Freitag, 16. August 2013

War Elvis Presley der moderne Luther?

Beide haben mal schlank angefangen...


Bilder (c) wikipedia.de

... und waren am Ende ihres Lebens ziemlich dick:



Bilder (c) reformiertes-forum.de / xavianthaze.blogspot.com

Mit ähnlichen Gedankenspielen beschäftigt sich heute Antje Vollmer bei evangelisch.de.



Donnerstag, 15. August 2013

Was passiert eigentlich beim Traugespräch?

Es gibt Dinge, die tut man nicht allzu oft im Leben. Heiraten gehört dazu. Und das Gespräch mit einem Pfarrer oder einer Pfarrerin auch. Es sei denn, Sie sind Nachbarn, verwandt oder arbeiten in Ihrer örtlichen Kirchengemeinde mit - aber dann werden Sie kaum zu den Bald-Verheirateten gehören, von denen es im Internet nur so wimmelt, die, neugierig, aber oft auch in fast besorgtem Ton, in einschlägigen Foren nach Erfahrungen und Ratschlägen fragen. Immerhin - die Tendenz der Antworten scheint zu sein: "Es ist gar nicht so schlimm."

Wer an Wissens- und Lesenswertem aus verlässlicher Quelle interessiert ist, findet solches auf der Website der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

www.bayern-evangelisch.de

Extratoll für Spielkinder wie mich: Das interaktive Playmobil-Schaubild. Herumklicken lohnt sich! 

www.bayern-evangelisch.de

Freitag, 9. August 2013

Tipps, wenn Sie eine richtig schlechte Trauung haben wollen

10.
(c) Heike / pixelio.de
Überlassen Sie die Wahl der Location nicht dem Zufall. Es besteht immer ein Risiko, dass die Gemeinde, zu der Sie gehören, nur über ein unschönes Multifunktionsgemeindehaus aus den 1960erjahren verfügt. Suchen Sie sich eine schnuckelige kleine Kirche, die sich gut auf den Hochzeitsfotos macht, in der die Stuhlkissen farblich zum Brautstrauß passen und von der es nicht allzu weit zu der Location ist, an der Ihre Feier stattfindet.

9.
Lassen Sie sich nicht irgendeine_n Pfarrer_in aufs Auge drücken - hier gibt es deutliche Unterschiede! Informieren Sie sich im Internet, rufen Sie geeignete Kandidaten an und lassen Sie sich Probepredigten schicken. Wenn ein oder zwei in die engere Auswahl gekommen sind, erkundigen Sie sich, wann er oder sie das nächste Mal einen Gottesdienst hält, in dem man ihn oder sie begutachten kann. Bitten Sie ruhig um eine Einschätzung, wann im Gottesdienstverlauf die Predigt dran ist - man muss sich ja nicht den ganzen Sonntagmorgen kaputt machen lassen. Ihr Wunschkandidat muss nicht zwingend aus der Gegend kommen, in der die von Ihnen bevorzugte Kirche liegt - Pfarrerinnen und Pfarrer fahren an einem Samstag im Frühsommer gern ein paar Stunden durch die Gegend, und mit dem, was Sie an Kirchensteuer in den Laden pumpen, sind die Benzinkosten mehr als abgegolten!

8.
Wenn Sie sich für einen Liturgen/eine Liturgin entschieden haben, lassen Sie sich nichts erzählen und bleiben Sie kritisch. Geistliche haben oft erschreckend wenig Ahnung vom Ablauf eines Traugottesdienstes; vertrauen Sie daher lieber auf die Angaben in diversen Internet-Hochzeitsforen.

7.
Delegieren Sie, wo Sie können, und vernetzen Sie Kompetenzen. Fragen Sie, ob das Traugespräch nicht mit dem Weddingplanner geführt werden kann - der hat ein gutes Auge für das Gesamtkonzept Ihres ganz besonderen Tages, das er dem zuständigen Pfarrer vermitteln kann, und Sie haben mit dem ganzen anderen Rest weiß Gott genug um die Ohren. 

6.
Wenn Sie selbst das Traugespräch führen, sollten Sie möglichst konkrete Vorstellungen von Ihrem gewünschten Ablauf haben (s. Punkt 8), darum geht es bei einem solchen Planungstreffen. Falls das Gespräch in Ihrer Traukirche stattfinden kann, lässt sich damit vielleicht gleich eine Stellprobe verbinden. Dann können auch andere am Gottesdienst Beteiligte dabei sein, z.B. ein Fotograf, der gleich die Lichtverhältnisse prüfen kann (s.u., Punkt 3). Geben Sie die Kontaktdaten des Pfarrers/der Pfarrerin an alle weiter, die irgendwie am Gottesdienst beteiligt sein könnten. Ihre zuständigen Geistlichen sind über ein bisschen Abwechslung in der Regel dankbar und sprechen gern über Blumenschmuck und dergleichen. Bitten Sie auch um einen Vorabdruck der Traupredigt, damit Sie von eventuellen Überraschungen verschont bleiben und alles nach Ihren Vorstellungen verläuft.

(c) JMG / pixelio.de
5. 
Sprechen Sie den Blumenschmuck auch mit der Küsterin ab. Gerade alte Kirchen sind so kalt, dass sich Blumen dort mehrere Tage halten. Versuchen Sie, die Kirche schon ab Donnerstag zu blocken - immerhin wird dank Ihres Traugottesdienstes der Laden endlich mal voll. Dann können Sie die Blumen ganz entspannt bereits vorher anliefern lassen; der Kirchenchor kann auch mal woanders proben. Klären Sie ab, ob eventueller Altarschmuck auch nach Ihrer Hochzeit in der Kirche bleiben kann - die Gemeinde wird sich über diese Dekoration freuen, und Sie können die Kosten dafür guten Gewissens mit der Kollekte verrechnen. 

4.
Beginnen Sie rechtzeitig mit der musikalischen Planung in Zusammenarbeit mit dem/der zuständigen Kirchenmusiker/in. Leider haben diese oft einen etwas beschränkten musikalischen Horizont und sind sehr auf die altmodisch-kirchlichen Sachen festgelegt. Machen Sie Vorschläge zum Orgelvor- und nachspiel, schicken Sie dem Organisten ein paar youtube-Links, dann weiß er ganz genau, was gemeint ist und braucht auch keine Noten. Wenn Sie keine Orgelmusik mögen, schlagen Sie Einspielungen von CD vor - eine Lautsprecheranlage haben die meisten Kirchen, meist tut es auch ein leistungsstarker Verstärker, und vielleicht können Sie damit den Preis ein bisschen drücken - immerhin hat der Organist dann weniger Arbeit. Wenn Sie eine Schwester haben, die schon im Schulchor ein Solo gesungen hat - umso schöner! Der Kirchenmusiker wird nichts gegen ein paar zusätzliche Probentermine einzuwenden haben, zumal die Zusammenarbeit mit Nicht-Profis oft einfacher und entspannter ist als mit professionellen Musikern.

3.
Buchen Sie eine professionelle Fotografin, gerne mit Hochzeitserfahrung. Sie kann mit dem zuständigen Pfarrer absprechen, an welcher Stelle im Altarraum die Lichtverhältnisse am Besten sind und wo er während der Trauung stehen soll. Unterschätzen Sie dabei aber nicht den Charme spontaner Schnappschüsse - ermutigen Sie Ihre Gäste, Ihre Smartphones mitzunehmen und eigene Fotos zu machen.

2.
Kleinliche Streitigkeiten zwischen den Konfessionen gehören in das unaufgeklärte Dunkel früherer Jahrhunderte. Und der Ökumene ist jede Kirche verpflichtet. Erinnern Sie Ihre Pfarrerin ruhig daran, wenn diese Ihnen das Ave Maria ausreden und irgendwelche Ideologien aufdrücken will. Falls Ihnen etwa Bibelverse so gar nicht zusagen, lässt sich sicherlich auch ein Trauspruch aus dem Kleinen Prinzen verwenden. Sollte sich Ihre Pfarrerin als zu engstirnig erweisen, drohen Sie mit Kirchenaustritt. Das zieht meistens.

1.
Machen Sie sich und allen Beteiligten immer wieder klar, dass von dem planmäßigen Gelingen des Hochzeitstages Gedeih oder Verderb Ihrer gesamten Ehe abhängt! 


(c) Dieter Schütz / pixelio,de

Donnerstag, 8. August 2013

Der Sommer ohne Loch

Der Sommer 2013. Ein Sommer ohne Loch, irgendwie. Natürlich gibt es die jahreszeitenüblichen Meldungen über Rosenkriege der C-Prominenz, entlaufene Heimtiere und dergleichen, aber immer drängt etwas nach, das die Urlaubszeit stört: Ägypten. NSA. Und jetzt Olympia. Genauer gesagt: Die geplanten Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi am Schwarzen Meer. 

Auslöser der Kontroverse ist die jüngst verschärfte Anti-LGBT-Gesetzgebung in Russland, die "Homosexuellen-Propaganda" und damit etwa die Vermittlung wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse über sexuelle Identitäten im Schulunterricht verbietet. Eine kulturell bedingte und nun leider auch juristisch verfestigte Manifestation eines Feinrippunterhemdenmachísmo, der sich der auch der theologischen Unterstützung der Nationalkirche sicher sein kann. 

Der olympische Gedanke verleitet manchmal zu sympathischen, aber utopisch anmutenden Träumereien: So glaubte man doch für kurze Zeit, Sotschi könnte zumindest für die Dauer der Spiele ein Hort der Toleranz sein. Dass dem nicht so sein wird, dürfte zwar betrüben, aber kaum überraschen.

Kurzer Szenenwechsel: Im Rahmen der diesjährigen Jugendfreizeit unserer Gemeinde nach Spanien, von der hier noch das eine oder andere zu lesen sein wird, haben wir eine Tour nach Barcelona gemacht. Am dortigen Estadi Olímpic de Montjuïc, dem Austragungsort der Sommerspiele 1992, brachte uns der Fremdenführer eine weitgehend vergessene Episode der Sportgeschichte in Erinnerung: Zur Weltausstellung 1929 erbaut, sollte das Stadion 1936 auch die Hauptarena der geplanten Volksolympiade werden, einer Gegenveranstaltung zu den Sommerspielen in Nazi-Deutschland, die durch den Militärputsch ein jähes Ende fand. 

Die Parallele zwischen Berlin 1936 und Sotschi 2014 hat gestern Stephen Fry in einem offenen Brief an David Cameron und das IOC gezogen, und sicherlich ist das Schwingen der Nazikeule argumentativ unfair und historisch zweifelhaft, es ist aber kaum weniger sachlich als Schröders legendäres Gefasel vom lupenreinen Demokraten. Wobei: Undemokratisch ist gerade das Anti-Propaganda-Gesetz nicht; laut einer Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstituts WZIOM unterstützen 88 Prozent der Befragten das Gesetz.

Vielleicht ist es wieder einmal Zeit für einen Boykott. Das an sich ist in der Geschichte der Olympischen Spiele der Neuzeit nichts Unbekanntes, und auch im Blick auf Sotschi sind prominente Stimmen laut geworden, die von einer deutschen Teilnahme abraten. Gerade vor dem Hintergrund der erst vor wenigen Wochen unterzeichneten Berliner Erklärung, in der sich hochrangige Sportfunktionäre "für ein aktives Vorgehen gegen Homophobie auf allen Ebenen des Sports" aussprechen, bekommt die Frage Brisanz als Prüfstein, wie ernst es mit solchen vollmundigen Erklärungen dann de facto ist. 

Warum jetzt das Ganze bei den Kirchengeschichten? Ganz einfach: Ich würde gern ein Statement der Kirche dazu hören. Spätestens seit dem EKD-Familienpapier dürfte auch dem Letzten klar sein, dass auch wir aus russischer oder ähnlicher Sicht zu jener regenbogenfarbenen Achse des Bösen gehören, die "nicht-traditionelle sexuelle Orientierungen" nicht nur akzeptiert, sondern geradezu "propagiert".

Immerhin unterhalten EKD und Gliedkirchen offizielle Sportbeauftragte, deren Aufgabe nicht nur darin besteht, die x-te Andacht zu 1. Korinther 9,24-27 oder anderen Bibelstellen, in denen Menschen rennen, springen oder etwas werfen, zu halten. In einer Pressemitteilung vom 5. März dieses Jahres heißt es: 
Die Toleranz findet ihre Grenze in Kirche und Sport dort, wo das Leben und die Würde anderer Menschen missachtet und gefährdet werden. Die so genannte „Null-Toleranz-Politik“ muss es geben u. a. bei sexueller und körperlicher Gewalt, Doping und Diskriminierung. Hier ist es Aufgabe der Kirche und des Sports, die Stimme zu erheben und die Verletzung der Würde und den Missbrauch der Freiheit zu verurteilen.
Kirche und Sport verwirklichen bereits in vielen Bereichen eine inklusive und integrative Gemeinschaft im Sinne der bunten Gnade Gottes. Dies auszubauen und zu intensivieren ist ein vorrangiges Ziel, das sich Kirche und Sport gesetzt haben. Auf diese Weise entwickeln sie eine Haltung gegenüber Anderen und Fremden, die Toleranz im Sinne einer Kultur der Anerkennung lebt und vorlebt.
Jetzt ist die Zeit, dafür einzutreten. Und zum Beispiel mit der Russisch-Orthodoxen Kirche einen ernsten Dialog über das Verhältnis von Kirche und Staat oder über Galater 3,26-28 oder 1. Korinther 12,22-24 zu führen. Und die hemmungslose Ökonomisierung, die "menschenrechtsverachtende Geschäftemacherei" (Cicero) des Profisports durch FIFA, IOC und andere Großverbände anzuklagen. Und betroffenen Athletinnen und Athleten bei ihrem Entscheidungsprozess seelsorglich beizustehen. Und mit dem Vorurteil aufzuräumen, Religion habe, wie der Sport, nichts mit Politik zu tun.

Ein Sommer ohne Loch. In der Kirchengeschichte heißt so etwas status confessionis. Also ran.