Sonntag, 29. Mai 2016

Wenn Brüder zu Mördern werden (Kain und Abel: Gen 4,1-16; Predigtreihe Männergeschichten)


Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar Kain, und sie sprach: Ich habe einen [Mann] geboren mit Hilfe des HERRN. Und sie gebar wieder, Abel, seinen Bruder. Abel wurde Schafhirt, und Kain wurde Ackerbauer. Nach geraumer Zeit aber brachte Kain dem HERRN von den Früchten des Ackers ein Opfer dar. Und auch Abel brachte ein Opfer dar von den Erstlingen seiner Schafe und von ihrem Fett. Und der HERR sah auf Abel und sein Opfer, aber auf Kain und sein Opfer sah er nicht. Da wurde Kain sehr zornig, und sein Blick senkte sich. Der HERR aber sprach zu Kain: Warum bist du zornig, und warum ist dein Blick gesenkt? Ist es nicht so: Wenn du gut handelst, kannst du frei aufblicken. Wenn du aber nicht gut handelst, lauert die Sünde an der Tür, und nach dir steht ihre Begierde. Darauf redete Kain mit seinem Bruder Abel. Und als sie auf dem Feld waren, erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und schlug ihn tot. Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiss es nicht. Bin ich denn der Hüter meines Bruders? Er aber sprach: Was hast du getan! Horch, das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden. Und nun – verflucht bist du, verbannt vom Ackerboden, der seinen Mund aufgesperrt hat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen. Wenn du den Ackerboden bebaust, soll er dir fortan keinen Ertrag mehr geben. Rastlos und Heimatlos sollst du auf Erden sein. Da sprach Kain zum HERRN: Meine Strafe ist zu gross, als dass ich sie tragen könnte. Sieh, du hast mich heute vom Ackerboden vertrieben, und vor dir muss ich mich verbergen. Rastlos und heimatlos muss ich sein auf Erden, und jeder, der mich trifft, kann mich erschlagen. Der HERR aber sprach zu ihm: Fürwahr, wer immer Kain erschlägt, soll siebenfach der Rache verfallen. Und der HERR versah Kain mit einem Zeichen, damit ihn nicht erschlage, wer auf ihn träfe. So ging Kain weg vom HERRN, und er liess sich nieder im Lande Nod, östlich [jenseits] von Eden.  

Die Geschichte endet, wo sie begonnen hat, wo all unsere Geschichten beginnen und enden. Familien- und Lebensgeschichten, Liebes- und Erfolgsgeschichten, Krankheits- und Leidensgeschichten, Heimat- und Horrorgeschichten, Männer- und Märchengeschichten, sie alle spielen Jenseits von Eden. Wo die Äcker steinig, das Gelände uneben und die Wege krumm sind. Unkraut unter Weizen, Sand im Brot und Staub in den Kleidern. Jenseits von Eden bekommt eine Frau zwei Söhne. Und legt ihnen die Ungleichheit mit in die Wiege. Ist die Geburt des Ersten noch von Jubelrufen begleitet, kommt der zweite scheinbar ganz sang- und klanglos auf die Welt. Jenseits von Eden werden nicht alle Kinder gleich behandelt, so sehr wir uns das auch vornehmen. Und [Eva] gebar Kain, und sie sprach: Ich habe einen [Mann] geboren mit Hilfe des HERRN. Und sie gebar wieder, Abel, seinen Bruder. Der Name des Jüngeren ist buchstäblich Schall und Rauch, הבל bedeutet auf Hebräisch „Hauch“ oder „Nichtigkeit“, sein Name verschwindet mit seinem Träger nach dieser Geschichte aus dem Familienstammbaum und weitestgehend auch aus der Bibel. Im Namen des Älteren klingt das metallische Echo von Hammerschlägen nach, er ist zwar kein direkter Schmied, aber noch ein Schmidt oder Schmitz, ein Jedermann, der vielleicht, wie jeder Mann irgendwann im Laufe seines Lebens, zu hören bekommt: Gelobt sei, was hart macht. Wir erfahren nichts über die Kindheit dieser beiden Jenseits von Eden, wir hören direkt, was in dieser Welt auf steinernen Äckern und staubigen Straßen als das Entscheidende gilt: Abel wurde Schafhirt, und Kain wurde Ackerbauer. 

Nach geraumer Zeit aber brachte Kain dem HERRN von den Früchten des Ackers ein Opfer dar. Und auch Abel brachte ein Opfer dar von den Erstlingen seiner Schafe und von ihrem Fett. Und der HERR sah auf Abel und sein Opfer, aber auf Kain und sein Opfer sah er nicht.  

Generationen von Auslegern haben versucht, zu erklären, warum das so ist. Warum Abels Mühen von Erfolg gekrönt sind, Kains aber nicht. Niemand hat es bislang geschafft. Es bleibt unerklärlich, das große „Warum“ verhallt ohne Antwort. Jenseits von Eden passiert zum ersten Mal, was auch heute noch so passiert: 

Da opfert sich einer sein Leben lang für den Betrieb auf, schiebt Überstunde um Überstunde, ist geschätzter Kollege, bekommt zum Jubiläum eine goldene Uhr und Lobesreden der alten Geschäftsleitung, die ihn als die Säule des Betriebs adelt. Und dann wechselt die Geschäftsleitung, der Betrieb wird umgebaut, verjüngt, erneuert – und für die Alten ist kein Platz mehr. Auf den Mitarbeiter mit der goldenen Uhr und seine Opfer sehen die Neuen nicht. 

Da studiert einer mit Lust und Fleiß, opfert seine Freizeit, um noch ein paar Stunden in der Bibliothek zu verbringen, arbeitet nach Feierabend, um sich das Studium zu finanzieren – und dann fehlt in der Abschlussprüfung dieser eine Punkt, und alles war umsonst. Auf die Opfer der letzten Jahre sieht die Prüfungsordnung nicht. 

Da beginnen zwei ein Praktikum, unbezahlt natürlich, bringen sich ein, kochen Kaffee, bauen Möbel auf, arbeiten bis tief in die Nach an eigenen Projekten, und der eine wird übernommen, der andere nicht. Die Opfer des einen werden gesehen, die des anderen nicht, aus Gründen, die die da oben für sich behalten. 



Und Kain reagiert, verständlicher Weise, mit Wut. Ärgert sich, aber nicht über den, der sein Opfer nicht ansieht, sondern über den, der es geschafft hat, über den, der in der Nähe steht und jünger, kleiner, angreifbarer erscheint. Auch das passiert heute noch. Da wirft jemand in der Nacht zum 29. Januar in Villingen-Schwellingen eine scharfe Handgranate in eine Erstaufnahmestelle mit 170 Menschen. Da schießt jemand in Bocholt am 7. Februar aus einem fahrenden Auto auf Flüchtlinge. Da legt jemand am 6. April in Neutraubling in der Flüchtlingsunterkunft Feuer. In all diesen Fällen, bislang jedenfalls: Kein Täter. Oder auch: Täter: Kain. Ein junger Mann, der in seinem Frust über echte oder gefühlte Ungerechtigkeit Gefahr läuft, zum Brudermörder zu werden. 

Es hätte einen Ausweg gegeben. Es gibt immer einen Ausweg. Es gab ein Gesprächsangebot von ganz oben. Von dem, der ja eigentlich Schuld ist an dem, was da seinen Lauf nimmt. Warum bist du zornig, und warum ist dein Blick gesenkt? Langsam, vorsichtig, will er Kains Gesicht vom Boden heben, seinen Blick, der sich so bedrohlich verengt hat, wieder weiten. Aber Kain ist offensichtlich keiner, der so einfach über Gefühle redet, und damit dann doch wieder Jedermann – wenn man den Beziehungsratgebern und manchen Erfahrungen Glauben schenkt, sollen Männer ihre Gefühle ja eher in Taten umsetzen anstatt sie in Worte zu fassen. Für Abel endet das tödlich. Immerhin: Am Anfang reden sie ja noch, die beiden Brüder auf dem Acker, der keine gute Frucht gebracht hat. Wir wissen nicht worüber. Wir wissen nicht, ob ein Wort das andere gab und irgendwann die Worte ausgingen und die Fäuste weitermachten, oder ob Kain von Anfang an den Vorsatz hatte, seinen Bruder umzubringen. Wir kennen nur die Eskalation: Und als sie auf dem Feld waren, erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und schlug ihn tot. Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiss es nicht. Bin ich denn der Hüter meines Bruders? 

Ich weiß nicht, wo meine alte Nachbarin aus dem dritten Stock ist, die ich seit mehreren Tagen nicht gesehen habe. Bin ich denn ihr Sohn oder Enkel, dass ich mich um sie kümmern muss? 

Ich weiß nicht, wie es weitergeht mit der Jugendlichen, die im Bus von ihren Schulkameraden runtergemacht wird. Bin ich denn Lehrer oder Sozialpädagoge, dass ausgerechnet ich da eingreifen soll, wo doch alle anderen auch nur stumm dasitzen und betreten den Blick senken? 

Ja. Ja, und abermals ja, verdammt. Du bist der Hüter deines Bruders. Ich bin der Enkel der alten Frau, wenn sie sonst keinen hat. Wir sind erziehungsberechtigt und aufsichtsverpflichtet, wenn vor unseren Augen das Böse Überhand nimmt. 

So klar und einfach es ist, als Zuschauer die richtige Antwort zu formulieren, so rätselhaft und ungreifbar bleibt Gott in dieser Geschichte. Wenn er doch schon vorher da ist, und wenn er direkt hinterher zeigt, dass er das gesehen hat, was kein anderer sehen sollte – wo war er dann dazwischen, als es passiert ist? Warum ist Gott Kain nicht in den Arm gefallen, warum fällt Gott keinem in den Arm, der heute noch Brüder und Schwestern ermordet und die Erde vergiftet? 

Vielleicht stirbt auf dem einsamen Acker Jenseits von Eden nicht nur Abel. Sondern auch das Bild von Gott als einem, der da eingreift, wo wir das für nötig halten. Gott lässt sich nicht von uns zum Weltpolizisten machen, auch dort nicht, wo die Täterschaft geklärt ist. 

Verflucht bist du, verbannt vom Ackerboden, der seinen Mund aufgesperrt hat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen. Wenn du den Ackerboden bebaust, soll er dir fortan keinen Ertrag mehr geben. Rastlos und Heimatlos sollst du auf Erden sein. 

Gott sagt nicht: „Ich verfluche dich“, auch wenn wieder Generationen von Auslegern das so gelesen haben, auch, wenn es doch nahe liegt, das so zu lesen. Aber das ist Kains Blick auf die Geschichte, er spricht erst von einer Strafe. Wer vom Zuschauerrang aus hier eine Strafe Gottes erkennt oder lautstark einfordert, zeigt doch nur, wie viel Kain in ihm steckt, wie schnell auch wir die Hand oder das Wort zum Brudermord erheben. Bin ich denn meines Bruders Kains Hüter? 

Was Gott beschreibt, ist die Fluch der bösen Tat. Der Ackerboden, dessen Nähe Kain nicht mehr ertragen kann, der ständige Blick nach hinten über die Schulter, ob die Schuld ihn nicht doch einholt. Aber Gott schützt den Täter. Nicht vor den Folgen seines Tuns. Aber er schützt ihn davor, Freiwild für alle zu sein, die meinen, das Recht in die eigenen Hände nehmen zu können. Und so schützt er andere davor, ihrerseits zum Brüdermörder zu werden und den Teufelskreis der Gewalt immer weiter zu ziehen. Aug um Auge, Zahn um Zahn – und nicht mehr. Wenn dich einer auf die linke Wange schlägt, dem halte auch die Rechte hin. 

So ging Kain weg vom HERRN, und er liess sich nieder im Lande Nod, östlich [jenseits] von Eden. 

Die Geschichte endet vermeintlich dort, wo sie angefangen hat: Jenseits von Eden. Aber für Kain ist es ein Neuanfang, diese Möglichkeit bekommt er. Sich noch einmal neu zu erfinden, jemand anderes zu sein. Die Geschichte geht weiter: Und Kain erkannte seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar Henoch. Er wird einen Sohn bekommen, und eine Stadt bauen. Und dort nehmen weitere Konfliktgeschichten zwischen Brüdern ihren Lauf: Abraham und Lot, Jakob und Esau, Josef und seine Brüder. Geschichten, die meist nur deshalb nicht bis ins Letzte eskalieren, weil die Brüder sich trennen und in räumlicher Entfernung voneinander wieder lernen, den Blick zu heben und einander neu ins Gesicht zu sehen. Auch das geht Jenseits von Eden. Wo Männer, und nicht nur sie, Gefahr laufen, sich zu sehr über ihren Beruf zu identifizieren, ihren Frust am Falschen auszulassen, zum Opfer ihrer Gefühle zu werden, ihre Verantwortung nicht zu sehen und auf die eine oder andere Art zum Brudermörder zu werden. Jenseits von Eden ist ein gefährlicher Ort. Aber auch hier gibt es geschenkte Neuanfänge, auch hier gibt es Notausstiege, gibt es die Stimme, die mich fragt: Warum bist du zornig? Warum senkst du deinen Blick? Wo ist dein Bruder?

Samstag, 28. Mai 2016

Gängige Sprachkritik und spannende Biografie: Erik Flügge, Der Jargon der Betroffenheit



„Auf Dresdens Straßen liegt das Christuskind. Totgetreten von 15.000 Demonstranten im eisig kalten Schnee. Es ist vergessen wie ein Haufen Dreck. Keiner blickt zu ihm herunter, das Volk marschiert über die zertrümmerten Knochen hinweg. [...] Das ganze Land spricht von den selbsternannten Verteidigern des Christentums im Abendlande. Doch wer wie sie den Fremden das Obdach verweigert, der ist kein Christ.“ 

Diese großen, ärgerlichen und wahren Sätze standen, soweit ich weiß, 2014 in keiner Weihnachtspredigt, aber auf dem Blog von Erik Flügge. Vielleicht wegen dieser Sätze (und wegen der großartigen Currywurst-Wahlkampagne von Squirrel&Nuts) bin ich geneigter, ihm zuzuhören, als ich das sonst bin, wenn wieder jemand sagt, dass wir Theologen schlecht sprechen. Weiß ich ja selbst, und sage ich ja auch immer wieder. Und liest man ja auch immer wieder (hier und hier und hier und so). Den Startschuss machte vor einem Jahr ein Blogpost mit dem Titel „Die Kirche verreckt an ihrer Sprache.“ Der Text darunter ventilierte zum größten Teil Altbekanntes, aber mich hat damals der Titel angefixt. Weil selten so deutlich gesagt wird, dass das Überleben der „Kirche des Wortes“ an der Sprache hängt. Mehr, außer ein paar Riten und Handauflegungen, die allesamt aber wieder an Sprachhandeln rückgekoppelt werden, haben wir ja nicht. 

Umso mehr wundert es mich, dass im Theologiestudium so wenig Wert auf Sprache gelegt wird. Klar gibt es immer mal wieder Kurse zum wissenschaftlichen Schreiben oder Sprecherziehung. Aber sonst? Reiner Preul hat das einmal in aller Deutlichkeit gesagt: 

„Es ist gelegentlich vorgekommen, dass Studierende mich gefragt haben, ob ich sie für den Pfarrberuf für geeignet halte. Ich habe dann unter anderem auch nach ihrer Deutschnote gefragt. War diese nicht besser als ausreichend, dann habe ich zwar nicht direkt abgeraten – Schulnoten sind bekanntlich nicht immer gerecht -, aber doch Bedenken geäußert. Wenn wem das Wort nicht hinreichend zu Gebote steht, wer Schwierigkeiten mit dem flüssigen und präzisen Ausdruck in seiner eigenen Sprache hat, der wird sich als Pastor oder Pastorin arg quälen müssen.“ 
 (Reiner Preul, Pfarrerinnen und Pfarrer als eloquente und gebildete Zeitgenossen, in:
Regina Sommer/Julia Koll (Hg.), Schwellenkunde. Einsichten und Aussichten für den Pfarrberuf im 21. Jahrhundert,
FS Ulrike Wagner-Rau, Stuttgart 2012, 104-116, Zit. 104). 

Um gleich einem Missverständnis vorzubeugen: Es geht nicht um schillernd perfekte Kunstsprache (oder Sprachkunst), die so glatt ist, dass man daran abrutscht, oder so gewaltig, dass sie jedem Zuhörenden die Sprache verschlägt. Dass in Bibel und Kirchengeschichte immer wieder Menschen mit Sprachfehlern zu Wortführern (Moses, Paulus, Melanchthon) und Legastheniker zu Bestsellerautoren (Gollwitzer) werden, sollte zu denken geben, ebenso wie die Einwände der dialektischen Theologen, die vor fremdem Feuer auf Gottes Altar warnten. Aber darum geht es auch nicht, wenn ich Erik Flügge richtig verstehe. Er stößt sich nicht an Sprechfehlern, sondern an den Manierismen von Leuten, die aufgrund ihres Bildungsgrades eigentlich in der Lage wären, es besser zu können, die aber durch ihre Art des Sprechens und des Argumentierens Distanz herstellen, wo Nähe angebracht wäre, und Banalisieren, wo es ans Eingemachte geht. 

Und so beginnt das Buch, nach dem erneuten Abdruck seines oben erwähnten Blogeintrags, mit dem hoffnungsvollen Bekenntnis: „Ich glaube noch daran, dass eine Predigt wirken kann“ (10). Dass als Anlass dieser Hoffnung dann Beispiele aus politischen Reden und historisch fragwürdige Lutherbilder zitiert werden, mag dem Anliegen geschuldet sein, aus einem pointierten Kurztext möglichst schnell ein vielgelesenes Buch zu machen. Aber es zeigt auch die Aporie: „Diese Texte sind zwar selten, aber sie entstehen immer wieder neu. Nur leider hört man sie seit Jahrzehnten nicht mehr aus Deutschlands kirchlichen Kreisen.“ Um es vorneweg zu sagen: Eine direkt praxisfähige Antwort im Sinne einer griffigen How-To-Anweisung, von ein paar Thesen in der Mitte des Buchs abgesehen, gibt es nicht („Es hilft nur die Flucht nach vorne: Ein eigener Gedanke muss her.“), aber auch sonst bleibt das Buch lesenswert, weil überall kleine Zwischenbemerkungen eines mit einem Bein außerhalb der Kirche Stehenden eingestreut sind, bei denen man sich ertappt fühlt und fragen lassen muss: Muss das eigentlich so sein? 

Da geht es um den ständigen Verständigungs- und Überzeugungszwang: „Kirche hält es nicht aus, das die Menschen am Ende einer Veranstaltung unüberzeugt, zweifelnd, nicht glaubend bleiben. Man versucht mit immer mehr Nachdruck das Verständnis des Gegenübers zu erzwingen. Der muss doch glauben! – Und so scheitert die Verkündigung.“ (14f.). Nebenbei: Sätze wie dieser entspannen mich beim Lesen, weil sie zeigen, dass auch ein Kommunikationsprofi nicht immer nur Gold im Mund führt. Das macht das Ganze ehrlich: „Auch mein Text ist Teil der Bürgerlichkeit“ (22). Oder auch: „Hier sitze ich nun und weiß selbst die Antwort nicht“ (29) – Letzteres bezogen auf die alte Frage nach der Adressatenbezogenheit am Beispiel eines Kindergottesdienstes. 

Bei vielem von dem, was Flügge beschreibt, finde ich mich wieder: Im Klagen über die olle Rose von Jericho (33ff.). Oder über das Existieren am Rand der Kirche: „Ich bin kirchenfern – so fern man nur sein kann, denn Kirche hat Menschen, die so leben wie ich, schon lange aufgegeben. […] Nur eine Sache kann ich Ihnen beim besten Willen nicht beantworten: Warum ich mich mit Gott und seiner Kirche beschäftige, obwohl sie Menschen wie mich schon längst aufgegeben hat.“ (18). Oder in der simplen Feststellung: „Wenn man mit euch ein Bier trinkt, dann klingt ihr ganz normal. Sobald ihr für eure Kirche sprecht, klingt’s plötzlich scheiße.“ (8) 

Vieles von dem, was Flügge beschreibt, ist in den letzten Jahrzehnten auch in der Homiletik ausführlich diskutiert worden, Martin Nicol und Alexander Deeg haben im Besonderen auch Perspektiven zur Abhilfe vorgestellt. Spannend ist, dass Flügge auch hier den Finger in die Wunde legt und mit der Klarsichtigkeit eines frühen Josuttis feststellt: „[O]hne Performativität ist alles theologische Tun recht langweilig. Die emotionale Methodik bietet hier einen Ausweg. Hält man einen Impuls, an dessen Ende zwanzig Menschen weinend vor einem sitzen, dann spürt man endlich wieder auch als Theologe oder Theologin Macht. [...] Ich stelle die Frage: Geht es wirklich um das Erleben des anderen, oder um das Sich-selbst-als-mächtig-Erleben?“ (36). 

Flügge unterstellt hier eine kirchenpolitische Dimension: „Je stärker ich mich Symbolen bediene, desto weniger bin ich gezwungen, mich selbst zu positionieren. Wenn ich etwas bebildere, so überlasse ich den Adressierten die Entscheidung über die genaue Interpretation und mache mich im besten Sinne innerkirchlich unangreifbar. […] Welcher Bischof würde wohl wegen ein paar Kraftsteinen zum klärenden Gespräch einladen? – Wegen ein paar markigen [sic] Worten kann das durchaus passieren.“ (39). 
Hier ist die Perspektive sehr deutlich eine katholische, in evangelischen Gefilden hat man seit langer Zeit keine Lehrbeanstandungsverfahren mehr zu befürchten. Aber auch bei uns gibt es Konfliktvermeidungsstrategien, die dazu führen, dass Predigerinnen und Prediger selten so offen und deutlich so richtige und angreifbare Dinge sagen wie Margot Käßmann („Nichts ist gut in Afghanistan!)“ oder Christiane Quincke („Pforzheim war keine unschuldige Stadt.“). Und so sind die systemimmanenten Faktoren, die Flügge als so lähmend für inner- und außerkirchliche Kommunikation wahrnimmt („Um den heißen Brei“, 43-46), auch aus evangelischer Sicht lesenswert, wenn auch ernüchternd. 

Und so geht eigentlich im Ganzen weiter. Das Buch liest sich flüssig runter, natürlich auch deswegen, weil das meiste nicht neu ist. Nur eben hübsch pointiert gesagt. Man nickt manches Mal heftig und freut sich, weil da jemand das in Worte fasst, was einen selbst so kolossal stört. Man schüttelt schadenfroh lächelnd den Kopf, weil dem Autor manche Formulierungen auch nur so halb gelingen. Man kratzt sich am Kopf und fragt sich, warum wir so harmlos sind. Man wird mitgenommen zu Begegnungen mit Menschen in der Kirche, und gerät dort ins Stocken, wo Flügge selbst an analytische und rhetorische Grenzen stößt und ratlos fragt: „Und was nun?“ 

Das macht das Buch für mich lesens- und kaufenswert: Das mehr als nur zwischen den Zeichen durchschimmernde Selbstporträt des Autors als junger Mann, der an einem kaum zu definierenden Ort seiner Kirche unterwegs ist und damit, jetzt kommt die Kirchenhistoriker wieder durch, eine überaus seltene Quelle der Selbstdarstellung eines mobilen Performers im Dunstkreis der Amtskirche. Man kann den Jargon der Betroffenheit als einen weiteren Beitrag zur kirchlichen Sprachwelt lesen. Dann lohnen sich die 16 EUR für 160 Seiten nicht so wirklich, das meiste kann man sich auch aus seinem Blog und diversen Interviews selbst zusammenklauben. Man kann es aber auch als kirchlich-religiöse Biografie lesen, und dann lohnt es sich ganz außerordentlich. Finde ich. Und lese meine Predigt für morgen zum x-ten Mal kritisch Korrektur.

Mittwoch, 25. Mai 2016

Trinitatis-Fragment

„Ist gut jetzt!“ rief Gott und schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch, dass es nur so dröhnte und sein Teeglas einen klirrenden Sprung machte und heißer, süßer Pfefferminztee auf die gläserne Tischplatte schwappte. Unten in der Welt hörte man entferntes Donnergrollen. 
Auf dem Schreibtisch stand ein riesiger Flachbildschirm, über die in nicht enden wollenden Reihen die Meldungen rasten, wie der Börsenticker bei den Nachrichten. Nur, dass es keine Börsenmeldungen waren. Nichts und niemand blieb unbemerkt. Auf einem blauen Band flackerten die Geburten vorbei. Auf einem schwarzen die Todesfälle. Und auf einem roten Band die unnötigen, die vorzeitigen Todesfälle: Verhungernde Kinder, Mordopfer, Verkehrstote. Und das rote Band lief heute für Gottes Geschmack wieder einmal viel zu schnell. 

„Es ist gut jetzt“, schnaubte der Allmächtige noch einmal und blickte dann auf ein Bild, das in seinem Büro an der Wand hing. Ein furchtbar kitschiges Bild, das eine bergige, sattgrün bewaldete Landschaft zeigte, durch die sich ein knallblauer Wasserlauf zog. Das Wasser schien sich zu bewegen, was an den blinkenden Lämpchen hinter der Leinwand lag. Im pastellfarbenen Himmel zogen Schwalben ihre Kreise, vorne im Bild galoppierten wilde Pferde mit fliegender Mähne. Furchtbar kitschig, ja, aber Gott hatte einen Hang zum Kitsch. Deswegen hatte er sich beim Schaffen der Welt mit Sonnenauf- und Sonnenuntergängen, malerischen Blumenwiesen und imposanten Gebirgspanoramen besonders viel Mühe gegeben, ja, er war im Kern mehr Künstler als Handwerker. Der Blick auf das Bild beruhigte ihn immer. Und ließ ihn leicht sentimental werden, wenn er daran dachte, wie alles angefangen hatte. 

Am Anfang das Chaos. Wie bei Moses unterm Sofa. Das ganze Universum hatte rum- und durcheinandergelegen, aber: Es war ein kreatives Chaos gewesen, das Gott nach und nach in Sinn verwandelt hatte. Er sah es alles noch vor sich, als wäre es gestern gewesen: Grüne, gichtbekronte Meere, klarblaue Flüsse und Seen, leuchtende Wiesen, wogende Wälder, zwitschernde Vögel. Schön war es gewesen. Und dann war er auf die Idee gekommen, den Menschen da rein zu setzen… 

Ein kurzer Gong riss Gott aus seiner Nostalgie. Zeit für das informelle Vorstandsgespräch. Daran hielt man eisern fest, eine Stunde für Teambuilding und kurzwegige Kommunikation. Gott machte sich auf zur himmelseigenen Chill-Out-Lounge, die mit Tüchern an Decken und Wänden und bunten Kissen nicht nur zufällig an ein Beduinenzelt erinnerte – die Besinnung auf die nomadischen Ursprünge war für die Corporate Identity seit ehedem wichtig. 



Jesus war schon da, fläzte sich auf den Kissen und zog blubbernd an einer Wasserpfeife. 
„Fehlt nur noch der Heilige Geist“, sagte Gott. 
„Ich bin schon da“, hauchte eine Stimme, die von überall und nirgends zu kommen schien. 
„Also dann“, sagte Gott und ließ sich ächzend auf ein Kissen sinken. 
„Ich fang an. Diese Menschen!“ stöhnte er. 
„Ey, vorsicht“, sagte Jesus. 
„Ich höre da bei dir raus, dass die Dir Kummer machen“, raunte der Heilige Geist. 
„Ja, genau“, sagte Gott, „manchmal wünsche ich mir, ich hätte sie nie erschaffen.“ 
„Du würdest Dir wünschen, Du hättest sie nie erschaffen“, spiegelte der Heilige Geist wieder. „Hm…“, sagte Jesus. „Machen wir doch mal ein kleines Gedankenexperiment: Stell Dir vor, Du könntest zaubern oder so ähnlich…“ 
„Ich kann zaubern, oder so ähnlich“, unterbrach ihn Gott ungehalten. 
„Und stell Dir vor“, sprach Jesus unbeirrt weiter, „Du könntest sie mit einem Fingerschnipsen verschwinden lassen…“ 
„Das könnte ich tatsächlich“, grummelte Gott, „ist gar nicht viel Aufwand: Ein kleiner Meteoriteneinschlag, ein paar Wochen Dauerregen…“ 
„Aber das wolltest du ja nicht mehr machen“, hauchte der Heilige Geist. 
Gott brummte. 
 „Jetzt lasst uns doch mal weiterdenken“, beharrte Jesus. „Stell dir vor, du würdest es machen. Wie würde die Welt dann aussehen?“ 



Und Gott schwärmte von knallblauem Wasser, von einem pastellfarbenen Himmel, über den Schwalben ihre Kreise zogen und von galoppierenden Wildpferden mit fliegender Mähne. Jesus und der Heilige Geist kannten das Bild aus seinem Büro und sagten nichts. 
„Und ungestört würden die Blumen blühen und die Bäume ausschlagen, und Frühling würde auf den Winter folgen und Regen auf Sonnenschein, und die Bienen würden surren… und…“ Er stockte. „Und?“, fragten Jesus und der Heilige Geist gleichzeitig. 
„Es wäre wie damals“, sagte Gott langsam. „Idyllisch. Wunderschön. Und… furchtbar langweilig.“ 

Und Gott erinnerte sich daran, dass er genau deswegen gegen alle Vernunft und gegen alle Voraussicht die Menschen geschaffen hatte, nicht weil er sie gebraucht hätte – sondern weil er sie wollte. 
Und Gott zog gedankenverloren an seiner Shisha. Dichter, weißer Rauch umwallte ihn, blieb wie ein weißer Rauschebart an seinem Kinn hängen und sank dann unendlich träge hinunter, immer weiter. Und die Menschen sahen dichte weiße Wolken am klarblauen Himmel. Nur wenn man ganz genau hinsah, konnte man sehen, dass sie sich bewegten. Am Besten geht das, wenn man sich auf einer Wiese auf den Rücken legt. Und Gott dachte, in Abwandlung einer verdammt guten Predigt, die sein Sohn einmal auf einem Berg gehalten hatte: Selig sind, die stehen bleiben und in den Himmel gucken. Denn sie ahnen, dass es gut war und wieder gut sein kann. 

„Bist du fertig“, fragte Jesus nach einer Weile. 
„Ja“, nickte Gott, doch dann dachte er wieder an das rote Band auf seinem Bildschirm, das immer schneller raste. „Obwohl… es ist doch wirklich gut jetzt, so kann das doch nicht bleiben“, sagte er noch einmal. 
„Ich kümmer‘ mich drum“, raunte der Heilige Geist und rauschte abwärts, kitzelte hier und dort ein paar Nasen, berührte ein paar Herzen und weckte hier und dort ein bisschen Lust an der Unendlichkeit. Bei einigen von denen, die träumerisch in den Himmel guckten, und auch bei ein paar anderen. 

Und Gott nickte, und sah, dass es ganz gut war.

Sonntag, 15. Mai 2016

Pfadverlierer - querfeldein. Gottesdienst zum 50. Schwenke-Lager des Kreuzpfadfinderbunds Wuppertal

Zur Vorgeschichte: Ich kenne, oder kannte bisher, kaum Pfadfinder, mein Wissen beschränkte sich bislang auf das, was ich vom Fähnlein Fieselschweif gelesen hatte. "Hättest Du Lust, den Gottesdienst bei uns auf dem Lager zu machen?" fragten die netten Pfadis, die bei uns im Gemeindehaus herumturnen. "Klar", sagte ich, und dachte: Machste halt was Nettes, bisschen Pfingsten, bisschen Pfadfinder, und irgendwie geht es doch bei beidem darum, eine Idee um die Welt zu tragen. Dann Freitagabend. Ich bei Pfadfinderlager. Ich muss bei solchen Gottesdiensten dagewesen sein vorher, muss ein bisschen Stallgeruch geschnuppert haben. Wir besprechen den Gottesdienst. "Was erwartet Ihr denn, oder besser: Wie sollte ein Gottesdienst sein, damit ihr hinterher sagt: Der war gut!", frage ich, ganz pädagogisch. Und bekomme ebenso pädagogisch zur Antwort: "Am besten: Anders... Also, bisher haben irgendwie alle immer was zu Pfingsten gemacht, dann was zu Pfadfindern, und dass es irgendwie bei beiden darum geht, eine Idee um die Welt zu tragen." Hmpf. Also zurück auf Los. Immerhin: Pfarrer und Pfadfinder pfangen beide mit pfa an. Das ist ja schon was. 

 

Mir sagen die Leute, und Euch vielleicht auch:
Geh deinen Weg, geradeaus, unbeirrt,
kletter höher, schneller weiter
auf der Karriereleiter,
damit was aus dir wird!

Halt dich nicht auf Nebengleisen auf,
mal dir, mach dir deinen Lebenslauf
wiediewiediewie’s den Chefs,
den Lehrern und Eltern, den Medien der Welt gefällt.
Deine Karriere sei wie dein Gesicht,
mit eben aufgetragener Makeupschicht
keine Ecken und Kanten,
keine interessanten Varianten,
keine Abweichungen und Durchstreichungen,
keine Wiederholung und Erholung,
für dich gibt’s nur die Überholung,
die Letzten werden die Letzten bleiben
und den Ersten auf ewig hinterhertreiben.
Deine Lebensgeschichte
soll kein Märchen, kein Gedicht,
sondern ein Heldenepos sein,
ohne Punkt und Komma,
nur mit Ausrufezeichen.
Sei Krieger, sei Sieger,
und Überflieger.
Lern Chinesisch schon im privaten Kindergarten,
in den nur die Harten kommen.
Such dir die richtigen Freunde aus,
möglichst die aus gutem Haus,
guck nicht zu viel nach rechts und links,
dein Weg ist klar, immer stur geradeaus.
Die Schule geht bis kurz nach vier,
der Unterricht geht weiter, erst am Klavier,
dann auf dem Platz,
nicht für die Schule lernen wir,
sondern für den Lebenslauf.
Halt die Deadline ein, so ist’s fein,
hol die Ellenbogen raus, burn dich aus.
Klick dich, fax dich, mail dich hoch
grapsch dich, quetsch dich, schleim dich hoch
kick dich, box dich, schlaf dich hoch
bück dich hoch, ja!
Geh deinen Weg, geradeaus, unbeirrt,
kletter höher, schneller weiter
auf der Karriereleiter,
damit was aus dir wird!
 
Aber was wird aus mir?
Mein Weg geht nicht immer geradeaus.
Ich scher manchmal zur Seite aus,
bleibe an Blumen und Schaufenstern stehn
oder weiß einfach nicht, wie es weitergeht.
Ich stolper über Stock und Stein,
querfeldein,
fall manchmal rein und manchmal hin,
und weiß oft gar nicht, wo ich bin,
nur da, wo ich nicht sein soll.
Mein Weg geht nicht immer geradeaus,
eher querfeldein.
Man müsste Pfadfinder sein,
allzeit bereit, ich weiß nur nicht, wozu,
und fühl mich manchmal mehr
als wär ich Pfadverlierer.
Dann hock ich im Wald,
um mich rum nass und kalt,
und ich hoffe, dass da bald
jemand kommt und Halt sagt
und ein Feuer macht aus dem, was hier liegt,
der aus Pflöcken und Planen ein Zelt zusammenkriegt
 
es muss im Leben doch jemanden geben,
der einen Pfad für mich findet,
meine Wunden verbindet
und mir sagt: Es wird alles gut.

Aber manchmal denk ich dran,
manchmal glaub ich dran,
manchmal hoffe ich drauf
und manchmal spüre ich auch,
dass da jemand ist, der mit mir geht,
der’s Leben kennt, der mich versteht.
Einer, der mich begleitet, querfeldein,
über Stock und Stein
und mir hilft, mein eigener Pfadfinder zu sein,
ich bin nicht allein, mein
Stamm, mein Verband
nennt sich „Kirche“ oder auch einfach Volk Gottes.

Ich hab auch ein Versprechen gegeben,
dass in meinem Leben
der Nächste etwas zählen soll,
egal aus welchem Volk,
egal aus welcher Stadt,
von welchem Verein und aus welchem Land -
zu meinem Stamm, meinem Verband
gehören alle, denen Gott den Kopf gewaschen hat,
und wenn unsere Dämme brechen und uns fast nichts mehr hält,
dann gilt sein Versprechen
Ich bin bei euch, bis ans Ende der Welt.

Und so lauf ich weiter querfeldein,
durch Dickicht und Wälder,
über Stock und Stein,
nicht nur geradeaus,
hab meinen Glauben dabei,
der nicht immer eins zu eins
sagt, was ich jetzt tun soll,
der nicht immer wie ein festes Haus,
aber immerhin wie eine Kröte oder Lokomotive ist
eine Plane, von einem Pfahl gestützt,
der mich vor dem schlimmsten Regen beschützt
bis es irgendwann weitergeht.
Mein Leben ist ein Abenteuer,
mein Glaube wie ein Lagerfeuer,
um das wir uns versammeln,
wenn über uns die Sterne glühn,
von dem uns eine Flamme
ganz tief berührt
und wir sie mit uns führn,
und was wir tun, ist nicht vergebens.

Jesus sagt: Ich bin, wenn ihr wollt,
das Stockbrot des Lebens,
ich mach euch satt
und geb euch Kraft
für den Weg, der vor Euch liegt.


 
Der führt nicht immer geradeaus,
der führt auch manchmal querfeldein.
Aber ich werde bei euch sein
und ihr sollt meine Pfadfinder sein.
Allzeit bereit, und ich frage: Wozu?
Und er sagt: Das wirst du schon sehn,
wenn wir, ich und Du, zusammen durchs Leben gehn.

Ich bin Pfarrer, und das fängt ja schon einmal
so an wie Pfadfinder,
und vor allem sind wir, allesamt, überall
Gottes Kinder.
Und er wird sein Versprechen nicht brechen,
und wir unseres auch nicht.
Tragt in die Welt euer Licht.
Sagt allen: Fürchtet euch nicht. 
Amen.