"Philosophie hat so einen sexy touch plötzlich", jauchzte Bettina Tietjen (übrigens eine aus Wuppertal stammende geborene Schniewind - ob hier auch rheinischer Theologenadel im Genpool mitgemischt hat, ist mir leider nicht bekannt) vor einem Jahr im NDR, als es um Richard David Precht und Philipp Hübl ging. Der in diesem Gespräch (optisch wie kommunikativ) eher beisitzende Eckart von Hirschhausen warf sehr schnell ein, dass es ja nicht das Können, sondern das Aussehen sei, das mediale Aufmerksamkeit absichere, immerhin würden mit Vanessa Mae und David Garrett auch nicht der Welt beste Geiger geehrt, sondern die, die sich auch auf BRAVO-Titelblättern gut machen.
"Tja, die Philosophie", dachte ich und fragte mich, wer aus der vordersten Riege medial präsenter Theologinnen und Theologen wohl dazu geeignet wäre, einer Frau Tietjen solches Entzückungsgegurre zu entlocken. Hm. Schwierig. Es fängt schon an bei der medialen Präsenz, da kommen höchstens Margot Käßmann, Nikolaus Schneider und Jürgen Fliege überhaupt in einen Bereich, der auf Grund von suchmaschinellen Ergebniszahlen in Betracht gezogen zu werden verdiente. Ob diese Drei der Theologie nun gerade einen "sexy touch" verleihen, sei mal dahingestellt. Und auch auf katholischer Seite vermögen Papst Franziskus, Ex-Papst Ratzinger und sein Kammerdiener Georg Gänswein, der Lex Barker der Kurie, höchstens papsttreuen Groupies wie Gabriele Kuby, Matthias Mattussek oder der Schnackseltheoretikern Gloria von T'n'T kehliges Geschnurre zu entlocken und den Hormonhaushalt durcheinander zu bringen. Beim berüchtigten Calendario Romano, einem von schwulen Operettenliturgikern, aufgeschlossenen Nonnen und routinierten Kanzelschwalben mit nervösem Kichern bei jedem Romurlaub gleich dutzendfach erworbenen Pin-Up-Kalender mit schwarzhaarigen Schwiegermutterträumen in Soutane, scheint es sich ja doch um ein Fake zu handeln.
Und, jaja, überhaupt kann man natürlich fragen, ob "sexy" ein Attribut ist, das der Theologie gut zu Gesicht steht.
Aber: Über gedankliche Umwege kam ich dann zu den Leuten, die Theologie studiert haben oder es noch tun, vielleicht sogar in dem Bereich gearbeitet haben, und von denen man es eher nicht vermutet hätte. Der am wissenschaftlichen Diskurs interessierte Theologe in mir fragt natürlich gleich: Wieso eigentlich nicht? Gegen welche Bilder von Pfarrerinnen und Pfarrern verstoßen diese Personen, welche Schubladen gehen nicht mehr zu, weil sie nicht ganz reinpassen? Das möge sich jede/r selbst fragen, hier nun meine Top Five der überraschendsten Theologinnen und Theologen.
Außer Konkurrenz: Jürgen Fliege
Moment
mal, ahne ich das Stutzen der Lesenden, Jürgen Fliege? Der
Fernsehpfarrer? Kalter Kaffee, kennt man doch, höre ich sie pfeifen und
buhen. Ja, genau, der Fernsehpfarrer. Trotzdem außer Konkurrenz auf der Liste,
weil es doch immer wieder aufs Neue überrascht, dass jemand, der ein
volles theologisches Studium mit zwei Examina absolviert
hat, übers Internet gesegnetes Wasser
in kleinen Fläschchen verkauft. Überaus sehenswert, wenn auch ein wenig
Mitleid und Fremdscham erregend: Das legendäre Streitgespräch bei dem
Ex von Birgit Schrowange, mit Helmut Karasek, Ingrid van Bergen und der
unvergleichlichen Jutta Ditfurth ("Ein kritisch denkender Mensch kann
nur eine bestimmte Portion an Sülze ertragen"), aufzurufen und immer
wieder anzuschauen bei youtube.
Auf Platz 5: Tim Bendzko
(c) HP/kirchengeschichten.blogspot.de |
Platz 4: Christian Ulmen
Naja, gut. Man kann sich fragen, ob er zählt. Christian Ulmen war zwar nach der Schule in Hamburg für Theologie eingeschrieben, hat das Studium aber nie aufgenommen, von daher, wie gesagt: Naja. Halt nur Platz vier. Interessantes hat er aber trotzdem zu sagen, etwa im Interview mit dem Reutlinger General-Anzeiger. Dort sagt er zum Beispiel, er sei "protestantisch und nicht gläubig" - das ist eine Selbstbezeichnung, die man sonst eher aus dem Mund säkularer Jüdinnen und Juden kennt, und die eigentlich weiteres Nachdenken rechtfertigen würde.
Platz 3: Julian Sengelmann
Ja wie, "hä?!"? Klar kennt man den. Zum Beispiel aus Türkisch für Anfänger, wo er einen Polizisten gespielt hat, sogar mehrere Folgen hintereinander. Besagte Serie lief übrigens in Schweden im Schulfernsehen für den Leistungskurs Deutsch. Mit Julian Sengelmann als Polizist Mark. Andere kennen ihn vielleicht von seiner Band Feinkost, die auch auf Kirchentagen auftritt oder von diversen anderen Erscheinungen in Film und Fernsehen, etwa im Löwenzahn-Kinofilm. Hier auf dem dritten Platz, weil er sein Studium nicht nur angetreten, sondern auch mit erstem Examen beendet hat und jetzt, wie man hört und liest, eine Promotion angeschlossen hat.Platz 2: Steffen Möller
(c) wikipedia.de/flickr.com |
Der
Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm: Steffen Möller, deutscher
Kabarettist, der in Polen als Moderator der dortigen Version von
"Wetten, dass?" mit charmantem deutschen Akzent fast schon Kultstatus
und hierzulande einige Bekanntheit mit seinem Buch "Viva Polonia"
erlangt hat, ist (wer genau hinsieht und -hört, erkennt es auch) der
Sohn von Christian Möller, der vor seiner Emeritierung u.a. Praktische
Theologie in Wuppertal und Heidelberg gelehrt hat. Möller junior hat
nach eigenen Angaben in Wuppertal, Bochum und Berlin Philosophie und Theologie studiert, dann aber zunächst als Deutschlehrer in Polen gearbeitet.
Platz 1: Desirée Nick
(c) Udo Grimberg / wikipedia.de |
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