Freitag, 11. Oktober 2013

Es gibt wenig gute Pfarrerwitze

(c) kirchengeschichten.blogspot.de
Gute Pfarrerwitze sind selten. Also evangelische. Witze mit katholischen Kollegen gibt es zuhauf, die allermeisten sind nicht jugendfrei. Wahrscheinlich ist das der Nachteil daran, dass wir kein Zölibat, keine die pubertäre Fantasie anheizenden Beichtstühle, nicht ganz so bunte Klamotten haben und Wert darauf legen, keine geweihten Priester, sondern berufene Wortverkündiger und Sakramentsverwalterinnen und ansonsten ganz normale Menschen zu sein. Bei der Arbeit an Cartoons erlebe ich das als echtes (ja, Luxus-)Problem - wie kann ich in einem Strip, der nicht im gottesdienstlichen Kontext spielt, den Pfarrer kenntlich machen, ohne ihn gleich den lieben langen Tag im Talar rumlaufen zu lassen, wie das von Waghubinger bis zum Schöpfer von Pfr. Bernd Paulsen die meisten spitzfedrigen Kollegen tun? Laut Amtstrachtsverordnung ist das nämlich verboten. Also nicht das Zeichnen, sondern das ständige Rumlaufen im Talar: "Die Dienerinnen und Diener am Wort tragen bei Gottesdiensten und Amtshandlungen die Amtstracht. Bei sonstigen Anlässen dürfen sie die Amtstracht nur tragen, wenn dies dem Herkommen entspricht oder angeordnet ist."

(c) orf.at
Auch in Film und Fernsehen ist das immer so eine Sache mit den evangelischen Pfarrern. Und Pfarrerinnen - erst neulich durfte ja Christine Neubauer eine spielen, und laut Chrismon können wir uns auf weitere pastorale Fernsehhighlights freuen. Auch im Fernsehen laufen die Kolleg_innen vergleichsweise häufig im Talar herum - bei Doctor's Diary pflückt Gretchen Haases Lieblingspfarrer sogar in vollem Ornat Äpfel. Und kommt ansonsten recht katholisch daher, zumindest so, wie die Kollegen im Fernsehen gern karikiert werden: Vollschlank, behäbig, grundnett und ein bisschen weltfremd. Ich kann mich an eine Szene aus Otmar Fischers Pater Braun erinnern, bei der ich dachte: Jo, passt. Da joggte, bikte und powerwalkte Fischers/Brauns gertenschlanker evangelischer Amtsbruder eigentlich ständig in Funktionskleidung durch die Gegend - eine ganz aparte Aktualisierung der alten Gegenüberstellung von lebensfreudigen Katholiken und verhärmt-asketischen Protestanten. Mehr dazu vielleicht mal später.

Aber nun zurück zu den Witzen: Es gibt wenige gute. Die, die einigermaßen wirklichkeitsnah sind (und das ist ja nun doch Kennzeichen guter Satire), sind meist nur Insidern verständlich. 

Das Facebook-Projekt "Dinge, die ein evangelischer Pfarrer nicht sagt" sucht derzeit nach guten Witzen mit und über uns. Wer einen kennt, möge sich melden! 

Bevor jemand fragt: Ich habe keinen spezifisch evangelischen Lieblingswitz (höchstens den mit Sölle, Barth und Bultmann im Boot - vorsicht, Insider!). Den Pfarrerwitz, den ich gern mag, kann man genauso gut mit einem Katholiken erzählen:

Jedes Jahr, wenn im Garten des Pfarrhauses die Äpfel reif sind, kommt über Nacht die Dorfjugend und plündert den Baum. Den Pfarrer ärgert das über alle Maßen, aber weder eine im Erntedankgottesdienst gedonnerte Predigt über "Du sollst nicht stehlen", noch alljährliche schärfste Ermahnungen im Konfirmandenunterricht ändern irgendetwas. Da kommt dem Pfarrer eine Idee, und als die Apfelerntezeit naht, rammt er ein großes Schild in den Boden, auf dem in großen schwarzen Lettern geschrieben steht: "Der liebe Gott sieht alles!" Sehr zufrieden mit sich geht er schlafen und träumt von Apfelkuchen, Apfelkompott, Apfelwein und dergleichen. Als er am nächsten Morgen aus dem Fenster sieht, trifft ihn fast der Schlag: Alle Äpfel sind weg, der Baum ist ratzekahl leer. Wütend rast er die Treppe runter und stapft in den Garten, wo immer noch sein Warnschild verkündet: "Der liebe Gott sieht alles!" In krakeliger Kinderschrift steht darunter: "... aber er petzt nicht!"

4 Kommentare:

  1. Der mit den konfirmierten Fledermäusen ist beim ersten Hören auch lustig - und (Konfirmation) evangelisch.

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  2. Warum ist mir eigentlich noch nie ein Cartoon oder Witz über eine Pfarrerin begegnet?

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