Yere Düşen
Dualar - „Gebete, die zu Boden fallen“. So
lautet der Originaltitel eines Romans von Sema Kaygusuz. Der Titel hat die
deutsche Ausgabe leider nicht überlebt, bei Suhrkamp heißt es „Wein und Gold“,
ich weiß auch gar nicht mehr, worum es in dem Buch geht. Aber das spielt im Moment
auch keine Rolle. Mich hält das Bild fest:
Gebete, die zu Boden fallen.
Ich glaube fast, das kann passieren. Zumindest befürchte ich das manchmal. Wenn der Kopf gesenkt ist. Wenn keine Luft mehr in den Lungen ist, um sie in den Himmel hinaufzuschreien, wo sie hingehören. Wenn der Kloß im Hals nur noch Fetzen vorbeilässt, oder wenn im Kopf kein Raum ist, wo sie gedankliche Flügel bekommen können.
Gebete, die zu Boden fallen.
Ich glaube fast, das kann passieren. Zumindest befürchte ich das manchmal. Wenn der Kopf gesenkt ist. Wenn keine Luft mehr in den Lungen ist, um sie in den Himmel hinaufzuschreien, wo sie hingehören. Wenn der Kloß im Hals nur noch Fetzen vorbeilässt, oder wenn im Kopf kein Raum ist, wo sie gedankliche Flügel bekommen können.
Gebete, die zu Boden fallen. In der
vierten Klasse einer Düsseldorfer Grundschule weckt dieses Bild Besorgnis – und
ungeahnten Schaffensdrang. Marie ist der Meinung, dass man viel vorsichtiger
durch die Welt gehen müsste, wenn überall auf dem Boden Gebete rumliegen.
Einige Kinder überschlagen sich mit Erfindungen, um dieser Not Abhilfe zu
schaffen: In der Kirche müsste ein kleines Trampolin stehen, findet Leonard,
und jeder, der Angst hat, dass sein Gebet den Sprung in den Himmel nicht
schafft, könnte sich davor stellen und seine Gebete auf das Trampolin fallen
lassen – dann springt es hoch. Sophie denkt praktisch und wendet ein, dass die
Gebete dann zwar nicht auf dem Boden liegen, aber dafür an der Kirchendecke
kleben. Das weckt Widerspruch, einige Kinder sagen, wenn Gott in der Kirche
wohnt, dann sei er groß genug, bis an die Decke zu kommen. Raúl meint, man
könne Gott ja den Tipp geben, über dem Trampolin zu schweben.
Alle sind sich einig: Auf dem Boden können die Gebete nicht liegen bleiben. Charlotte sieht das Ganze ein bisschen entspannter, denn: Immer, wenn etwas zu lang auf dem Boden liegt, wird es weggeräumt. Das wiederum beunruhigt Marius, denn seine Mutter droht ihm immer, wenn etwas zu lang bei ihm im Zimmer auf dem Boden rumliegt, wird es weggeschmissen. Und das kann ja nicht sein.
Lena schließlich erinnert sich daran, wie sie vor einem Jahr Kröten über eine Landstraße getragen haben, und so kommen wir, über Umwege, auf das Thema Fürbitte zu sprechen. Das finden alle eine sehr nützliche Sache – bis auf Sophie, die irgendwann einwendet, dass man ja nie an alle denken könne. Ratlos sehen sich die Kinder an.
Alle sind sich einig: Auf dem Boden können die Gebete nicht liegen bleiben. Charlotte sieht das Ganze ein bisschen entspannter, denn: Immer, wenn etwas zu lang auf dem Boden liegt, wird es weggeräumt. Das wiederum beunruhigt Marius, denn seine Mutter droht ihm immer, wenn etwas zu lang bei ihm im Zimmer auf dem Boden rumliegt, wird es weggeschmissen. Und das kann ja nicht sein.
Lena schließlich erinnert sich daran, wie sie vor einem Jahr Kröten über eine Landstraße getragen haben, und so kommen wir, über Umwege, auf das Thema Fürbitte zu sprechen. Das finden alle eine sehr nützliche Sache – bis auf Sophie, die irgendwann einwendet, dass man ja nie an alle denken könne. Ratlos sehen sich die Kinder an.
(c) Henning Hraban Ramm / pixelio.de |
Ihre Religionslehrerin Frau Tekampen
stammt aus der reformierten Grafschaft und hat dort im Konfirmandenunterricht etwas
vom munus triplex gehört, dem
dreifachen Amt Jesu Christi – und erinnert daran, dass Christus selbst als
Hohepriester in ständiger Fürbitte für uns eintritt und Gott mit unseren Sorgen und Problemen in den Ohren liegt.
Wunderbar! Kinder sind so kreativ!
AntwortenLöschenTolle Ideen der Kinder. Und eine schöne Sprache von Dir, Holger.
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