Montag, 15. Mai 2017

Das Bibelregal

Vorbemerkung: Wie immer, so ist auch dieser Konfisamstag (10-15 Uhr inklusive Mittagspause) die reinste Materialschlacht (Kosten ca. 100 EUR, Bücher nicht mitgerechnet) und wahrscheinlich in 1-2 Stunden unter der Woche nicht zu bewerkstelligen. Vor allem braucht es Teamer_innen, die Verantwortung für die Vorbereitung übernehmen und mit einigem Bastelaufwand eine Bibel präparieren. Was genau zu tun ist, wird gleich erklärt.

DIE BIBEL - BUCH VOLLER BÜCHER

Quelle: Württembergische Bibelanstalt via rpi-virtuell.de


Aus Religions- und Konfirmandenunterricht bekannt ist das Arbeitsblatt, bei dem die Bibel als Bücherregal gezeichnet wird, manchmal mit Lücken, in die die Konfis die fehlenden Titel einsetzen können. Das Bild finden wir genial, aber nur auf Papier zu schwach. Also bestücken wir in der Einheit ein Bücherregal mit Büchern und arbeiten damit. Das Ergebnis ist und bleibt work in progress, weil nur exemplarisch einzelne Bücher bearbeitet werden, sodass noch genug Arbeit für spätere Konfi- oder sonstige Gemeindegruppen übrig bleibt. 

Zu den Zielen der Einheit gehören die Reaktivierung von bereits vorhandenem Wissen, Grundkenntnisse über den Aufbau der Bibel und die kreative Auseinandersetzung mit einem konkreten Text aus einem konkreten biblischen Buch. Es geht nicht darum, den Aufbau der Bibel auswändig zu lernen - wofür sollte das gut sein, falls nicht einzelne Konfis später Theologie studieren und dann weniger für die Bibelkundeprüfung lernen müssen?

DIE VORBEREITUNG



Man braucht ein Bücherregal. Wir haben ein halbhohes BILLY-Regal (80 cm Breite) genommen. Dann braucht man Bücher. Wir hatten einen ziemlich großen Vorrat an alten Bibeln (Spenden von Schulen und dergleichen), die z. T. kaputt und gammelig waren und deswegen nicht mehr gelesen und auch von keiner Büchersammelstelle mehr angenommen werden, außerdem ein paar alte Gesangbücher. Als die ausgingen, behalfen wir uns mit Ladenhütern aus dem Büchertauschregal im Gemeindehaus. Die Bücher werden in verschiedenen Farben mit dcfix-Folie beklebt und beschriftet (um Platz und Material zu sparen, haben wir einige zusammengefasst, z. B. 1./2. Samuel, Dodekapropheton usw.). Im Team haben wir zu den einzelnen Büchern zentrale oder besonders ansprechende Texte gesammelt, für die jeweils zwei Teamer_innen die Verantwortung übernommen haben: Die Konfis sollen das entsprechende Buch gestalten, sei es als Buchtresor, sei es als Pop-Up-Buch (Anleitungen gibt es im Internet). Gerade das Herstellen von Buchtresoren, bei denen große Teile aus der Mitte herausgeschnitten werden, ist zeitaufwändig und muss vorher passieren. Außerdem machten sich die Teamer_innen ein paar Gedanken um die kreative Gestaltung - manche wollten etwas zum Mitnehmen in die Bücher legen, andere schöne Szenen entstehen lassen. Auf jeden Fall hilft es, wenn man mit den Konfis nicht bei Null anfängt. Material wurde auf Wunsch angeschafft. Das Bücherregal wollte eigentlich ein Teamer während der ersten einführenden Spieleinheiten aufbauen, dann aber spielte es eine Rolle bei der Konfliktbearbeitung zweier Konfis - nach gemeinsamem Möbelaufbau lässt sich bei einer fairtrade-Limo gut über Probleme reden. 

ZUM EINSTIEG: SPIELE


Wir starten mit dem allseits (allerdings eher als Kennenlernspiel) beliebten Klopapierspiel: Eine Rolle Klopapier wird rumgegeben, die Konfis dürfen sich so viele Blätter abreißen, wie sie wollen/brauchen. In der Originalversion des Spiels geht es dann darum, pro Blatt eine persönliche Sache von sich zu erzählen, wir variieren hier: Pro Blatt sollen die Konfis eine biblische Figur oder eine Geschichte, vielleicht sogar einen Vers nennen - die anderen dürfen dabei helfen, damit möglichst viele Geschichten zusammenkommen und nicht gleich am Anfang der Einheit stockende Langeweile aufkommt. So füllt sich der Raum mit bereits vorhandenem Bibelwissen, über dessen schiere Größe die Gruppe staunen kann. 

Dann spielen wir eine Runde Bibelfußball: Die Konfis benutzen ihre eigenen Bibeln, um Fragen zu beantworten - solche Fragenkataloge gibt es dankenswerter Weise schon im Internet, etwa hier. Weil wir gern groß denken, verteilen wir die Konfis tatsächlich im Raum und lassen sie einen Ball nach vorn bewegen. So prägen sich einzelne Bücher ein, und die Konfis kommen ins Blättern. Das kennen sie bei uns bereits, weil wir biblische Texte konsequent aus der Bibel lesen und nicht auf Arbeitsblätter drucken.


DAS REGAL UND DIE BÜCHER


Nach der Spieleeinheit zeigen wir den Konfis das Bücherregal. Einige kennen das Konzept bereits aus der Grundschule, zeigen sich aber sehr interessiert an der dreidimensionalen Umsetzung - unsere Erfahrung ist, dass Konfis es durchaus wertschätzen können, wenn Arbeitsmaterial sorgfältig vorbereitet wird. 


Die ehrenamtlichen Teamer_innen hatten im Vorfeld die Verantwortung für ein biblisches Buch übernommen, hatten die ihnen zur Verfügung stehende Bibel entsprechend vorbereitet und sich einen kleinen Werbeslogan zurechtgelegt, anhand dessen sich jeweils zwei bis drei Konfis für eine Kleingruppe entscheiden konnten. In diesem Erstversuch hatten wir im Team folgende Schwerpunkte ausgewählt: Deuteronomium (10 Gebote, konkret Sabbatsheiligung), Jesaja (Tierfrieden aus Jes 11), Psalter (Ps 23), Apostelgeschichte (Apg 2 - Pfingstwunder) und 1. Korinther (Abendmahl). Den Teamer_innen stand zudem Zusatzmaterial mit Einleitungswissen über Entstehungskontext und Inhalt der biblischen Bücher zur Verfügung, das sie, je nach Bedarf, einfließen lassen konnten. 


Unschwer zu erkennen: Psalm 23

BASTELN UND GESTALTEN


In den Kleingruppen lasen die Konfis zunächst den betreffenden Text, dann ging es an die kreative Umsetzung. Die Erfahrung zeigt, dass es hilfreich ist, wenn die Teamer_innen schon ein paar mehr oder weniger lose Vorstellungen haben, was möglich wäre - so fängt man nicht ganz bei Null an, sollte aber flexibel bleiben für die Ideen der Konfis. Für die Vorbereitung haben sich die Fragen aus der Werkwinkel-Arbeit als zielführend erwiesen, die ohnehin für das Ganze hier Pate steht, nur halt in ganz klein. Den Arbeitsschritt hatten wir mit einer Stunde veranschlagt, es hat sich aber gezeigt, dass die allermeisten Gruppen auch noch mehr Zeit hätten gebrauchen können, weil die Bastelfreude relativ groß war. Zum Arbeitsauftrag gehörte außerdem die Vorbereitung einer Mini-Mini-Präsentation mit 1-2 Einleitungssachen zum bearbeiteten Buch und das Beschriften einer Leseempfehlung ("Warum sollte man dieses Buch lesen, wem würdet Ihr es zum Lesen geben?"), die von den Konfis unterschrieben und vorne auf die Bibel geklebt wird - wie diese Empfehlungen der Belegschaft, die es in manchen Buchhandlungen gibt. Das diente einerseits der Bündelung, andererseits dem Einstieg in das Gespräch über die Bibel über die Konfigruppe hinaus (dazu später mehr).




Dann war erstmal eine längere Pause überfällig. 


Der sog. Tierfrieden (Jesaja 11)


WIE ES WEITERGEHEN KANN


Das Bücherregal steht an prominenter Stelle bei uns im Gemeindezentrum, vor dem Eingang zum Kirchraum. Geplant ist, die gesamte Ecke noch ein wenig einladender zu gestalten, mit Lesesessel und ein paar Bildern zur Bibel und einem Karton mit Bibeln zum Mitnehmen. Ein Punkt auf dem Buchrücken verrät der Gemeinde, welche Bücher schon bearbeitet sind. Mit den nächsten Konfijahrgängen werden wir weiter daran arbeiten, der Impuls soll aber auch in andere Gemeindegruppen gegeben werden. Als wir die Aktion im Gottesdienst tags darauf kurz vorstellten, war die Resonanz jedenfalls sehr positiv, von einigen Eltern kam die Rückmeldung, dass das jeweilige Buch und die Bibel allgemein noch beim Abendessen Thema war. Wir freuen uns, dass das Bücherregal weiter mit Leben gefüllt wird und würden das Ganze auf jeden Fall wieder machen. Sind aber auch froh, dass nicht mehr 40+ Bücher mit dcfix beklebt werden müssen - und losen jetzt schon aus, wer die nächsten Büchertresore vorbereiten muss. Hand aufs Herz, die Aktion war bislang die arbeitsreichste und hat uns in der Woche davor ein bisschen Nerven gekostet. Wir fanden, dass es sich gelohnt hat, aber man braucht wirklich die Ressourcen dafür.


Die Interpretation einer Jungsgruppe zum 3. Gebot: "Du sollst den Sabbat heiligen" (Dtn). Nicht im Bild sind die letzten Änderungen: Ein QR-Code mit Chill-Out-Musik und ein Schild mit dem Gebot. Auf die Zettel haben die Konfis kleine Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen notiert.



1 Kommentar: