicht es, funktionierende Teilsysteme zu erhalten und zu fördern –
einzelne Gemeinden, einzelner Regionen können aufgrund ihrer Nachhaltigkeit
auch den volkskirchlichen Systemkollaps überleben und in anderer juristischer
Form weiterbestehen. Es gibt keinen Grund und keine ethische Grundlage dafür,
in solchen Fällen alle Stecker zu ziehen und die Geräte abzuschalten. Zugleich
schärft sie den Blick dafür, dass Maßnahmen, die auf eine rein quantitative
Lebensverlängerung abzielen, nicht die einzige und vor allem nicht die
wünschenswerteste Lösung darstellen. </span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;"><br /></span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman";"><span style="mso-list: Ignore;">-<span style="font: 7.0pt "Times New Roman";">
</span></span></span><span dir="LTR"></span><span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Palliative Ekklesiologie
weiß um die ungeheure <b>emotionale Intensität</b>, die eine bewusst gestaltete letzte
Lebensphase haben kann. In der bullshitfreien Zone rund um das nicht mehr
länger verleugnete Lebensende wird Raum frei für Aufarbeitung, für das Benennen
persönlicher Schuld und für Vergebung, für das Ordnen der Dinge, für manchmal
völlig neue Formen der Nähe. Es klingt paradox, aber: Die letzte Zeit ist von
Trauer und Abschied durchfurcht, aber sie kann auch wunderschöne und intensive
Momente bereithalten, die die Sicht der Überlebenden auf das Leben für immer
verändern. </span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;"><br /></span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman";"><span style="mso-list: Ignore;">-<span style="font: 7.0pt "Times New Roman";">
</span></span></span><span dir="LTR"></span><span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Palliative
Ekklesiologie braucht wie Palliative Care <b>multiprofessionelle Perspektiven</b>. Sie
kann Erkenntnisse und Kompetenzen aus der freien Wirtschaft aufnehmen (Exnovation,
Change Management), Ansätze und Methoden aus Therapie und Beratung (Trauerbegleitung,
Ritualforschung) integrieren und braucht einen verlässlichen ethischen Kompass,
um an der äußersten Grenze verantwortungsvoll navigieren zu können. </span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<br /></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman";"><span style="mso-list: Ignore;">-<span style="font: 7.0pt "Times New Roman";">
</span></span></span><span dir="LTR"></span><span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Palliative
Ekklesiologie kann die <b>öffentliche Relevanz </b>von Theologie, Spiritualität und
christlichem Glauben deutlich machen, indem sie Vorbild ist für den würdevollen
Abbau anderer verdienter und traditionsreicher Institutionen, die ihr Lebensende
erreicht haben. Dieses Potenzial hat allerdings deutliche Grenzen, denn: </span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;"><br /></span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpLast" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-fareast-font-family: "Times New Roman";"><span style="mso-list: Ignore;">-<span style="font: 7.0pt "Times New Roman";">
</span></span></span><span dir="LTR"></span><span style="font-family: "Arial",sans-serif; mso-ascii-theme-font: minor-bidi; mso-bidi-font-family: Arial; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-bidi;">Palliative
Ekklesiologie zieht ihre Motivation und ihre Begründung ultimativ aus dem
<b>Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi.</b> Christus ist gestern und heute und
auch in Ewigkeit derselbe. Dadurch verliert der Wandel der kirchlichen
Organisationsformen trotz aller Trauer seinen Schrecken. Schuldlosigkeit ist
nicht durch ein sündenfreies Leben, sondern nur durch Gottes Versöhnungsangebot
zu haben. Daher braucht es keine Illusion, irgendeine Organisationsform der
Kirche könnte oder müsste jemals perfekt sein. Das öffnet sogar gedankliche
Räume, die zum „fröhlichen Sündigen“ (M. Luther), zumindest zum wilden
Experimentieren einladen. Christus ist nach seinem Tod auferstanden, und er zieht
alle mit sich. Palliative Ekklesiologie kann damit rechnen, dass Gott nach
Abschied, Sterben und Tod Neues schafft. Und dass das Zweite erst nach dem
Ersten kommen kann. Ohne freien Fall keine Erfahrung: Ich bin getragen. Ohne Umkehr
keine neuen Perspektiven. Ohne Sterben keine Auferstehung. </span></div>
<div style="mso-element: footnote-list;">
</div>
<div style="mso-element: footnote-list;">
<br clear="all" />
<hr align="left" size="1" width="33%" />
<div id="ftn1" style="mso-element: footnote;">
<div class="MsoFootnoteText">
<span style="font-size: x-small;"><a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftnref1" name="_ftn1" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;"><span><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman", serif;">[1]</span></span></span></span></span></a><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;"> Gemeint ist
hier wie im Übrigen nicht die Kirche als theologische und damit zumindest in
Teilen theoretische Größe, sondern der in Deutschland volkskirchlich verfasste
Mainstream-Protestantismus.</span></span></div>
<span style="font-size: x-small;">
</span></div>
<span style="font-size: x-small;">
</span><div id="ftn2">
<div class="MsoNormal">
<span style="font-size: x-small;"><a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftnref2" name="_ftn2" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman", serif;"><span><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman", serif;">[2]</span></span></span></span></span></a><span style="font-family: "Times New Roman", serif;"> Aber
schon vorher dürfte klar geworden sein: Keine dieser Therapievorschläge wird
die Volkskirche in entscheidender Breite retten. Einzelne Gemeinden werden
sicherlich von temporären Aufbrüchen profitieren können, aber aufs Ganze
gesehen sind das Erfolge bei der Symptombehandlung.<span class="MsoFootnoteReference"><span><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman", serif;">[2]</span></span></span></span>
Es ist rein rechnerisch nicht möglich. In Formulierungen ausgedrückt, die
derzeit in aller Munde ist: Um eine Volkskirche bundesdeutscher Dimension mitgliedermäßig
bloß stabil zu halten, müssen a) die Geburten die Todesfälle ausgleichen (was
sie nicht tun). Und selbst, wenn das der Fall wäre, müsste b) der
Reproduktionsfaktor bei 1.0 liegen. Das hieße zum Beispiel, wenn man keine
Nicht-Mitglieder von außen anwirbt (was die Kirche nicht tut), dass ein
evangelisches Elternpaar ihre Kirchenbindung an zwei Kinder weitergeben muss,
und zwar dauerhaft. Da schon die erste Bedingung nicht zutrifft, ändert die
zweite, so sie denn gegeben wäre, auch nichts am Abwärtstrend, und der ist so
gewaltig, dass keine Erweckungsbewegung in einer historisch bekannten Größe das
ausgleichen könnte. </span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;"></span><a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftnref3" name="_ftn3" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman", serif;"><span><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman", serif;">[3]</span></span></span></span></span></a><span style="font-family: "Times New Roman", serif;"> Ein
kleiner Exkurs: Oft fordern Gemeinden (und hier oft Pfarrer*innen) mehr
Personal, vor allem mehr Pfarrer*innen. Viele fürchten sich vor der
Unüberschaubarkeit von Gemeindegrößen, die mit einer Pfarrstelle pro dreitausend
(oder, auf den Inseln der Seligen, zweitausend) Mitgliedern rechnen.
Hintergrund ist die Annahme, dass mehr Pfarrer*innen mehr Kontaktfläche zur
Kirche bieten und sich dadurch die Kirchenbindung verbessert. Es gibt aber gute
Gründe dafür, dass die Annahme falsch ist. Erstens ist die Arbeit dadurch nicht
zwingend gemeindeorientierter (wer mit einem Orgel-Agende-alte
Leute-Sonntagsmorgengottesdienst nichts anfangen kann, dem ist es egal, ob er
sich „seine“ Pfarrperson mit 1000, 2000 oder 3000 anderen teilt. Zweitens sind
Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge nicht ganz so einfach. Wer sich entscheidet,
sein Kind nicht taufen zu lassen, tut das ja nicht, weil er oder sie keinen
Termin mit der Pfarrperson bekommt (zumindest die allermeisten nicht), sondern
weil sich nicht erschließt, wozu das gut sein sollte. Drittens zeigt die
Historie, dass die Entwicklung der Pfarstellensituation alles andere als
singulär ist: In Preußen waren um die vorletzte Jahrhundertwende Pfarrer
durchschnittlich für rund 2.500 Gemeindeglieder zuständig. Das sind absolute
Durchschnittswerte mit deutlichen Ausreißern nach oben und unten, beschreiben
aber trotzdem eine Situation, die unserer nicht unähnlich ist. Und: Dort, wo
Pfarrer nur für rund 700 Menschen zuständig waren, haben sie pro Jahr
proportional genauso viele Konfirmationen wie ihre Kollegen mit dreitausend
oder mehr Gemeindegliedern. Und das sind ziemlich wenige, wenn man bedenkt,
dass die Taufquote durchgehend bei 93–99% liegt. – Das sind jetzt etwas aus der
Hüfte geschossene Schlussfolgerungen, aber die Zahlen sind verlässlich und
nachzulesen bei Oliver Janz, Bürger besonderer Art. Evangelische Pfarrer in
Preußen 1850–1914 (VhHKB 87), Berlin u. a. 1994, 509ff.</span></span></div>
</div>
<div id="ftn3">
</div>
<span style="font-size: x-small;">
</span><div id="ftn4">
<div class="MsoFootnoteText">
<span style="font-size: x-small;"><a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftnref4" name="_ftn4" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;"><span><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman", serif;">[4]</span></span></span></span></span></a><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;"> <a href="https://www.dgpalliativmedizin.de/allgemein/ueber-uns.html">https://www.dgpalliativmedizin.de/allgemein/ueber-uns.html</a>.
Es gibt andere und umfassendere Definitionen, aber für diesen Kontext reicht
sie aus.</span></span></div>
</div>
<span style="font-size: x-small;">
</span><div id="ftn5">
<div class="MsoFootnoteText">
<span style="font-size: x-small;"><a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftnref5" name="_ftn5" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;"><span><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman", serif;">[5]</span></span></span></span></span></a><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;"> Diesen Irrtum
lutherischer, katholischer und orthodoxer Ekklesiologie hat Karl Barth korrigiert,
vgl. Christengemeinde und Bürgergemeinde, in: Ders., Rechtfertigung und Recht.
Christengemeinde und Bürgergemeinde, Zürich ²1979 (Theologische Studien 104), 53.</span></span></div>
</div>
<span style="font-size: x-small;">
</span><div id="ftn6" style="mso-element: footnote;">
<span style="font-size: x-small;">
</span><div class="MsoFootnoteText">
<span style="font-size: x-small;"><a href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=2318635393344470376&useLegacyBlogger=true#_ftnref6" name="_ftn6" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;"><span><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "Times New Roman", serif;">[6]</span></span></span></span></span></a><span style="font-family: "Times New Roman",serif; mso-ascii-theme-font: major-bidi; mso-bidi-theme-font: major-bidi; mso-hansi-theme-font: major-bidi;"> Selbst bei
Gemeindegrößen von 500 Mitgliedern pro Pfarrperson ist es eine Illusion, diese
könnte mit allen Mitgliedern persönlichen Kontakt pflegen, geschweige denn
einen emotional und theologisch-geistlich gehaltvollen.</span></span></div>
</div>
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<br />
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<br />
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">In
meiner Familie gibt es nichts großes Altes.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Außer
meiner Großtante Erna, die den Erzählungen nach noch mit 92 einsachtzig ohne Schuhe
maß, aber sie ist schon zehn Jahre vor meiner Geburt verstorben.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Es gibt
keine alten Möbel.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die
mussten bleiben, damals,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">als die
Generationen vor mir sich aufmachten.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Vielleicht
steht irgendwo in Schlesien noch ein wuchtiger Bauernschrank, in der meine
Urgroßeltern ihre Kleidung „für gut“ aufbewahrten.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Vielleicht
steht irgendwo in Schweden noch ein Holzofen in Kleinwagengröße.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Das
mannshohe Küchenbüffet mit dem großen Bonbonglas im obersten Regal</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">ist
verbrannt beim Angriff auf Barmen,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">als die
Bomber über Ronsdorf kamen und niemand sie kommen sah.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Eine
uralte oder zumindest alte oder zumindest so aussehende Familienbibel ist
verschwunden,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">als
meine Oma mit ihrer Schwester damals das Erbe aufteilte.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Du
kriegst was, ich kriege was.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Am Ende
waren die Bibel und zwei WMF-Töpfe übrig,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und Oma
durfte zuerst wählen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Als
keine Bomber mehr flogen,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">als
meine Großeltern das Wirtschaftswunder wahr werden sahen,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">als die
Hamstertouren ein Ende hatten</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und sie
mit eigenen Händen ein eigenes Haus bauten,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">auf
eigenen Füßen standen in den eigenen vier Wänden,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">verschwanden
die letzten alten Möbel.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Es
musste Neues her</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">um den
vielen Platz zu füllen</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und zu
zeigen, sich selbst und anderen: Wir haben es geschafft.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Möbel,
die nach massiver Eiche aussahen, aber viel leichter waren. Und preiswerter.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die
Platz boten für Farbfernseher, Barfach,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">für
Wunderapparate, die ein einfacheres Leben versprachen</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
dieses Versprechen auch hielten.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Waschmaschine,
Spülmaschine, Tiefkühltruhe.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und die
alte Bettwäsche aus der Aussteuerkiste ging ans Rote Kreuz</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">oder
gleich an die Verwandten</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">drüben
in der kalten Heimat,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">weil
sie ohnehin nicht in die Waschmaschine durfte,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und die
Bleikristallgläser,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">die
nicht in die Spülmaschine konnten</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und in
die keine Kullerpfirsiche reinpassten,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">wanderten
zum Sperrmüll,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">so wie
die Einweckgläser und der Wäschezuber.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Als ich
in meine erste eigene Wohnung zog,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">hatte
ich nur ein paar Möbel aus dem großen blaugelben Möbelhaus.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und
weil die Möbel billig waren.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und
leicht zu transportieren</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">beim
nächsten Umzug und nächsten und übernächsten.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Praktisch.
Und ein bisschen schade,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">weil
die glatten Oberflächen keine Geschichten erzählten,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">weil
der vom ersten HiWi-Lohn gekaufte Schreibtisch</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">mich
mit niemandem verband, der früher daran gesessen hatte.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und
weil die Möbel sich sehr schnell abnutzten.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Mein
erstes altes Möbelstück war ein Küchenbüffet vom Sperrmüll.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Mit
vereinten Kräften abends durch die halbe Stadt getragen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">In den
Semesterferien abgeschleift und geölt</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und mit
neuen Griffen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Beim
Umzug ziemlich schwer.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Mittlerweile
sind Regale aus alten Weinkisten dazugekommen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und ein
Gewürzregal vom Flohmarkt in Schweden.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und ein
paar alte Blechdosen, Knäckebrot, Hustenpastillen,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">aus den
20ern.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die
halten immer noch.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und so
langsam kaufe und sammle ich mir Geschichte zusammen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Dinge,
die vorher anderen Leuten gehört haben.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die mir
ihre Geschichten erzählen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und die
vielleicht nach mir noch jemandem gehören,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">der
seine Geschichte zu meiner dazulegt.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich
habe auch wieder Einweckgläser. Neue und ein paar alte.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Früher
haben Oma und Opa Marmelade gemacht, weil es so viele Kirschen gab.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Jetzt
kaufe ich Kirschen, um Marmelade zu kochen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Auch,
wenn die Arbeitsabläufe sich umkehren,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">auf dem
Brötchen schmeckt es gleich.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Nach
Sommer und Rot und Sonne und Grün und barfuß im Gras und knarrenden Leitern,
auf deren Stufen schon längst die Farbe abgeplatzt ist.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">In
meiner Familie gab es auch nichts Religiöses von früher.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Keine
Tischgebete,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">keine
gefalteten Hände,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">kein
Kreuz,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">keinen
Herrgottswinkel,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">keine
Lieder mit alten, knorrigen Wörtern.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Keine
Bibel, dafür WMF-Töpfe.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Es gab
ein altes Soldatengesangbuch.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">In das
legte Opa jeden Heiligabend einen Geldschein</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
eine Schuppe vom Karpfen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Warum
auch immer.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">In den
Raunächten wanderte er in meine Spardose.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Der
Geldschein also.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Als ich
anfing zu studieren,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">hatte
ich wenig Religiöses an der Hand.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ein
bisschen Lobpreis und Sacro-Pop,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">ein
paar irische Segenswünsche</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">aus dem
Jugendgottesdienst.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Selbst
zusammengesucht, leicht zu handhaben.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Herr,
deine Liebe ist wie Gras und Ufer…</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ins
Wasser fällt ein Stein…</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">May the road rise to meet you…</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich
habe sie noch.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Meinen
Schreibtisch von IKEA übrigens auch.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Sie
sind praktisch.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und sie
sind Teil meiner Geschichte.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Aber
wenn ich jetzt einen neuen Schreibtisch brauchte,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">würde
ich wahrscheinlich woanders hingehen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Auf den
Flohmarkt, zu ebay-Kleinanzeigen,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">zum
Schreiner im Uellendahl,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">der
auch Entrümpelungen macht</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und in
seiner Schreinerei hinten eine kleine Schatzkammer hat,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">von der
nur wenige wissen, obwohl jeder rein darf,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">mit
alten Sachen, die es schon lange gibt und noch lange halten.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wenn
ich jetzt Worte für mein Herz brauche,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">bleiben
<i>Feiert Jesus</i> und <i>Lebenslieder plus</i> im Schrank.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und ich
greife daneben</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">zu
Rilke</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
Claudius</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
Klepper</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
Gerhardt</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
Lobwasser.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich
schau nach jenen Bergen gern,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">ist
Gott für mich, so trete gleich alles wider mich…</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Noch
manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und –schuld…</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Du,
Nachbar Gott, wenn ich dich manches Mal in langer Nacht mit hartem Klopfen
störe, so ist’s, weil ich dich selten atmen höre…</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">… und
unsern kranken Nachbarn auch…</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die
Oberflächen sind weniger glatt.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Manche
Sachen stehen in Schatzkammern hinter den eigentlichen Geschäften,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">in die
jeder rein darf, aber von denen kaum jemand weiß.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die
Sachen sind schwer,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">nicht
so einfach von einem Ort zum nächsten zu tragen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Manchmal
kommen neue Griffe dran,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">mancher
Sinn muss mir erst erklärt werden.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Aber
sie halten länger.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Tragen
Geschichten in sich,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">verbinden
mich mit den Menschen, die die Lieder gesungen haben</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
noch nach mir singen werden.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Manchmal
kehren sich die Abläufe um.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich
habe erst lange Yoga gemacht,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">jetzt
nimmt das Herzensgebet auf der Matte Platz.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich
habe Distler und Ligeti und Wolf gehört</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
dahinter das Echo der Gregorianik.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich
musste erst mit Marie Kondo fragen,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">was
mich glücklich macht,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">bevor
ich die Benediktsregel lesen und verstehen konnte.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich
habe Kimchi in Industriemengen verputzt,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">bevor
in meinem Keller eine Ecke für das Sauerkrautfass frei wurde.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich
habe mit Slow-Food-Produzenten gesprochen</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
handgeformten Büffelmozzarella gegessen</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und tagelang
gegangenes Sauerteigbrot aus dem Steinofen</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
Wein beim Winzer zuhause getrunken,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
manches Brot mit Tränen gegessen,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">bevor
mir der Dank davor und danach über die Lippen kam.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Nicht
als Tischrap.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Zwei
Dinge, Herr, sind Not, die gib nach deiner Huld,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">gib uns
unser täglich Brot, vergib uns unsere Schuld.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">In
meiner Familie gibt es nichts altes Religiöses.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Außer
meiner Großtante Erna, die den Erzählungen nach das Gesangbuch auswendig
konnte.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Aber
die ist, wie gesagt, schon Anfang der Siebziger gestorben</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und mit
ihr so manches.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Aber
neben meiner biologischen Familie</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">gibt es
die logische,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">theologische,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">christologische.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">In die
ich nicht hineingeboren wurde,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">sondern
hineingetauft.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die
genauso verschroben ist wie meine Tschelotka daheim mit Onkel Karl und Oma
Margot und Tante Lena und allen anderen,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">und
genauso liebenswert.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und
diese Familie hat Großes und Altes.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Im
Hause unseres Papas sind viele Wohnungen.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">In
manchen stöbere ich herum.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Streichle
mit der Hand über einen alten Bauernschrank,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">fluche,
als ich mir einen Splitter in den Finger haue,</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">aber
finde das Ganze wunderbar.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ahne,
dass nicht alles bei mir Platz findet.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Sehe,
dass mir nicht alles gefällt.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Aber
komme jedes Mal voller Geschichten raus.</span></span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-9250203107012007972019-04-07T18:26:00.000+02:002019-04-07T18:26:23.640+02:00Zur Causa Jana<h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: large;">EIN ÜBERFÄLLIGES PROJEKT - UND EIN ERWARTBARER SKANDAL </span></span></span></h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"></span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Seit ziemlich genau einem Jahr gibt es das Projekt "<a href="https://www.velkd.de/jana-glaubt.php">Jana glaubt</a>", ein von <a href="https://www.ekd.de/">EKD</a>, <a href="https://www.gep.de/">GEP</a> und <a href="https://www.evangelische-jugend.de/startseite">aej</a> erdachtes und von einer externen Medienfirma produziertes Video-Projekt, bei dem Jana Highholder, Medizinstudentin und Slam-Poetin, über ihren Glauben erzählt. Ein solches Projekt war längst überfällig, weil die verfassten Kirchen das Internet im Allgemeinen und youtube und Podcast-Plattformen im Besonderen gemeinhin den in dieser Hinsicht weitaus umtriebigeren Geschwistern von eher rechtsaußen überlassen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Die meisten Menschen, auch die meisten evangelischen Gemeindeglieder, werden davon wenig mitbekommen haben - bis vor einigen Wochen, als sie sich mit der Pfarrerin Hanna Jacobs ein kontroverses Streitgespräch <a href="https://www.youtube.com/watch?v=LUPwelfej54">über die Frage: "Müssen sich Frauen unterordnen?"</a> geliefert hat, noch dazu am Weltfrauentag. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Schon der Titel der Folge scheint aus der Zeit gefallen. "Müssen sich Frauen unterordnen?" (gemeint ist natürlich: unter Männer) ist eine Frage, die seitens der evangelischen Kirche in aller entschiedenen Breite Gott sei Dank seit Jahren mit einem klaren "Nein!" beantwortet wird - auch, wenn Alltagsdiskriminierung in der Kirche kaum weniger selten sein dürfte als im Rest der Gesellschaft. Es ist aber auch eine Frage, wie sie in evangelikalen Kreisen in aller Regelmäßigkeit gestellt wird, ähnlich wie "Ist es eine Sünde, wenn ich mich in der Sauna nackt zeige?" oder "Darf ich als Christ in ein chinesisches Restaurant gehen, wenn da eine Buddha-Statue steht?" Also eine Frage, die für den allergrößten Teil der Menschen in Deutschland nicht nur keine Rolle spielt, sondern vollkommen abwegig erscheint. Nun ist dieses evangelikale Milieu die geistliche Heimat von Jana Highholder - Till-Reimer Stoldt <a href="https://www.welt.de/regionales/nrw/article186551054/Die-YouTuberin-Gottes.html">hat in der WELT schon vor drei Monaten</a> auf diesen potenziellen Interessenskonflikt hingewiesen: </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">"Gleichwohl wirkte das Votum der EKD wie eins gegen den eigenen Klub [...]. Daher meidet [Jana] manches Thema, das Evangelikalen am Herzen, liberalen Protestanten aber bleischwer im Magen liegt – etwa die Frage, ob Christen vor der Ehe enthaltsam leben sollen (was Jana bejaht, in EKD-Kreisen aber eher verpönt ist). Einen Bogen schlägt sie auch um Themen wie die Unfehlbarkeit der Bibel (für Evangelikale unbestreitbar, für die EKD falsch) oder um die Frage, ob alle Menschen in den Himmel kommen (für Evangelikale fast ausgeschlossen, für die meisten Mitglieder der EKD sehr wahrscheinlich)."</span></span></i></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die EKD ist also ein kalkulierbares Risiko eingegangen. Seit einigen Wochen schlagen die Wochen hoch, Hanna Jacobs zum Beispiel hat im (an dieser Stelle wärmstens empfohlenen) <a href="https://wortkollektiv.de/664/">WORTKOLLEKTIV-Podcast</a> ihre Eindrücke vom Gespräch noch einmal geschildert und auch in einem <a href="https://www.zeit.de/2019/14/jana-highholder-youtube-videos-glaube-jugendliche-evangelische-kirche">Artikelkompendium von Christ und Welt</a> neben anderen medialen Schwergewichten der kirchlichen Szene Stellung bezogen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich bin noch ein bisschen unentschieden, wie ich die ganze Sache finde. Auf der einen Seite ärgern mich Janas Aussagen: Ich finde sie theologisch falsch und gesellschaftlich verheerend, und ich bin ein großer Anhänger vom Bild der Kirche als <i>safe space</i>, also als einem Raum, an dem Menschen vor diskriminierenden Äußerungen sicher sein können (dankbar bin ich trotzdem dem <i>Evangelischen Zentrum für Männer und Frauen</i>, für das Ruth Heß unlängst <a href="https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=781849552189416&id=592733404434366&__xts__%5B0%5D=68.ARAYlXX8PdiBag3-XBdC1CP36PxXpztk57XG5eGYo725h-MyPhU-MjKq6WjrozhJnI9GNpzn9P3VwaRVWBhvxBBE9LG2rErV_ZqgQcQ4tsnY9FUsLvjrkVnXzjLgNdN3f_jWFui0JMlJsBX3MgFNfJzjNK92M8sXGo76KZrDPKtnNmF-5-x_pUwsZYEeop5AhCeePDxL2P9iknC1DE83yM4sCt38G4SWQZv2RJ31FMEJ6K-FKK_gD4Xb6aqZR8HYmpflImYcn86R7EKqdqbpGlax53l7BV-13nFrijrhbhB3MV8JOIxZ0LBaSSiwjn1vgI3kObOA_WE6Qi5TKJzxygw&__tn__=-R">in einem Facebook-Post</a> um ein differenziertes Verständnis von Janas Aussagen geworben hat). Auf der anderen Seite frage ich mich manchmal, ob <i>safe spaces </i>in medialen Kontexten überhaupt realisierbar sind, und ob sie nich an manchen Stellen ein etwas hübscherer Ausdruck für "Wagenburgmentalität" oder zumindest "Echokammer" sind. Ich würde mir wünschen, dass die Frage nach der Stellung der Frau ausdiskutiert ist. Wie andere Fragen auch. Aber der öffentliche Diskurs der letzten Jahre legt doch nahe, dass das alles andere als erledigt ist, und dass gesellschaftliche und theologische Errungenschaften keinen Ewigkeitscharakter haben, sondern immer wieder neu erkämpft werden müssen. Und dass die theologische und milieumäßige Vielfalt, die die EKD unter ihrem Dach beheimatet, solche ständigen Diskurse braucht.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: large;">DAS PROBLEM LIEGT WOANDERS</span></span></span></h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"></span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Ich kann Erik Flügge gut verstehen, wenn er (im besagten ZEIT/C&W-Artikelkompendium) sagt: </span></span><br />
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
<i><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">"Ein Grundproblem der kirchlichen Kommunikation ist, dass sich Formate ständig vor dem
persönlichen Geschmack und dem persönlichen Glauben anderer rechtfertigen müssen. Schnell wird
alles, was persönlich nicht gefällt, theologisch angegriffen. "Zu flach", "zu konservativ",
"zu liberal" oder "zu undifferenziert" sind all die Dinge, die man persönlich einfach nicht
schauen will."</span></span></i></blockquote>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Ich kann ihn auch verstehen, weil ich mich selbst getroffen fühle - ich gehöre schließlich auch zu denen, die gern den <i>status confessionis</i> ausrufen, wenn es um Fragen von Gender und sexueller Vielfalt geht. Wenn man statt Jana Highholder irgendjemanden in den Ring geschickt hätte, der oder die mit salbungsvoller Stimme sorgfältig gewählte und von einem paritätisch besetzten Gremium redigierte Sätze in die Kamera sagt, hätte man es auch lassen können, das gibt es bereits zur Genüge. Nur sind solche Formate medial wenig marktgängig - und, Hand aufs Herz, auch meistens nicht wirklich interessant. Wenn Stoldt in der WELT den Eindruck hat, es "gäbe es unter 21,5 Millionen EKD-Mitgliedern keinen
geeigneten Kandidaten", dann trifft er, glaube ich, den Kern des Problems. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Ich habe mich oft gefragt, warum ich zur eigenen Erbauung meistens US-amerikanische oder manchmal englische Podcasts oder youtube-Predigten höre. Zum Einen liegt das sicher daran, dass es, wegen der zitierten Übermacht evangelikal-fundamentalistischer Angebote, kaum etwas Deutschsprachiges gibt, das ich irgendwie interessant finde, geschweige denn relevant. Woanders werde ich da fündig und freue mich auf Neues von Barbara Brown-Taylor, Walter Brueggemann, Nadia Bolz-Weber, Anna Carter Florence, Anne Lamott oder Heidi Neumark. Ich frage mich seit längerem, warum das so ist, was mich bei ihnen anspricht, das ich anderswo vermisse. Und ich glaube, es liegt an der Sprache. Meinem Eindruck nach fehlt im Deutschen ein bestimmtes Sprachregister komplett, nämlich eins, das es möglich macht, alltagsnah, unaufgeregt, berührend und bewegend über den Glauben zu sprechen, ohne in theologische Floskeln, akademische Sprache, Poesie oder Betulichkeit zu verfallen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Der gemeinsame Nenner von den hier zitierten Kolleg*innen ist, dass sie eine äußerst konkrete Sprache sprechen. Da Sprache vom Denken nicht zu trennen ist, hängt das natürlich auch mit der Theologie zusammen: Der deutschsprachige Mainstream-Protestantismus hat "Glauben" weitestgehend mit "Weltanschauung" übersetzt und damit Kategorien wie "Beziehung" und "Erfahrung" ausgeklammert. Vielleicht ist das die Voraussetzung dafür, eine schweigende und nur mehr oder weniger interessierte Mehrheit der Mitglieder bei der Stange zu halten und nicht zu verschrecken. Damit aber fallen derzeit relevante Kommunikationsstrategien wie Storytelling quasi automatisch weg oder werden zumindest zu einer extrem schweren Aufgabe. Konkrete Sprache fällt im protestantischen Mainstream sehr schnell unter den Verdacht der Freikirchlerei - kein Wunder, dass dieses Milieu so gut wie keine Menschen hervorbringt, die willens oder in der Lage sind, öffentlich über ihren Glauben zu sprechen. Insofern löst das Format "Jana glaubt" keine Probleme, aber es schafft auch keine neuen - sondern lässt nur bereits bestehende Probleme deutlich hervortreten. Wenn im Fahrwasser der jetzt gerade aufgebrandeten Diskussion mehr Menschen an die Öffentlichkeit treten, vielleicht sogar ein bisschen Offenheit, Einseitigkeit und Angreifbarkeit wagen, ist das nicht der schlechteste Dienst, den Jana Highholder der EKD erwiesen hat.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"> </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-31081908566804183022018-12-30T22:23:00.002+01:002018-12-30T22:23:43.609+01:00Liebe auf dem Weihnachtsmarkt. Und Gott in der Krippe
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;"><i>Predigt im Advents- und Weihnachtsgottesdienst der Polizeiseelsorge in NRW in der Düsseldorfer Johanneskirche. Ein Teil ist <a href="https://kirchengeschichten.blogspot.com/2015/12/heilige-familie-christnacht-queer-2015.html">bei mir selbst geklaut.</a></i> </span></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Irgendjemand dachte irgendwann einmal:<br />
Ich bin jetzt besonders schlau.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Und er antwortete auf die Frage: Wer oder was ist
Gott?</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">mit dem Satz: <a href="https://www.evangelisch.de/sprueche/1380/gott-ist-liebe-und-wer-der-liebe-bleibt-der-bleibt-gott-und-gott-ihm">Gott ist die Liebe.</a></span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Super.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Guter Plan. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Erkläre das am meisten missbrauchte Wort der
Weltgeschichte mit dem am zweitmeisten missbrauchten Wort der Weltgeschichte. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">In Gottes Namen werden Kriege angezettelt, Kinder
missbraucht, Menschen diskriminiert...</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Im Namen der Liebe werden Kriege angezettelt,
Menschen missbraucht, Probleme totgeschwiegen, wird Jahr um Jahr gute Miene zum
bösen Spiel gemacht. </span></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Vor allem an Weihnachten. Dem Fest der Liebe. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">In trauter Keinsamkeit </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">mit Schwiegervätern und Schwiegermüttern, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Schwestern, Schwagern und Schwippschwiegerneffen </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">und mit deiner alten Tante – Moment, ich dachte,
deine alte Tante?! </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal" style="line-height: normal;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wir schenken
uns ja nichts.<br />
Wir schenken uns wirklich nichts.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal" style="line-height: normal;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Also, wir
machen den Rotkohl ja immer selbst. Aber jedem das Seine.“</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal" style="line-height: normal;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Sag mal,
Junge, warum hast Du denn immer noch keine Freundin?“</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal" style="line-height: normal;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Früher war
mehr Lametta.“</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal" style="line-height: normal;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Sag mal, ist
deine Vorstrafe eigentlich verjährt oder wie das heißt?“</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal" style="line-height: normal;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Hast Du
eigentlich zugenommen?“</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal" style="line-height: normal;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wir schenken
uns nichts. </span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal" style="line-height: normal;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und im Schein
der Heiligen Nacht scheint mancher Heiligenschein</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal" style="line-height: normal;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">doch sehr
scheinheilig zu sein.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">…</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Also doch besser ohne? </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Ohne Gott? </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Ohne Liebe?</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts. Und beginne
die Suche nach Antworten auf dem Weihnachtsmarkt. Entgegen anderslautender
Medienberichte gibt es sie durchaus noch, Weihnachtsmärkte an allen Ecken und
Enden, man kann sich kaum retten vor lauter Jingle Bells und Glühweinschwaden. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Es gibt nordische Weihnachtsmärkte, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">bayrische Weihnachtsmärkte, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Alpenweihnachtsmärkte, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Mittelalter- und Barockweihnachtsmärkte, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">vegane Weihnachtsmärkte, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">klimaneutrale Weihnachtsmärkte, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">historische Weihnachtsmärkte, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Bauernweihnachtsmärkte, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Hafenweihnachtsmärkte </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">und schwul-lesbische Weihnachtsmärkte. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Weihnachtsmärkte sind wie die Liebe – für alle! </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Bestimmt gibt es demnächst auch Weihnachtsmärkte
für besorgte Bürger, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">wobei das mit der Dekoration ein bisschen schwierig
werden könnte – </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">bei einer Krippe ohne Flüchtlinge, Araber, Juden
und Schwarze </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">bleiben bekanntlich nur Schafe, Ochsen und Esel
übrig.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Vielleicht ist Liebe wie Glühwein <span> </span>– klebrig-süß, vernebelt den Kopf ein bisschen
und schmeckt eigentlich nur, wenn man ihn zusammen trinkt und er richtig
heiß ist.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Oder vielleicht ist Liebe wie diese vielzackigen
Herrnhuter Sterne – theoretisch eine sehr hübsche Sache, schnell angeschafft,
aber das Zusammensetzen ist verdamm schwierig, und mit der Zeit brechen die
Spitzen ab. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Oder Liebe ist wie richtig scharfes Gulasch aus der
großen Kanone – sie brennt zweimal, einmal am Anfang und einmal am Ende. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Vielleicht ist Liebe aber auch wie Christkind oder
Weihnachtsmann – früher hat man mal daran geglaubt, aber das ist lange her. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Unterm Strich weiß ich nicht, ob der
Weihnachtsmarkt so hilfreich ist auf der Suche nach der Liebe.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Unterm Strich weiß ich nicht, ob der
Weihnachtsmarkt so hilfreich ist auf der Suche nach Weihnachten. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Wahrscheinlich wäre es sachlich gar nicht so
ungerechtfertigt, die Weihnachtsmärkte konsequent umzubenennen. In
Lichtermarkt, Sternschnuppenmarkt, Wintermarkt, Jahresendmarkt, Dezembermarkt,
Wintermärchenmarkt, Konsumistgeilmarkt, Scheißdiewandanbinichwiedervollmarkt…
was weiß ich. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Wie viel Weihnachten steckt im Weihnachtsmarkt, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">und wie viel Gott steckt in Weihnachten </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">und wie viel Liebe steckt folglich im
Weihnachtsmarkt, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">wenn Liebe in Gott und Gott in Weihnachten </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">und Weihnachten gar nicht im Weihnachtsmarkt
steckt? </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Wie viel Gott steckt im Weihnachtsmarkt? </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Wo ist Gottzwischen Lebkuchenherzen, Punschbuden,
Handyschalen, Pudelmützen, Pilzpfannen, Flammlachs, Kotzflecken und
Dreckpfützen? </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Die Frage ist gestern Abend wieder aufgerissen. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Wie eine alte Wunde, knapp zwei Jahre alt.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Damals, Breitscheidplatz Berlin.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Mittlerweile hat sie nur noch ab und zu gejuckt</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">und ein bisschen gezogen, </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">wenn das Wetter anders wurde. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Jetzt ist sie nochmal offen.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Wegen Straßburg. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Und der Frage: Warum? Wie kann sowas passieren?</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Für manche ist das eine sicherheitspolitische,</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">eine ordnungspolizeiliche Frage.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Für mich halt eine Glaubensfrage.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Für Euch vielleicht auch. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Und ich finde auf dem Weihnachtsmarkt keine Antwort
darauf.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Und auch nicht in der Schüssel mit Kartoffelsalat
und Würstchen</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">oder in Omas altem Plätzchenrezept mit guter Butter</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">oder bei Rudolf, dem Rentier mit der roten Nase</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">oder auf dem Boden eines leergesoffenen
Glühweintopfs.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Ich finde sie im Stall. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Eine Antwort. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Keine, die mir restlos alles erklärt. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Sie ist klein und genauso sehr Frage wie Antwort.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Klein und mit rotem Gesicht,</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">auf dem noch ein bisschen Käseschmiere klebt. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Sie ballt die kleinen Fäustchen und schreit aus
Leibeskräften. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Im Stall finde ich die Liebe. Und Gott. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Und ahne, wie doch beide zusammenkommen </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">in einem neugeborenen Baby,</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">das selbst abgebrühte Hirten erweicht </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">und alle Engel singen lässt.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Und ahne: </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Liebe ist, wenn man das Teuerste gibt, das man hat,</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">und es loslässt in die weite Welt.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Liebe ist, wenn man die Scheiße nicht verschweigt,</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">aber sich weigert, ihr das letzte Wort zu lassen.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Liebe ist, wenn man dahin geht,</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">wo keiner sonst freiwillig einen Fuß hinsetzt.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Liebe ist, wenn man selber merkt,</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">dass das alte Herz noch nicht so ganz aus Stein
ist.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Liebe ist wie Gott.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Ein missbrauchtes, misshandeltes, missverstandenes,
missverständliches,</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">instrumentalisiertes und vielleicht viel zu häufig
falsch gebrauchtes Wort.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Aber eben auch: Die einzige Kraft, die die Welt in
den Fugen hält.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Ein riesengroßes Abenteuer. </span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Also los.</span></span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Amen.</span></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="line-height: 107%;">Übrigens: Mehr Predigten gibt es ab jetzt vor allem zu hören <a href="https://ev-uo.de/gottesdienst-und-glauben/predigten-2/">auf der schönen neuen Homepage unserer Gemeinde</a>! </span></span></span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-80879728841136687062018-10-30T22:33:00.000+01:002018-10-30T22:33:15.390+01:00Ach, lasst mir doch meine Kürbisse...<div style="text-align: justify;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-canQ72S2SrU/W9jN7FIOJEI/AAAAAAAANjM/yaiMzrU46tE6onsEbc1Hccfn1Zy-IayngCLcBGAs/s1600/halloween-2837936.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="360" src="https://1.bp.blogspot.com/-canQ72S2SrU/W9jN7FIOJEI/AAAAAAAANjM/yaiMzrU46tE6onsEbc1Hccfn1Zy-IayngCLcBGAs/s640/halloween-2837936.png" width="640" /></a></div>
<br />
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif; font-size: small;">Ein bisschen leiser scheint es geworden zu sein. Trotzdem kann man den Kalender danach stellen - Ende Oktober ist es wieder soweit: Das Naserümpfen, das Unken und Motzen über Halloween. "Es gibt kein Entkommen", <a href="https://www.bild.de/politik/inland/margot-kaessmann/was-mit-dem-reformationstag-passiert-finde-ich-echt-gruselig-38294466.bild.html" target="_blank">zelotete vor einigen Jahren Margot Käßmann ausgerechnet in der BILD-Zeitung</a> und bediente sich dabei altbekannter Argumente aus der Mottenkiste kulturkritischer Protestanten und anderer sittlichkeitsbewegter und vaterlandsbesorgter Kreise. Argumente, die in den frühen 20er und späten 40er Jahren des letzten Jahrhunderts Hochkonjunktur hatten, als die Kirchen sich noch vehement für ein Verbot des rheinischen Karnevals einsetzten: Es sei reiner Kommerz, man habe diese und jene erschröckende Eskalationsanekdote gehört, außerdem sind die Katholiken auch dagegen. </span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span>
<h2>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: large;">Die "heidnischen Wurzeln"</span></span></h2>
<h2>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: large;"> </span></span></h2>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><a href="https://www.evangelisch.de/inhalte/153085/30-10-2018/allianz-vorsitzender-halloween-kein-harmloser-gruselspass">Evangelisch.de</a> lässt in diesem Jahr den Vorsitzenden der Evangelischen Allianz, Ekkehard Vetter, zu Wort kommen. Der raunt in der <i>Osnabrücker Zeitung</i>, dass hinter Halloween "ein heidnischer Brauch und die Tradition des Totenkultes steht." Soso. Der geneigte Leser mag sich fragen, <i>welcher </i>Totenkult dahinter stehen mag, aber mit Detailfragen wollen sich Vertreter*innen solcher sogenannter <i>Kontinuitätshypothesen</i> nicht befassen. Diese Hypothesen sind aus zwei Gründen problematisch: </span></span><br />
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die penetrante Rückführung von Volksfesten auf vermeintlich antik-pagane Vorläufer war ein liebes Hobby der romantischen Volkskundler. Im Bestreben, den bürgerlichen (und unterbürgerlichen) Festkalender zu adeln (und zum Teil mit dezidiert kirchen- oder christentumsfeindlicher Spitze), konstruierte man riesige Spannungsbögen über Zeiten und Räume hinweg. Historisch ist das kaum haltbar, aber die Volkskundler der ersten Stunde arbeiteten eher assoziativ als quellenkritisch. Da findet man in irgendeinem Werk über die Sitten und Gebräuche der Etrusker einen Bericht über Geschenkbräuche im Winter, und schon hat man die Wurzeln der Weihnacht im vorchristlichen Dunkel ausgegraben. Und wo keine Quellen zur Hand waren, scheute man sich nicht, die Belege einfach zu erfinden. Was so gut ins eigene Weltbild passt, das muss es schließlich gegeben haben. Das Anliegen der romantischen Volkskundler war es, den Festen den Anschein des "Ursprünglichen", "Reinen", "Echten" zu geben. Im Laufe der Zeit wurde daraus auch das "echt Germanische" - kein Wunder, dass die Nazis diese Kontinuitätshypothesen gern aufnahmen und mit ihrer Hilfe versuchten, die christlichen Wurzeln der Fest- und Feiertage zu leugnen, um diese im Dienste nationalsozialistischer Propaganda zu instrumentalisieren. </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Der erste, der die heidnische Herkunft von Halloween behauptete, war der schottische Ethnologe James Frazer. Der bezog sich methodisch auf Wilhelm Mannhardt, war ganz einer religionskritischen Grundansicht verhaftet, die Menschheit entwickle sich mental von der Magie über die Religion zur Wissenschaft, und also fast ein Musterbeispiel für den westeuropäischen Kontinuitätenbastler. In Deutschland verbreitete das zwischen 1927 und 1942 (...) erschienene <i>Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens</i> ähnliche Thesen. </span></span><br />
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Haltbar sind solche Kontinuitätshypothesen nach heutigem historischen Wissensstand und methodischen Standard nicht. Allzu frei und mitunter gewaltsam werden hier disparate Befunde unter eine Überschrift gestellt, allzu unkritisch werden hier mitunter hochgradig zweifelhafte Quellen zitiert. </span></span><br />
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Selbst, wenn es solche heidnischen Wurzeln gäbe - die Dinge ändern ihren Charakter, wenn sie in einen neuen Kontext gestellt werden. Zum Beispiel die Kartoffel: Bei den indigenen Völkern Süd- und Mittelamerikas spielte sie eine wichtige Rolle im kultischen Leben, der ganze Festkalender richtete sich nach dem Saat- und Ernterhythmus. Als sie in die Alte Welt importiert wurde, verlor sie diesen Zusammenhang und wurde zum gänzlich entmythologisierten Nahrungsmittel. Oder die Olympischen Spiele - in der Antike frömmer und religiöser und kultischer als heute der Kirchentag. Käme jemand auf die Idee, Leichtathletik zu verbieten, weil in der Antike (und zwar nachweislich) körperliche Ertüchtigung mit religiösem Überbau betrieben werden konnte? Ich hoffe nicht. </span></span><br />
<br />
<h2>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: large;">"Wir sind evangelisch und feiern Reformationstag"</span></span></h2>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">In sozialen Medien machen dieser Tage wieder <a href="https://www.facebook.com/Evangelisch/posts/2152448531433269?__xts__[0]=68.ARDGHf7b0_PKNgnRFYsDJtQpaKbuy5pJnzoqDjbrU5m94DiCd2BifayeuJeKSgG5BwbyARCyYqnu1rDNUbg3aRVSy6MSJSH3iHXofzNeKLOnod3wvyAeOh8r_vpygazGOkkCV7gCPQmUorVvM43IEerJJXYDjYFPp7uRzFjRo_2DsKwlun9tYYIQTuMsIiBO6shWf1BiTuJi13f8c94w7ne1Z5OG_EqIOAg&__tn__=-R">Memes mit einer sehr eigenen Ästhetik die Runde</a>: "Wir sind evangelisch, wir feiern kein Halloween." Oder: "Wir sind evangelisch, wir feiern Reformationstag." </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Im ersten Fall wird ein Kausalzusammenhang behauptet, der alles andere als selbstverständlich ist. Ich habe nachgegeguckt: In keiner reformatorischen oder modernen Bekenntnisschrift ist von Halloween die Rede. "Ich bin evangelisch. Ich feiere kein Halloween" bewegt sich auf einer Linie mit Sätzen wie: "Ich habe keine Mikrowelle. Ich bin 1,75 m groß" oder "Ich lese keine Liebesromane. Ich wohne im dritten Stock." Beide Sätze können jeweils für sich genommen durchaus wahr sein - aber das eine muss mit dem anderen nicht zwingend etwas zu tun haben.</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Im zweiten Fall wird schlimmstenfalls schlichtweg gelogen. Der Statistik nach <i>feiern </i>nämlich nur sehr wenige Menschen in Deutschland den Reformationstag in der einzigen Form, die sich bislang durchgesetzt hat: Indem sie einen Gottesdienst besuchen. Und damit hängt zusammen, dass Halloween überhaupt keine Konkurrenz dazu sein kann: Es ist bislang, von den Zentenarien abgesehen, nicht gelungen (und vielleicht hat es auch niemand versucht), dem Reformationstag einen Volksfestcharakter zu geben. Wir hätten als Kinder nicht quengelnd vor dem Fernseher gesessen und nach geschnitzten Kürbissen verlangt, wenn es kindgerechte und spaßige Formen gegeben hätte, den Reformationstag zu begehen. Wenn zum Beispiel Martin Luther in die Häuser gekommen wäre und den Kindern, die brav das Vaterunser aufsagen konnten, Geschenke gegeben oder in die bereitgestellten Stiefel gelegt hätte. Oder wenn wir im Garten Thesen gesucht hätten. Oder so, you know what I mean. </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Natürlich ist Halloween auch ein Triumph des Kommerzes und ein Beispiel für die Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Aber man kann ihm nun wirklich nicht anlasten, dass die evangelischen Kirchen es nie richtig hinbekommen haben, Reformationsparty zu feiern. </span></span><br />
<br />
<h2>
<span style="font-size: large;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Lasst mir meine Kürbisse.</span></span><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: large;"></span></span></h2>
<h2>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: large;"><br /></span></span></h2>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Natürlich bin ich befangen. Als Kölner stürze ich mich selbstverständlich auf jede Gelegenheit, mich schon vor dem 11.11. zu verkleiden. Vielleicht dieses Jahr als Johann Tetzel. Und Nachbarskinder, die mir "Süßes oder Saures" entgegenblaffen, werde ich freundlich ermahnen, ein bisschen höflicher zu sein, dann gibt's auch was, um sich die Zähne zu ruinieren. Und bestimmt werde ich vorher pflichtschuldig in irgendeine Veranstaltung zum Reformationstag gehen. Wahrscheinlich wird mir ein Kollege oder eine Kollegin erzählen, wie wichtig die Reformation ist, "gerade in der heutigen Zeit". Wahrscheinlich wird man sentimental daran erinnern, wie voll die Reformationstagsfeiern letztes Jahr gewesen sind. Wahrscheinlich werde ich "Ein feste Burg" singen und mir wünschen, es klänge ein bisschen mehr nach Fangesang aus der Südkurve. Wahrscheinlich werde ich das dumpfe Gefühl haben, dass es irgendwie "richtig" ist, wenig Spaß bei so einer Veranstaltung zu haben, weil "kein Spaß" eben so gut evangelisch und die angemessene Haltung gegenüber so bedeutenden Phänomenen wie der Reformation ist. </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-71512108210306040242018-10-12T23:37:00.004+02:002018-10-12T23:37:53.458+02:00Wunderbar gemacht. | Ansprache zur Vernissage<div style="text-align: center;">
<i><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><img alt="" class="wp-image-677 size-large aligncenter" height="640" src="https://ev-uo.de/wp-content/uploads/2018/09/Wunderbar-gemacht-Plakat-728x1030.png" width="452" /> </span></span></i></div>
<br />
<i><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Ansprache anlässlich der Eröffnung unserer Ausstellung </span></span></i><a href="https://ev-uo.de/2018/09/24/wunderbar-gemacht-ausstellung-im-gemeindezentrum/" target="_blank"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Wunderbar gemacht</span></span></a><i><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"> im Gemeindezentrum Uellendahl.</span></span></i><br />
<br />
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<br />
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Kehren wir zurück an den Anfang. Also ganz zurück.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und ganz viel dazwischen. Und
bevor Gott noch den Sabbat schuf und ein wohlverdientes Nickerchen machte,
lehnte er sich zurück und nickte zufrieden. Und Gott sah alles an, was er
gemacht hatte, und siehe: Es war sehr gut. </span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Alles.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Sehr gut.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Alles.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">(Mücken und Wespen und Lakritz kann es damals noch nicht gegeben
haben, aber lassen wir das.)</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und Adam und Eva lustwandelten durch den Garten Eden, und sie
waren beide nackt und schämten sich nicht, denn sie hatten es noch im Ohr: Und
Gott sah alles an, was er geschaffen hatte, und siehe: Es war sehr gut.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Gott, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar
sind deine Werke…“</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und es hätte so wunderbar weitergehen können.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wenn nicht die Schlange eines Tages leise den ersten Zweifel in
die Welt gezischt hätte:</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Sollte Gott wirklich gesagt haben…?“</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und schon im Garten Eden fing damit die Diskussion an, was man
denn nun essen darf und was nicht, und Adam und Eva beginnen eine Apfel-Diät
oder Steinzeitkost oder was weiß ich, und sie erkennen, dass sie nackt sind.
Und das Wissen, dass sie wunderbar gemacht sind, wird leise, aber unaufhaltsam
übertönt von dem leisen Zischen: „Sollte Gott wirklich gesagt haben…?“</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und Adam und Eva fingen an, sich feige zu beblättern und ihre
Körper zu verstecken. </span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wir kennen die Stimme der Schlange. </span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Sie zischelt und schlängelt sich durch die Jahrhunderte, jetzt
vielleicht lauter als je zuvor.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Eine amerikanische Kollegin (Nadia Bolz-Weber, ich weiß nur nicht
mehr, wo) hat einmal gesagt: „Zeig mir irgendein Körperteil. Und ich zeige Dir
eine Branche, die ihr Geld damit verdient, Menschen zu überreden, dass genau
dieser Körperteil an ihnen falsch ist und korrigiert werden muss.“</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe: Es war
sehr gut.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und wir stehen vor dem Spiegel und beäugen uns kritisch und sagen:
Naja.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Es wächst sich halt raus…</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wir haben auf unser Projekt überwiegend und überschwänglich viele
positive Rückmeldungen bekommen. Aber manchmal auch die Frage: Warum macht ihr
das als Kirche?</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und die Antwort ist eigentlich sehr einfach: Weil es halt das ist,
was wir als Kirche so machen. </span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wir suchen und finden Schönheit dort, wo niemand sie vermutet.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wir sehen im Tod des Einen die Grundlage neuen Lebens für alle. So
wie wir auf Gräbern inmitten von Trauer und Tod von Auferstehung und Leben
sprechen. </span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wir suchen Gottes Spuren in der Welt und finden sie in den
Gesichtern und Geschichten der Menschen. Wir blicken in ein von Sorgenfalten
durchfurchtes Gesicht und sagen leise: Danke, Gott, dass Du diesen Menschen bis
hierher getragen hast.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wir sagen Menschen, die unter ihrer Schuld zu zerbrechen drohen:
Dein Sünden sind dir vergeben – geh‘ hin im Frieden des Herrn.</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wir erheben unsere Stimme, um der Schlange zu widersprechen, wenn sie
redegewandt und eindringlich und unheimlich überzeugend sagt: Du bist nicht
wunderbar. Du bist zu alt, zu dick, zu dünn, zu dunkel, zu langsam, zu gezeichnet
vom Leben, zu klein, zu groß, zu anders, zu männlich, zu weiblich oder zu wenig
von beidem…</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Nein! Und weil Bilder manchmal so viel lauter sprechen als Worte, tun
wir es eben auch mit Fotos. </span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Warum wir das als Kirche machen?</span></span></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<br /></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">
</span></span><div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Gucken Sie sich die Bilder an. Dann wissen sie’s.</span></span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-33394965640114060212018-09-02T17:03:00.001+02:002018-09-02T17:03:02.710+02:00Gefährlicher Glaube | Predigt über Apg 9 und Mendelssohns "Paulus"<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Gottesdienst unter Mitwirkung der <a href="https://www.kantoreidreiklang-wuppertal.de/" target="_blank">Kantorei Dreiklang e. V.</a>, die Chorstücke und Choräle aus Mendelssohns </span></span></i><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Paulus </span></span><i><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">sang. Das ganze Oratorium gibt es am 16. September zu hören! Außerdem wurde im Gottesdienst der Sohn zweier junger Leute aus Iran getauft, die wegen ihres Glaubens flüchten mussten und in unserer Gemeinde eine Heimat gefunden haben. Die Predigt wich in manchen Punkten vom Manuskript ab - es gilt halt das gesprochene Wort...</span></span></i><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Drei Geschichten verschränken sich heute in diesem Gottesdienst. Drei Geschichten von Menschen, die Christinnen und Christen werden, die es nicht quasi von Geburt an sind, die nicht mehr oder weniger hineingeboren werden in eine Gemeinde, sondern für die sich irgendwann im Laufe ihres Lebens etwas verändert. Drei Geschichten – und eigentlich sind es noch mehr. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img alt="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/86/Niccol%C3%B2_dell%27_Abbate_002.jpg" class="overflowingVertical" height="640" src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/86/Niccol%C3%B2_dell%27_Abbate_002.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="460" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/86/Niccol%C3%B2_dell%27_Abbate_002.jpg</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-size: small; margin-left: 1em; margin-right: 1em;"> </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Da ist Saulus, der sprichwörtlich zum Paulus wird. Der seine Karriere beginnt als gnadenloser Verfolger der noch jungen christlichen Gemeinde und dann nach einem umwerfenden Erlebnis auf der Straße nach Damaskus zum Apostel wird, den seine Reisen bis an die Enden der damals bekannten Welt und darüber hinaus führen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img alt="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/38/Felix_Mendelssohn_Bartholdy.jpg" class="shrinkToFit" height="640" src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/38/Felix_Mendelssohn_Bartholdy.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="496" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/38/Felix_Mendelssohn_Bartholdy.jpg</td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-size: small; margin-left: 1em; margin-right: 1em;"> </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Da ist Felix, Sohn der bedeutenden und wohlhabenden jüdischen Familie Mendelssohn, Enkel des bedeutenden jüdischen Aufklärers Moses Mendelssohn. „Ein Judensohn, aber kein Jude“, so soll Goethe über ihn gesagt haben. Felix wird nicht jüdisch erzogen, sondern 1816, im Alter von sieben Jahren, getauft. Ab diesem Zeitpunkt nutzt die Familie den „christlichen“ zweiten Nachnamen Bartholdy. Mit Mitte Zwanzig beginnt Felix mit den Arbeiten am „Paulus“, einem großen Oratorium, das seinen Ruf als Erneuerer der evangelischen Kirchenmusik festigt. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Da sind F<i>.</i> und N. Die, als Muslime aufgewachsen, auf verschiedenen Wegen schon in ihrer Heimat im Iran von Jesus Christus hören. Im Iran, wo das Christentum eigentlich eine längere Geschichte als der Islam hat, aber nur unter einem Prozent der Bevölkerung Christinnen und Christen sind, ist das keine ungefährliche Angelegenheit: Zwar werden ihnen einige Rechte zugesprochen, der Übertritt zum Christentum ist aber nur erlaubt, wenn die Eltern auch Christen sind. „In vielen Kirchen sind sonntags Polizisten in Zivil unterwegs, die sehr genau gucken, wer da alles den Gottesdienst besucht und getauft wird. Besteht ein Verdacht auf Mission, ist der Pastor sehr schnell im Gefängnis und die Kirche geschlossen“, das hast du, N., einmal für den Gemeindebrief erzählt. Auf verschlungenen Wegen lernen sie sich in Deutschland kennen und lieben, landen in Wuppertal und, darüber freuen wir uns sehr, in unserer Gemeinde. Und bekommen den kleinen P., der heute getauft wird. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Drei Geschichten, die in diesem Gottesdienst ineinander fließen. Und viele mehr kommen dazu – wir alle haben unsere eigene Geschichte mit Gott, die wenigsten wahrscheinlich bruchlos und gerade. Vielleicht können die wenigsten von uns so einen klaren Punkt benennen, an dem man sagen könnte: Dann und dann war es soweit. Ich kann das nicht. Ich kann nicht diesen einen Punkt festmachen und sagen: Hier hat mein Glaube angefangen. Ich kann mich aber an Zeiten erinnern, in denen ich dachte: Das ist alles nichts. In denen ich das Gefühl hatte, allein zu sein unter einem weiten Himmel, der kein Geheimnis birgt hinter Sonne, Mond und Sternen außer der kalten Unendlichkeit des Alls oder in denen ich dachte: Wenn es Gott gibt, dann weiß ich gerade nicht, ob ich ihn mag. Oder brauche. Oder will. Und ich kann Punkte benennen, an denen wir uns wiedergefunden haben. Man wird nicht fertig mit dem Glauben. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Felix Mendelssohn Bartholdy wird auch kaum fertig mit seinem Paulus. Er feilt über Jahre daran. Verändert die Struktur, verwirft bereits geschriebene Musikstücke, komponiert Neues, setzt die Teile anders zusammen. Streitet sich mit Zeitgenossen, die sagen: Über Paulus kann man kein Oratorium schreiben – wie soll die Musik, die so unwiderstehlich das Gefühl anspricht, diesen verkopften Denker beschreiben können? Sein Vater Abraham begleitet die Arbeit an der Partitur eng bis zu seinem Tod. In Briefen ermutigt er Felix zur Aufnahme traditioneller Elemente evangelischer Kirchenmusik, um seine protestantische Identität zu beweisen. Die Arbeit am Paulus wird so zur Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte. Wann immer Felix ein Musikstück nur mit seinem jüdischen Nachnamen Mendelssohn unterschreibt, ermahnt ihn sein Vater, doch lieber den christlichen Nachnamen Bartholdy zu benutzen, denn, so schreibt er mehrfach: „Es wird ebensowenig jemals einen christlichen Mendelssohn geben wie einen jüdischen Konfuzius.“ Wahrscheinlich treibt Abraham Mendelssohn Bartholdy die Ahnung oder die Erfahrung, dass seine Familie immer unter Verdacht stehen wird, immer beweisen muss, dass sie die besseren Christen sind. Dass sie es ernst meinen. So, wie viele Menschen, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind, immer wieder beweisen müssen, dass sie die besseren Deutschen sind. Gerade in der Entstehungszeit des Paulus ist die Familie Mendelssohn Bartholdy antisemitischen Vorurteilen und Kampagnen ausgesetzt, einen Höhepunkt erreicht das mit der Schmähschrift Richard Wagners, D<i>as Judenthum in der Musik</i>, mit dem er Mendelssohns Ansehen nachhaltig beschädigt. Felix wird das zum Glück nicht mehr selbst erleben. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wie es ist, wenn Leute sagen: „Du bist doch gar kein Christ“, das hast du auch erlebt, N. Wir haben beide mit deiner Anwältin und einem Gott sei Dank kompetenten Übersetzer im Anhörungszimmer gesessen und immer fassungsloser den immer abstruseren Fragen der Sachbearbeiterin zugehört, mit der sie prüfen wollte, ob Du denn wirklich Christ bist. Ich möchte sie hier nicht wiederholen, aber ich zitiere ein paar Fragen und Aussagen von Mitarbeitenden des Bundesamtes für Migration, die in einigen Zeitungen veröffentlicht worden sind – Sie können ja überlegen, ob Ihnen eine Antwort eingefallen wäre: </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Was ist die weltliche Hauptstadt des christlichen Glaubens?" </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Sie kennen doch bestimmt das Gleichnis vom verlorenen Sohn – wie hießen die beiden Söhne?“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Warum haben Sie die Bibel nicht vollständig gelesen?“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Warum tragen Sie kein Kreuz?“ Oder, als Variante: „Warum tragen Sie ein Kreuz, wenn Sie evangelisch sind?“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Martin Luther ist eine wichtige Person im Evangelium. Wie ist er gestorben?“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Immer wieder werden Anträge abgelehnt mit der Begründung: Es zwingt Sie doch niemand, Ihren Glauben öffentlich zu bekennen, Sie sind ja selber schuld! N., du hast selbst einmal gesagt: „Ich hatte ein gutes Leben im Iran. Mehrere Leute haben mir geraten, nach außen als Moslem zu leben und mein Christentum für mich zu behalten, aber das wäre nicht gegangen. Ich kann doch nicht über das schweigen, was mich so fasziniert und bewegt – Jesus hat auch gesagt, dass wir unser Licht nicht irgendwo verstecken sollen.“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Auch Paulus sieht sich in seiner Karriere als Apostel immer wieder Anfeindungen ausgesetzt – man wirft ihm seine Vergangenheit als Christenverfolger vor, man spricht ihm die Befähigung ab, über den Glauben zu sprechen, weil er Jesus nicht zu Lebzeiten gekannt hat. Paulus antwortet auf solche Anfeindungen, in dem er von seinem eigenen Leben erzählt, wie er selbst Gott am eigenen Leib erfahren hat, auch von seinen eigenen Zweifeln und Abgründen. Und vielleicht ist das auch bei uns so. Wir können und dürfen vielleicht sowieso nur von Gott reden, wenn wir zugleich bereit sind, auch von uns selbst zu reden, von unserem Leben, unserer Geschichte. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Das ist nicht einfach, das wissen wir alle selbst. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die Geschichten, die hier heute zusammenfließen, erinnern uns daran, dass das auch gefährlich sein kann. Die Christenverfolgung der Antike, die Paulus wahrscheinlich in Rom das Leben gekostet hat, ist nicht ohne Parallelen in der Gegenwart. Fragen Sie unseren Pastor Favor Bancin, unter welchen Gefahren Christinnen und Christen mittlerweile in Teilen Indonesiens leben. Informieren Sie sich in den Nachrichten, wie christliche Gemeinden in der Türkei leben oder in China. Wie es in der DDR war. Oder fragen Sie Pfarrerinnen und Pfarrer in Ostdeutschland, die gegen die braune Hetze der AfD, Pegida, der Pro-Bewegung und anderer Nazis den Glauben an den dreieinen Gott bekennen, der der Schöpfer und Erhalter ALLER Menschen ist, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Religion. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und wenn wir aus den Ereignissen in Chemnitz in diesen Tagen eins mitnehmen, dann doch das: Der Anfangschoral von Mendelssohn, den wir gerade gehört haben, gilt uns, hier, heute, jetzt, uns im Einzelnen, uns in Deutschland, in Europa, in der Welt: <i>Wachet auf, ruft uns die Stimme! </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Als einige von unseren Chorsängerinnen und Chorsängern dankenswerter Weise hier vorbei gekommen sind, um den Gottesdienst mit vorzubereiten, da waren wir, als wir im Gespräch an diesem Punkt angelangt waren, für den Moment sprachlos, so irgendwie. Warum muss das sein? Warum muss das für Menschen gefährlich sein, wenn sie ihren Glauben bekennen? Wir haben geahnt, dass man die Schuld dafür nicht allein Gott in die Schuhe schieben kann – denn es sind immer Menschen, die andere Menschen quälen, foltern, mobben, töten. Aber warum muss das sein? Und wir haben das starke Gefühl gehabt, dass es dafür keine allgemeingültige Antwort geben kann. Nur den Protest. Und die Hoffnung, dass allerletzten Endes die Verfolger nicht das letzte Wort haben werden. Dass Gott mit den Rattenfängern und Volksverhetzern unserer Tage noch etwas anfangen kann, dass er mit ihnen das tun kann, was er mit Paulus getan hat: Dass er sie umwirft und auf den richtigen Weg bringt und dass sie mit seiner Hilfe sogar noch oder wieder Gutes tun können, wenn sie ihre bösen Wege verlassen. So wie Gott auch mit uns und unseren verdrehten, schrägen und manchmal schlimmen Lebensgeschichten etwas anfangen kann. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">In der Josefsgeschichte sagt Josef ja zu seinen Brüdern den wichtigen Satz: „Ihr hattet Böses im Sinn, aber Gott gedachte es gut zu machen.“ Und das erleben wir heute. Lieber N., liebe F., es ist schlimm, dass Ihr Eure Heimat verlassen musstet. Und gleichzeitig sind wir als Gemeinde unendlich dankbar, dass Ihr hier seid und dass Ihr ein Segen seid mitten unter uns! </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und wir sind in der Vorbereitung gedanklich noch einen Schritt weitergegangen. Und haben geahnt, dass es noch eine Hoffnung gibt, einen Trost, wenn den Bösen nicht Einhalt geboten wird. Einen Trost, der nicht einfach so auf ein Kalenderblatt gedruckt oder in einem griffigen Satz zusammengefasst werden kann. Einen Trost, der die Grenzen unseres Denkens und unseres Lebens sprengt. Einen Trost, den nicht <i>wir</i> denen, die um ihres Glaubens Willen verfolgt werden, zusprechen, sondern sie uns. Einen Trost, den die Kantorei uns jetzt zusingt.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe width="320" height="266" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/Ofp-zQ_0SjE/0.jpg" src="https://www.youtube.com/embed/Ofp-zQ_0SjE?feature=player_embedded" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>Siehe Wir preisen selig, die erduldet haben. Denn ob der Leib gleich stirbt, doch wird die Seele leben.</i> </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Christus spricht: Ich bin bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ende.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wir stehen zu unserem Glauben. Wir sprechen gemeinsam das Bekenntnis, dass gefährlich sein kann. Und wir bekennen stellvertretend für die Menschen, die das nicht können:</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich glaube an Gott, den Vater, ...</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Amen. </span></span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-15514034512372179702018-08-24T18:09:00.000+02:002018-08-24T18:09:38.382+02:00Gottes verlorenes Blau | Predigt am Israelsonntag über Sach 8<h3>
<span style="font-size: large;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">GOTTES VERLOREN GEGANGENES BLAU</span></span></h3>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Times, "Times New Roman", serif;"><span style="font-size: small;">So spricht der HERR der Heerscharen: Es werden noch Völker kommen und Bewohner vieler Städte. Und die Bewohner der einen werden zur anderen gehen und sagen: Lasst uns hingehen, um das Angesicht des HERRN zu besänftigen und um den HERRN der Heerscharen zu suchen! Auch ich will gehen! Und viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, um den HERRN der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und um das Angesicht des HERRN zu besänftigen.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Die Sonne steht hoch über dem Platz vor der Klagemauer. Die Touristen nehmen sich eine kostenlose weiße Kippa aus den bereitstehenden Kästen, die Juden haben ihre eigene dabei, wenn sie sie nicht schon aufhaben. Der Ort ist heilig. Gott wohnt in den Ruinen, heißt es, und so fließen beim Anblick der mächtigen, von Rissen durchfurchten Sandsteinmauer die Ehrfurcht vor Gottes Nahsein und die Trauer über den zweimal zerstörten Tempel ineinander. Wie überall in Jerusalem, wie eigentlich immer im Judentum sind Dank und Klage nur einen Herzschlag voneinander entfernt. Manche legen sich ihren Tallit an, den blauweißen Gebetsmantel, an den die blauweiße Flagge Israels erinnert. Dann treten sie an die Mauer und legen die Stirn an den heißen Sandstein, zwischen den Rissen und Ritzen, in die tausende und abertausende kleiner Zettel gesteckt sind. Gebete, Wünsche, Segenssprüche. Lautlos beten sie: <i>Barukh atah Adonaj, Eloheinu, v'Elohei Awotenu, Elohei Awraham, Elohei Jizhak, vElohei Ja'akow. - Gelobt seist du, Ewiger, unser G'tt und G'tt unserer Väter, G'tt Abrahams, G'tt Isaaks und G'tt Jakobs.</i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Bei jeder kleinen Bewegung zittern die Tzitziyot, die weißen, geknoteten Fäden an den Ecken des Gebetsmantels. Früher, vor 2000 Jahren, waren sie blau. Aber mit der Zerstörung des zweiten Tempels ist das Wissen verlorengegangen, welches Blau dafür verwendet wurde. Bis heute weiß man es nicht. Und so erinnern die weißen Fäden an Gottes verlorengegangenes Blau. So wie wir uns heute am Israelsonntag an Wissen über unsere Herkunft erinnern, das in der Kirche lange verloren gegangen war, das unsere Väter und Vätersväter vergessen, verdrängt oder verleugnet haben.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span>
<h3>
<span style="font-size: large;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">ZIZIYOT – GOTTES ERINNERUNGSANKER</span></span></h3>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Vier geknotete Fäden, früher blau, heute weiß,
an jeder Ecke des Gebetsmantels.
Planvoll angebracht auf Anweisung von ganz oben.
<i>Und der Herr sprach zu Mose: Rede mit den Israeliten und sprich zu ihnen, dass sie und ihre Nachkommen sich Quasten machen an den Zipfeln ihrer Kleider und blaue Schnüre an die Quasten der Zipfel tun. Und dazu sollen die Quasten euch dienen: sooft ihr sie anseht, sollt ihr an alle Gebote des Herrn denken und sie tun</i>.
Die Fäden sind Erinnerungsanker Gottes. Hilfsmittel, die dafür sorgen, dass Gott im Klein-Klein des Alltags nicht vergessen wird. Stolpersteine auf dem Weg, die zum Stehenbleiben auffordern. Zum Innehalten, während der Tag weiter fließt. Einmal durchatmen. Die Augen vom Boden heben und den Blick nach oben riskieren. Im Blau des Himmels eine Welt dahinter erahnen und spüren: Es macht einen Unterschied, ob man glaubt oder nicht. Es spielt eine Rolle. Es ändert das Leben. Es erinnert an Gottes Spielregeln für eine friedliche Welt: <i>Brich mit den Hungrigen dein Brot. So einer nackt ist, dann kleide ihn. Und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus.</i> </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Menschen brauchen solche Erinnerungsanker Gottes. Zu keiner Zeit, an keinem Ort der Welt ist Glauben nur einfach oder selbstverständlich gewesen. Immer und immer wieder überspült die Brandung des Alltags die guten Vorsätze: Ich wollte ja eigentlich öfter beten oder in die Kirche gehen. Sie kennen das. Hierzulande erfüllen die Kirchenglocken diese Funktion. Sie sagen nicht nur die Zeit an, sondern rufen zum Gebet. Zum kurzen Innehalten, zum Stillwerden und in den Himmel Hineinspüren, bis der letzte Glockenschlag verklungen ist. Während wir hier in der Kirche das Unservater beten, läutet draußen die Glocke und lädt auch die Menschen, die nicht hier sind, dazu ein, Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Einzustimmen in den Chor aus unzähligen Stimmen und Sprachen, in Gedanken einen kleinen Zettel für Gott in den Riss in der Mauer zu stecken mit einem Namen, einer Bitte, einem Dank. Auch in unseren Kalender sind solche Erinnerungsanker eingestreut, Feiertage, an denen im Laufe des Jahres Gottes Geschichte mit uns durchbuchstabiert wird und wichtige Themen in Erinnerung gerufen werden, vom Advent über Weihnachten, Passionszeit, Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt bis hin zum Totensonntag. Und mittendrin im Sommerloch der Israelsonntag, der seit knapp vierzig Jahren an etwas erinnert, über das unsere traditionellen Glaubensbekenntnisse schweigen: Gott ist in Israel zur Welt gekommen. Wir brauchen Erinnerungsanker. Und diesen ganz besonders.
<i> </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Times, "Times New Roman", serif;"><span style="font-size: small;"><i>So spricht der HERR der Heerscharen: In jenen Tagen, da werden zehn Männer zugreifen aus allen Sprachen der Nationen, sie ergreifen den Saum eines Judäers und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört: Gott ist bei euch! </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
<span style="font-size: large;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">GLAUBEN AM ROCKZIPFEL LERNEN </span></span></h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Wir lernen Glauben durch andere. Von anderen. Mit anderen. Bei Manchen sind das die Eltern, die vor dem Essen oder Schlafengehen ein Gebet sprechen. Bei Manchen die Oma, die in jedes Brot vor dem Anschneiden ein kleines Kreuz ritzt. Wieder andere durch die Lieder geistlicher Dichter, die das in Worte fassen, was sie selbst spüren oder ahnen, aber nicht so richtig beschreiben können. Der überwiegende Teil aller Worte in diesem Gottesdienst stammt nicht von uns selbst, sondern aus Formulierungen, die sich seit Jahrhunderten, zum Teil Jahrtausenden bewährt haben, die tragen und sicherlich auch herausfordern.
Wir lernen Glauben am Rockzipfel. Auch, wenn wir das vielleicht gar nicht wollen. An jemandes Rockzipfel zu hängen, das klingt unselbständig und ängstlich. Und das kann es sein, auch im Glauben, wenn man sich krampfhaft an alten Zöpfen festklammert, als gelte es das Leben. Und unsere Kirche hätte sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt, wenn nicht hier und dort mutige Männer und Frauen die alten Zöpfe losgelassen hätten. Aber in den allermeisten Fällen haben sie dann einen anderen Faden aufgenommen, der irgendwann schon einmal da war und vergessen worden ist, und haben daran angeknüpft. Als Luther von der Rechtfertigung allein aus Glauben sprach, konnte er das aufnehmen, was Augustin und vor ihm schon Paulus gesagt hatte. Als Theologinnen im letzten Jahrhundert begannen, spezifisch weibliche Perspektiven auf Gott freizulegen, konnten sie an Frauen und ihre vergessenen Geschichten anknüpfen, von Eva über Miriam, Deborah, Maria und Elisabeth bis hin zu Lydia und Junia. So wurden im Lauf der Zeit immer wieder verlorengegangene Farben Gottes neu entdeckt und in die Zipfel am Saum des Mantels eingewoben und verknotet. Und von einem Zipfel kommen wir nicht los, wenn wir uns weiter Christinnen und Christen nennen wollen.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span>
<h2>
<span style="font-size: large;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">JESU GEBETSMANTEL</span></span></h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></span>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren den Blutfluss hatte, trat von hinten an Jesus heran und berührte den Saum seines Gewandes. Denn sie sprach bei sich selbst: Wenn ich nur sein Gewand berühre, so werde ich gesund.
Jesus trägt einen jüdischen Gebetsmantel. Hat ihn nie wirklich abgelegt. Die Frau berührt nicht einfach den Saum, sondern greift nach einem der geknoteten Fäden, in dem noch das Blau, das verlorengegangen ist, schimmert. Hält sich daran fest. Und jeder Goj, jeder Nicht-Jude, der sich an Christus festhält, der zu ihm sagt: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen“, spricht auch nach, was Sacharja den Völkern in den Mund legt: <i>Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört: Gott ist bei euch. </i></span></span><br />
<br />
<h3>
<span style="font-size: large;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">WESTERN WALL REVISITED </span></span></h3>
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Die Sonne ist hinter Felsendom, Goldkuppel und Klagemauer gewandert. Der Vorplatz liegt im Schatten, aber immer noch drängen Leute nach, Juden und Nicht-Juden. Hinter den Militärkontrollen sieht man schnell, wer Tourist ist und wer hier das Hausrecht hat. Die einen ziehen ihre mitgebrachte Kippa auf, wenn sie nicht schon eine tragen, waschen sich an den vorgesehenen Wasserstellen, legen ihren Gebetsmantel um, treten vor die Mauer und legen die Stirn an den Sandstein, der noch die Hitze des Tages gespeichert hat. Die anderen treten erst unschlüssig von einem Fuß auf den anderen, dann gucken sie, wie Juden es machen, und tun es ihnen gleich. Wir haben gehört: Gott ist bei euch.
Amen.
</span></span>Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-9575823501356399032018-07-22T13:07:00.000+02:002018-07-22T13:07:10.786+02:00Gott treibt zwischen den Planken | Predigt über Joh 6,1-15<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Manche Geschichten werden mehrfach erzählt. Immer wieder. Manchmal kurz hintereinander, manchmal mit etwas Abstand nochmal. Ich habe gelernt: Wenn ich gleich abwinke und sage: Kenne ich schon, verpasse ich etwas. Übersehe die Bedeutung, die die Geschichte für die Erzählerin hat. Überhöre die kleinen Nuancen, die winzigen Details, in denen sich die Geschichte von Mal zu Mal unterscheidet. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Die Geschichte von der Speisung der Fünftausend zum Beispiel. Oder der Viertausend. Markus erzählt sie. Gleich zweimal. So wie Matthäus. Lukas erzählt sie auch. Und Johannes – wir haben seine Version gerade gehört. Sechsmal eine ähnliche Geschichte vom Sattwerden. Vom Endlich-mal-genug-Haben. Das spricht für die Bedeutung, die die Geschichte gehabt hat, damals, für die ersten Christinnen und Christen. Die bei Wundergeschichten nicht gleich unbequem auf ihren Stühlen hin und her gerutscht sind, weil sie nicht in ihr Weltbild passten. Denen herzlich egal war, wie genau das jetzt abgelaufen sein könnte. Sie kannten das Problem: Hunger. Mangel. Die Angst, am Ende des Tages hungrig nach Hause zu gehen und für ihre ebenso hungrige Familie nur ein Achselzucken übrig zu haben. Für sie zählte das Endergebnis, als Verheißung, als Anspruch, als Versprechen: Jesus macht satt. Gott macht satt. Nicht nur seelisch-geistlich – dafür ist wenig Platz, wenn der Magen sich vor Hunger windet. Sondern auch körperlich. Und Gott sorgt dafür, dass genug für alle da ist. Sogar mehr als genug. Gott will nicht, dass Menschen hungern und frieren und einsam sind. Punkt. Oder Ausrufezeichen. Gott will nicht, dass Menschen hungern und frieren und einsam sind! </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><a href="https://www.facebook.com/ekir.de/posts/2068314553181409" target="_blank">„Niemand soll ertrinken müssen!“</a> Das hat unser Präses Manfred Rekowski vor einigen Tagen gesagt in einem Videotagebuch von seiner Reise nach Malta. Er hat dort Seenotretter besucht. Sie kümmern sich um diejenigen, die fliehen. Vor Problemen, deren Wurzeln zum Teil in Europa liegen. Vor Kriegen, die sie nicht angezettelt haben und die mit Waffen unter anderem aus Deutschland ausgefochten werden. <a href="https://www.facebook.com/ekir.de/videos/2073157079363823/" target="_blank">„Das Bildmaterial enthält belastende Sequenzen“, warnt die Website unserer Landeskirche: „Es zeugt von der Entdeckung zweier Toter und einer sterbenden Frau“ zwischen den Planken eines Schiffswracks. Es sind „unerträgliche“ Bilder, „Bilder zum Wegsehen“, sagt der Präses in diesem Video mit fahler Stimme in der kleinen Küche eines Rettungsdienstes. „Aber wir dürfen nicht wegsehen.“</a> Die Organisationen, die die Schiffbrüchigen retten, sind seit einigen Tagen beispiellos pauschaler und böswilliger Kritik ausgesetzt, unser Präses auch, unter anderem auf der Facebookpräsenz der Landeskirche. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">„Ich verachte diese menschenverachtende Heuchelei, die denen hilft, die ins Meer springen [...], es ist Gotteslästerung“, schreibt einer. „Die Kirche mischt sich in Sachen ein, die sie nichts angehen“ ein anderer. Von „elenden Gutmenschen“ eine dritte. Gott will nicht, dass Menschen hungern und frieren oder ertrinken. Manchen Menschen hingegen scheint das egal zu sein. Oder zumindest scheinen sie es als notwendiges Übel in Kauf zu nehmen, weil man ja schließlich nicht allen helfen kann und weil sie meinen, man solle, so noch jemand anderes auf der Facebook-Seite, lieber erst den Menschen vor Ort helfen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Bei den Kommentaren dreht sich einem der Magen genauso um wie beim Video mit dem Leichenfund auf dem Mittelmeer. Ich möchte dahinter nicht nur Bösmenschentum und die Verrohung der Diskussionskultur vermuten. Ich ahne, dass es dabei auch um die Angst geht, dass es nicht genug ist. Die Angst, derer sich Populisten bedienen, wenn sie das Leid vor unserer Haustür gegen das Leid anderswo in der Welt ausspielen. Eine Angst, die auch Johannes in seiner Version der Geschichte zu Wort kommen lässt: </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben? Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste wohl, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder auch nur ein wenig bekomme. </span></span></i></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Die Jünger sind so kurz davor, die Leute hungrig nach Hause zu schicken. Weil die Aufgabe unlösbar erscheint – der Jahreslohn eines Arbeiters würde nicht ausreichen, die Leute satt zu machen, und erst recht nicht die kleine Reisekasse, die die Jünger dabeihaben. Er hat ja vielleicht sogar Recht – wenn er die Rechnung ohne Gott macht. Wenn wir bei dem, was wir tun, immer nur von dem ausgehen, was wir haben oder leisten können. Dann entfalten die Zahlen ihre bedrohliche Eigendynamik, die alles lähmen und zum Stillstand bringen kann. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Zahlen und ihre Magie. 1405 Ertrunkene im Mittelmeer – und eine unschätzbare Dunkelziffer. Vielleicht haben Sie in den letzten Tagen das auch anderswo spüren können, mit einer Zahl, die uns ebenso direkt betrifft: „Die Kirchen verlieren 2017 660.000 Mitglieder“, titelten die großen Zeitungen. Eine Zahl, die erschlägt, die lähmt, die das Gefühl geben kann: Es hat doch alles keinen Zweck! Aber auch eine Zahl, die unterschlägt, hinter der verborgen bleibt, dass die steigende Zahl der Taufen und der Aufnahmen die Kirchenaustritte überwiegt. Die meisten der 660.000 Menschen sind gestorben, nicht ausgetreten. Natürlich bleibt die Zahl groß und hoch. Aber wenn wir davon ausgehen, dass Gott mit dieser Kirche noch etwas vorhat, dann spielen solche Zahlen keine Rolle. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Gott hat etwas vor. Das ist die Grundmelodie, die die Geschichte trägt, so wie Johannes sie erzählt. Der hier und dort Andeutungen einstreut, Erinnerungen an die Geschichte vom Exodus, von Israels Flucht aus Ägypten. Erinnerungen an erfrischende Wasserquellen in der unbarmherzig heißen Wüste. An Schutz vor übermächtigen Feinden. An die Erfahrung: Gott ist da. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Wo ist Gott im Mittelmeer? Wenn ich Bilder sehe von Ertrunkenen, die zwischen Schiffstrümmern treiben, dann denke ich mit Eli Wiesel: Gott treibt zwischen den Planken. Aber ich glaube auch: Gott ist mit dabei auf den Rettungsschiffen. Christus wird in diesem Moment der Einlauf in den Hafen in Italien verweigert. Und Gott sorgt dafür, dass die Helferinnen auf den Schiffen nicht nur Tote im Wasser finden. So wie Gott dafür sorgt, dass der bescheidene Beitrag eines kleinen Jungen, fünf Brote und zwei Fische, ausreicht, um 5000 Menschen satt zu machen. Wer vom reichsten Teil der Welt aus Gott klagt, warum anderswo Menschen verhungern, muss sich fragen lassen, wo seine fünf Brote und zwei Fische sind, mit denen Jesus ein Wunder machen will. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Manche Geschichten werden mehrfach erzählt. Weil sie Wichtiges zu sagen haben, etwas, das wir uns selbst sagen lassen müssen. Mehrfach. Immer wieder: Gott will nicht, dass Menschen verhungern, erfrieren, ertrinken oder vor Einsamkeit eingehen. Und Gott ist da. Meistens. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Am Ende erzählt Johannes etwas, das nicht leicht zu hören ist: Jesus entzieht sich. Er stiehlt sich davon. Macht sich aus dem Staub, verschwindet in die Einsamkeit der Berge, als die Menge ihn gewaltsam zu etwas machen will, was er nicht sein kann. Zu einem Herrscher mit irdischen Zielen, irdischen Möglichkeiten, irdischen Plänen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Gott ist da, ja. Christus ist da, ja, überall, wo zwei oder drei in seinem Namen beisammen sind. Aber er entzieht sich, wenn wir ihn vereinnahmen und missbrauchen wollen für unserer Ziele, unsere Zwecke, unsere Zwänge.
München, 24. April 2018. Der frischgebackene Ministerpräsident verkündet seinen ersten Amtserlass: In jeder bayrischen Amtsstube soll ein Kreuz hängen. Ausdrücklich nicht als religiöses Symbol, sondern als Bekenntnis zu unserer bayrischen Identität. Im darauffolgenden Blitzlichtgewitter merkt niemand der Anwesenden, dass Jesus sich nach einem schmerzerfüllten Blick auf das eigenhändig von Söder aufgehangene Kreuz still und leise verabschiedet und davonstiehlt. Vielleicht geht er in die Berge, um allein zu sein und für uns zu beten, dass nicht alles so kommen möge, wie wir es heraufbeschwören. „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Vielleicht setzt er sich neben einen Bettler und macht aus einem Euro in dessen Hut genug für ein Abendessen. Vielleicht geht er in eine Flüchtlingsunterkunft und sorgt dafür, dass das kleine bisschen Kraft, dass die junge Mutter noch hat, ausreicht, um ihre Kinder heute Nacht in den Schlaf zu wiegen. Vielleicht heuert er auf der Lifeline an und sorgt dafür, dass die Puste der Retter, die eigentlich schon längst ausgegangen ist, noch reicht, um alle Lebenden aus dem Meer zu ziehen. Vielleicht lässt er sich ins Wasser sinken und treibt neben den Leblosen zwischen den Planken. Damit sie nicht allein sind. </span></span></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Manche Geschichten müssen erzählt werden. Immer und immer wieder.
Amen. </span></span></div>
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<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://3.bp.blogspot.com/-q2NV8pfkCOk/W1RlMVy10vI/AAAAAAAANco/1JeN_gfyJd0YV5DfovarO2b7ptZq0r__wCLcBGAs/s1600/37588586_10156266116612745_7140719038992220160_o.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1064" height="640" src="https://3.bp.blogspot.com/-q2NV8pfkCOk/W1RlMVy10vI/AAAAAAAANco/1JeN_gfyJd0YV5DfovarO2b7ptZq0r__wCLcBGAs/s640/37588586_10156266116612745_7140719038992220160_o.jpg" width="424" /></a></div>
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Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-9371956117279132332018-03-30T11:38:00.000+02:002018-03-30T11:38:41.220+02:00Pastor Fritz und KarfreiT4g - Predigt mit Friedrich v. Bodelschwingh <div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>Die kursiven Partien stammen aus einer Karfreitagspredigt von Friedrich von Bodelschwingh d. J., abgedruckt in: Lebendig und frei. Predigten 1. Folge, Bielefeld ²1947, 92-99.</i> </span></span></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Karfreitag 1945. 30. März. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Dresden brennt. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Budapest ist befreit. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Ebenso Limburg, Remagen, Wiesbaden und Mannheim. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Hildesheim liegt in Trümmern. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">In der Zionskirche der Anstalt Bethel bei Bielefeld steigt Pastor Fritz auf die Kanzel. Ordnet seine Blätter, lässt den Blick über seine Gemeinde schweifen. Mitarbeitende, Ärzte, Pflegerinnen und natürlich Bewohnerinnen und Bewohner der von Bodelschwinghschen Anstalten, des Lebenswerks seines Vaters. Und sein eigenes. Viele kennt er mit Namen. Elfriede, die Mongoloide mit den sorgfältig geflochtenen Zöpfen. Heinrich, der Fallsüchtige, der nur mit Helm draußen herumlaufen darf. Magdalene, die Schwachsinnige, die am liebsten „Guten Abend, gute Nacht“ singt. Johannes, für den sie gar kein Etikett haben, der weder läuft noch spricht noch singt. Ein Großteil der Gemeinde: Lebensunwertes Leben in den Augen derer, die gerade den Krieg verlieren. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://3.bp.blogspot.com/-BFLlu622aZQ/Wr4FYzmR4FI/AAAAAAAANXk/n9_ixghtZNUhiMzt7rdRc_Uu50zKVNELACLcBGAs/s1600/wheelchair-3088991_1280.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="853" data-original-width="1280" height="426" src="https://3.bp.blogspot.com/-BFLlu622aZQ/Wr4FYzmR4FI/AAAAAAAANXk/n9_ixghtZNUhiMzt7rdRc_Uu50zKVNELACLcBGAs/s640/wheelchair-3088991_1280.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>Nun stehen wir im Geist unter Christi Kreuz. Still, ganz still stehen wir da. Das wilde Getümmel dieser Tage weicht für einen Augenblick zurück. Die weltgeschichtlichen Entscheidungen, die sich jetzt vollziehen, verlieren ihr Gewicht gegenüber der heilsgeschichtlichen Entscheidung, die auf Golgatha gefallen ist. Was in den sechs Stunden des Karfreitags geschah, das wirkt in alle Ewigkeit hinein. </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Karfreitag ist der Tag, an dem die Verhältnisse auf den Kopf gestellt und damit zurechtgerückt werden. Gottes Sohn stirbt am Kreuz. Ein Heide, der römische Räuberhauptmann, erkennt ihn als den, der er ist und war und sein wird. Sechs Stunden auf dem Schädelberg sind entscheidender als sechs Jahre Krieg und zwölf Jahre NS-Diktatur. Das Tausendjährige Reich, das in weiten Teilen schon in Trümmern liegt, verblasst im Licht der Ewigkeit. Unter dem Kreuz wird als Schuld erkannt und benannt, was in den Naziblättern noch als Heldentaten gefeiert wird. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>Niemand kann das Geheimnis des Sterbens Jesu fassen, der nichts von eigener Schuld weiß. Bei uns ist alles am verkehrten Ort, bei ihm alles am rechten Platz. Dann fangen wir an, uns zu schämen. Wir empfangen, was unsere Taten wert sind. Diese Unterschrift dürfen wir gewiß auch unter das setzen, was wir in der Geschichte unserer Tage mit tiefem Schrecken erleben. Dabei denken wir nicht an die Schuld einzelner Menschen, nicht nur an die Schuld unseres Volkes, sondern wir denken zunächst an unsere eigene Schuld. Wieviel hat bei uns selbst, in unserer Bethelgemeinde, in der Christenheit unserer deutschen Heimat am verkehrten Platz gestanden! Nun rückt Gottes gewaltige Hand es zurecht. Wieviel ungeschicktes, liebloses, kaltes, eigenwilliges Handeln hat es bei uns, in unserer Bethelgemeinde, und in der ganzen Christenheit gegeben! Nun streicht Gottes Gericht das alles durch. Wir beugen uns unter sein Gericht. Auch wenn es unsere äußere und innere Existenz völlig zu zerschlagen droht. </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Friedrich von Bodelschwingh weiß, wovon er redet, wenn er von Schuld in seiner Bethelgemeinde spricht. Von eigener Schuld. Auch er hat sich anfangs täuschen lassen, hat ohne Not den Treueeid auf Hitler geschworen und 1936 einen Aufruf zu den Reichstagswahlen veröffentlicht. 1931 sagt er auf einem medizinischen Kongress Worte, die ihm wahrscheinlich selbst schon 1945 unmöglich schienen: „Ich würde den Mut haben, vorausgesetzt, dass alle Bedingungen gegeben und Schranken gezogen sind, hier im Gehorsam gegen Gott die Eliminierung an anderen Leibern zu vollziehen, wenn ich für diesen Leib verantwortlich bin.“ Von 3.000 Bewohnerinnen und Bewohnern mit Behinderungen der Betheler Anstalten werden während des Dritten Reichs 1.700 zwangssterilisiert, mit Bodelschwinghs ausdrücklicher Billigung. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Erst mit der Zeit beginnt er, sich von den Nazis zu distanzieren. So wie Bodelschwingh sich selbst im Schächer am Kreuz wiedererkennt, erkennt er in den Reaktionen der Menschen um Jesus herum auch die Reaktionen auf die Mitglieder seiner Betheler Zionsgemeinde wieder: </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>Die Stimmen der vielen Leute, die des Weges vorüberkamen und nichts anderes sahen als den Allerverachtetsten und Unwertesten, voller Schmerzen und Krankheit. Da war eine Gestalt, die ihnen nicht gefallen konnte. </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"> Als die Nazis ab 1940 mit der Aktion T4 im Stillen die „Ausmerzung lebensunwerten Lebens“ beginnen, wehrt sich von Bodelschwingh. Mit offenem Protest und mit zivilem Ungehorsam, der seiner Gemeinde das Leben rettet. Im Mai 1945 wird er sagen: „Wir wollen uns auch nicht mit dem Hinweis darauf decken, dass wir vieles nicht gewusst haben, was hinter den Stacheldrähten der Lager und in Polen und Russland geschehen ist.“
Bodelschwinghs Kollege und Mitaktivist, Pastor Braune, wurde für sein Engagement von der Gestapo in Schutzhaft gesteckt. Für das, was Bodelschwingh kurz vor Kriegsende von der Kanzel sagt, hätte er einige Jahre zuvor wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt werden können. Einigen seiner Amtsbrüder ist das passiert. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Hätten die Nazis Sinn für Poesie gehabt, hätten sie ihn auch früher drankriegen können. 1927 schreibt Bodelschwingh ein Lied für Karfreitag. Aus unbekannten Gründen verschwindet es in der Schublade. Erst in dem Gottesdienst, dessen Predigt wir hier in Auszügen hören, wird es erstmals öffentlich gesungen. Aber es wird vorher in einer Kirchenzeitung abgedruckt, 1938, eine Woche vor dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha. </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Das war ein zutiefst politischer Satz in einem System, das Anspruch auf den ganzen Menschen erhob, das darauf abzielte, die Bevölkerung von frühester Kindheit an mit der nationalsozialistischen Ideologie zu impfen, alle Lebensbereiche zu durchdringen. Das wird überall ein zutiefst politischer Satz sein, wo geistige und politische Strömungen, Regierungen oder Wirtschaftsunternehmen Anspruch auf den ganzen Menschen erheben. Überall dort, wo Paulus‘ Satz gesagt werden muss: „Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte.“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>Tief und tiefer wir uns neigen </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>vor dem Wunder, das geschah, </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>als der Freie ward zum Knechte </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>und der Größte ganz gering, </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>als für Sünder der Gerechte </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>in des Todes Rachen ging. </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Wer aufmerksam liest, wird auch 1938 erkennen können, dass das Kreuz Christi und das Hakenkreuz nicht zusammengehen. Auch, wenn im Jahr 1938 erschreckend viele Christinnen und Christen das dachten. Auch, wenn heute wieder Parteien, die aus ihrer Sympathie für das Dritte Reich keinen Hehl machen, das Kreuz als politisches Symbol besetzen wollen. Und wenn Politikerinnen und Politiker, die zweifellos keine Nazis sind, aber erschreckend kurzsichtig, versuchen, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Als 1945 die evangelischen Kirchen das Stuttgarter Schuldbekenntnis verfassten, hätten sie vielleicht nicht gedacht, wie aktuell es 2018 sein würde: „Wir hoffen zu Gott, daß durch den gemeinsamen Dienst der Kirchen, dem Geist der Gewalt und der Vergeltung, der heute von neuem mächtig werden will, in aller Welt gesteuert werde.“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Der Freie wird zum Knecht, der Große wird gering. Der Gerechte wird gerichtet. Wo sonst die Arme zum deutschen Gruß emporschnellen, wird sich verbeugt. Tief und tiefer. An Karfreitag werden die Verhältnisse auf den Kopf und damit richtig gestellt. <i>Will jemand der erste sein, der soll der letzte sein vor allen und aller Knecht</i>, hat der gesagt, dessen Tod wir heute gedenken. Mit nationalsozialistischer Herrenmenschenideologie ist das unvereinbar. <i>Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet</i>, heißt es bei Jesaja, in einem der Texte, die von Anfang an wichtig für die Deutung des Todes Jesu waren. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Das steht auch quer zu unseren modernen Märchen von Selbstoptimierung, bei denen es allerletzten Endes um Selbstrechtfertigung und Selbstrettung geht. Unterm Kreuz wird klar, dass das nicht funktioniert. Beim Todesurteil über Jesus aus Nazareth haben die öffentliche Meinung, die politischen
Entscheidungsträger und die religiöse Elite in beispielloser Einigkeit zusammengewirkt. An seinem Sterben wird deutlich, wie sehr die Welt zum Tod
drängt und sich nicht aus eigener Kraft befreien kann. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">So wird das Lied von Bodelschwingh, so wird sogar ein noch viel älteres und viel staubigeres Lied wie „O Haupt voll Blut und Wunden“ zum Protestsong in der Welt der Fitness-Apps, Schönheits-OP's und Coachingschwemme. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>Doch ob tausend Todesnächte </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>liegen über Golgatha, </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>ob der Hölle Lügenmächte </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>triumphieren fern und nah, </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>dennoch dringt als Überwinder </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>Christus durch des Sterbens Tor. </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Auch das so eine Strophe, die einen 1938 den Kopf hätte kosten können. Er hat es nie gesagt, aber man wird Bodelschwingh unterstellen können, dass er „der Höllen Lügenmächte“ sehr genau identifizieren konnte, als er ihnen sein trotziges „Dennoch“ entgegenstellte. Ein „Dennoch“, das nachhallt. Das mir Mut macht inmitten von Diskussionen um fake news und alternative Fakten. Die Wahrheit wird uns freimachen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Karfreitag 1945. 30. März. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Dresden brennt. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Budapest ist befreit. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">So wie Limburg, Remagen, Wiesbaden und Mannheim. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Hildesheim liegt in Trümmern. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">In der Betheler Zionskirche ist Pastor Fritz am Ende seiner Predigt angelangt. Gleich wird sein Karfreitagslied zum ersten Mal gesungen, von einem vielstimmigen und sehr durchwürfelten Chor: Die unbeirrbar festen Soprane der Diakonissen, die zittrigen Tenöre der ältere Mitarbeiter, die in Teilen unverständlichen Laute der Bewohnerinnen und Bewohner, die sich freuen, wenn gesungen wird. Er lässt den Blick über seine Gemeinde schweifen. Viele sind da, weil er die Kurve gekriegt und sich widersetzt hat. Einige, die früher immer da waren, fehlen. Sind umgekommen bei den Luftangriffen auf die Anstalt vor wenigen Wochen, 58 insgesamt. 519 Mitglieder der Gemeinde werden im Krieg gefallen sein. In die grauen Busse nach Hadamar musste kein einziger einsteigen. Pastor Fritz ordnet seine Blätter. Die letzten Sätze gehen auch auswendig. Er hat sie bewusst einfach gehalten, in kurzen Sätzen, damit alle sie hören und verstehen. Auch Elfriede. Und Heinrich. Und Magdalene. Und Johannes. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>Wir wollen diese Botschaft des Karfreitags um so stiller hören, um so tiefer fassen, weil jetzt alle irdischen Türen nur in eine dunkle Zeit zu führen scheinen. Christus ist gestorben, damit wir heute nicht verzagen müssen. Christus ist gestorben, damit wir wissen: ER läßt uns nie allein, auch dann nicht, wenn unser Leben lauter Sterben wird. Scheinen unsere Wege völlig dunkel, dann gibt er uns die Gewißheit: Auch in der tiefsten Dunkelheit ist er bei uns. Mit mir, sagt er, mit mir. Überall, wo wir mit ihm sind und er mit uns, da ist auf dieser von Kampf und Leid erfüllten Erde ein Stück Himmelreich.
Amen.
</i></span></span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-48256793069853654332018-03-29T21:42:00.000+02:002018-03-29T21:42:15.434+02:00Und dann das. | Predigt über Judas. Und die anderen. Gründonnerstag 2018<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/--b1JJn2D5Dc/Wr1BLSOkFdI/AAAAAAAANXU/tZYbmxMwypIqecyBWp554RkNEIbVETNoACLcBGAs/s1600/Gr%25C3%25BCndonnerstag%2B2018.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1600" height="640" src="https://1.bp.blogspot.com/--b1JJn2D5Dc/Wr1BLSOkFdI/AAAAAAAANXU/tZYbmxMwypIqecyBWp554RkNEIbVETNoACLcBGAs/s640/Gr%25C3%25BCndonnerstag%2B2018.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Sie haben so viel miteinander erlebt. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Da war diese Hochzeit in Kana. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Trinken, anerkennend nicken, den Abend lang werden lassen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Körbe voll mit Brot und Fischen durch eine Menschenmenge schleppen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Mit vollen Händen nach allen Seiten geben. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Sauanstrengend und unglaublich berührend. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Am Fuße eines grasigen Hügels liegen und ihn reden hören und wissend nicken und mit der Menge jubeln und manche Worte wie kleine Schatzkästchen in der Brust aufbewahren: „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Mit Geistern und Dämonen kämpfen und spielend leicht gewinnen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Den Goldstaub zwischen den eigenen Fingern ahnen, wenn sie segnend auf dem Kopf eines anderen liegen und Angst, Schwermut, sogar Krankheit vertreiben. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Unter dem Jubel der Menge durch das große Stadttor einziehen, Palmzweigen ausweichen, lächeln und winken und lächeln und winken, die Gesänge der Massen im Ohr und im Herzen: Hosianna. Sauanstrengend, aber unglaublich berührend. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Sie haben so viel miteinander erlebt. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und dann das. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Einer von euch wird mich verraten.“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und nach einem kurzen Moment der Irritation richten sich alle Blicke auf den Einen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Judas Iskariot. Geboren um das Jahr Null. Gestorben um das Jahr 31 nach Christus.
Der Beiname Iskariot leitet sich wahrscheinlich vom Hebräischen Isch-Kerijot ab, zu deutsch: Der Mann aus Kerijot, oder aber: Der Mann aus der Stadt, d. h. Jerusalem. Ein Judäer in einer Gruppe aus Galiläern. Ein Stadtmensch in einer Gruppe Dorfbewohner. Man merkt es, klar. An der Art, wie er sich hinsetzt und das Essen zum Mund führt. An den Wörtern, die er benutzt. Am Sprachklang. Man merkt es halt. An dem ungeübten Umgang mit Fischernetzen und Mühlsteinen – und an der Selbstverständlichkeit, mit der er über die Straßen in Jerusalem flaniert. An der Sicherheit im Gespräch mit anderen Stadtleuten, mit Hohenpriestern und Schriftgelehrten. Vielleicht fing es als Witz an, als Frotzelei unter Mannschaftskameraden: „Sicher, dass du nicht einer von denen bist?!“ Haha. Ein Lachen, ein Schulterklopfen. Vielleicht wurde das Lachen mit der Zeit angestrengter. Vielleicht hat Judas irgendwann gesagt: Gut. Dann ich eben einer von denen. Aber dann richtig. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Judas Iskariot. Geboren um das Jahr Null. Gestorben um das Jahr 31, Suizid durch Erhängen. Der Beiname Iskariot leitet sich wahrscheinlich ab vom lateinischen sicarius, Dolch. Er weist ihn als Sikarier aus, als Dolchträger, als Mitglied einer Gruppe politischer Aktivisten, manche würden sagen Terroristen. Im ersten Jahrhundert kämpfen sie für die Befreiung Israels von den Römern. Ihre Dolche tragen sie unter dem Gewand, blitzschnell holen sie ihn heraus, um im Schutz großer Volksmengen Attentate auf Angehörige der verhassten Oberschicht zu verüben. In Jesus von Nazareth meint Judas, einen Bruder im Geiste zu erkennen. Einen, der den Traum von der großen Freiheit mitträumt. Als sich abzeichnet, dass Jesus sich nicht als revolutionärer Freiheitskämpfer versteht, wendet Judas sich enttäuscht ab und paktiert mit der Jerusalemer Obrigkeit: Gegen die symbolische Bezahlung von 30 Silberlingen liefert er Jesus von Nazareth den Behörden aus. Nach dem Schauprozess setzt der desillusionierte und von Schuld geplagte Aktivist seinem Leben selbst ein Ende. </span></span></div>
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<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Judas Iskariot, geboren um das Jahr Null. Gestorben um das Jahr 31 unter ungeklärten, aber überaus spektakulären Umständen. Ein instabiler Charakter, aufbrausend, oberflächlich, mit schwieriger Vergangenheit. Früh fällt er negativ auf, man munkelt, er würde Geld aus der gemeinsamen Kasse der Jünger unterschlagen. Ein ideales Opfer für den Teufel. Nachdem er sich an Jesus in der Wüste die Zähne ausgebissen hat, versenkt er seine Krallen in Judas. Packt ihn an seinen Schwachstellen: An seiner Angst, an seiner Enttäuschung, an seiner Geldgier, an seinem Bedürfnis nach Sicherheit. Flüstert ihm leise die nächsten Schritte ins Ohr. Ein heimliches Treffen mit den Behörden, ein Beuten Silbermünzen wechselt den Besitzer. Von dem Geld kauft Judas ein Stück Land, was ihm als Jünger verwehrt gewesen war. Aber unrecht Tun gedeieht nicht: Kurz nach dem Landerwerb stürzt er auf seinem Acker und verstirbt qualvoll an inneren Verletzungen. An alten oder an jungen. Oder an beidem. </span></span></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die biografischen Angaben über Judas gehen weit auseinander. Über dem Wikipedia-Artikel steht: „Dieser Artikel ist nicht genügend mit Belegen ausgestattet. Näheres auf unserer Diskussionsseite.“ Die Biografien gehen auseinander. Lebensgeschichten werden nie einfach so erzählt, sondern immer mit einem Hintergedanken: Dem Leben Sinn zu geben, den Einzelnen in einen größeren Zusammenhang einzuordnen. Schon ganz früh gehen die Biografien auseinander, weil man erklären musste, was eigentlich gar nicht sein dürfte: Wie kann es sein, dass jemand die Seiten wechselt, der doch ganz nah bei Jesus war? Der all das miterlebt hat. Und wie kann es sein, dass Jesus das auch noch zulässt? Und welche Rolle spielt Gott eigentlich bei dem Ganzen? Fragen, die weit über Judas hinausgehen. Und vielleicht ist es auch falsch, zu schnell alles auf Judas zu schieben. Die Christenheit hat das sehr früh und sehr konsequent getan. So konsequent, dass bis heute kein deutsches Standesamt „Judas“ als Vornamen akzeptiert. Wohlgemerkt, dieselben Standesämter, die in den Vergangenen Jahren Namen wie Sexmus Ronny, Pumuckl, Tarzan, Winnetou, Pepsi-Carola, Chanel und Cinderella-Melodie akzeptiert haben, aber das nur am Rande. </span></span></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Vielleicht ist es falsch, alles zu schnell auf Judas zu schieben. In dem Moment, in dem Jesus sagt: „Einer von Euch wird mich verraten“, fragt jeder Einzelne aufgeregt: „Bin ich’s?!“ Allein die Frage zeigt mir, wie unsicher, wie aufgeladen die ganze Situation war. Wie wenig wir wissen, wie wir am nächsten Tag handeln werden. Wie wenig wir selbst uns vertrauen können. Ich hätte nicht gern dabeigesessen. Ich hätte nicht gewusst: Herr, bin ich’s?
Werde ich irgendwann so tun, als ob ich ihn nicht kenne, so wie Petrus?
Wäre ich am Kreuz weggelaufen, wie die Jünger?
Hätte ich in der Konfrontation mit den römischen Soldaten alles, was ich von Jesus gelernt habe, über Bord geworfen und zum Schwert gegriffen?
Hätte ich nach der Kreuzigung das Weite gesucht, wie die beiden Jünger, die sich nach Emmaus absetzen? </span></span></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich weiß es nicht. Und solange ich es nicht weiß, bleibt ein Rest Respekt vor Judas. Vielleicht auch Angst, Weil ich nicht weiß, ob nicht irgendwann, in irgendeiner schwierigen Situation, in irgendeiner Krise irgendeiner Beziehung, nicht der Verräter in mir die Oberhand gewinnt. Wenn ich von einem Freund enttäuscht bin. Wenn in die Ehe der Alltag einkehrt und andere Mütter plötzlich auch schöne Kinder bekommen. Wenn ich in einem Land leben würde, in dem Glauben gefährlich ist. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Beim letzten Essen von Jesus mit seinen Jüngern, das zugleich auch das erste Abendmahl war, wird mit Händen greifbar, wie zerbrechlich die Gemeinschaft ist. Am Tag drauf werden Versprechen gebrochen wie am Abend zuvor das Brot. „Herr, bin ich’s?“ Der Kelch geht an niemandem vorbei. Und Jesus bleibt mittendrin sitzen. Hält die bröckelnde Gemeinschaft aus, hält zusammen, was noch zusammenzuhalten ist. Taucht mit dem, der ihn ausliefern wird, die Hand in die Schüssel. Zuckt nicht zurück, bleibt nah, bleibt da. Teilt mit allen Brot und Wein. Baut seine Kirche auf den, der in nicht einmal vierundzwanzig Stunden dreimal sagen wird: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Hält auch das aus. Und kehrt nach all dem wieder zurück, drei Tage später. Ohne ein Wort des Vorwurfs, ohne die schmerzhafte Frage: „Warum?“ Nur mit dem heilenden Satz: „Friede sei mit euch.“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Judas wird das nicht mehr erleben. Für Judas gibt es in dieser Welt kein Ostern, keine Auferstehung, keine Möglichkeit, die Hände in die Wunden zu legen und zu erkennen und zu bekennen: „Mein Herr und mein Gott.“ Jesus steht wieder auf. Judas bleibt unten. Aber so wenig, wie wir wirklich erfassen, wirklich verstehen können, was ihn zum Verrat getrieben hat, und so wenig wir seine Rolle in dem Geschehen begreifen können, so wenig wissen wir auch über das, was dazwischen passiert. Judas Hoffnung bleibt der Karsamstag. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Im Heidelberger Katechismus heißt es (44): „Warum steht im Glaubensbekenntnis ‚abgestiegen in die Hölle‘?“ Und er gibt die Antwort: „Damit wird mir zugesagt, dass ich selbst in meinen schwersten Anfechtungen gewiss sein darf, dass mein Herr Christus mich von der höllischen Angst und Pein erlöst hat, weil er auch an seiner Seele unaussprechliche Angst, Schmerzen und Schrecken am Kreuz und schon zuvor erlitten hat.“ </span></span></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Sie haben so viel miteinander erlebt. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Auf langen staubigen Straßen miteinander gestritten. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Gedacht, sie wüssten Bescheid. Und immer wieder erkannt, wie wenig sie wussten. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wollten Hütten bauen und endlich ein Zuhause finden, und durften es nicht. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Haben mit Dämonen gekämpft und sind nur um Haaresbreite selbst davon gekommen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wollten übers Wasser laufen und haben dabei kalte Füße bekommen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wollten sich mit Schwert und dem eigenen Leben zwischen Jesus und die Soldaten stellen – und wurden zurückgepfiffen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Konnten oder wollten das Kreuz nicht tragen, den letzten Weg nicht mitgehen, die Hoffnung nicht über den Tod hinaus festhalten. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Lachten halb höhnisch, halb genervt, als die Frauen vom leeren Grab erzählten. </span></span></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und dann das. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Friede sei mit euch.“</span></span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-32793534157948734622018-02-28T22:04:00.000+01:002018-02-28T22:04:40.448+01:00Wenn dein Kind dich morgen fragt...<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><i>Preacher-Slam-inspirierter Wortbeitrag zum Eröffnungsabend der </i><a href="http://verlag.zeit.de/freunde/ausblick/zeit-veranstaltungen/die-zukunft-der-religion/" target="_blank">ZEIT</a><i><a href="http://verlag.zeit.de/freunde/ausblick/zeit-veranstaltungen/die-zukunft-der-religion/" target="_blank">-Konferenz "Die Zukunft der Religion"</a> am 23. Februar in der Hamburger Hauptkirche St. Petri</i></span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://2.bp.blogspot.com/-THYfk7GC79I/WpcZGNZAsEI/AAAAAAAANW0/iUc-mFLIWy8_7RjsoHdg359-sbgLfvF0gCLcBGAs/s1600/Programmheft%2BZeit-Konferenz.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1201" data-original-width="1600" height="480" src="https://2.bp.blogspot.com/-THYfk7GC79I/WpcZGNZAsEI/AAAAAAAANW0/iUc-mFLIWy8_7RjsoHdg359-sbgLfvF0gCLcBGAs/s640/Programmheft%2BZeit-Konferenz.jpg" width="640" /></a></div>
<br />
<h2>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif; font-size: large;">Mein heutiger Beitrag zur interreligiösen Verständigung </span></h2>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif; font-size: small;">Hamburg. Steindamm, St. Georg, heute Nachmittag gegen 16 Uhr. Auf der Straße stehen Christen einer bestimmten Couleur und wollen missionieren. Muslime aus einem ähnlichen Milieu und mit selbiger Absicht gesellen sich dazu. Als ich aus dem Dönerladen komme, kommen zwei auf mich zu und werden fast handgreiflich darüber, wer mich als erstes bekehren darf. Beide sehen meinen dringenden Bedarf bestätigt, als ich meinen Beruf verrate. Es reicht, Pfarrer im Rheinland zu sein und damit in einer Kirche zu dienen, die nicht nur die Frauenordination, sondern auch die Trauung und Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften praktiziert. Ich so: "Okay... wenn euer Glaube gegen predigende Frauen und Schwule und Lesben ist, bin ich definitiv raus - ich kann mir den Himmel ohne sie überhaupt nicht vorstellen." Nacn zehn Minuten verabschieden wir uns voneinander, die beiden sind sich in fast rührend brüderlicher Weise absolut einig, dass ich auf jeden Fall in die Hölle komme... #truestory</span><br />
<br />
<h2>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif; font-size: large;">Wenn dein Kind dich morgen fragt...</span></h2>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif; font-size: small;">Ich soll etwas zum Abendland erzählen. Das fällt mir schwer, denn in der Bibel findet man, anders, als viele das gerne hätten, nichts darüber. Aber ich stolpere über etwas anderes, über eine alte Kirchentagslosung: Wenn dein Kind dich morgen fragt... (Dtn 6,20).</span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif; font-size: small;"><b>Wenn dein Kind dich morgen fragt</b> nach diesem legendären Land, das einst im Meer versank - willst du ihm dann von Atlantis erzählen? Oder von Holland?! Willst du erzählen, wie ihr an Feiertagen nach Venlo zum Einkaufen oder Frikandelessen gefahren seid, und wenn dein Kind dann fragt: "Was sind denn Feiertage?!" - willst du dann erklären: "Das waren Tage, an denen man nicht arbeiten musste". Und willst du, dass dein Kind dann entgeistert fragt, ob wir denn damals nicht wussten, was ein Bruttoinlandsprodukt ist?</span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif; font-size: small;"><b>Und wenn dein Kind dich morgen fragt</b>: "Papa, können wir ans Meer fahren?", willst du dann sagen: "Aber ja, Dortmund ist ja nicht weit, und der Strand ist sehr schön. Oder der Harz! Da hat man Berge <i>und </i>Meer. Der Harz ist wie Korsika!" Aber Korsika kennt ja schon keiner mehr... </span><br />
<b><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif; font-size: small;"><br /></span></b>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif; font-size: small;"><b>Und wenn dein Kind dich morgen fragt</b>, ob das eigentlich wirklich so ganz plötzlich gekommen ist, das mit dem Klimawandel, willst du dann sagen: "Eigentlich wollte ich demonstrieren gehen, aber es gab da keine Parkplätze"? Oder: "Das Biofleisch war so teuer, 10 EUR das Pfund Mett, da hat man zur Happy Hour eine Shisha und zwei Cocktails für bekommen!"?</span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif; font-size: small;"><b>Wenn dein Kind dich morgen fragt</b>, woher eigentlich die kleinen Kinder kommen, willst du dann anfangen von Bienchen und Blümchen, und wenn dein Kind dich dann verständnislos anguckt und fragt: "Bienchen? Blümchen? Was ist denn das?", willst du dann sagen: "Es war einmal..." und von Glyphosat anfangen und dann müde abwinken und es weiter youporn gucken lassen?</span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif; font-size: small;"><b>Und wenn dein Kind dich morgen fragt:</b> "Papa, warum habt ihr eigentlich diese oder jene Haar- und Augenfarbe und dieses oder jenes Geschlecht für mich ausgesucht?" - willst du dann sagen: "Das war halt gerade im Angebot?"</span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><b>Und wenn dein Kind dich morgen fragt</b>: "Papa, ich habe mein bilinguales Abitur in der Tasche und einen Studienplatz für International Business, aber keine Haare am Sack - ich bin dreizehn! Ist das der Sinn des Lebens?", willst du ihm dann erzählen von geheimnisvollen Schulfächern wie Kunst, Musik, Sport, Reli oder Deutsch, von Freistunden, die ihr im Oberstufenraum abgehangen habt, von endlosen durchdiskutierten oder einfach nur durchsoffenen Nächten in Studentenkneipen, von Auslandssemestern komplett ohne Scheine, dafür aber mit Freunden fürs Leben und der einen oder anderen dekorativen Narbe in Haut und Herz? Und bist du sicher, dass dein Kind auch nur ein Wort versteht von dem, was du ihm da erzählst? </span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><b>Und wenn dein Kind dich morgen fragt</b>: "Papa, wer war eigentlich Dietrich Bonhoeffer?", willst du dann sagen: "Das war ein Widerstandskämpfer im Dritten Reich..."? Und wenn dein Kind dann mit großen Augen fragt: "Widerstand... aber wogegen denn?", willst du dann nochmal anfangen und sagen: "Das war ein Pfarrer." Und wenn dein Kind dann fragt: "Was waren denn Pfarrer?", willst du dann sagen: "Das waren Leute, die in Kirchen saßen und darauf warteten, dass Leute reinkommen"? Und wenn dein Kind dann fragt, was denn Kirchen sind - willst du dann sagen: "Unten am Marktplatz steht eine, da, wo der Applestore drin ist"?</span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><b>Wenn dein Kind dich morgen fragt</b>, warum man unser Land eigentlich das Land der "Richter und Henker" nennt, willst du dann anfangen und sagen, das hätte was mit den Kommentarspalten im Internet zu tun, oder mit <i>Germany's Next Topmodel</i>? Und dann innehalten, weil es doch eigentlich "Tischler und Banker" heißen müsste, oder, nein, es heißt: "Dichter und Denker" - und willst du, dass dein Kind dann sagt: "Ah... Mario Barth und so, ne?"</span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und wenn Du den Herrn Jesus fragst, was er eigentlich mit diesem "christlichen Abendland" zu tun hat, kannst du dann hören, wie es im Himmel leise kichert? Weißt du dann noch, dass es heißt: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid", und nicht: "Bitte ERST die Leute aussteigen lassen!"? Und dass er gesagt hat: "Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird nimmermehr dürsten", und nicht: "Draußen nur Kännnchen!" oder "Das Wasser des Lebens gibt's nur noch von Nestlé"? Und dass es immer noch "Karwoche" heißt, niemals "Kehrwoche"?</span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Wer weiß das schon... Aber wenn du ihn fragst - eins wirst du vielleicht hören: </span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Wenn dein Kind dich morgen fragt - was willst du ihm erzählen? Das entscheidest du. Heute. </span></span>Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-52018225748734105502017-12-26T23:32:00.000+01:002017-12-26T23:32:35.051+01:00Du kleine Stadt... | Predigt in der Christvesper über Mi 5<h3>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">I. COMING HOME FOR CHRISTMAS </span></h3>
<h3>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span></h3>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Kurz vor Weihnachten: Autobahnen zu und Züge überfüllt.</span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Weihnachten geht es nach Hause.</span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Söhne und Töchter, die irgendwo in der weiten Welt studieren,</span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">packen ihre Sachen zusammen und fahren ins Elternhaus.</span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Manche freuen sich darauf.</span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Auf vertraute Gerüche, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">auf das Lieblingsessen von früher, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">auf das Wiedersehen mit Freunden </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">an diesem alljährlich felsenfest stehenden Kneipenabend. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Andere freuen sich, wenn der Heimaturlaub wieder vorbei ist. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Sind rausgewachsen. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Aus dem Bett in ihrem ehemaligen Zimmer, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">aus den Tagesabläufen der Eltern, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">aus den Diskussionen, ob es denn – Vegetarier hin oder her – </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">zu Weihnachten nicht doch ein Stückchen Gans sein darf. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://2.bp.blogspot.com/-sH89ibtokK0/WkLNZ7ZYuxI/AAAAAAAAK7A/Ii5G2vnJr2sgNMUqESv3Z2-XQluXVOVqACLcBGAs/s1600/nativity-447767_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1067" data-original-width="1600" height="426" src="https://2.bp.blogspot.com/-sH89ibtokK0/WkLNZ7ZYuxI/AAAAAAAAK7A/Ii5G2vnJr2sgNMUqESv3Z2-XQluXVOVqACLcBGAs/s640/nativity-447767_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Kurz vor der ersten Weihnacht waren die Straßen auch zu und die Herbergen überfüllt. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Vor der ersten Weihnacht ging es nach Hause. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Aus anderen Gründen damals als heute </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">-
Es begab sich aber zu der Zeit, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">dass alle Welt geschätzt würde. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und jeder ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
- </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">aber vielleicht mit ganz ähnlichen Gedanken und Gefühlen. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Für viele, die heute hier sind, heißt Weihnachten: Zurück nach Wuppertal. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Für Maria und Josef hieß es: Zurück nach Bethlehem. </span><br />
<br />
<h3>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"> II. DU KLEINE STADT… </span></h3>
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">O Bethlehem, du kleine Stadt, Dorf neben anderen Dörfern, im Bergland am Rande der Wüste. Ein paar Häuser, eine kleinere Synagoge, überall Zisternen, weil die Stadt noch nicht an die antike Wasserversorgung angeschlossen ist. Die Menschen in Bethlehem leben vom Ackerbau und von ihren Olivenbäumen, aber nicht von dem kleinen Goldrand der Stadtgeschichte: Aus Bethlehem stammt immerhin der legendäre König David. Aber das ist lange her. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">O Wuppertal, du kleine Stadt. Stadt neben anderen Städten, im Bergischen zwischen Rheinland und Westfalen. Es gibt, immerhin, eine Universität, ein Opern- und Schauspielhaus, die Schwebebahn, einen Bahnhof, der gerade aufgehübscht wird, und viele Staus, wenn die Stadt durch Baumaßnahmen auf der B7 oder der A46 wieder einmal so gut wie abgeschnitten ist. Die Menschen leben in Wuppertal leben gut oder schlecht von ihrer Arbeit, von Sozialhilfe oder von Luft und Liebe, aber nicht von den kleinen Goldrändern der Stadtgeschichte: Immerhin war hier eine der ersten Industrieregionen Deutschlands, immerhin gab es immer wieder Prominenz von Friedrich Engels über Johannes Rau bis Pina Bausch, immerhin wurde hier die Barmer Theologische Erklärung verfasst. Aber das ist lange her. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-l8gGNApoSIU/WkLNxhQ1o0I/AAAAAAAAK7E/QV4xWk2NKJUeRYvhIqniaLLBKcAuhy7MwCLcBGAs/s1600/schwebebahn-72690_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="480" src="https://1.bp.blogspot.com/-l8gGNApoSIU/WkLNxhQ1o0I/AAAAAAAAK7E/QV4xWk2NKJUeRYvhIqniaLLBKcAuhy7MwCLcBGAs/s640/schwebebahn-72690_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><br /></span>
<h3>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"> III. GOTT FÄNGT KLEIN AN – UND MACHT’S WIE IMMER </span></h3>
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Von Bethlehem hat damals niemand Großes erwartet. Von David auch nicht. Als jüngster von acht Söhnen bleibt ihm das Schafehüten, alle interessanten Tätigkeiten von den älteren, stärkeren Brüdern schon weggeschnappt, so wie wahrscheinlich auch die potenziellen Heiratskandidatinnen. Und trotzdem fällt die Wahl zum König nicht auf die ungleich hochglanzmagazingeeigneteren Brüder, sondern auf David. Die damals noch viel kleinere Stadt Bethlehem erlebt ihr Aschenputtelmärchen, bei dem Gott nicht zum ersten Mal zeigt, wie er so tickt:<i> Der Mensch sieht, was vor Augen ist – Gott aber sieht das Herz an. </i>Und unter diesem Blick Gottes wird das Kleine groß, das Unbedeutende wichtig, und das Vernachlässigte rückt vor in die erste Reihe. Die Letzten werden die ersten sein. Der Jüngste wird König und dereinst einen Riesen mit einer Steinschleuder besiegen. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">An Weihnachten kehrt Gott auch zurück. Nach Bethlehem, und zu sich selbst. Fängt klein an, ganz klein, unscheinbar und verletzlich. Und legt in diesem bescheidenen Anfang der Welt eine neue Zukunft in die Wiege. Vertraut diesen Anfang einer jungen Frau an, die vom Leben noch nicht viel gesehen hat, und einem jungen Mann, der am Liebsten das Weite suchen würde. Lässt sich bestaunen von Hirten mit speckiger Kleidung, schlechtem Ruf und grober Sprache. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und so sitzen heute hinter den Wuppertaler Fenstern junge Frauen und Männer in zerbrechlichen Beziehungen, gehen auf Wuppertaler Straßen Menschen, denen man nicht im Dunkeln begegnen will, und wissen vielleicht selbst nicht: Auch sie können es sein. Zeugen von Gottes Wundern und Träger seines Friedens und Geburtshelfer der Weihnachtsbotschaft. </span><br />
<br />
<h3>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"> IV. JERUSALEM UND BERLIN </span></h3>
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Der Erste, dem so ein Bild vorschwebte, war der Prophet Micha. Einer, den Gott in seine Richtung blicken ließ. In einer Zeit, in der große Teile seines Volkes im Exil waren, träumte er davon, dass sie nach Hause zurückkehren. Dass das Kriegführen verlernt und Waffen zu Werkzeugen umgeschmiedet würden. Dass Friede sei. Und dass dieser Friede von Bethlehem ausgehen würde. Weil er von der Hauptstadt Jerusalem nichts mehr erwartete, von ihren korrupten Beamten, ihrer schwerfälligen Politik und ihrem ausgebluteten Königshaus. So, wie heute in Wuppertal und anderswo Menschen von der Tagespolitik in Berlin oder Düsseldorf nichts mehr erwarten und sich entweder zurückziehen oder denen ihre Stimme geben, die am Lautesten schreien. Aber Micha war, bei aller beißenden Kritik an den Machthabenden, kein Wutbürger. Weil er ahnte: Wirklicher, dauerhafter Frieden wird nicht dadurch kommen, dass die Einen sich gegen die Anderen durchsetzen. Nicht dadurch, dass man ihn absichert und umzäunt. Der Friede von Bethlehem wird gewagt, gesucht – und empfangen. </span><br />
<br />
<h3>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">V. FRIEDE GABST DU SCHON, FRIEDEN MUSS NOCH WERDEN </span></h3>
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Wenn man heute in Bethlehem unterwegs ist, könnte man meinen: Das hat nicht geklappt. Die Stadt liegt mitten in einer der umstrittensten Gegenden der Welt. Vom restlichen Westjordanland ist sie durch eine Sperrmauer abgetrennt. Die Heiligen Drei Könige hätten heute gehörige Schwierigkeiten, mit ihren Geschenken zum Christkind vorzudringen, wahrscheinlich müssten sie stundenlang bei einem Checkpoint ausharren und ihre Pakete auf Sprengstoff untersuchen lassen. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Wenn man heute in Wuppertal unterwegs ist, könnte man auch meinen: Das hat nicht geklappt. Wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinander klafft, wenn <a href="http://www.wz.de/lokales/wuppertal/wuppertal-toter-saeugling-im-waldgebiet-beek-frage-nach-herkunft-1.2554883" target="_blank">kleine Säuglinge im Wald vergraben werden</a>, wenn die Stadt den traurigen Rekord von 39 so genannten Angstorten hält.
Und trotzdem. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Trotzdem will ich daran glauben, dass Weihnachten etwas geändert hat und ändern wird und ändert. Auch in diesem Jahr. In Bethlehem. In Wuppertal und anderswo. Und dass der Blick zurück zur Krippe etwas verändert. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Da stehen wir. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Gucken zurück, auf die Krippe. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Gucken verstohlen zur Seite, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">finden uns wieder neben Menschen, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">um wir vielleicht
lieber einen großen Bogen machen würden. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und teilen doch das Wunder miteinander. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Hier sitzen wir. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Geben gleich das Friedenslicht weiter, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Kerze für Kerze für Kerze. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Reihen uns ein in eine Kette, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">die von der Geburtskirche in Bethlehem </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">bis auf den Uellendahl reicht. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und die hier nicht zu Ende sein muss. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">So wie in rund zwanzig anderen Kirchen in der Stadt </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">und drum herum. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Gehen nach Hause – und mit jedem Menschen, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">dem Sie in den nächsten Tagen begegnen, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">haben Sie vielleicht, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">ohne es zu wissen, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">das Licht geteilt. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und für jeden Menschen, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">dem Sie in den nächsten Tagen begegnen, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">hat Gott ganz sicher in Bethlehem einen neuen Anfang gesetzt. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Für den Penner am Döppersberg, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">für die junge Mutter auf der Gathe, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">für den alten Nachbarn am Weinberg. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und sogar und ganz sicher für den Menschen, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">der Ihnen aus dem Spiegel entgegenguckt. </span><br />
<br />
<h3>
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"> VI. COMING HOME FOR CHRISTMAS II </span></h3>
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Weihnachten geht es nach Hause. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und wir kehren zurück. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Zu den neuen Anfängen Gottes, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">der sich klein macht
und unsere Anfänge heiligt. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Auch die ganz kleinen, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">von denen niemand etwas erwartet. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Auch im Heimaturlaub, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">ob er nun mit freudigem Herzklopfen </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">oder mit Magenschmerzen absolviert wird. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Wer unbequem im Bett im alten Kinderzimmer liegt, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">erinnere sich daran, dass man selbst in einer Krippe schlafen kann, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">wenn es sein muss. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Wer nicht mehr hören kann, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">dass die Schwester schon zwei Kinder, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">der Cousin einen Job </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">und der Nachbarsjunge eine eigene Praxis hat, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">denke an David und daran, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">dass die Letzten die Ersten sein werden. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und wer keinen Gänsebraten will, </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">der isst keinen. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und plötzlich ist Weihnachten. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">O je. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">O ja. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">O nein. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">O doch.</span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Okay. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">O Gott. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">O du fröhliche. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">O Heiland, reiß die Himmel auf. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Über Bethlehem, der kleinen Stadt. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und über Wuppertal. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und über uns. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Und überhaupt </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">und überall </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">und über allem </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">und allen: </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Friede auf Erden. </span><br />
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;">Amen.
</span>Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-77909630370542825292017-12-05T14:46:00.000+01:002017-12-05T14:46:14.843+01:00Weinende Visionäre und großes Kino | Predigt über Offb 5 und BWV 62<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>Aus dem Kantatengottesdienst in der Kölner Antoniterkirche.</i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i> </i> </span></span></div>
<h4 style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">GROSSES KINO </span></span></h4>
<h4 style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"> </span></span></h4>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">Lehnen Sie sich zurück. Greifen Sie in Gedanken in die Tüte mit Popcorn, trinken Sie einen Schluck, was auch immer, denn: Sie erwartet großes Kino. Großes Ohrenkino gleich nach der Predigt mit der Bachkantate, und vorher schon großes Kino für Auge und Herz, ein bisschen auch für den Kopf, mit einem Text aus der Bibel, der es in sich hat. Bei dem es ums Ganze geht. Großes Kino halt, dabei weniger „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, eher „Armageddon“, auch nicht „der kleine Lord“.
Am Anfang des Kirchenjahres blättern wir zum Ende der Bibel, schlagen die Offenbarung des Johannes auf. Ein Buch voller Rätsel, voller Bilder, voller Ausrufe- und mindestens so vielen Fragezeichen. Wir gucken dem Seher Johannes über die Schulter. Er bekommt das, was viele Menschen sich wünschen, worauf sie hoffen, wonach sie lautstark verlangen, wenn die Gegenwart zu schwer zu ertragen ist. Johannes bekommt Einblick in die Zukunft. Nicht in die nächste Woche, nicht auf den Rest seines eigenen Lebens, sondern in die Zukunft, die Gott für diese Welt vorgesehen hat. Großes Kino eben, keine Kaffeesatzleserei. Wir treten neben Johannes, als er in Gedanken im Thronsaal steht.
<i> </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sah einen starken Engel, der rief mit großer Stimme: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen? </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://4.bp.blogspot.com/-yhkDkrHAckk/WiahFz1gSoI/AAAAAAAAK6Q/h-6GVgCxxDcmmKVq_Zsii_3A1JCTJD_kgCLcBGAs/s1600/castle-408420_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1074" data-original-width="1600" height="428" src="https://4.bp.blogspot.com/-yhkDkrHAckk/WiahFz1gSoI/AAAAAAAAK6Q/h-6GVgCxxDcmmKVq_Zsii_3A1JCTJD_kgCLcBGAs/s640/castle-408420_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h4 style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"></span><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">ZEIT DER GEHEIMNISSE – IST DA JEMAND? </span></span></h4>
<h4 style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"> </span></span></h4>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Advent ist die Zeit der Geheimnisse. Ein Kalender mit vierundzwanzig Türchen, jedes mit einem kleinen Geheimnis dahinter. Ein kurzer Blick auf verheißungsvoll raschelnde Pakete, bevor sie bis Heiligabend irgendwo verschwinden und in der Zwischenzeit aufgeregt rätseln lassen, was da wohl drin ist. Immerhin: Am Ende der Adventszeit werden wir es wissen. Die Türchen sind aufgemacht, Geheimnisse gelüftet und Pakete ausgepackt.
Im himmlischen Thronsaal scheint die Lage anders zu sein. Da ist das Buch, eine kunstvoll gefaltete Rolle, von innen und außen beschriftet. Allem Anschein nach eine Urkunde göttlicher Herrschaft, und damit auch ein Dokument voller Wahrheit und Klarheit über die Zukunft der Welt. Nur eben: Versiegelt. Mit nicht nur einem, sondern gleich mit sieben Siegeln, und die mystische Zahlenspielerei macht deutlich: Dieser Code ist nur mit göttlicher Kraft und Autorität zu brechen. </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Einerseits finde ich das gut. Das mahnt zur Vorsicht bei Zukunftsprognosen und Kaffeesatzleserei aller Art. Die Zukunft liegt bei Gott, und da liegt sie gut. </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Und andererseits macht es mich ungeduldig. Mir geht es wie Johannes. Ich will lesen. Und wissen, wie es ausgeht. Nicht einmal im Detail, will nur wissen, dass es gut ausgeht. Wie wenn ich bei einem unerträglich spannenden Krimi verbotenerweise auf die letzten Seiten blättere, um zu sehen, wer am Ende noch alles am Leben ist.
Wie Johannes auf der Insel Patmos, der aus dem Exil heraus sieht und hört, wie seine Schwestern und Brüder im Glauben von den Römern verfolgt und getötet werden. Spürt und weiß: Unfrieden herrscht auf der Erde, und ein gutes Ende ist kaum vorstellbar. Unfrieden herrscht auf der Erde, und Ungeduld sogar im Himmel, wenn ein starker Engel die heilige Stille durchbricht und ruft: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen?
Ja, wer? Wer kann die Siegel aufbrechen, wer versteht die Geheimnisse dieser Welt, und wer kann eigentlich dafür sorgen, dass am Ende alles gut wird? Ist da überhaupt jemand?
<i>Ist da jemand, der mein Herz versteht?
Und der mit mir bis ans Ende geht?
Ist da jemand, der noch an mich glaubt?
Ist da jemand? Ist da jemand?
Der mir den Schatten von der Seele nimmt?
Und mich sicher nach Hause bringt?
Ist da jemand? Ist da jemand?</i>
-- <i>Und niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde, konnte das Buch auftun noch es sehen. Und ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch aufzutun und hineinzusehen. </i></span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h4 style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">ES IST ZUM WEINEN </span></span></h4>
<h4 style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"> </span></span></h4>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Es ist doch zum Weinen. Dass da niemand ist, der dieses Buch öffnen kann. Dass da niemand ist, der weiß, wie es geht, wie es sein wird. Es ist doch zum Weinen, dass allem Anschein nach das Böse, das Tödliche, das Dumme, das Unfaire, das Lebensverachtende in der Welt den Sieg davonträgt. </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Es ist doch zum Weinen, dass wir bald drei Monate immer noch nicht wissen, wer die Regierung stellen wird, und ein Minister im Alleingang gegen den Willen von Millionen von Bürgern und gegen den Willen der Kanzlerin den Einsatz einer hoch umstrittenen Chemiekeule genehmigt. </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Es ist doch zum Weinen, dass mehr als siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges eine Partei die drittmeisten Stimmen bekommt, die die Zeit zwischen 33 und 45 schönreden und vielleicht sogar in Teilen wiederholen will. </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Es ist doch zum Weinen. </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Auch all das, was es nicht in die Zeitung schafft. Gestern Nachmittag war ich bei der Andacht eines Kollegen mit seiner Konfirmandengruppe dabei. In der kleinen kalten Kapelle auf dem Altar das Bild eines Zwölfjährigen. Lukas. Er war in ihrer Konfigruppe. War. In der Nacht von Sonntag auf Montag ist er gestorben. Einfach so. Morgens nicht mehr aufgewacht. „Ich bin sprachlos“, sagte der Kollege, „ich bin sprachlos, auch, wenn ich gerade rede.“ Und wir haben Kerzen angezündet und geweint. Geweint wie jetzt gerade Menschen weinen, überall in der Welt, aus den verschiedensten Gründen. </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://2.bp.blogspot.com/-HUupGlohSTk/Wiah_U7PUSI/AAAAAAAAK6Y/HAMYkwfJRZsZr5rUqHVkDC1SXDXvr0iEgCLcBGAs/s1600/people-2566201_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="985" data-original-width="1600" height="394" src="https://2.bp.blogspot.com/-HUupGlohSTk/Wiah_U7PUSI/AAAAAAAAK6Y/HAMYkwfJRZsZr5rUqHVkDC1SXDXvr0iEgCLcBGAs/s640/people-2566201_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Wie Johannes im himmlischen Thronsaal weint, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch aufzutun. Weint, bis ihm jemand die Hand auf die Schulter legt. </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel. Und ich sah mitten zwischen dem Thron und den vier Wesen und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet; […]Und ich sah, und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron und um die Wesen und um die Ältesten her, und ihre Zahl war zehntausendmal zehntausend und vieltausendmal tausend; die sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob. </span></span></span></i></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h4 style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">GROSSES KINO, EIN UNERWARTETER HAUPTDARSTELLER – VARIATIONEN EINES THEMAS </span></span></h4>
<h4 style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"> </span></span></h4>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Mitten im Thronsaal ist der schon da, der die Siegel brechen und die Zukunft in die Hand nehmen kann. Ist schon da, aber kommt erst jetzt in den Blick. Drängt sich nicht vor, ruft nicht laut „hier“, aber lässt sich finden. Wie am Anfang, der kleine Lord in der Krippe auf Stroh, wie am vermeintlichen Ende am Kreuz, wie beim Sequel neben dem beiseite gerollten Stein über seinem leeren Grab. Wie beim großen Finale im himmlischen Thronsaal.
Das, was Johannes hier sieht, ist bei Lichte betrachtet eigentlich gar nicht so neu. Glanz und Gloria beiseite lassend, erkennen wir Variationen eines Themas, erleben wir, was Menschen immer und überall erleben, wenn Gott sich sehen lässt: Es wird anders. Anders als gedacht, anders, als wir es machen würden. Und vielleicht kann und wird es gerade deswegen gut. Das Wort wird Fleisch in der gänzlich kitschbefreiten Ungastlichkeit eines Viehstalls – und macht die, an denen die Weltgeschichte meist vorbeigeht, zu Trägerinnen und Boten des Heils. Der König kommt in nieder’n Hüllen. Der, der die Rettung aller Welt bedeutet, behält seinen unmissverständlich jüdischen Stallgeruch. Das Lamm, auf dem Altar politischen Kalküls und menschlicher Irrtümer geopfert, ist stärker als alle irdischen Herrscher, die sich als brüllende Löwen inszenieren. Und sieben Hörner sind und bleiben mehr als die zwei Hörner aller Götterfiguren und angeglichen Heilsbringer, als der Kopfschmuck aller Teufel und Dämonen dieser Welt. </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h4 style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;">ALLE JAHRE WIEDER </span></span></h4>
<h4 style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"> </span></span></h4>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS", sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Wirklich neu ist das nicht, was Johannes sieht. Tröstlich, ja, ohne Zweifel. Alles wird gut, und im Spannungsbogen der biblischen Geschichte dürfte das kaum überraschen. Alles wird gut. Am Ende einer Predigt am ersten Advent dürfte auch das kaum überraschen. Aber die mächtige Dynamik dieser Welt und ihrer Geheimnisse bringt es mit sich, dass wir es immer wieder neu hören müssen. Auch am ersten Advent hier in Köln können wir großes Kino gebrauchen, mit Bildern, die mächtiger sind als die Schreckensszenarien der Nachrichten, und brüchiger und deshalb wahrer als unsere heimelige Adventsromantik. Auch am ersten Advent gibt es Menschen, auch hier in der Kirche, die Grund haben zu weinen, zu fragen: „Ist da jemand?!“, und mit Ambrosius und Luther und Bach und den Sängerinnen und Sängern aus Rösrath zu rufen: Nun komm, der Heiden Heiland. Komm und nimm die Geschichte in die Hand. Komm und mach uns frei. Komm und streite und siege und richte uns auf. Komm.
Wir müssen es neu gesagt bekommen, es uns neu sagen lassen. Und mit der Frage im Hinterkopf: „Ist da jemand?“ hören wir die Kantate des fünften Evangelisten als großes, klingendes, uns bis in die tiefsten Fasern berührendes und veränderndes: JA, AMEN! </span></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe width="320" height="266" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/lGv4I7bd8JY/0.jpg" src="https://www.youtube.com/embed/lGv4I7bd8JY?feature=player_embedded" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-6995406728794827332017-11-26T14:34:00.000+01:002017-11-26T14:45:20.038+01:00Tick-Tack-Oma und Adressbuch | Predigt über Dan 12,1b-3 am Ewigkeitssonntag<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Die Ticktack-Oma hatte so ein kleines Adressbuch. Beim Trauergespräch lag es auf dem Tisch, sonst hat es immer da gelegen, wo es hingehört: Neben dem Telefon, das noch ein eigenes Tischchen mit dazugehöriger Sitzbank hatte. Die Namen darin: Alle mit Bleistift reingeschrieben. Nach ihrem 90. Geburtstag hat sie es angeschafft, hat die Namen all derer, die noch lebten, übertragen. Es waren weniger als die, die sie rausgelassen hat. „Ich bin doch eine der Letzten“, hat sie gesagt, „und ich bin es leid, die Namen von denen, die ich überlebt habe, durchzustreichen und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte schreiben will oder eine Nummer raussuche, darüber zu stolpern. Jetzt radiere ich sie aus.“ Dann hat sie gelacht. „Und wenn ich doch noch jemand Neues kennen lerne, ist genug Platz!“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-9D3fIHkw6do/WhrACT20o6I/AAAAAAAAK5c/kSE-0qwNXEwtpFfYDjonBuJZEhDKan62ACLcBGAs/s1600/vintage-2592644_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1067" data-original-width="1600" height="426" src="https://1.bp.blogspot.com/-9D3fIHkw6do/WhrACT20o6I/AAAAAAAAK5c/kSE-0qwNXEwtpFfYDjonBuJZEhDKan62ACLcBGAs/s640/vintage-2592644_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Neunzigjährige haben oft diesen Blick auf Leben und Tod. Einige derer, deren Namen wir heute hier genannt haben, hatten schon lange gesagt: „Es ist doch gut. Es reicht mir mit dem Leben.“ Man guckt anders auf das Leben, wenn die Grenze langsam aus dem Nebel auftaucht. Man sortiert, gewichtet vielleicht nochmal neu: Das, was früher so wichtig war, verliert an Bedeutung. Und anderes wird unschätzbar wertvoll. „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Der Ewigkeitssonntag gehört den Grenzgängern. Denen, die die Grenze passiert haben, und denen, die auf der anderen Seite stehen geblieben sind und ihnen nachblicken. Am letzten Sonntag des Kirchenjahres, wenn die Tage kürzer und die Menschen dünnhäutig sind, versammeln wir uns und rücken zusammen. Wir teilen das Brot, das wir haben, miteinander, reichen es herum, Hände berühren sich, Blicke werden getauscht, kurz, flüchtig, ein leises „Danke“, ein etwas lauteres „Amen“, eine stille Träne. Wir hören Namen, die etwas in uns zum Klingen bringen: Schmerz. Trauer. Sehnsucht. Dankbarkeit. Erleichterung. Oder irgendetwas anderes, das nur wir fühlen und das wir niemandem verraten. Wir hören Namen wie Abkürzungen für ganze Lebensgeschichten. Manche Geschichten sind länger, andere kürzer. Manche zu kurz. Alle ausnahmslos so vielschichtig und tiefgründig, dass kein Roman der Welt sie ganz erzählen könnte. Wir hören Namen, die von Klingelschildern, aus Kundenkarteien, Telefonbüchern und Geburtstagskalendern verschwunden sind – oder bei denen wir es einfach noch nicht übers Herz gebracht haben, sie aus dem Handy zu löschen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Am Ewigkeitssonntag blättere ich in der Bibel und suche Trost, Hoffnung, Perspektive, und vielleicht auch eine Antwort auf die Frage: Was ist mit Erwin oder meinetwegen mit Tick-Tack-Oma, jetzt, wo sie tot sind? Ich suche – und finde. Im hinteren Teil des Alten Testaments, im zuletzt hinzugefügten Buch der Hebräischen Bibel, im Buch Daniel. Ganz am Ende lesen wir Visionen, für Menschen geschrieben sind, die an ihre Grenzen kommen. An die Grenzen des Ertragbaren, des Verstehbaren. Um sie herum wütet der Tyrann, sie werden geknechtet, verfolgt, unterdrückt. Sie klagen laut und mit Rech: Es kann doch nicht sein, dass das, was ist, alles gewesen sein soll. Es kann doch nicht sein, dass der Tod und seine weltlichen Handlanger das letzte Wort behalten. Ihnen wird ein Ausblick geschenkt, der über unsere Grenzen hinausführt: </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">[Denn] es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen. Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande. Und die Verständigen werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich. </span></span></i></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Wieder ein Buch. Ein Buch, in dem Namen verzeichnet sind. Nicht mit Bleistift – damit schreibt man im Himmel nicht. Gott schreibt auf wetterfestes Papier mit dokumentenechter Tinte, die auch unter Tränen nicht verläuft. Namen, die stehen bleiben. Die Lebensgeschichten in sich bergen im Buch des Lebens, das mit jeder Taufe ein neues Kapitel bekommt. „Ja, den Namen, den wir geben, schreib ins Lebensbuch zum Leben“, singen wir dann. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Möglich, dass diese Vorstellung nicht lückenlos tröstlich ist, nicht auf den ersten Blick. Möglich, dass unser Gottesbild sich mit dem Bild vom Nikolaus vermischt, der mit weißem Bart und gerunzelter Stirn streng über den Rand seiner Brille guckt, den Zeigefinger in seinem goldenen Buch, das zwei Spalten hat: Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind? Der alles aufgeschrieben hat, wirklich alles, und bei dem man nicht weiß, ob er ein Geschenk oder die Rute rausholt. Vielleicht hat Daniel sich das so vorgestellt. Dass Gott doppelte Buchführung macht. Es klingt zumindest so: „Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande.“ Ich kann diesen Satz nicht einfach weglassen, aber ich möchte versuchen, ihn zu verstehen. Und vorsichtig weiterdenken. Die Worte sind geschrieben in einer Zeit, die gar nicht so anders ist als unsere eigene. Es gibt Menschen, die anderen Leid zufügen. Manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Es gibt Verfolgung und Mord, seelische und körperliche Vergewaltigung, häusliche Gewalt und sträfliche Vernachlässigung. Es gibt Opfer und Täter, freiwillig und unfreiwillig. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Tick-Tack-Oma wusste das. Hat schnell umgeschaltet, wenn im Fernsehen etwas über die unmittelbaren Nachkriegsjahre kam, über das, was damals so gemacht wurde und über das man nicht spricht. Und hat, als die Demenz die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit verwischte, manchmal leise und unzusammenhängend über die jüdische Familie mit dem Geschäft nebenan gesprochen und den Kopf geschüttelt und sich die Hand vors Gesicht gehalten, als wollte sie nicht, dass man sie ansieht. Ich weiß nicht, ob für Tick-Tack-Oma die Vorstellung ertragbar, ob es gerecht wäre, im Buch des Lebens auch die Namen derer zu lesen, die im Krieg oder kurz danach etwas in ihr kaputt gemacht haben. Und dass sie selbst, wenn Soll und Haben aufgerechnet würden, hart an der Grenze wäre. Wie alle anderen.
Namen bergen Lebensgeschichte. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Und so, wie manche ihren eigenen Namen kaum leiden mögen, bergen die Namen auch die Kapitel unserer Lebensgeschichten, die schwer ertragbar sind. Möglich, dass nicht jeder die Vorstellung mag, dass am Ende jeder Name laut aus dem Buch des Lebens vorgelesen wird, inklusive der ganzen peinlichen zweiten und dritten Vornamen nach irgendwelchen Verwandten, die man zu Lebzeiten, wo es nur ging, verschwiegen hat. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Möglich, dass es selbst im Himmel nicht ohne doppelte Buchführung geht, um der Gerechtigkeit willen. Aber damit ist noch nicht gesagt, dass dort so gerechnet wird, wie wir es gewohnt sind. Kurz gesagt: Weil Christus einen Strich durch die Rechnung macht. Auf der Soll-Seite. Weil Gott die Ewigkeit nicht ohne uns verbringen will und keine Freude hat an Plätzen, die beim großen Festmahl im Himmel leer bleiben. Er hat das Chaos in Welt verwandelt. Er kann auch unseren Namen einen neuen Klang geben. Kann und wird sie neu durchbuchstabieren und unsere Lebensgeschichten so erzählen, dass wir sie neu und anders hören. Wir sind hier an der absoluten Grenze all dessen, was Theologie und Glauben leisten können. Dorthin wagen wir uns am Ewigkeitssonntag. Halb verschüchtert, halb trotzig. Und lassen Gott nicht. Nicht ohne Hoffnung. <i>Gesät werden Menschen in eine Welt voller Erniedrigung, Erhöhte stehen auf. Gesät werden Zerbrechliche, Menschen voller Kraft von Gott stehen auf.</i> Nicht ohne Versprechen: <i>Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.</i> </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Irgendwann, wenn dermaleinst die Zeit in Rente gegangen ist, wacht Tick-Tack-Oma auf. Mit einem Mal hell wach, wie man nur mit einem Mal wach ist, wenn man seinen eigenen Namen hört. Und sie steht auf, wundert sich, wie leicht das geht, spürt weder „Knie“ noch „Rücken“, schüttelt sich den Staub aus den Kleidern und fühlt sich überhaupt blendend. Geht langsam in den Flur, hört von irgendwoher leise Musik. Ihr Blick fällt auf ein Telefontischchen, ordentlich, mit Sitzbank, und auf das riesige aufgeschlagene Buch darauf. Namen über Namen, alle feinsäuberlich notiert, mit Tinte, nicht mit Bleistift. „Das ist die Gästeliste“, sagt jemand hinter ihr. Gott ist aus der Küche gekommen und hat die Schürze noch umgebunden und die Ärmel hochgekrempelt. „Gästeliste? Für heute?“ fragt Tick-Tack-Oma, und Gott sagt: „Für ewig.“ Und wieder fällt ihr Blick auf die endlosen Reihen von Namen, manche persönlich bekannt, manche aus Funk und Fernsehen, andere fremd und gänzlich unbekannt. Und ihr eigener natürlich. „Und die kennst du alle?“ fragt sie skeptisch, und Gott strahlt: „Jede und jeden Einzelnen.“ </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Amen. </span></span></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><i>Eindrücke aus dem Gottesdienst...</i> </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://3.bp.blogspot.com/-86lanJFYcMI/WhrBVF5EwcI/AAAAAAAAK5o/IZrAmux1xMAGozp2x1xGawVKRbeJnC7KQCLcBGAs/s1600/Namenszettel2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1067" data-original-width="1600" height="426" src="https://3.bp.blogspot.com/-86lanJFYcMI/WhrBVF5EwcI/AAAAAAAAK5o/IZrAmux1xMAGozp2x1xGawVKRbeJnC7KQCLcBGAs/s640/Namenszettel2.jpg" width="640" /> </a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://4.bp.blogspot.com/-1U8sCW7G4n8/WhrBj9V1VUI/AAAAAAAAK5s/880eGf8j4xk3JAq2oCvviG-yFpsLWau8wCLcBGAs/s1600/Namenszettel4.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1067" data-original-width="1600" height="426" src="https://4.bp.blogspot.com/-1U8sCW7G4n8/WhrBj9V1VUI/AAAAAAAAK5s/880eGf8j4xk3JAq2oCvviG-yFpsLWau8wCLcBGAs/s640/Namenszettel4.jpg" width="640" /></a></div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
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<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://3.bp.blogspot.com/-RFl3se-bMQI/WhrBz8cKfNI/AAAAAAAAK50/iPpZK7qTYMEAokaQhHdB27S-Clx1xhoZQCLcBGAs/s1600/Namenszettel3.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1067" data-original-width="1600" height="426" src="https://3.bp.blogspot.com/-RFl3se-bMQI/WhrBz8cKfNI/AAAAAAAAK50/iPpZK7qTYMEAokaQhHdB27S-Clx1xhoZQCLcBGAs/s640/Namenszettel3.jpg" width="640" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-7243794777324116502017-11-24T17:22:00.000+01:002017-11-24T17:22:16.983+01:00Der berühmte Fragebogen - abschiedliches Leben üben<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://4.bp.blogspot.com/-1kB6yRsxA2I/WhhGpPkx_sI/AAAAAAAAK5A/FjJXLXEslbgA32mVa82-7qBkkfVixSxkwCLcBGAs/s1600/milan-2698731_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1067" data-original-width="1600" height="426" src="https://4.bp.blogspot.com/-1kB6yRsxA2I/WhhGpPkx_sI/AAAAAAAAK5A/FjJXLXEslbgA32mVa82-7qBkkfVixSxkwCLcBGAs/s640/milan-2698731_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Vor ein paar Tagen hat die EKiR-Onlineredaktion einen Artikel geschrieben, in dem es, im weitesten Sinne, um Beerdigungsvorsorge und damit auch um Tod, Trauer und abschiedliches Leben generell geht (<a href="http://www.ekir.de/www/service/Beerdigungen.php" target="_blank">hier</a> kann man den lesen). Und darum, wie damit individuell und kollektiv umgegangen wird. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">In dem Artikel ist von einem Fragebogen die Rede, die ich manchmal mit Gemeindegruppen ausfülle. "Wie stelle ich mir meine eigene Beerdigung vor?" ist eine Frage, die für Konfis einen anderen Sitz im Leben hat als für den Seniorenkreis, die aber in jedem Fall zu interessanten Gesprächen Anlass bietet. Wer das Ende plant, kommt nicht umhin, über das Davor nachzudenken, zu gewichten und zu entscheiden: Was soll bleiben, was geht mit mir, was hinterlasse ich? Für die juristischen Seiten dieser Frage, mittlerweile auch für die elektronischen, gibt es Daten- und sonstige Testamente. In Schweden bin ich in einem Praktikum auf das <a href="https://vitaarkivet.fonus.se/" target="_blank"><i>Weiße Archiv </i>(vita arkivet gestoßen)</a>, ein Portal, wo man sein "<a href="http://www.deutschlandfunkkultur.de/das-spirituelle-testament-ein-drehbuch-fuer-den-tod.1278.de.html?dram:article_id=382870" target="_blank">spirituelles Testament</a>" hinterlassen kann, so etwas wie ein "Drehbuch für den eigenen Tod" (Deutschlandfunk). Eine alte Dame aus der Gemeinde hatte einen Termin dafür mit meiner Mentorin gemacht, ich saß dabei und fand es mit 22 Jahren so mittelnachvollziehbar. Einerseits fand ich die Idee gut, vorzusorgen. Andererseits fand ich die Vorstellung, so abgeklärt über das eigene Ableben nachzudenken, befremdlich bis erschreckend. Mittlerweile bin ich lange genug an der Lebensgrenze unterwegs gewesen, um aus vollem Herze zu sagen: Das ist gut! Sich über die inhaltliche Seite der Bestattung Gedanken zu machen, kann so etwas wie ein spiritueller Kassensturz sein, weil man sich selbst gegenüber Rechenschaft ablegt darüber, was trägt. Welche Bilder und Texte, welche Lieder und Gedanken. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Deswegen nutze ich den Fragebogen auf zwei Arten: Einmal, um Menschen, die sich vielleicht alters- oder krankheitsbedingt sehr viel gedanklich mit dem eigenen Tod beschäftigen, aber deren Angehörige solche Gespräche kategorisch verweigern, einen Gesprächsraum zu bieten. Und die Möglichkeit, ihre Wünsche zu formulieren und festzuhalten. Und einmal, um mit Menschen oder Gruppen, die sich damit überhaupt noch nicht befasst haben, das Thema näher ranzuholen. Beides braucht Vertrautheit, Zeit und Raum. Die Tabuisierung des Todes bringt es mit sich, dass es vielleicht eine gewisse Wegstrecke miteinander braucht, um so etwas besprechen zu können. Die Form des Fragebogens, bei der ich in weiten Teilen <a href="http://fonusost.se/wp-content/uploads/2015/10/va_blankett_2013_31maj.pdf" target="_blank">dem schwedischen Original</a> folge, hat dabei Vor- und Nachteile: Sie zwingt zur Klarheit. Und tut gleichzeitig so, als gäbe es nur die vorgeschlagenen Varianten. Man darf und muss also ein bisschen Freiheit mitbringen, und gleichzeitig das Wissen: Es geht um so viel mehr, als nur um die Beantwortung einiger Fragen. Deswegen, und weil ich hier keine pdfs hochladen kann, kommen hier einfach nur die Fragen, an einigen Stellen mit ein paar weiterführenden Fragen dort, wo erfahrungsgemäßg Gesprächsbedarf besteht. Außerdem sollte in dem Prozess auch klar werden, dass eine Bestattung nicht den Verstorbenen allein gehört, sondern auch eine seelsorgliche Funktion für die Angehörigen hat. Das ist vor allem dann wichtig, wenn jemand so einen Fragebogen ausgefüllt und Wünsche angemeldet hat, die die Angehörigen nicht erfüllen können oder wollen. Hier sind wir, auch, weil so ein "spirituelles Testament" keine juristische Bedeutung hat, als Pfarrerinnen und Pfarrer freier als die Bestattungsunternehmen - und haben auch die Aufgabe, die Fragen und/oder Schwierigkeiten, die wir mit bestimmten Wünschen sehen, offen anzusprechen. Deswegen sind manche Fragen so formuliert, wie sie nicht im Fragebogen stehen würden, aber Hintergründiges sichtbar machen und damit als Gesprächseinstiege dienen können. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>Im Folgenden habe ich meine Wünsche für meine Bestattung aufgeschrieben. Sie sollen meinen Angehörigen und dem Pfarrer/der Pfarrerin eine Orientierung bieten und Hilfe sein, um Entscheidunge in meinem Sinne zu treffen. In den Fällen, in denen ich nichts notiert habe, sollen meine Angehörigen entscheiden, was sie für angemessen und hilfreich halten. </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">1. Wer soll meine Beerdigung organisieren? Wem vertraue ich meinen letzten Weg an?</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">2. Was will ich im Sarg tragen? Mein Lieblingskleid, einen bequemen Jogginganzug, ...? <br />3. Wie soll mein Sarg/meine Urne aussehen?<br />4. Sollen die, die das wollen, sich irgendwann am offenen Sarg verabschieden können? Warum/Warum nicht?<br />5. Welche Bestattungsform wünsche ich mir? Und warum? Was verbinde ich mit bestimmten Formen? <br />6. Wo will ich begraben werden?</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">7. Wer soll die Trauerfeier gestalten? Was an dieser Person macht sie für mich vertrauenswürdig?</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">8. Wer soll alles zur Trauerfeier eingeladen werden? Wen könnte meine Familie übersehen? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">9. Habe ich bestimmte Vorstellungen über die Gestaltung meines Grabsteins? Will ich damit irgendetwas ausdrücken? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">10. Welche Lieder sollen gesungen oder abgespielt werden? Was daran berührt mich?<br />11. Welche Bibelverse/Gedichte/Gedanken... sind mir besonders wichtig? Was bedeuten sie für mich? <br />12. Was ist mir sonst rund um meine eigene Trauerfeier wichtig? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">13. Was für Ideen habe ich für die Feier hinterher? Gibt es ein Restaurant, dass ich empfehlen kann?<br />14. Gibt es Anliegen oder Initiativen, die mir am Herzen liegen, und für die anlässlich meines Todes gespendet oder bei der Trauerfeier gesammelt werden könnte? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">15. Was soll die Trauerfeier für meine Angehörigen bedeuten, was wünsche ich mir für sie?<br />16. Welche positiven oder negativen Beerdigungserfahrungen habe ich gemacht? Gibt es "Dos" und "Donts"?<br />17. Was ist offen geblieben? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich freue mich über Rückmeldungen und Erfahrungsberichte zum Fragebogen! Und würde mir wünschen, dass das nur ein Anfang einer Entwicklung ist, in der die Kirche die <i>ars moriendi</i> wiederentdeckt. War das Thema "Tod und Sterben" über mehrere Jahrzehnte gesamtgesellschaftlich irgendwo in eine Ecke abgeschoben, scheint sich momentan, mit einer Pluralisierung von Bestattungs- und Trauerkulturen und einer zunehmenden Medialisierung (und Digitalisierung) aller Lebensbereiche eine Trendwende abzuzeichnen. Wir haben in unserer Tradition unglaubliche Schätze, die abschiedliches Leben lehren, ohne den Tod zu beschönigen. Wir sitzen auf Jahrhunderten, teils Jahrtausenden von Erfahrungen mit der Gestaltung und Begleitung der letzten Wege, mit dem Versprachlichen von dem, was eigentlich unsagbar ist, wir haben Symbole und Riten, die vielleicht abgestaubt und behutsam aktualisiert werden müssen, die aber zukunftsfähig in jedem nur erdenklichen Sinne sein können. Und wir haben den Glauben auf den Sieg über den Tod und die Hoffnung auf das Kommen Gottes - das prädestiniert uns doch geradezu, hier zu Pionier_innen einer neuen Trauerkultur zu werden, die das gesamte Leben positiv und heilsam beeinflussen kann. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-QgVxKsLuB3Q/WhhG6BPdMCI/AAAAAAAAK5E/GxHPmJHLMIUgfOU-NaOCiPyln_-RJHoOgCLcBGAs/s1600/el-dia-de-los-muertos-234236_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1065" data-original-width="1600" height="426" src="https://1.bp.blogspot.com/-QgVxKsLuB3Q/WhhG6BPdMCI/AAAAAAAAK5E/GxHPmJHLMIUgfOU-NaOCiPyln_-RJHoOgCLcBGAs/s640/el-dia-de-los-muertos-234236_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-499097483615097102017-11-05T13:54:00.000+01:002017-11-05T13:54:09.480+01:00Paradoxe Interventionen. | Mt 5,38-42<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Eigentlich bin ich ganz anders – ich komme nur so selten dazu. Sagt Ödön von Horváth. Sagt auch Udo Lindenberg. Könnte ich ganz oft sagen, und Ihr und Sie vielleicht auch. Ich lebe ein Leben mit viel Würde. Und viel Könnte und Sollte und Müsste und Wollte. Eigentlich wollte ich heute die Welt retten… aber es soll ja regnen! Und eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Die gute Nachricht: Jetzt ist die Gelegenheit. Wenn nicht jetzt, wann dann? Siehe, jetzt ist die Zeit des Heils, schreibt Paulus. Es gibt in der ganzen Weltgeschichte immer nur eine bedeutsame Stunde – die Gegenwart. Schreibt Dietrich Bonhoeffer. Jetzt ist die Gelegenheit, sagt Jesus: Das Reich Gottes ist mitten unter euch. Und Jesus malt in der Bergpredigt Bilder davon, wie es sein könnte, wenn alles anders werden sollte könnte würde, wie es sein muss, damit es anders wird. Und das sind Bilder, die auf den ersten Blick verstoren – ich weiß nicht, wie Sie die Lesung gerade gehört haben? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht ziehen will, um dein Gewand zu nehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer nötigt, eine Meile mitzugehen, dann geh mit ihm zwei. </span></span></i></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Wir sind im Laufe unserer Geschichte sehr unterschiedlich mit diesem Text umgegangen. Da gab es den, der gesagt hat: Mit der Bergpredigt lässt sich keine Politik machen. Da gab es die, die gesagt haben: Richtig so, Christinnen und Christen haben sich aus militärischen Aktionen rauszuhalten und keine Waffen anzufassen. Die waren kaum überraschend so lange in der Mehrheit, wie das Christentum in Rom noch nicht Staatsreligion war und Christen sowieso keinen Militärdienst geleistet haben. Da gibt es die, die genau hingucken (und die mit rechts und links mehr anfangen können als ich), die sagen: Moment – stellt euch das mal bildlich vor (liebe Kinder zuhause, bitte nicht nachmachen): Es geht hier um die rechte Backe. Ein Rechtshänder, und das waren auch in der Antike die Mehrheit, schlägt aber nicht auf die rechte, sondern auf die linke Backe. Ein Schlag auf die rechte Backe wird mit dem Handrücken ausgeführt und ist also nicht eine Ohrfeige im eigentlichen Sinne, sondern ein Schlag ins Gesicht, der Verachtung ausdrückt, der eher als Beleidigung gedacht ist. Was Jesus also eigentlich meint, ist, dass wir drüber stehen sollen, wenn uns jemand beleidigt oder mit Verachtung straft. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Ich finde das klug und bedenkenswert, aber ich finde auch verbale Schläge manchmal schmerzhaft genug. Und ich möchte versuchen, Jesus zu verstehen ohne „eigentlich“, auf dass ja bekanntlich immer ein „aber“ folgt, das wiederum bekanntlich immer alles verneint, was vorher gesagt wurde. </span></span></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">II.
Jemand schlägt dich – und du forderst ihn quasi auf, das nochmal zu tun. Jemand will vor Gericht von einem Armen das Untergewand pfänden lassen – und der gibt ihm direkt noch den viel wertvolleren und vor allem wärmeren Mantel dazu. Und jemand zwingt einen anderen, eine Meile mit ihm zu gehen. Das konnten im römischen Reich zum Beispiel Beamte oder Militärs sein, die von der Zivilbevölkerung Weggeleit oder Proviant einfordern konnten. Und dieser andere sagt: Super, klar komme ich mit, aber warum nur eine Meile, wenn wir schon dabei sind – ich gehe gleich zwei mit.
Das sind, bei Licht betrachtet, alles ziemlich verrückte Ideen. Und ich glaube, sie sind genauso gemeint. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://2.bp.blogspot.com/-BzgVJf57DRw/Wf8JoEAN9gI/AAAAAAAAK3k/1EeyFQ_PGtwrrlDmqjVl3WzWhzvSoUEAwCLcBGAs/s1600/streetart-519794_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="901" data-original-width="1600" height="360" src="https://2.bp.blogspot.com/-BzgVJf57DRw/Wf8JoEAN9gI/AAAAAAAAK3k/1EeyFQ_PGtwrrlDmqjVl3WzWhzvSoUEAwCLcBGAs/s640/streetart-519794_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">In der Psychotherapie, auch in der Seelsorge, gibt es die sogenannte <i>paradoxe Intervention</i>. Das sind Maßnahmen, die scheinbar genau das Gegenteil von dem verursachen, was man eigentlich erreichen will, aber dann genau dahin führen. Vielleicht ist Ihnen das schon einmal in Erziehungsratgebern begegnet: Wenn Ihr Kind sich partout weigert, den Broccoli zu essen und nur Nudeln will, dann machen Sie die klare Ansage: Du bekommst erst wieder Broccoli, wenn du alle deine Nudeln aufgegessen hast! Und staunen Sie, was sie für ein broccoligieriges Kind zuhause haben! </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Paradoxe Interventionen überraschen das Gegenüber, bringen es aus dem Konzept und sollen den Trotzkopf in uns wecken, der immer das Gegenteil von dem tun will, was andere von ihm verlangen. Vielleicht schlägt Jesus auch hier paradoxe Interventionen vor – Mahatma Gandhi und Martin Luther King haben ihn so verstanden und damit großen Erfolg gehabt. Ich glaube aber, dass es Jesus nicht um psychologische Taschenspielertricks geht. Ich glaube, es geht ums Prinzip. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Paradoxe Intervention – das könnte fast sowas wie Gottes Handschrift in der Lebensgeschichte Jesu sein. Das fängt ganz am Anfang an: Das Volk erwartet den Messias. Wunderrat, Ewig-Vater, Friede-Fürst – und Gottes Sohn kommt als kleines Kind in einem Stall abseits der Weltgeschichte zur Welt. Als es erwachsen geworden ist, geht ebendieses Kind auf verhasste Outsider zu und sagt: Heute muss ich in deinem Haus zu Gast sein. Wenn er über den Himmel befragt wird, erzählt er von der Erde und vom Ackerbau. Und am Ende seines Lebens lässt sich Jesus verhaften, auspeitschen und umbringen – und verhilft gerade dadurch dem Leben zum Sieg. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">So verstehe ich diese Sätze aus der Bergpredigt. Als paradoxe Interventionen. Als Ratschläge, die völlig abseits von dem stehen, was wir sinnvoll, zielführend oder rechnerisch richtig finden würden. Es ist Ihnen ja vielleicht aufgefallen, dass wir diese Woche das Reformationsjubiläum gefeiert haben. Vor 500 Jahren hat Luther genau das gemacht, als er ein funktionierendes System angegriffen hat. Und der Ablasshandel war ein funktionierendes System – und aus psychologischer Sicht sogar eigentlich sehr sinnvoll: Wenn ich mein Seelenheil erkaufen kann, dann gibt mir das das gute Gefühl, dass ich mein Leben selbst in der Hand habe. Und warum sollte Gott anders funktionieren als der Rest der Welt? Was nichts kostet, ist nichts, jeder ist seines Glückes Schmied, und umsonst ist nur der Tod. Und Luther sagt: Lasst das Geld in der Tasche. Lasst das Schachern und das Feilschen und das Vorsorgen. Gottes Gnade wird in einer tränentreibenden Verschwendung ausgegossen, im Himmel gibt es keine doppelte Buchführung. Darum: Sündige tapfer! Hat Luther auch gesagt. Und: Ich bin frei in allen Dingen – und Jedermanns Knecht. Und in seiner Folge Nikolaus Herrmann: Gott wird der Knecht und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein! Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu. Jetzt ist die Zeit der Gnade. Und Christoph Lichtenberg sagt: Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders ist. Ich weiß aber, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">III.
In den paradoxen Interventionen öffnen sich Räume. Wenn dich einer nötigt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh mit ihm zwei. Geh mit ihm drei Kilometer statt anderthalb. Und guck zu, wie die Strecke sich ändert. Wie sich auf der zweiten Meile auf einmal ein Weg eröffnet, den keiner von euch geplant hat. Ihr müsst euch über das Ziel verständigen. Geht nebeneinander her, vielleicht schweigend. Ab dem dritten Kilometer ungefähr passen sich eure Schrittlängen einander an. Die Grenzen verschwimmen zwischen dem, der vorangeht und dem, der nachläuft. Vielleicht durchbricht irgendwann jemand das Schweigen, und Ihr kommt ins Gespräch. Vielleicht reicht auch einfach nur einer dem anderen den Schlauch mit dem Wasser, ist plötzlich eine Hand da, wenn einer stolpert, vielleicht braucht es weder Worte noch Gesten, weil miteinander gehen auch ohne das alles etwas mit Menschen machen kann. Interventionen eröffnen Räume, wo es anders wird. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">IV.
Mit der Bergpredigt lässt sich keine Politik machen, hat Helmut Schmidt gesagt. Oder Karl Carstens. Oder wer auch immer. Und eigentlich haben sie Recht. Eigentlich. Aber ich glaube nicht, dass Jesus seine Beispiele hier als TO-DO-Liste gemeint hat, die man abhaken kann, um sich als besonders guter Christ zu fühlen. Ich glaube, dass manche Sätze für manche Leute gar nicht gedacht sind – es gibt Menschen, die beigebracht bekommen haben, Schläge einzustecken. Alles runterschlucken, nur nicht aufmucken, sich bespucken lassen, niemand in die Augen gucken. Vielleicht geht es einigen von Ihnen so. Und wissen Sie was? Ich glaube nicht, dass Sie mit dem Satz mit der rechten und der linken Backe gemeint sind. Die Berpredigt ist keine Anleitung zum Unglücklichsein, keine Liste zum Abhaken, sondern eine Einladung zum Weiterspinnen und zum Sehen, wie Gottes Reich die offenen Räume zu füllen beginnt. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Wenn alle über einen lästern, sag was Nettes über ihn. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Wenn dir jemand einen Vorwurf macht, gesteh ihm noch zwei-drei weitere Unzulänglichkeiten deinerseits. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Wenn jemand ein Kompliment braucht, gib ihm zwei. Und ein Stück Schokolade. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Wenn jemand dein Geld will, gib ihm das Handy gleich mit. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Wenn dich jemand zwingt, ihm eine Stunde zuzuhören, schenke ihm auch eine zweite. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Wenn Du kein Geld hast, lade jemanden zum Essen ein. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Wenn Du jemanden auf den Tod nicht leiden kannst, dann bete für ihn. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Nur Sie wissen, wie es weitergeht. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;">Amen.
</span></span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-48430655053561054202017-09-30T22:40:00.000+02:002017-09-30T22:56:29.272+02:00Erntedankmalanders<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://4.bp.blogspot.com/-VA8-1jHuzVo/Wc7YUwDoiFI/AAAAAAAAKzY/PK2qRJeUe7k2yjx8zAjpyCiITCB6US2mgCLcBGAs/s1600/Erntedank%2B2016.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="480" src="https://4.bp.blogspot.com/-VA8-1jHuzVo/Wc7YUwDoiFI/AAAAAAAAKzY/PK2qRJeUe7k2yjx8zAjpyCiITCB6US2mgCLcBGAs/s640/Erntedank%2B2016.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: x-large;">ANFÄNGLICHE ÜBERLEGUNGEN</span> </span></span></h2>
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Am Anfang stand das Stadtkindsein. Und die Erkenntnis, dass es wenig Sinn ergibt, für einen Tag im Jahr Strohballen zu mieten, nur um wenigstens eine Andeutung der Hochstimmung herzuzaubern, in denen in ländlichen Gebieten mit noch echten Bauern und Feldern und so der Erntedankgottesdienst mit großem Besteck und <i>pomp and circumstances</i> begangen wird. Am Anfang stand also die Frage, wie man Erntedank mit einer Gemeinde feiern kann, in der Saat und Ernte außer bei Geranien keinen wirklichen Sitz im Leben mehr hat und man also auf umfangreiche und z. T. intellektuell recht anspruchsvolle Transferleistungen vertrauen muss. Philipp Beyhl schreibt dazu <a href="http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/7460/1/ArbeitNEU07.pdf" target="_blank">in seiner Dissertation von 2007</a>: "Es bleibt ein unmögliches Fest, wenn es als Modifikation alter Ernte- oder vergangener Erntedankfeste verstanden wird". Auswege hieraus bietet sicherlich <i>Brot für die Welt</i>, wo jedes Jahr <a href="https://www.brot-fuer-die-welt.de/gemeinden/material/kindergottesdienst-erntedank/" target="_blank">kluge und vielseitige Arbeitshilfen und Gottesdienstentwürfe</a> herausgegeben werden - die aber bei uns in der Gemeinde schon in einer Kirche gut umgesetzt werden. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Am Anfang stand auch Thanksgiving. Genauer gesagt, die Abschlussszene aus dem schlimm-großartigen Film <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Latter_Days" target="_blank"><i>Latter Days</i></a> von C. Jay Cox, in dem es um das Coming-Out eines jungen Mormonenmissionars geht. Am Ende laufen die Fäden zusammen, und je öfter ich die Szene sehe, desto mehr entdecke ich Dinge, bei denen ich denke: So stelle ich mir Kirche vor, so soll Gemeinde sein. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">A toast, an affirmation, a prayer of thanks. I want you to know that,
wherever we find ourselves in this world, whatever our successes or
failures, come this time of year, you will always have a place of my
table. And a place in my heart. </span></span></i></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Überhaupt, Jacqueline Bisset alias Lila Montagne würde eine ziemlich gute Pfarrerin abgeben. Die Schlussszene kann man übrigens <a href="https://www.youtube.com/watch?v=mt5Z97LR9Q8" target="_blank">hier</a> angucken. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Am Anfang stand auch ein Gemeindeprojekt, das Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, Herkünfte und Milieuzugehörigkeit ein anderes Verhältnis zum Säen und Ernten beschert hat: Der Gemeinschaftsgarten Uellendahl, über den Stadtteil verteilte Hochbeete, die von Grundschulklassen, KiTa-Gruppen, Konfis mit Seniorinnen und Geflüchteten bewirtschaftet werden. Am Anfang war auch mal die Idee, draußen rund um die Beete zu feiern - aber in Wuppertal sind die Wetteraussichten im Frühherbst dann doch alles andere als sonnig...</span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></span>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://2.bp.blogspot.com/-bztkgBFOl1k/Wc_9lzA0OfI/AAAAAAAAKzo/qT_4Up3R0_8GNTXSedTz-bp-vBz_DgklwCLcBGAs/s1600/R%25C3%25B6ttgen.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="751" data-original-width="1334" height="360" src="https://2.bp.blogspot.com/-bztkgBFOl1k/Wc_9lzA0OfI/AAAAAAAAKzo/qT_4Up3R0_8GNTXSedTz-bp-vBz_DgklwCLcBGAs/s640/R%25C3%25B6ttgen.jpg" width="640" /></a></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></span>
<br />
<h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: x-large;">DIE IDEE</span></span></span></h2>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Aus diesen Anfängen, und den übergeordneten Zielen, <a href="http://kirchengeschichten.blogspot.de/2017/09/zuruck-ans-lagerfeuer.html" target="_blank">den Abend als gottesdienstliche Zeit zurückzuerobern</a> und <a href="http://kirchengeschichten.blogspot.de/2013/07/niederlandische-notizen-teil-2.html" target="_blank">nochmal neu über das Abendmahl nachzudenken</a>, entstand die Idee, im Gottesdienst aus den Ernteerträgen der letzten Saison etwas zu kochen. Und wenn schon, dann natürlich auf dem <strike>Altar</strike> Abendmahlstisch. Die Idee ist nicht neu, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=VUJ08HQzo08" target="_blank">Thomas und Gabi Erne haben das u. a. 2012 schon einmal gemacht</a>, aber wir wollten es ein bisschen weniger ostentativ haben, als es schnittbedingt im Video den Anschein hat: Das Kochen sollte ein natürlicher Teil des Gottesdienstes sein - gleichzeitig ging es natürlich auch, <a href="https://kirchentagstuttgart.files.wordpress.com/2013/02/feierabendmahl-materialheft.pdf" target="_blank">in bester Kirchentagstradition</a>, um den "<i>Ruf in die Gemeinschaft der Christinnen und Christen mit Christus, das Gedächtnis an sein Leben und Wirken für uns, die Vergebung von Schuld, de[n] Ruf zur Einheit, die körperliche Wahrnehmung mit allen Sinnen, die Heiligung des alltäglichen Essens und Trinkens, die Gegenwart des Auferstandenen unter uns, de[n] Blick in das Reich Gottes</i>". Wir wollten dabei keinen ausdrücklichen Abendmahlsgottesdienst feiern - aber unter diesen Vorzeichen verschwimmen die Grenzen ohnehin. Die theologische Fachliteratur zum Thema "Essen und Glauben" ist, zumal im englischsprachigen Bereich, enorm breit gefächert - an dieser Stelle sei exemplarisch das wunderbare Buch "The Theology of Food. Eating and the Eucharist" von Angel F. Méndez Montoya (Hoboken NJ u. a. 2009) empfohlen - schon allein deswegen, weil der Verfasser öfters schon einmal in Wuppertal zu Gast war.</span></span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Also haben wir zu einem Koch-und-Ess-Gottesdienst am Samstag vor Erntedank eingeladen und über die verschiedenen Kanäle um Zutatenspenden gebeten - vorzugsweise Selbstgezogenes oder -geerntetes. In beiden Jahren kam jeweils genug zusammen. Beim ersten Versuch vor einem Jahr gehörte der Samstag den Konfis, mit ihnen haben wir das <a href="http://kirchengeschichten.blogspot.de/2013/07/abendmahlsbrot-aus-eigener-herstellung.html" target="_blank">bewährte Abendmahlsbrot</a> gebacken. Das hatte den Vorteil, dass die Konfis, die dann auch im Gottesdienst waren, sich sehr schnell als Gastgeber_innen verstanden haben. Dieses Jahr hatten wir nochmal eigens zum vorbereitenden Schnibbeln eine Stunde vor Beginn eingeladen. Einerseits aus Gründen der Arbeitsökonomie, andererseits machen wir auch die Erfahrung, dass die praktische Mithilfe vor allem in der Küche für viele eine Möglichkeit des (Wieder-)Einstiegs in das Gemeindeleben bietet. Wenn das Format erst einmal ein bisschen routinierter geworden ist, könnte man darüber nachdenken, diese Punkt auch nochmal religionspädagogisch zu unterfüttern, z. B. mit Gesprächsanregungen, Geschichten oder kleinen Inputs zu den jeweiligen Lebensmitteln oder zum Thema "Essen und Glauben". </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></span>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Vielleicht vor dem Ablauf nochmal kurz etwas zum Setting: In der Kirche sind Esstische für jeweils 7-8 Personen aufgestellt und eingedeckt, inkl. einer Suppenterrine. Auf einem niedrigeren Tisch vor dem Abendmahlstisch (oben drauf zu kochen wäre wegen der Höhe arbeitssicherheitsmäßig problematisch) steht ein großer Topf mit Gemüsebrühe auf einer Induktionsplatte, daneben oder drum herum die vorbereiteten Zutaten - die Deko wird also fast komplett verwendet. Während der Lieder kommen die Zutaten je nach Garzeit in die Suppe; hier kann man gut Kinder beteiligen. In der Küche wartet außerdem ein weiterer vorbereiteter Topf - nach unseren Erfahrungen braucht man für 40 Leute zwei randvolle 10-Liter-Töpfe Suppe. Wenn es ans Essen geht, kommt von jedem Tisch eine Person mit der Terrine nach vorn - allein das ist ein zutiefst rührender und theologisch sehr stimmiger Anblick: Die Leute kommen zum Altar, um satt zu werden. Das Brot wird von den Konfis ausgeteilt. </span></span><br />
<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-4EDhu04JUqs/WdAADGfdEwI/AAAAAAAAKz0/-RzqzcrJ4jQS2OVmAIPGakjUkb5Tg2tEwCLcBGAs/s1600/20170930_180345-1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1067" data-original-width="1600" height="426" src="https://1.bp.blogspot.com/-4EDhu04JUqs/WdAADGfdEwI/AAAAAAAAKz0/-RzqzcrJ4jQS2OVmAIPGakjUkb5Tg2tEwCLcBGAs/s640/20170930_180345-1.jpg" width="640" /></a></span></span></div>
<br />
<br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Es gibt noch einige andere interaktive Elemente, hier erstmal der Ablauf:</span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></span>
<br />
<h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: x-large;">DER ABLAUF </span></span></span></h2>
<ul>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Musik zum Eingang (fängt schon 5 Minuten vor Beginn an</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Begrüßung und entfaltetes Votum, <i>dabei strophenweise Lied: "Du bist da, wo Menschen leben/lieben/hoffen"; währenddessen: Kerzen auf den Tischen anzünden</i></span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Eingangsgebet (ist auf dem Liedblatt abgedruckt und wird von einer/einem Freiwilligen gelesen)</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Lied</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Lesung</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Lied</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Predigt </span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><i>Meditative Reflexion</i></span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Lied</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Fürbitte/<i>Sharing</i>, dazwischen Liedstrophe</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Unser Vater</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Essen (nach 30 Minuten mal checken, wie weit die Leute sind)</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Kurzes Dankgebet</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">ggf. Abkündigungen</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Lied</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Segen</span></span></li>
<li><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Musik</span></span></li>
</ul>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><b>Liedblatt: </b>Auf dem Liedblatt ist der gesamte Ablauf notiert und kommentiert.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><b>Meditative Reflexion: </b>Die Predigt endet mit einer Frage. Letztes Jahr, als es um das Säen und Ernten ging, mit der Frage: "Für welche Ernte bin ich dankbar? Welche steht noch aus? Um welche Saat, die noch nicht aufgegangen ist, trauere ich?" Dieses Jahr, wo es um Menschen ging, von denen man etwas über das Leben und/oder den Glauben gelernt hat: "Was habe ich über Leben und Glauben gelernt? Wem bin ich dafür dankbar? Was habe ich selbst weiterzugeben?" </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Nebenbei: Das gottesdienstliche Aufschreiben von Dingen auf Zettel ist in den letzten Jahren <a href="http://kirchengeschichten.blogspot.de/2015/08/pladoyer-furs-handchenhalten-gegen.html" target="_blank">in der Liturgiewissenschaft ein bisschen in Ungnade gefallen</a>. Wir machen aber in der Gemeinde durchgehend die Erfahrung, dass Menschen ein Bedürfnis haben, etwas dazulassen und etwas weiterzugeben - allen voran die Generation der Ü70er, die so oft als Argument für traditionelle Gottesdienstgestaltung herhalten müssen. Im Kern geht es uns dabei außerdem in die Führung zum Gebet und damit um liturgisches Lernen: </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><b>Sharing: </b>Auf dem Liedblatt steht die lapidare Anweisung: "<i>Wer mag, liest etwas von seinem Zettel vor. Etwas, wofür wir danken. Etwas, worum wir bitten. Niemand muss. Aber wir beten gern. Dazwischen singen wir...</i>" Zwei Handmikros werden zu diesem Zweck an den Tischen rumgereicht. Das klappt überraschend gut, je nach Fragestellung verschwimmen die Redeintentionen ein bisschen zwischen Mitteilung und Gebet, aber die Erfahrung ist, dass die Gemeinde das gut aushalten und mittragen und gestalten kann. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: x-large;">ZU BEACHTEN</span></span></span></h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Nach zwei Versuchen ist es noch etwas früh, um hier handfeste Tipps zu geben. Aber ein paar Hinweise, wo wir selbst nachbessern wollen bzw. es nach dem ersten Gottesdienst schon getan haben: </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Das <b>veränderte räumliche Setting</b> bringt es mit sich, dass der_die liturgisch Verantwortliche und/oder Predigende seinen/ihren Platz neu suchen muss. Möglich ist, etwa die Predigt im Stehen am Platz zu halten - das setzt aber voraus, dass man nicht mit dem Rücken zu einigen Tischen steht. Andere Dinge funktionieren im Sitzen, etwa (in gut reformierter Tradition) die Gebete.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><b>Moderative Ansagen</b> müssen klar sein, damit die Gemeinde sich in dem fremden Ablauf und dem ungewohnten Setting leicht zurecht findet. Die unterschiedlichen Elemente des Gottesdienstes müssen zusammen gehalten werden, das setzt einiges an Vorüberlegen und eventuell auch an Ausprobieren voraus. Insbesondere beim Sharing muss die Ansage klar sein: Alle dürfen, niemand muss, es ist aber schon schön, wenn ein paar sich laut äußern. Das kennt unsere Gottesdienstgemeinde vom Bibliolog, ein bisschen Vorerfahrung mit dem Mit-Teilen eigener Sichtweisen und Erfahrungen ist also auf jeden Fall von Vorteil.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Die <b>Technik</b> muss vorher klar sein. Beim ersten Mal haben wir eine Viertelstunde rumprobiert, bis uns aufgefallen war, dass irgendjemand den ursprünglich bereitstehenden Topf gegen nicht-induktionsfähiges Kochgeschirr ausgetauscht hatte. Im Zweifelsfall: Magnet bereithalten, um das schnell kontrollieren zu können. Wenn man den richtigen Topf hat, reicht die Zeit auf jeden Fall, um die Zutaten weichzukochen. Es ist aber sinnvoll, jemanden auszugucken, der_die die Verantwortung für den Kochvorgang hat, damit man nicht während der Predigt die ganze Zeit zum Kochtopf schielen muss. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Die <b>Hilfstruppe beim vorbereitenden Schnibbeln</b> braucht, wenn es sich hier nicht um ganz alte Hasen handelt, die sich in der Gemeindeküche zuhause fühlen und die Arbeitsabläufe kennen, irgendjemanden, der_die sie anleitet und neben den Aufgaben auch die Zeit im Blick hat. Das kann auch eine Möglichkeit sein, engagierte Gemeindeglieder an das Thema "Leitung" heranzuführen und ausprobieren zu lassen.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Das <b>Kochen in der Kirche</b> wurde von der Gemeinde durchgehend als sehr schön und stimmig und "richtig" empfunden - es kann aber Gemeinden geben, denen der Kirchraum insgesamt, vor allem aber der Altarraum heilig ist. Bei uns ist der Anblick von Tischen in der Kirche zwar nicht die Regel, aber auch nichts komplett Unbekanntes, außerdem übernachten alle Nase lang Konfis oder Kindergruppen in der Kirche. Wo der zu erwartende Widerstand gegen das Kochen in der Kirche so groß ist, dass man die ganze Zeit (und sei es unterschwellig) nur mit Apologetik beschäftigt ist, sollte man gut überlegen, ob man diese Gottesdienstform ausprobieren will bzw. ob das wirklich das ist, was die Gemeinde will oder braucht. Ähnliches gilt, wenn die Bestuhlung nicht flexibel genug ist - da wird es schnell zum Showkochen, und das sollte es zumindest nach unserem Konzept nicht sein. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"></span></span></div>
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<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"></span></span></div>
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<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"></span></span></div>
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<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></span>
<h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: x-large;">UNSER FAZIT</span> </span></span></h2>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Wir erleben, dass die andere Gottesdienstzeit (Samstag, 17 Uhr) die Besucherstatistik mehr beeinflusst als das Setting des Gottesdienstes. Der Erntedankgottesdienst war in den letzten beiden Jahren in etwa so besucht wie ein leicht unterdurchschnittlich besuchter Sonntagsgottesdienst (40-50 Leute) - allerdings ist auch für weniger Leute Platz. Und: Es kommen andere Leute, das Durchschnittsalter ist deutlich jünger. Und: Die Rückmeldungen sind sehr positiv, für das nächste Jahr haben sich bereits mehrere zum Schnibbeln angemeldet. Auch im zweiten Jahr gab es schon mehrere mitgebrachte Kuchen. Für das nächste Mal wollen wir noch stärker überlegen, wie man Kinder besser einbinden oder wenigstens (für die Unter-Dreijährigen) altersgemäßer beschäftigen kann, und sei es mit einer Spielecke. Außerdem fangen wir eine halbe Stunde eher mit dem Schnibbeln an... Das Fazit ist jedenfalls: Wir machen auf jeden Fall weiter! </span></span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-5015577391537897882017-09-29T00:29:00.000+02:002017-09-29T00:39:02.023+02:00Zurück ans Lagerfeuer<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://4.bp.blogspot.com/-YA-y-nGDCxY/Wc12lyfPNlI/AAAAAAAAKy4/XpC3qxdh_CM467bZQlIpk4o0dth0GvAsgCLcBGAs/s1600/lights-2563476_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1068" data-original-width="1600" height="426" src="https://4.bp.blogspot.com/-YA-y-nGDCxY/Wc12lyfPNlI/AAAAAAAAKy4/XpC3qxdh_CM467bZQlIpk4o0dth0GvAsgCLcBGAs/s640/lights-2563476_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ich mag Abendgottesdienste. Vor allem, weil ich, glaube ich, eher Nachteule als Morgenmensch bin. Aber auch das ganze andere. Das Licht, das anders ist, die Kerzen, die umso heller leuchten. Das gute Gefühl, wirklich Feierabend zu haben, wenn ich die Kirche verlasse. Mit einem Segen in die Nacht zu gehen. Die selten gesungenen Abendlieder, die so viel lebensweiser und so viel poetischer als das (für mich immer halb gelogene) "All Morgen ist ganz frisch und neu" über das Leben mit einem mutmaßlich bewohnten Himmel überm Kopf singen. </span></span></div>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">In der evangelischen Landeskirche sind Abendgottesdienste selten. Unter der Woche findet abends trotzdem ein Großteil des kirchlichen Lebens statt: Gruppen und Kreise, aber vor allem auch Gremienarbeit. Was nicht weiter verwundert, da in den Sitzungen überwiegend ehrenamtlich Engagierte sitzen, die hier ihren Feierabend verbringen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Letztens bin ich auf die Forschungen der US-amerikanischen Anthropologin Polly W. Wiessner gestoßen. Die hat längere Zeit bei den <i>Ju|'hoansi</i> gelebt, einem indigenen Volk in der Kalahari-Wüste. Sie hat dort die Kommunikationsgewohnheiten untersucht und in einem <a href="http://www.pnas.org/content/111/39/14027.full.pdf" target="_blank">sehr aufschlussreichen Aufsatz</a> folgendes Ergebnis über den Unterschied der Gespräche am Tag und bei Nacht am Lagerfeuer festgehalten (wer nicht so viel Zeit hat, kann sich auch <a href="https://archive.unews.utah.edu/news_releases/firelight-talk-of-the-kalahari-bushmen/" target="_blank">einen kürzeren Artikel</a> zu Gemüte führen, aus dem das folgende Zitat stammt): </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Tagsüber drehen sich die Gespräche vor allem um ökonomische Aktivitäten - Arbeit, Essensbeschaffung, Austausch über Ressourcen. [...] Es hat viel mit sozialen Themen und mit Kontrolle zu tun: Kritik, Beschwerden und Nörgelei. Abends und nachts lassen die Menschen los, werden lockerer und suchen Unterhaltung. Wenn es tagsüber Konflikte gegeben hat, lassen sie diese hinter sich und kommen wieder zusammen. Abendliche Gespräche haben mehr mit Geschichten zu tun, mit der Unterhaltung über die Charaktereigenschaften Dritter, die aber zum weiteren Netzwerk gehören, und mit dem Nachdenken über die Welt der Geister und wie diese die Menschenwelt beeinflussen. Es gibt auch Singen und Tanzen, was innerhalb einer Gruppe verbindet.</span></span></i></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wiessner bestätigt damit die umfangreiche Forschung vor ihr, die die Bedeutung der Kontrolle über das Feuer für die menschliche Entwicklung insbesondere im Blick auf sozial wirksame Narrative herausgestellt hat. Es scheint kein weiter Weg, von dort aus auf die Traditionsprozesse der biblischen Bücher zu schließen, deren Sitz im Leben ja zumal in früher Zeit das nomadische Lagerfeuer war. Wiessners Untersuchung macht deutlich, dass es hierbei nicht nur um bloße Unterhaltung und Wissensweitergabe, sondern auch um die Konstruktion sozialer und spiritueller Identitäten geht. Die Theologie weiß das schon länger, bei der Kirche bin ich mir nicht so sicher. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://4.bp.blogspot.com/-lI8Rg5xobS0/Wc124whO5vI/AAAAAAAAKy8/37fBzfy4QRkSAzjof2kJ9D9JyW7nlg0YACLcBGAs/s1600/live-in-nature-2243057_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1067" data-original-width="1600" height="426" src="https://4.bp.blogspot.com/-lI8Rg5xobS0/Wc124whO5vI/AAAAAAAAKy8/37fBzfy4QRkSAzjof2kJ9D9JyW7nlg0YACLcBGAs/s640/live-in-nature-2243057_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Immerhin, eins haben wir behalten: Kerzen. Wiessner misst dem Feuer in der Nacht nicht nur als Schauplatz sozialer Interaktion, sondern auch als Medium große Bedeutung bei: </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ausreichend heller Feuerschein unterdrückt die Melatoninproduktion und sorgt für Energie zu einer Tageszeit, zu der wenig wirtschaftlich produktive Arbeit geleistet werden kann, dabei gibt es genug Zeit. In der heißen Jahreszeit hilft die Kühle des Abends, aufgestaute Energie zu entladen, in der kalten Jahreszeit rücken die Leute zusammen. Die Gemeinschaft am Feuer setzt sich oft, wenn auch nicht immer, aus Menschen verschiedener Altersstufen und Geschlechter zusammen. Mond und Sterne wecken Imaginationen des Übernatürlichen ebenso wie ein Gefühl der Verwundbarkeit gegenüber bösen Geistern, Raubtieren und Feinden, denen man die Gemeinschaft entgegenhält. Körpersprache wird im Feuerschein weniger deutlich, das Bewusstsein für sich selbst und andere ist geringer. [...] Die Themen des Tages werden fallen gelassen, während kleine Kinder im Schoß von Verwandten einschlafen. [...] Die Sehnsucht nach dem Feuer als Schauplatz sozialer Vertrautheit und Offenheit im Gespräch bleibt in hohem Maße ein Bestandteil modernen Lebens und ein potenzielles Forschungsfeld. Obwohl Gespräche am Lagerfeuer in unserem täglichen Leben selten sind, bleiben sie ein geschätzter Bestandteil von Pfadfinderausflügen, Picknicks, Outdoor-Trips und ökotouristischen Unternehmungen, die auf soziale Intimität und das Teilen von Wissen zielen. Die Macht der Flamme wird in unseren Häusern durch Kamine und Kerzen reproduziert. Der dänische Geist des "hygge" (Gemütlichkeit in Gemeinschaft) ist vom planvollen Platzieren von Kerzen, "lebenden Lichtern" gekennzeichnet, um vertrauliche Gespräche zu ermöglichen.</span></span></i></div>
</blockquote>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://4.bp.blogspot.com/-s312XprruVg/Wc13jhSn7JI/AAAAAAAAKzE/PUtXDgAOE204lBztDf-Js0SWFMT3vWRaQCLcBGAs/s1600/campfire-984020_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1064" data-original-width="1600" height="424" src="https://4.bp.blogspot.com/-s312XprruVg/Wc13jhSn7JI/AAAAAAAAKzE/PUtXDgAOE204lBztDf-Js0SWFMT3vWRaQCLcBGAs/s640/campfire-984020_1920.jpg" width="640" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Schon hier könnte man pausieren und darüber nachdenken, wo solche Erfahrungen im kirchlichen Leben jenseits von Konfifreizeiten ihren Sitz im Leben haben könnten. Wiessner geht aber noch einen Schritt weiter und wirft Fragen auf, die sich an der Möglichkeit der Tagesverlängerung durch elektrisches Licht entzünden - damit ist sie keineswegs allein, zahlreiche Vertreter religiöser und säkularer Spiritualitätsansätze thematisieren das in schöner Regelmäßigkeit: </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wie Jäger und Sammler wächst unsere Vorstellungskraft, gewinnen neue Perspektiven und erweitert sich unsere Horizont anhand von Geschichten. Nichtsdestotrotz dringen künstliches Licht und digitale Kommunikation weltweit in die Nacht ein, verwandeln Stunden der Dunkelheit in ökonomisch produktive Zeit und überlagern so die Zeit für Geselligkeit und Geschichten. Der Tag endet auf Knopfdruck, ohne dass man sich die Zeit nimmt, Beziehungen zu pflegen, zu entdecken, zu reflektieren oder zu heilen, oder die Themen des Tages mit der Kohle verglühen zu lassen. </span></span></i></div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span style="font-size: small;"><a href="https://4.bp.blogspot.com/-9EBIMXemcLU/Wc13WkO-U_I/AAAAAAAAKzA/aypkKrC2cJA29MOck46xF0vMGBKSs0a1ACLcBGAs/s1600/camp-2616410_1920.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1067" data-original-width="1600" height="426" src="https://4.bp.blogspot.com/-9EBIMXemcLU/Wc13WkO-U_I/AAAAAAAAKzA/aypkKrC2cJA29MOck46xF0vMGBKSs0a1ACLcBGAs/s640/camp-2616410_1920.jpg" width="640" /></a></span></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wiessners Gedanken beschäftigen mich schon eine ganze Weile, weil in der von ihr untersuchten Gemeinschaft am Lagerfeuer Dinge aufscheinen, die mir (und, wenn ich meinen Gemeindegliedern glauben kann, anderen auch) im kirchlichen Alltag fehlen: Das scheinbar ziel- und zwecklose Beisammensitzen, das Teilen von Geschichten und Erfahrungen, das gemeinsame Erleben des Ausgesetztseins und gleichzeitigen Gehaltenseins unter freiem Himmel. Mit Abendgottesdiensten allein ist das sicherlich nicht zu ersetzen, und natürlich lassen sich nicht alle Sitzungen am Abend einfach so abschaffen. Immerhin: In unserem Presbyterium (und in anderen auch) gibt es den klugen Grundsatz, dass nach 22 Uhr keine Beschlüsse mehr gefasst werden. Vielleicht lassen sich durch kleine Akzentverschiebungen bereits Dinge wiedergewinnen, die im Alltag leicht verloren gehen. Zum Beispiel dadurch, dass die unvermeidliche Andacht nicht zu Beginn, sondern am Ende einer Sitzung gehalten wird. Die wird nicht mehr nach dem Muster einer Mini-Predigt zur Tageslosung oder zu einem bestimmten Thema funktionieren, sondern wahrscheinlich zur Entwicklung oder Wiederentdeckung eigener Formen führen, die stärker auf Gemeinschaft, stärker auf Spüren, Erleben und Teilen abzielen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="text-align: center;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>Bewahre uns, o Herr, wenn wir wachen,</i></span></span></div>
<div style="text-align: center;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>behüte uns, wenn wir schlafen,</i></span></span></div>
<div style="text-align: center;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>auf dass wir wachen mit Christus</i></span></span></div>
<div style="text-align: center;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>und ruhen in Dir. </i></span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-64357892016167749462017-09-24T21:03:00.000+02:002017-09-24T21:15:14.184+02:00Ja, aber...? | Predigt im Jubiläumsgottesdienst (Mt 6,25-34)<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Manchmal erwischt es einen. So wie vor ein paar Tagen. Irgendwo zwischen theologischem Nachmittag und Jugendausschuss ein Anruf. Die Band braucht noch irgendetwas, das wir nicht haben. Weitere Anrufe bei diversen Leuten, wer so etwas haben kann. Niemand. Haut das trotzdem hin? Ein sorgenvoller Blick auf die Wetter-App. Bleibt’s dabei, Sonne und kein Regen? Und die ganzen anderen Fragen: Wie viele Leute kommen wohl heute? Hoffentlich haben wir genug zu essen, und wer wollte nochmal den Getränkestand besetzen? Und mittenrein spricht Jesus: <i>Darum sollt ihr euch nicht sorgen.</i> </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ein Teil in mir atmet für einen winzigen Moment erleichtert auf. Und ein anderer Teil, der, der in der Regel um einiges größer ist, sagt sofort: Ja, aber… In der Seelsorgeausbildung habe ich gelernt, dass ein Aber immer alles, was davor gesagt wurde, zunichtemacht. Das war ganz beeindruckend, wie laut sie vorhin alle gesungen haben, richtig mitreißend. Aber das waren ja auch bekannte Lieder. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ja, aber. Nicht „Ja“ und „Amen“. Ja, aber. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wenn ich ehrlich bin, durchzieht das „Ja, aber“ meinen Glauben. Vielleicht ist das zutiefst menschlich. Von der Stelle bringt es allerdings nicht: Ja, aber… ein halber Schritt nach vorn, ein ganzer wieder zurück. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet.</i> Ja, aber satt werden möchte ich schon. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel… unser tägliches Brot gib uns heute.</i> Ja, aber wenn ich davon etwas einfrieren kann, ist auch gut. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.</i> Ja, aber auch Vögel sterben doch. Verhungern oder werden gefressen oder knallen gegen Fensterscheiben. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>Sorgt euch nicht. </i>Ja, aber wir sorgen uns doch, wir, die wir hier sitzen, in unserem Teil der Erde vielleicht nicht um Essen und Kleidung, aber Sorgen gibt es weiß Gott genug, Sorgen von der Sorte, die sich nicht einfach so mit einem Blick in den Himmel oder die Botanik wegwischen lassen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Woher kommt das Geld für die Stromrechnung in diesem Monat? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ist meine Ehe noch zu retten? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Was steht am Montag rot auf weiß unter der Mathearbeit? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Was heißt das für mich, wenn in den Nachrichten gesagt wird, dass bei Thyssenkrupp 2000 Stellen gestrichen werden sollen? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ist dieser Knoten, den ich da ertaste, echt, und verbirgt sich dahinter etwas Böses? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Was wird aus uns, wenn sich tatsächlich viele Leute verarschen lassen und die AfD wählen?</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und seltsamerweise – wenn die Fragen so hart auf hart kommen, verstehe ich einen Teil von dem, was Jesus sagt. Es gibt ein Zuviel an Sorgen. Es gibt die Gefahr, sich zu versteifen, zu fixieren, nichts mehr zu sehen als das, worüber man sich Sorgen macht, weil alles nur noch darum kreist. Der Mensch ist das Tier, das sich sorgt, hat Robert Gernhardt einmal gesagt. Luther, neben anderen, hat vom in sich selbst verkrümmten Menschen gesprochen. Und Jesus sagt: Ihr seid mehr. Mehr als die Spatzen am Himmel, mehr als die Wildblumen auf dem Feld. Mehr als das krumme Holz, zu dem ihr euch selber macht. Kopf hoch. Wenn Ihr keinen Ausweg mehr seht, wenn Ihr merkt, dass sich all Euer Denken nur um den morgigen Tag dreht, Ihr an nichts anderes mehr denken könnt als an Essen und Anziehen – dann guckt nach oben. Dazu müsst ihr Euch aufrichten. Und guckt in den Himmel und sehr euch die Vögel an. Und atmet einmal tief durch, fühlt, wie die Lungen sich mit Luft füllen und der Kloß im Hals sich ein bisschen bewegt. Und wenn Ihr keine Vögel seht und keine Blumen um Euch herum habt, dann tut es auch der Blick in das unendliche Blau einer sternenklaren Nacht oder auf das kleine Grasbüschel, das sich einen Weg durch eine Ritze im Asphalt bahnt. Alles, was Euch davon abhält, die halbe Nacht darüber nachzudenken, was morgen unter der Mathearbeit steht, oder im Internet in allen möglichen Gesundheitsforen nachzuschlagen, was ein Knoten oder auch nur ein simpler Husten alles für schreckliche Dinge sein können. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ja, aber… meldet sich ein Teil in mir, und vielleicht auch in Ihnen, und diesmal bin ich ganz froh darüber, weil er mich davon abhält, die Bergpredigt nur in lauter Kalendersprüche und Wellnessweisheiten zu zerlegen. Jesus sagt nicht: Wenn euch die Welt zu gemein ist, dann guckt euch ein paar Katzenvideos an. Das wäre für eine Antrittspredigt, und das ist die Bergpredigt im Matthäusevangelium, doch ein bisschen zu wenig, und für eine Predigt zum Jubiläum auch. Jesus sagt nicht: Ertränkt eure Sorgen in Kitsch oder Natur oder sonstwo, sondern mutet uns eine ganz andere Logik zu als die, der wir im Alltag folgen – die Logik des Sabbats, wenn man so will. Die Erfahrung: Ich lege die leeren Hände in den Schoß, lasse alle Arbeit ruhen, lege alles zur Seite, was mich die ganze Woche beschäftigt – und die Welt dreht sich doch weiter. Das ist keine Entspannungsübung. Im Judentum gilt das Halten des Sabbats als eines der wichtigsten Gebote überhaupt – und gleichzeitig als eins der schwersten. Vielleicht, weil Ruhe ohnehin schwer auszuhalten ist, vielleicht auch, weil dieses Nicht-Sorgen an den Fundamenten rüttelt, auf denen wir unser Leben aufbauen, weil es ent-täuscht im wahrsten Sinne des Wortes, an der Illusion kratzt, dass wir alle unser Leben selbst in der Hand haben. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Das wiederum passt sehr gut zu einer Predigt zum Jubiläum. Denn wir feiern nicht uns selbst. Obwohl, doch, ein bisschen tun wir das, und das ist auch gut so. Aber [sic] wir sagen auch Danke dafür, dass wir hier in diesem Haus seit 50 Jahren Gemeinde sein durften und weiterhin dürfen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die allermeisten von Ihnen sind viel länger in der Gemeinde als ich, aber auch ich habe in zwei Jahren die Erfahrung gemacht, dass alles Planen, alles Vorbereiten, alles Absichern hin nach allen Seiten seine Grenzen hat. Der letzte Sonntag war so ein Beispiel, ein Gottesdienst, der über wochenlange Chorproben und das Bestellen von Stempeln und UV-Farbe und besonderen Lampen sehr ausführlich vorbereitet wurde, und vor dem mindestens der Pfarrer ein bisschen schlecht geschlafen hat wegen all der Unwägbarkeiten. Und die, die nicht dabei gewesen sind, können sich erzählen lassen, wie es war, und wie viel da mit reingespielt hat, das wir weder voraussehen noch planen konnten. Und andersherum – wir haben auch in anderen Zusammenhängen erlebt, dass zum Beispiel Geld allein ein schlechter Ratgeber ist, weil selbst bei gewissenhafter Planung ein Restrisiko bleibt, in welche Richtung auch immer. In dem Vers direkt vor unserem Predigttext sagt Jesus: Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Das hat etwas Frustrierendes und Entlastendes zugleich – letzten Endes können wir als Gemeinde, das hat Jan Hendriks einmal gesagt, nichts anderes tun als Fässer mit Wasser herbeizuschaffen und darauf zu hoffen, dass der Herr sie in Wein verwandelt. Frustrierend, weil so auch unser kirchliches Leben viel weniger planbar ist als wir das gern hätten, als es eigentlich sein müsste angesichts der vielen Menschen, die davon abhängen. Und entlastend zugleich, weil die Zukunft unserer Kirche letzten Endes weder an Verwaltungsstrukturreformen, noch an Rücklagen oder Imagekampagnen hängt. So wichtig das auch alles ist – am Ende liegt die Zukunft dieses Hauses, dieser Gemeinde, liegt unser ganzes Leben in anderen Händen als in unseren. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und wem das jetzt zu wenig ist, der gehe nach dem Gottesdienst raus und gucke auf die Vögel am Himmel und die Blumen, die überall wild auf der Wiese wachsen und lasse sich daran erinnern, dass wir in guten Händen sind.
Das befreit. Und das verändert den Blick auf die Welt. Interessanter Weise – den Vögeln zugucken, Blumen in Ruhe anschauen… das ist auch das, was einem Sterbende regelmäßig sagen, wenn man sie fragt, was sie anders machen würden. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Es befreit, und es verändert den Blick auf die Welt In der Bergpredigt, in der Antrittsrede Jesu ist von Essen und Trinken die Rede, und vom Anziehen. In seiner letzten öffentlichen Ansprache wird auch nochmal davon die Rede davon sein, allerdings in einer etwas anderen Tonlage: <i>Ich war hungrig, und Ihr habt mir zu Essen gegeben, ich war nackt, und Ihr habt mich gekleidet. Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, dass habt ihr mir getan...
</i>Ich glaube nicht, dass diese Querverbindung ein Zufall ist. Wenn wir die Sorge um das eigene nackte Leben in andere Hände legen, wird der Blick frei, weitet sich der Horizont, und wir entdecken Gemeinschaft. Mit Barbara Brown-Taylor gesagt: Wenn wir uns als das erkennen, was wir sind, als Erdlinge, deren Leben nicht in der eigenen Hand liegt, finden wir uns plötzlich mit allen Menschen der Welt auf dieser Seite von Gottes Theke wieder.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Ja, aber…“ sagt etwas in mir, aber der Teil ist ein bisschen kleiner als sonst. Und ich denke mir die Antwort: Ja, aber alles wird gut. Jetzt wird gefeiert.</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Beten wir mit Worten von Jeremias Gotthelf:</span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Herr, unser Gott, du hast unzählige Wege, </span></span></i><br />
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">auf denen du möglich machst, </span></span></i><br />
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">was unmöglich scheint. </span></span></i><br />
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Gestern war noch nichts sichtbar, </span></span></i><br />
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">heute nicht viel, </span></span></i><br />
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">aber morgen steht es vollendet da, </span></span></i><br />
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">und nun erst gewahren wir rückblickend, </span></span></i><br />
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">wie du unmerklich schufst, </span></span></i><br />
<i><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">was wir unter großem Lärm nicht
zustande gebracht haben.</span></span></i><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>Amen. </i></span></span><br />
<br />
<h3>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-size: large;">EINGANGSGEBET AUS DEM JUBILÄUMSGOTTESDIENST</span></span></span></h3>
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<div class="MsoNormalCxSpFirst" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Ewiger Gott, </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<br /></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">wir sind heute zusammen, um zu feiern und zu danken.
50 Jahre. Für uns ist das eine lange Zeit, für dich nicht mehr als ein
Wimpernschlag. Aber wir vertrauen darauf, dass Du Dich auf unsere Maßstäbe
einlässt, dass nichts, was wir tun, in deinen Augen zu klein ist. Und so treten
wir vor dich, nicht nur mit dem Dank für alles, was wir erreicht haben. Sondern
auch mit dem, was uns nicht gelungen ist, mit den dunklen Flecken unserer ganz
eigenen Geschichte. </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<br /></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Gott, du suchst das Verlorene und bringst es heim. <br />
Wir klagen dir die vielen Male, an denen wir Menschen verloren haben,</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">um die wir nicht genug gekämpft haben,</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">bei denen wir versäumt haben, genauer hinzuhören und
zu verstehen. </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Wir bitten dich auch für die blinden Flecke, die wir
heute haben.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Die Menschen, die wir aus dem Blick verlieren, </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">nicht sehen, um die wir uns nicht kümmern.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Lass sie nicht allein, wo wir versagen,</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">und mach unsere Herzen weit </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">unsere Augen offen,</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">unsere Ohren hellhörig. </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<br /></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Gott des Friedens, </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">wir klagen dir das, wovon wir auch nicht frei sind.<br />
Streit, Konflikte und Zwietracht um Dinge, die es nicht wert sind.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Wir bringen die Menschen vor dich, </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">die uns im Streit verlassen haben,</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">wir lassen die Frage los, ob <i>sie </i>recht hatten
oder <i>wir</i>,</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">und legen sie Dir einfach ans Herz,</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">dass Du ihre Wege begleitest und sie segnest.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<br /></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Gott, du sorgst für uns wie für die Vögel am Himmel
und die Lilien auf dem Feld. </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Wir klagen dir die falschen Entscheidungen,</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">die wir aus Angst getroffen haben.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Weil es uns schwerfällt, zu glauben, dass du für uns
sorgen willst.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Weil es nicht einfach ist, uns einzugestehen,</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">dass letzten Endes alles in deiner Hand liegt. </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Hilf uns, die Balance zu finden</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">zwischen Loslassen und Anpacken. </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Und lass auch dort, wo wir falsch entscheiden, </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">aus deiner Gnade Gutes wachsen. </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<br /></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Gott, wir haben Grund zum Feiern und zum Danken.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Und Grund, einzusehen:<br />
Wir haben keine Zuflucht als dein unergründliches Erbarmen. </span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Darum bitten wir dich.</span></span></div>
<span style="font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
</span></span><div class="MsoNormalCxSpMiddle" style="line-height: normal; mso-add-space: auto; mso-margin-bottom-alt: auto; mso-margin-top-alt: auto;">
<span style="font-family: "Times New Roman ,serif",serif; font-size: 12.0pt; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-bidi-font-size: 11.0pt; mso-fareast-font-family: "Times New Roman"; mso-fareast-language: DE;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-weight: normal;">Für uns und alle Welt</span><span style="font-weight: normal;">:<br />Herr, erbarme dich.</span></span></span></span></div>
</span></span></span></h3>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-33467494002582865702017-09-20T12:52:00.001+02:002017-09-20T12:52:08.537+02:00Wenn Du am Sonntag AfD wählen willst...<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><i>Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Text veröffentlichen soll. Weil ich der Meinung bin, dass die Botschaft der Bibel zwar immer und unmissverständlich auch politische Bedeutung hat, Pfarrerinnen und Pfarrer sich aber in Sachen Parteipolitik zurückhalten sollen. Ich könnte jetzt sagen, dass das hier private Äußerungen sind, aber das wäre irgendwie auch Quatsch - nichts, was ich als Pfarrer in der Öffentlichkeit sage, wird einfach so als Privatmeinung abgetan, ob ich dabei jetzt Talar oder Badehose trage. Aber ich glaube, dass wir vor einer Weggabelung stehen, wenn in Deutschland erstmals eine rechtsextreme Partei ins Parlament gewählt werden kann. In solchen Situationen blitzt etwas auf, das man in der Kirchengeschichte den </i>status confessionis<i> nennt: Ein Moment, in dem der Glaube zu Reden und Handeln und Stellungnahme zwingt, in dem Schweigen schuldig macht. </i></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://2.bp.blogspot.com/-D_lhEdk7zPw/WcJHqJLd7mI/AAAAAAAAKyg/Ov7Xr4v7kawtZVgce1JQMR2vYYD2TieWACLcBGAs/s1600/Boromirmeme.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="360" src="https://2.bp.blogspot.com/-D_lhEdk7zPw/WcJHqJLd7mI/AAAAAAAAKyg/Ov7Xr4v7kawtZVgce1JQMR2vYYD2TieWACLcBGAs/s640/Boromirmeme.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Vielleicht überlegst Du, bei der nächsten Wahl, wenn Du überhaupt hingehst, die AfD zu wählen. Und - weißt Du was? Ich glaube, Du hast gute Gründe dafür, das zu wollen. Vielleicht bist Du angepisst von der Politik. Vielleicht hast Du das Gefühl, dass unser Land von Politikerinnen und Politikern geführt wird, die die Bodenhaftung verloren haben, die eigene Interessen verfolgen und sich nicht um Dich und deine Probleme kümmern. Ich glaube nicht, dass das so ist, zumindest nicht in der Regel. Aber ich kann verstehen, dass das Gefühl da ist und Dich wahnsinnig macht. Hey, ich fahre selber Diesel, habe bewusst ein Auto gekauft, das der Hersteller als besonders umweltfreundlich anpreist und frage mich jetzt, ob ich nächstes Jahr damit noch in die Innenstadt darf. Ich war in den letzten Jahren viel in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg unterwegs und habe Dörfer gesehen, in denen Geschäfte, Kirchen und ganze Straßen verrammelt und verlassen waren, bin Menschen begegnet, die von der Gesellschaft im Großen und Ganzen im Stich gelassen wurden. Auch von der Politik. Ich habe mit Menschen gesprochen, die in den Neunziger Jahren aus Russland oder Kasachstan hierher kamen und höchstens die kalte Schulter gezeigt bekommen haben und bis heute noch gezeigt bekommen. Und die jetzt das unglaubliche Engagement für die Geflüchteten aus Syrien mitbekommen und fragen: Wo wart Ihr damals? Wo seid Ihr jetzt? Ich freue mich, dass wir es dieses Mal besser hinbekommen haben, unsere Arme zu öffnen - und was Ihr erlebt habt, tut mir leid. Und ich sehe in unserem Stadtteil auch die Probleme, die es gibt. Die Schwierigkeiten, die Geflüchtete beim Einleben haben. Aber ich glaube nicht, dass wir das durch Verbote, Diskriminierung und dichte Grenzen lösen werden. </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Ich habe auch keine Lösungen parat. Und das ist das einzige, was mich mit der AfD verbindet: Sie hat sie auch nicht. Sie tut so. Und sie tut das auf eine Art und Weise, die viele Leute anspricht, weil sie einfache Lösungen verspricht und auf die Leute zeigt, die angeblich schuld sind. Dabei scheut sie auch vor Lügen nicht zurück - überall in sozialen und sonstigen Medien findet Ihr gerade vor der Wahl Faktenchecks, die Aussagen von hochrangigen Parteivertretern sehr glaubhaft widerlegen. Ich weiß, dass es manchmal einfach ist, Lügen zu glauben, selbst wenn man sie als solche erkennt. Weil wir Menschen halt so ticken. Aber das ist das Blöde am Leben: Es ist nie einfach. Nie. Wer das Gegenteil behauptet, ist blind. Oder betrügt die Leute, die ihm zuhören. Schon deswegen sollte man vorsichtig sein, wenn die AfD sich als besonders "christlich" aufspielt, wenn auf Pegida- und sonstigen Demos Kreuze getragen werden. Jesus hat einmal gesagt: "Die Wahrheit wird euch freimachen" (Johannes 8,32). Die Wahrheit, so schmerzhaft und kompliziert und vernebelt sie manchmal ist. Und bestimmt haben auch in der Vergangenheit Politikerinnen und Politiker gelogen, bestimmt stehen in manchen Zeitungen Dinge, die nicht stimmen. Das ist aber kein Grund, das bei der AfD zu akzeptieren. Wenn sie alles besser machen will, sollte sie hier anfangen. Das tut sie aber nicht. </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Vielleicht hast Du das Gefühl: Wenigstens sagen die mal was! Auch das kann ich verstehen. Ja, es hat in unserer Gesellschaft, gerade in den Kreisen, in denen ich mich bewege, Tabus gegeben, Probleme, die man nicht beim Namen genannt hat. Vielleicht war das wichtig, weil die AfD zeigt, dass es schwierige Themen sind, bei denen man oft in brutalsten Populismus verfällt. Aber gerade in ihrer Anfangszeit hat die AfD auch zwischendurch mal richtige Fragen gestellt - ihre Antworten sind aber scheiße. Was die einfachen Lösungen angeht: Siehe oben. </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Vielleicht hast Du Vertrauen in die AfD, weil so viele Wirtschaftsprofessoren Mitglied sind. Oder eher früher mal waren. Vielleicht denkst Du deswegen: Früher hab ich für mein Geld viel mehr bekommen, und die müssen doch wissen, wie man das wieder ändern kann. Dann informier' Dich mal über die Vertreterinnen und Vertreter der AfD, wie viele von ihnen Unternehmen in den Sand gesetzt haben, wer alles vor Gericht steht wegen Betrug, Volksverhetzung und Körperverletzung. Es sind nicht alle, aber es sind erschreckend viele. Und überleg Dir, ob Du wirklich glaubst, dass sie es anders machen werden, wenn sie an der Macht sind. Nochmal Jesus: "Wer im Kleinen unzuverlässig ist, der ist auch im Großen unzuverlässig" (Lk 16,10). </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Vielleicht bist Du schwul und hast Angst, dass Du mit deinem Freund nicht mehr Hand in Hand durch die Straßen gehen kannst, insbesondere dort nicht, wo viele Menschen aus anderen Kulturkreisen wohnen, die das nicht verstehen oder verstehen wollen. Auch das kann ich nachvollziehen. Rechte Parteien, von PRO-NRW bis zur AfD, haben auch diese Angst aufgegriffen und damit schwule Wähler geködert. Wenn Du mutig bist, probier mal ein Experiment: Schnapp Dir deinen Freund (wenn Du keinen hast, darf es auch ein anderer Angehöriger des gleichen Geschlechts sein), und dann geht zu einer AfD-Wahlveranstaltung. Und guck mal, wie es da mit der Toleranz aussieht. Wie gesagt, Du musst ein bisschen mutig sein. Oder wahnsinnig. Und denk dran: Das Verständnis, was Du von anderen für Dich einforderst, haben Generationen vor Dir hart erkämpft. Und andere können es von Dir genauso verlangen. </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Vielleicht hast Du die Schnauze voll vom ganzen Gerede über die Nazizeit und findest deshalb gut, was Alexander Gauland und Björn Höcke sagen. Dann frag Dich mal ernsthaft, ob Du in deinem Leben jemals dadurch Nachteile hattest. Oder ob deine Abneigung gegenüber dem Thema damit zusammenhängt, dass man Dich in der Schule damit bis zum Erbrechen genervt hat. Mir ging das so. Und ich kann auch nicht garantieren, dass ich das in den Zeiten, als ich an Schulen gearbeitet habe, besser rüberbringen konnte. Aber ein Teil meiner Familie kommt aus Schlesien (deswegen zähle ich in allen Statistiken als "Deutscher mit Migrationshintergrund"), ich hatte Verwandte in Auschwitz. Und glaub' mir: Die Leute wussten, was da abging. Alle. Und die allermeisten haben zugesehen. Am Ende hat das 80 Millionen Menschen das Leben gekostet. Zum Teil auch die, die dachten, sie wären aus dem Schneider. </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Vielleicht bist Du Christin oder Christ und denkst: Die schreiben sich das wenigstens auf die Fahnen. Das tun sie. Aber sie meinen es nicht ernst. Oder sie haben ein paar ganz entscheidende Dinge nicht verstanden. Das "christliche Abendland" zum Beispiel ist keine Erfindung von Jesus, sondern der Romantik und der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die ersten Gemeinden kurz nach Jesu Tod waren auch deswegen so erfolgreich, weil sie erkannten, dass der Glaube Menschen über die Kulturgrenzen hinweg verbindet: "Es spielt keine Rolle mehr, ob Ihr Juden seid oder Griechen" (Galater 3,24). Und die größte Bedrohung für Christentum und Kirche geht nicht von "dem Islam" aus - im Gegenteil, bei uns in der Stadt erlebe ich es, dass gerade der Kontakt zu Muslimen Christen dabei hilft, über ihren Glauben zu sprechen. Die größte Bedrohung für Christentum und Kirche ist nicht eine andere Religion, sondern geht von denen aus, die sich zu einem Glauben bekennen, von dem sie nichts wissen, und dessen Schätze sie missbrauchen, um Wählerstimmen zu fischen. </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Ich weiß nicht, ob Du bis hierher gelesen hast. Wenn ja: Danke! Für deine Zeit, für deine Aufmerksamkeit. Bestimmt bist Du in ganz vielen Dingen nicht meiner Meinung, vielleicht stempelst Du mich jetzt als dämlichen Gutmenschen ab. Damit kann ich leben, Jesus hat ja mal gesagt, man soll auch noch die andere Backe hinhalten, wenn man eine Ohrfeige bekommt, und sei es mit Worten. Aber ich finde das Wort "Gutmensch" sehr okay - in der Bibel steht auch: "Gutes zu tun vergesst nicht" (Hebräer 13,16). Und ich vertraue lieber einmal zu viel, als dass ich meine Stimme einer Partei gebe, die dieses Land, unsere Kultur, unseren Sozialstaat, unser Grundgesetz und unseren Glauben verraten und vernichten will. In dieser Frage lässt mir mein Glaube keine Wahl. Lässt mir Jesus keine Wahl.</span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Wenn Du am Sonntag AfD wählen willst: Bitte, tu es nicht. Sei weiter wütend, wenn Du Grund dazu hast, aber mach was Positives draus. Und denk immer dran: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe - und der Besonnenheit. </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Und wenn Du Dich am Sonntag für die AfD in ein Amt wählen lassen willst: Tu Buße. Und kehr um. Es gibt Ausstiegshilfen, und es gibt Kirchen und Gemeinden, die Dich mit offenen Armen empfangen werden. Und im Himmel ist die Freude über einen Verlorenen, der zurückfindet, sowieso größer als über 100 Gutmenschen. </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><br /></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;">Gottes Segen Dir. </span></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-91257582837199248602017-09-04T16:53:00.000+02:002017-09-04T16:53:23.450+02:00Zukunftsgraffitti - Predigt über Jes 29,17-24<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;"><i>Nach urlaubs- und vor allem doktorarbeitsbedingter Pause endlich wieder ein bisschen Text. Die Predigt war für die Kanzel etwas gekürzt, hier gibt es die Langversion.</i> </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">Es geht in die Vergangenheit, ein paar tausend Jahre zurück nach Jerusalem. Auf dem Marktplatz herrscht emsige Betriebsamkeit. Der neue Tempel erstrahlt in nie zuvor gesehenem Glanz, die Stadt ist wieder aufgebaut, unter viel Schweiß und Tränen. Aber die Erinnerung an das Exil wenige Generationen zuvor sitzt tief. Mit den Persern hat man sich irgendwie arrangiert, aber aus der eigenen Geschichte weiß jedes Kind, dass jeder Zeit ein neues Reich aus den Trümmern auferstehen und das kleine Volk Israel mühelos wie die Katze die Maus fangen kann. Noch schreckt man bei jedem lauten Geräusch auf, aber die Arbeit macht sich schließlich nicht von allein. Und so gehen sie ihrer Arbeit nach, die Handwerker bringen ihre Waren zum Markt, ein paar Gelehrte sind in tiefsinnigen Diskussionen versunken und einige Kinder spielen im Sand. Am Rand stehen die Bettler, die Blinden und Lahmen. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://4.bp.blogspot.com/-7CpSqkCpR_4/Wa1omBzC8eI/AAAAAAAAKwM/fdhzIl4Ygc41-Ztn9GJWtGltBZdGS4l4wCLcBGAs/s1600/street-performer-1514087_1280.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="856" data-original-width="1280" height="428" src="https://4.bp.blogspot.com/-7CpSqkCpR_4/Wa1omBzC8eI/AAAAAAAAKwM/fdhzIl4Ygc41-Ztn9GJWtGltBZdGS4l4wCLcBGAs/s640/street-performer-1514087_1280.jpg" width="640" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">Plötzlich betritt ein Mann die Szene. Ein paar Kinder fangen an zu kichern, ein paar Erwachsene blicken betreten zu Boden, ein paar Jugendliche feixen und sind gespannt, welche Show ihnen der Mann heute bieten wird. Er ist ein Prophet. In der Sprache der meisten Leute ist das ein nur wenig netteres Wort für „Störenfried" oder schlichtweg „Spinner". Den Propheten interessiert das wenig. Er stellt sich in die Mitte des Platzes - und beginnt zu malen. In großen Gesten schwingt er den Pinsel, und bald werden Einzelheiten erkennbar. An einer Stelle entsteht eine Landschaft: Ein zerklüftetes Hochbebirge, von gelbbraunen Steppen gesäumt, zwischen den schneebedeckten Gipfeln hindurch sieht man das Mittelmeer. „Das ist der Libanon", ruft einer aus der Menge, die Umstehenden nicken anerkennend. Das Nachbarland im Norden ist gut erkennbar, gerade zeichnet der Maler mit einem feinen Haarpinsel ein paar Risse in den staubtrockenen Boden. Er tritt einen Schritt zurück, betrachtet sein Werk, nickt, dann taucht er plötzlich den Pinsel in sattes Grün und macht sich noch einmal an der Landschaft zu schaffen. Ein paar schnelle Bewegungen, ein paar Tupfer hier, ein paar Striche da - ein Raunen geht durch die Menge, als der Maler den Blick auf sein Bild wieder freigibt. Der staubige Wüstenboden, die verschneiten Berggipfel - alles ist über und über mit leuchtend grünen Bäumen bedeckt. „Aber im Libanon wachsen doch gar keine Bäume", ruft ein Kind, die Menge raunt zustimmend. Einige schnauben verächtlich, machen eine wegwerfende Handbewegung und gehen wieder an die Arbeit. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">Den Maler interessiert das alles nicht, er schwingt den Pinsel weiter. Immer bunter wird das Bild, immer wilder und detailreicher: Ein dunkelgrüner Wald, dessen Wipfel im Wind zu flüstern scheinen, wo heute noch große graue Steine im brennenden Sonnenlicht schweigen. „Was soll das, das ist doch gar nicht echt", ruft ein Mann. „Wir haben wichtigeres zu tun, als uns irgendwelche Fantasiebilder anzugucken", ruft ein zweiter. „Meine Kinder glauben jetzt, der Libanon wäre ein riesiger Baumgarten, was soll das, denen solche Flausen in den Kopf zu setzen?!" schimpft eine Mutter und zieht ihre quengelnden Kinder mit sich. Immer mehr Leute wenden sich ab, nehmen ihre Werkzeuge wieder in die Hand und machen sich kopfschüttelnd wieder an die Arbeit. Die macht sich schließlich nicht von selbst, und bevor man sich Sorgen um irgendwelche Bepflanzungen im Libanon macht, hat man vor der eigenen Haustür noch genug zu tun. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die Übriggebliebenen rücken etwas näher, langsam werden Details sichtbar. Eine Szene am rechten Bildrand: Da sitzen Menschen im Tempel um einen Mann herum, der aus einer Buchrolle vorliest. Wenn man ganz nah herangeht, kann man sogar die Schrift auf der Buchrolle entziffern: Ich bin der Herr, Dein Gott, der Dich aus der Knechtschaft in Ägyptenland befreit hat... Der Anfang der Geschichte ihres Volkes. Ein paar aus der Menge seufzen, als sie leise die alten Worte vor sich hin sprechen. Eine schöne, eine aufregende, eine feierliche Geschichte. Auf dem Bild scheinen die Figuren an den Lippen des Vorlesers zu hängen. Mit großen Augen und gespitzten Ohren sitzen sie nach vorn gebeugt... Plötzlich geht ein empörter Aufschrei durch die Menge der Bildbetrachter. Eine junge Frau zeigt aufgeregt auf das Bild. „Den kenne ich", ruft sie. „Es ist der alte Jizchak, der Blinde, der immer am Stadtrand sitzt!" Diejenigen, die nahe genug dran sind, kneifen die Augen zusammen - und in der Tat, Einer der Menschen auf dem Bild trägt unverkennbar die Gesichtszüge des stadtbekannten Blinden - nur seine Augen sind offen und klar. „Hier sind noch mehr", ruft die Frau anklagend, und tatsächlich, in der Gruppe der Lesenden und Hörenden erkennen sie noch andere Blinde und Taube aus ihrer Stadt. Immer wieder werden Namen gerufen, doch diese gehen im wütenden Gemurmel der Volksmenge unter. „Was für ein Unsinn", ereifert sich ein reicher Handwerker. „Da lesen und hören Leute, die blind und taub sind. Das können die gar nicht, und in unserer Stadt geht es ihnen doch gut damit!“ „Und überhaupt - anstandslos ist das", schimpft eine ältere Schneiderin, „diese armen Leute mit ihrem Leiden in die Öffentlichkeit zu stellen!" Die Umstehenden nicken. Einer der Gelehrten der Stadt, ein Schreiber, schüttelt sorgenvoll den Kopf. „Das stimmt auch sachlich nicht", bemerkt er, „Taube und Blinde und Lahme dürfen nach dem Gesetz gar nicht in den Tempel." Plötzlich fasst ihn einer am Arm. „Hey, guck mal, Du sitzt auch mit den Tauben und Blinden da im Kreis!" Ungläubig geht der Gelehrte näher an das Bild- und tatsächlich, er erkennt seine eigenen Gesichtszüge auf dem Bild. „Frechheit", faucht er, steckt die Hände in die Taschen und eilt davon. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Liebe Leute", sagt ein anderer Gelehrter versöhnlich, „lasst den armen Maler doch in Ruhe. Es ist doch ein schönes Bild, und gerade die kleinen Leute, unsere armen und kranken Brüder und Schwestern, brauchen solche Bilder vom Himmel, in denen es ihnen besser geht." Er zeigt auf eine Stelle des Bildes, auf der die Armen der Stadt jubeln und ihre Hände zum Himmel erheben. Die Menge nickt zustimmend. Ein junger Mann legt die Stirn in Falten, schließlich fragt er: „Aber wenn das der Himmel sein soll - warum sind denn da keine Wolken auf dem Bild? Und keine Engel? Das sieht doch alles nach der Erde aus. Nur halt - anders als es jetzt ist." „Revolution", krächzt ein alter Bettler und schwingt seinen Stock. „Da haben wir's", ruft ein Großgrundbesitzer, „das bringt die Leute nur auf dumme Ideen. Wir haben gerade alles hier wieder aufgebaut, wir haben endlich wieder so etwas wie einen Alltag. Wir wollen Ruhe und Frieden!" Einige Leute klatschen. „Ich habe Besseres zu tun als mir solche Fantasien anzugucken", erklärt er und verlässt den Platz. Viele folgen ihm.
„Hey, Du bist auch drauf", ruft ihm ein kleiner Junge hinterher. Die Wenigen, die noch übrig geblieben sind, gucken neugierig auf die neue Szene, die der Prophet in der Zwischenzeit gemalt hat. Tatsächlich zeigt eine Figur den reichen Großgrundbesitzer, doch er sieht ganz anders aus als der selbstbewusste Patriarch, den sie gerade haben weggehen sehen. Auf dem Bild steht er abseits, neben dem Stadttor, dem Ort der Gerichtsbarkeit. Beschämt senkt er den Blick. Im Stadttor, man erkennt ihn klar und deutlich, und einige der Beistehenden ziehen laut hörbar die Luft ein, im Stadttor steht jubelnd Binjamin, ein armer Kleinbauer, dem der reiche Großbauer erst vor einigen Wochen mit Hilfe einer juristischen Grauzone die Hälfte seines Landes abgeluchst hat. Der echte Binjamin, der in der hintersten Reihe steht, macht eine Faust in der Tasche und denkt: „Wenigstens einer hat‘s begriffen!" </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ein phönizischer Händler hat das Ganze interessiert betrachtet. Religiöser Kitsch verkauft sich gut, aber das, was er da sieht, dürfte den Geschmack seiner Kunden kaum treffen. Und der Maler sieht nicht so aus, als könnte man ihn überreden, diese unschönen Szenen, vor allem diese Ähnlichkeiten mit lebenden Personen, wegzulassen. Nein, erkennt er, hier gibt es nichts zu holen, was man den Leuten verkaufen könnte, und eilt zurück zum Hafen.
Auch die übrig gebliebene Zuschauermenge zerstreut sich schnell. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">Einzig ein Töpfer, der sich selbst für ein wenig kunstverständiger als der Rest hält, bleibt noch zurück. Er tippt dem Propheten auf die Schulter, der gerade sein Werk betrachtet. „Was hat denn dein Bild jetzt für einen Titel?" fragt er. „Das Himmelreich?"
Der Prophet lässt den Pinsel sinken und denkt eine Weile angestrengt nach. Dann lächelt er und schreibt in die Mitte des Bildes: „Nur noch eine kleine Weile..." Der Töpfer schüttelt den Kopf und geht zurück in seine Werkstatt. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">Machen wir einen Zeitsprung. Deutschland, 3. September 2017. Das Bild gibt es noch. Heute wird es landauf, landab in den Kirchen aus dem Keller geholt. Zum ersten Mal seit einigen Jahren. Es hat Staub angesetzt, Spinnenweben verdecken fast die Hälfte des Rahmens. Es gehört nicht zu den Bildern, die oft hervorgeholt werden, die man in den Kirchen gerne zeigt, auf Postkarten druckt oder bei Facebook und Twitter teilt. Gerade weil es so wenig greifbar ist, so unrealistisch, so unverkäuflich. Die Überschrift „Nur noch eine kleine Weile..." macht das Ganze etwas lächerlich, nach ein paar Tausend Jahren, deswegen hängt man das Bild mancherorts so auf, dass man den Titel gar nicht mehr sieht. Ein paar kunsthistorisch informierte Kommentare werden abgegeben, Mutmaßungen über den Maler und die von ihm benutzte Technik. Mit seinen groben Pinselstrichen und seiner simplen Farbgebung wirkt es fast wie primitive Höhlenmalerei oder wie eine naive Kinderzeichnung, vor allem neben den anderen Bildern, die daneben aufgehängt sind: Hochaufgelöste Digitalfotos von zerstörten Städten und Leichenbergen, bewegte Bilder von LKWs, die in Menschenmengen fahren - Bilder, die auf erschreckende Art daran erinnern, dass die Hölle auf Erden ausbricht, wenn Menschen im religiösen Wahn egal welcher Couleur versuchen, den, ihren Himmel selbst herbei zu holen.
Nach einiger Zeit wird das Bild wieder abgehängt. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">Irgendwo in Deutschland steigt eine Küsterin auf die Leiter. Es ist schon Sonntagabend, sie ist nicht vorher dazu gekommen. Als sie das Bild von seiner Halterung lösen will, fällt ihr etwas ins Auge, es sieht aus wie ein Fleck. Irritiert kneift sie die Augen zusammen - und fällt vor Schreck fast von der Leiter! Irgendjemand hat auf dem Bild herumgeschmiert! Sie fasst sich an den Kopf, hätte sie das Bild doch vorher schon wieder sicher in den Keller gebracht. Sie geht noch ein bisschen näher ran. Unter der Titelzeile „nur noch eine kleine Weile" steht mit Filzstift geschrieben: „Bitte jetzt!!!", mit drei Ausrufezeichen. „Ja, das wär was", seufzt sie. Neugierig sucht sie das Bild nach anderen Kommentaren ab. Und tatsächlich. Über den begrünten Karmel hat jemand geschrieben: „Israel + Palästina = endlich Frieden." „Amen", denkt die Küsterin. Neben den jubelnden Armen steht: „Familie X. und alle Trauernden." In einer anderen Schrift, mit einem anderen Stift steht direkt daneben: „Danke!" Und ihr schießt ein Satz aus einem Bibeltext durch den Kopf: „Und die Fesseln seiner Zunge lösten sich... Die Sprachlosen macht er redend." Einen Moment lang überlegt sie, dann lächelt sie, halb verschwörerisch, halb verlegen, holt ihren Kugelschreiber hervor und setzt ihren Namen unter einen der Tauben, die Gottes Wort hören. Sie klettert von der Leiter herunter. Und das Bild kann ruhig noch eine Weile hängen bleiben. </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">Was sehen wir, wenn wir uns das Bild anschauen?
Nicht wahr? </span></span></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<i><span style="font-family: "Trebuchet MS",sans-serif;"><span style="font-size: small;">Nicht wahr, nur noch eine kleine Weile,
dann verwandelt sich der Libanon in einen Baumgarten,
und der Karmel wird dem Wald gleich geachtet.
Und die taub sind, werden an jenem Tag die Worte des Buchs hören,
und befreit von Dunkel und Finsternis werden die Augen der Blinden sehen.
Und die Armen werden sich wieder freuen über den HERRN,
und die Ärmsten der Menschen werden jubeln über den Heiligen Israels.
Denn es ist aus mit dem Tyrannen,und der Schwätzer ist am Ende,
und ausgerottet werden alle, die auf Unheil aus sind,
die in einer Rechtssache Menschen zur Sünde verleiten
und dem, der sie im Tor zurechtweist, eine Falle stellen
und den Gerechten mit Nichtigem verdrängen.
Darum, so spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Haus Jakob: Nun wird Jakob nicht mehr zuschanden werden,
und sein Angesicht wird nun nicht mehr erbleichen.
Denn wenn er seine Kinder, das Werk meiner Hände, in seiner Mitte sieht,
wird man meinen Namen heilig halten,und man wird den Heiligen Jakobs heilig halten,
und vor dem Gott Israels wird man sich fürchten.
Und die irren Geistes sind, werden erkennen, was Erkenntnis ist,
und die Nörgler werden lernen, was Einsicht ist. </span></span></i></div>
Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-2318635393344470376.post-72368238661717872992017-05-30T21:54:00.000+02:002017-05-30T21:56:33.579+02:00Symphonie der Großstadt (IV): Tempo<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: x-small;"><i>Zweite Sequenz aus der Performance vom Kirchentag 2017 in der Parochialkirche. <a href="http://kirchengeschichten.blogspot.de/2017/05/berlin-symphonie-einer-grostadt.html" target="_blank">Hier gibt es mehr dazu</a>, auch den Link zum Video. Der Text bezieht sich auf den vierten Akt von Ruttmanns </i>Berlin - Sinfonie der Großstadt.</span></span></span></span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://2.bp.blogspot.com/-_C2DD3lLLZc/WS3NeI5XapI/AAAAAAAAKo4/9-y8Vs_HS1kiX-KFqAhMC0vSF2vJibtdACLcB/s1600/Kirchentag%2BParochialkirche%2B4.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1440" height="480" src="https://2.bp.blogspot.com/-_C2DD3lLLZc/WS3NeI5XapI/AAAAAAAAKo4/9-y8Vs_HS1kiX-KFqAhMC0vSF2vJibtdACLcB/s640/Kirchentag%2BParochialkirche%2B4.jpg" width="640" /></a></div>
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: x-small;"> </span></span> </span></span><br />
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde<br />und als aus Abend und Morgen der erste Tag wurde,<br />schuf er, quasi im Vorbeigehen,<br />ohne hinzusehen,<br />auch gleich die Zeit</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">- und er schuf leider viel zu wenig davon.</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und die Terminkalender wurden wüst und voll.</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">"Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes",</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">aber zum Glück weiß niemand,</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">wer die wohin gelegt hat. </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wann sollten wir das denn noch schaffen?! </span></span><br />
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PC ausmachen </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Schreibtisch abschließen </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Jacke im Gehen anziehen </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Feierabend!</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Schnell jetzt… nochmal zurück, </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">die Autoschlüssel
liegen noch in der Schublade </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PULS!</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Wer rastet, der rostet </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">sowieso </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">aber jetzt
musst du dich beeilen </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Du hast noch einen Termin </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Die Treppe runter </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">in die Tiefgarage </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">rein ins Auto, </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Schlüssel rein </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">der Sicherheitsgurt </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">kann bis zur nächsten
roten Ampel warten </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ab zur Schranke </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">fummelst nach der Karte </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">die Schranke hebt sich
quälend langsam </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Du lässt den Motor aufheulen </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">schießt die Rampe hoch </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">auf der Straße eine Lawine aus Blech </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PULS!</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Du trommelst auf dem Lenkrad herum </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">dein Puls spielt Housemusik </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">140 Beats per Minute </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Irgendwann im Mittelalter<br />waren es mal 70</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">aber 140 ist immerhin</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">nur ein Drittel von dem,</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">was das Herz einer Spitzmaus als Spitzenleistung
leistet </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">und man sagt doch immer, </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">dass beim Atomkrieg das Kleinzeug überlebt </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">- da geht noch was! </span></span><br />
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Schickst per Telefon den Sohn zum ALDI </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">wo die Kassiererin 930 Produkte pro Schicht
über den Scanner zieht </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">rufst kurz bei Vatter im Heim</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">schaffst es heute leider wieder nicht</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Er ist schon bettfertig gemacht</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">viereinhalb Minuten dauerte das heute
wegen Krankenstand </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Ein Krankenwagen blockiert die rechte Spur.</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Du ziehst rüber,</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">preschst bei Kirschgelb über die Kreuzung </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">vor dir schon wieder rote Bremslichter </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PULS! </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">du trommelst auf dem Lenkrad </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PULS! </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">die Uhr rast </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Du stehst schon wieder </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PULS! </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">biegst endlich in die Straße ein </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">fährst um den Block
erst ein-, dann zweimal </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">alles voll </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PULS! </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Das Auto piept </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Sicherheitsgurt
braucht man jetzt auch nicht mehr </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">stellst dich mit quietschenden Reifen
in die zweite Reihe </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">das Ordnungsamt wird doch schon Feierabend haben </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Du hast noch einen Termin </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">raus aus dem Auto
um die Ecke </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">durch die schwere gläserne Eingangstür </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">suchst auf der Hinweistafel
nach dem richtigen Raum </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">findest ihn nicht </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PULS! </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">findest ihn doch, </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">da…
ganz oben… </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">tausende von Treppen </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PULS! </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">mit klopfendem Herzen bleibst du
vor der Türe stehen </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">fährst dir durch die Haare </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">hoffst, dass dein Kopf nicht so rot ist,
wie er sich anfühlt </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PULS! </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Öffnest die Tür </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">alle Blicke auf dich</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">deine Stimme hoch und atemlos... </span></span><br />
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Entschuldigung...<br />Ist das hier der Kurs <i>Entschleunigung im Alltag</i>?“
<br />„Ja“, sagt die Kursleiterin in wallenden Kleidern<br />und nickt auf einen leeren Stuhl.</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">„Jetzt aber schnell“, scherzt sie. </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Vereinzelte Lacher. </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Hahaha.</span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">PULS! </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und dir fällt jetzt erst auf,<br />dass <i>Entschleunigung</i></span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">fast so klingt wie <i>Entschuldigung</i>. </span></span><br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Und Oma hat immer gesagt:<br />Man kann sich selbst nicht entschuldigen,<br />nur um Entschuldigung bitten.</span></span><br />
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Vielleicht ist das mit Entschleunigung genauso.</span></span><br />
<br />
<span style="font-family: "trebuchet ms" , sans-serif;"><span style="font-size: small;">Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes. </span></span>Kirchengeschichtenhttp://www.blogger.com/profile/15580513517923652286noreply@blogger.com0