Nachdem ich jetzt aufgrund von Krankheits- und Urlaubsvertretungen und sonstigen Nettigkeiten an acht Wochenenden hintereinander Gottesdienste hatte, hänge ich meinen Talar wirklich mal ganz gern für ein paar Wochen auf den Bügel. Eigentlich eine gute Gelegenheit, mal über liturgische und dienstliche (beides ist nicht unbedingt dasselbe), sprich: über pastorale Berufsbekleidung nachzudenken. Die nachfolgenden Ausführungen haben dabei auch einen Charakter for future reference - denn bestimmte Diskussionen wiederholen sich immer und immer und immer wieder, auch unter Kolleg_innen. Und nicht immer gewinnen sie dadurch.
VORBEMERKUNGEN.
Vielleicht ein paar Vorbemerkungen: Ich habe ganz klare Vorlieben, was Kleidung innerhalb und außerhalb des Gottesdienstes angeht. Das sind in vielen Fällen ästhetische und/oder sozialisationsbedingte Entscheidungen, auch wenn sie natürlich auch irgendwie theologisch begründbar sind - ich würde soweit gehen zu behaupten, dass gerade in der Kleiderfrage die ästhetische Entscheidung so gut wie immer vor der theologischen fällt. Aber gerade deswegen halte ich es mit den Reformatoren der Wittenberger Bewegung: Diejenigen Fragen, die gottesdienstliche Äußerlichkeiten betreffen, sind Adiaphora, also "Mitteldinge", man könnte, etwas hemdsärmelig, auch sagen: Äußerlichkeiten, Nebensächlichkeiten, weil sie nicht darüber entscheiden, ob ein Gottesdienst recht ist oder nicht. Das haben die Reformatoren bereits 1530 im Augsburger Bekenntnis in ökumenischer Weite festgestellt:
Es wird auch gelehrt, dass allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muss, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden. Denn das genügt zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass das Evangelium einträchtig im reinen Verständnis gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden. Und es ist nicht zur wahren Einheit der christlichen Kirche nötig, dass überall die gleichen, von den Menschen eingesetzten Zeremonien eingehalten werden, wie Paulus sagt: »Ein Leib und ein Geist, wie ihr berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe« (Eph 4,4-5). (CA VII)
Eine zweite Vorbemerkung: Dinge sind nicht einfach von sich aus irgendetwas, sondern allein dadurch, dass wir ihnen eine bestimmte Bedeutung zuschreiben, sei es bewusst oder unbewusst.
Ein Drittes: Historische Argumente für oder gegen eine bestimmte Amtstracht müssen daraufhin überprüft werden, ob ihrer Verwendung ein konsensfähiges Geschichtsverständnis zu Grunde liegt. Was das bedeutet, wird im weiteren Verlauf hoffentlich noch klar.
Das vorausgeschickt, wenden wir uns erst einmal dem Spektrum möglicher liturgischer Kleidung zu, also den Kleidungsstücken, die die Hauptverantwortlichen im Gottesdienst tragen. Das ist nicht dem persönlichen Belieben freigestellt, sondern per Kirchengesetz geregelt, meist in der sog. Amtstrachtsverordnung.
Das vorausgeschickt, wenden wir uns erst einmal dem Spektrum möglicher liturgischer Kleidung zu, also den Kleidungsstücken, die die Hauptverantwortlichen im Gottesdienst tragen. Das ist nicht dem persönlichen Belieben freigestellt, sondern per Kirchengesetz geregelt, meist in der sog. Amtstrachtsverordnung.
LITURGISCHE MODENSCHAU.
DER TALAR
Die liturgische Standardbekleidung in deutschen evangelischen Landeskirchen ist der schwarze Talar, den es in regional verschiedenen Ausführungen gibt, die sich in Details des Schnittmusters und im Material geringfügig unterscheiden. Dazu wird entweder ein Beffchen getragen, in manchen Städten eine Halskrause oder der sog. Damenkragen, alle jeweils in weiß. Der textilgeschichtliche Hintergrund dieser Ergänzungen ist denkbar pragmatisch: Es ging darum, den teuren schwarzen Stoff vor einer Verschmutzung durch gepuderte Bärte oder Perücken zu schützen. Dass der Talar an Richter- oder Anwaltsroben erinnert, ist kein Zufall, sondern hängt damit zusammen, dass es sich um ein stilisiertes Gelehrtengewand handelt, wie es auch bis in die 68er hinein Universitätsprofessoren trugen. Landesweit eingeführt wurde der Talar 1811 durch eine Kabinettsordre Friedrich Wilhelms III. (und, das sei der Vollständigkeit halber erwähnt, einer darauf aufbauenden Konstistorialverfügung für evangelische Pfarrer und jüdische Rabbiner von 1817), allerdings hat der Preußenkönig den Talar nicht einfach erfunden, es gab, zum Teil regional unterschiedlich, Vorformen. Ob sich eine textilhistorische Kontinuität zur frühneuzeitlichen Gelehrtenschaube nachweisen lässt, wird mitunter bestritten, eine endgültige Entscheidung scheint hier aber schwierig – und ist letztlich auch irrelevant.
Wer im Gottesdienst den Talar trägt, ist in den evangelischen Landeskirchen unterschiedlich geregelt. Natürlich Pfarrerinnen und Pfarrer, mitunter auch ordinierte Nicht-Theolog_innen, also Prädikanten oder Lektorinnen.
Gegen den Talar gibt es eine Reihe von Argumenten, die, vorsichtig ausgedrückt, unterschiedlich stichhaltig sind. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich den Talar anderen liturgischen Gewändern vorziehe, bemühe mich aber nach Kräften um eine differenzierte Darstellung.
(c) Michaela Völkl / pixelio.de |
Ästhetische Argumente betreffen vor allem assoziative und farbpsychologische Gesichtspunkte: Schwarz ist in unserem Kulturkreis vor allem als Trauer"farbe" auf eine Art und Weise konnotiert, die von Gegnern des Talars als unvereinbar mit der Hauptaufgabe evangelischer Predigt, der Verkündigung der Frohen Botschaft, und unpassend für die Feier des Gottesdienstes aufgefasst wird (zur aus meiner Sicht problematischen Pauschalrede vom Gottesdienst als einer Feier habe ich an anderer Stelle etwas geschrieben).
Theologische Argumente wiederum rekurrieren auf eine ganze Reihe verschiedener Annahmen und theologischer Spezialgebiete: Aus pastoraltheologischer Sicht wird eingewendet, dass die Identifikation der/des Predigenden mit einem Gelehrten die priesterlichen Aspekte liturgischen Handelns zu sehr in den Hintergrund rückt. Kirchengeschichtliche oder geschichtstheologische Perspektiven werden dort bemüht, wo das vergleichsweise geringe Alter des Talars und seine Herkunft aus nicht-gottesdienstlichen Kontexten als Argumente gegen seinen Gebrauch angeführt werden, wo die o. g. Anordnung des preußischen Königs als fremder, weltlicher Eingriff in das gottesdienstliche Geschehen verstanden oder wo auf Martin Luther, der in Abendmahlsgottesdiensten seine alte Priesterkleidung trug, rekurriert wird.
Eine ökumenische Sicht hebt den Umstand hervor, dass der schwarze Talar im weltkirchlichen Vergleich ein Ausnahmephänomen darstellt.
Bei allen genannten Argumenten wird in der Regel das zweite in den Amtstrachtsverordnungen ermöglichte liturgische Gewand bevorzugt: Eine (dunkel-)weiße Mantelalbe mit Stola in den liturgischen Farben. Natürlich gibt es auch, etwa aus freikirchlicher Sicht, generelle Einwände gegen liturgische Kleidung als solche, die entweder eine unbotmäßige Trennung zwischen Gottesdienst und Alltag befürchten oder aber darauf hinweisen, dass eine angesichts des reformatorisch zentralen Priestertums aller Getauften unangemessene Hierarchie zwischen Klerus und Laos, zwischen Berufs- und Berufungschristen, inszeniert und zelebriert wird.
Gegeneinwände
Was die ästhetischen Argumente angeht - da ist schwer etwas gegen zu sagen. Wenn Menschen mit der "Farbe" Schwarz Negativassoziationen verbinden, dann ist das erst einmal so. Die Frage ist, inwieweit solchen höchst subjektiven Befindlichkeiten in jedem Fall Rechnung getragen werden kann. Nebenbei: Es gibt auch positive Assoziationen mit dem schwarzen Talar, ein Gemeindeglied erzählte neulich, sie empfinde angesichts der postmodernen Bilderflut das schlichte Schwarz des Talars als "Augenurlaub".
Theologisch habe ich persönlich keine Schwierigkeiten damit, dass mit dem Talar der Gelehrtenstatus der oder des Predigenden (nicht nur von Pfarrer_innen!) betont wird. Wenn man mal das etwas reißerische Etikett "Gelehrte/r" außer Acht lässt, wird damit festgehalten, dass biblisch inspirierter Glaube über die unmittelbare Erfahrungsebene hinaus auch immer ein ausgesprochener Lernprozess ist, auch mit Wissen (!) zu tun hat - das Judentum hat das, wie so vieles, weitaus besser präsent als wir. Aber natürlich müssen sich vehemente Verfechter_innen des Talars Rechenschaft darüber ablegen, welche Rolle Statusfragen insgeheim spielen und ob man es nicht auch heimlich ein bisschen schön findet, so ein bisschen nach Richterin oder Professor angezogen zu sein.
Als Kirchengeschichtler interessieren mich die historischen Argumente natürlich besonders, und es ist vielleicht auch kein Wunder, dass ich hier etwas kritischer bin als bei anderen Begründungskomplexen: Es impliziert einen besonderen Blick auf Geschichte, den ich für keineswegs selbstverständlich halte, wenn dem Älteren ein grundsätzlicher Vorzug vor dem Jüngeren eingeräumt wird - das ist, mit Verlaub gesagt, ein etwas vulgärer Formkonservativismus.
Auch das Argument, der Talar sei flächendeckend erst durch ein königliches Edikt eingeführt worden, ist aus meiner Sicht weniger entscheidend als das vielleicht auf den ersten Blick so wirken mag: Zum Einen war der preußische König nach geltendem Kirchenrecht der damaligen Zeit summus episcopus seiner Kirche - wie evangeliumsgemäß eine solche Verbindung von Thron und Altar ist, sei mal dahingestellt. Ob der König als solcher das Recht zu derartigen Eingriffen in den liturgischen Ablauf hatte, war vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts alles andere als unumstritten - allerdings haben sich meines Wissens die Kirchengemeinden gegen die Einführung des Talars weitaus weniger gewehrt als gegen die Einführung eines handgestrickten Potsdamer Gottesdienstablaufes im Agendenstreit ein paar Jahre später.
(c) commons.wikimedia.org / kirchengeschichten.blogspot.de |
Zum Anderen hat der preußische Talar damit jedoch eine über zweihundertjährige gottesdienstliche Wirkungsgeschichte, die ihn mit liturgischen Assoziationen angereichert hat. Davon kann man nur absehen, wenn man unreflektiert von einem rein etatischen Geschichtsverständnis ausgeht und den prozesshaften Charakter von Geschichte außer Acht lässt - etwas pointiert gesagt: wer die Wirkungsgeschichte außer Acht lässt, outet sich damit automatisch als nicht wenig obrigkeitshörig, selbst wenn er das Gegenteil behauptet.
Was Martin Luther angeht - nun ja, da muss man sich der Frage stellen, welchen Stellenwert das Reden und Handeln des Reformators für unsere heutige Kirche im Einzelfall hat - und wie man es dann mit dem Grundsatz hält, die evangelische Kirche sei ecclesia semper reformanda. Auch die sich selbst lutherisch nennende Kirche ist in vielen Dingen über Luther hinausgegangen - und als Reformierter würde ich immer auch einwenden, dass meiner Meinung nach Luther und sein unmittelbares Wittenberger Umfeld an einigen Stellen nicht konsequent genug mit Theorie und Praxis der Papstkirche gebrochen haben.
Das in dem Kontext immer wieder vorgebrachte Argument, "Luther habe ja keine Kirche gründen wollen", hat in dieser Pauschalität wenig Erkenntniswert.
Auf die ökumenischen Aspekte gehe ich gleich im Blick auf die Albe noch ein, an der Stelle nur so viel: Ja, es ist in der Tat so, dass in den Kirchen der Welt der schwarze Talar eher eine Ausnahmeerscheinung darstellt. Das gilt aber auch für die Frauenordination und die gottesdienstliche Begleitung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, und man muss sich fragen, wie viel normative Bedeutung man der quantitativen Mehrheit zugestehen will und kann. Auch hier gilt wieder: In Deutschland kommt dem Talar der Status eines evangelischen Markenzeichens zu - davon wird man nicht ganz absehen können. Man muss sich natürlich auch fragen, inwieweit eine Definition über Abgrenzung (denn "evangelisch" meint aus dieser Perspektive vor allem "nicht katholisch") dem gottesdienstlichen Handeln angemessen ist.
Soweit erstmal zum Talar. Kommen wir zur Alternative:
ALBE UND STOLA
Auch bei Albe und Stola kommen ästhetische Gesichtspunkte zum Tragen: Das augenfreundlich abgedunkelte Weiß wird, in Verbindung mit der farbigen Stola, als textile Symbolisierung des Evangeliums gedeutet und erscheint der gottesdienstlichen Feier desselben angemessen.
Aus theologischer Perspektive wird darauf verwiesen, dass der priesterliche Charakter gottesdienstlichen Handelns hervorgehoben wird. Die Albe bietet entsprechende Deutungsmöglichkeiten und eine entsprechende Auslegungsgeschichte: Das Weiß symbolisiert, in Analogie zum Taufkleid, die Zugehörigkeit zum Heiligen und den Status der Christinnen und Christen als Kinder des Lichts (1Thess 5,5), die Stola das Joch Christi, dem wir unterstellt sind.
Im Blick auf geschichtliche Aspekte wird hervorgehoben, dass die Albe mit Stola das ältere und explizit "liturgische" Gewand darstelle.
Damit verbunden ist die ökumenische Perspektive, aus der Albe und Stola die Verbundenheit mit der weltweiten Christenheit vor Augen führen sollen.
Gegeneinwände
Auch hier gilt wieder: Gegen ästhetische Bedenken ist wenig zu sagen, manche mögen es bunter als andere, und das ist gut so. Mein subjektiver Eindruck von persönlich und online geführten Debatten ist allerdings, dass die ästhetischen Argumente bei Befürwortern der Albe mitunter stärkeres Gewicht haben als bei den Talarfreundinnen. Dem Diskurs ist das nicht immer zuträglich, wenn implizit oder explizit die Adiaphora über einen Zwischenschritt des Psychologisierens und Emotionalisierens zu Kernthemen des Glaubens oder zu Entscheidungsfragen in Sachen Gottesdienst erklärt werden, über die nicht mehr sachlich zu verhandeln ist.
Bedenkenswert finde ich symboldidaktische Reflexionen, die ernstnehmen, dass der Gottesdienst ein ganzheitliches und alle Sinne ergreifendes Geschehen ist. Das ist in der Tat in protestantischer Liturgik und Praxis lange Zeit zu kurz gekommen und v.a. seit den liturgischen Erneuerungsbewegungen ungefähr ab den 1920erjahren und seit ungefähr einem Jahrzehnt wieder verstärkt in den Blick gekommen ist.
Die Betonung der priesterlichen Rolle des Liturgen muss dabei, wenn sie Grundlage einer liturgierechtlichen Entscheidung sein soll, auf der Basis biblischer und reformatorischer Theologie erörterbar sein. Insbesondere sollte, wer diese Argumente ins Feld führt, in der Lage sein, die impliziten Konsequenzen für das Verhältnis von Klerus und Laos auch über den Gottesdienst hinaus zu erklären.
Interessant wird es wieder auf der geschichtlichen Ebene. Immer wieder ist von Befürwortern der Albe zu lesen, der Talar sei "kein liturgisches Gewand wie etwa die Albe" (so gelesen zum Beispiel auf einem Beitrag der Rogate-Gemeinschaft in Berlin anlässlich des Talarjubiläums 2011). Ich bin kein Patristiker, es dürfte aber kirchengeschichtliches Handbuchwissen sein, dass auch Albe und Stola keine "ursprünglich" liturgischen Gewänder sind, sondern in ihrer heutigen Form textile Paraphrasen der römisch-bürgerlichen Alltagskleidung darstellen - denn die trugen die Christen wahrscheinlich bis ins vierte Jahrhundert hinein auch im Gottesdienst.
Darüber hinaus kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass "liturgisch" zunächst und vor allem eine funktionale Kategorie ist und in diesem Fall so etwas meint wie "den gottesdienstlichen Gebrauch betreffend". Damit wird klar, dass liturgische Kleidung erst durch den Gebrauch zu einer solchen wird. Der Talar ist heute dementsprechend genauso liturgisches Gewand wie die Albe, selbst wenn er ursprünglich einen anderen Sitz im Leben hatte - wiederum: genau wie die Albe auch.
Die ökumenische Dimension wurde bereits im Blick auf den Talar kurz angerissen, die Grundsatzfrage bleibt: Wie normativ ist ein quantitativer Konsens von Kirchen in der ganzen Welt für unser gottesdienstliches Handeln und theologisches Reden vor Ort? Dass diese Perspektive in unsere Überlegungen einbezogen gehört, dürfte außer Frage stehen. Ich würde allerdings auch vor einer romantisierenden Vorstellung von Ökumene warnen, denn: Gerade im evangelisch-(römisch-)katholischen Diskurs ist das Amtsverständnis eines der großen Konfliktfelder, wahrscheinlich viel mehr als die (davon natürlich letztlich nicht zu trennenden) Abendmahlsfrage. Und nicht jeder katholische Priester versteht das Anlegen der Stola durch einen evangelischen Kollegen als Zeichen ökumenischer Annäherung, sondern im schlimmsten Fall als herben Affront: Die Stola signalisiert stärker als andere liturgische Kleidung die katholische Priesterweihe und die damit einhergehende Statusänderung - wir Evangelischen haben diese Priesterweihe aus guten Gründen aber nicht.
Die Sache mit den Mischformen
Nach §4 Abs. 2 der rheinischen Amtstrachtsverordnung kann zum Talar eine Stola „in der Regel in den liturgischen Farben“ getragen werden – das schließt meines Erachtens Regenbogen- und so. Dritte-Welt-Stolen sowie Kirchentagsschals mit ein. Die meisten Kolleg_innen, die ich kenne und die davon Gebrauch machen, tun dies wiederum meist aus ästhetischen Gründen, um des kleinen Farbtupfers Willen oder um den feierlichen Charakter bestimmter Gottesdienste besonders hervorzuheben. Ob dann dazu ein Beffchen getragen werden kann oder nicht, darüber schweigt sich die Amtstrachtsverordnung aus, die Frage ist allerdings nicht unumstritten, selbst wenn die Problematik nur schwer nachvollziehbar ist.
Unterm Strich
Ich trage meinen Talar gerne, ich bin reingewachsen. Sollte mein Presbyterium irgendwann die Einführung von Albe und Stola beschließen, werde ich mich umgewöhnen müssen, aber sie sicherlich nach einer Eingewöhnungszeit auch gerne tragen - so wie ich heute schon ohne Murren Rochette, Stola und Kollarhemd trage, wenn ich schwedische Gottesdienste halte. Weil es zum Kontext gehört. Ich bin nur zwei Dinge leid: Die ewigen Diskussionen, in denen mir oder anderen bekennenden Schwarzträgern, oft unter Rückgriff auf undifferenzierte Geschichtsklitterung, leibfeindlicher Rationalismus oder Anti-Ökumenismus vorgeworfen wird. Und die leidige Kebbelei. Deswegen – for future reference: Ich habe meins gesagt. Für jetzt.