Freitag, 12. Oktober 2018

Wunderbar gemacht. | Ansprache zur Vernissage


Ansprache anlässlich der Eröffnung unserer Ausstellung Wunderbar gemacht im Gemeindezentrum Uellendahl.


Kehren wir zurück an den Anfang. Also ganz zurück.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und ganz viel dazwischen. Und bevor Gott noch den Sabbat schuf und ein wohlverdientes Nickerchen machte, lehnte er sich zurück und nickte zufrieden. Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe: Es war sehr gut.

Alles.
Sehr gut.
Alles.

(Mücken und Wespen und Lakritz kann es damals noch nicht gegeben haben, aber lassen wir das.)

Und Adam und Eva lustwandelten durch den Garten Eden, und sie waren beide nackt und schämten sich nicht, denn sie hatten es noch im Ohr: Und Gott sah alles an, was er geschaffen hatte, und siehe: Es war sehr gut.

„Gott, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke…“

Und es hätte so wunderbar weitergehen können.
Wenn nicht die Schlange eines Tages leise den ersten Zweifel in die Welt gezischt hätte:
„Sollte Gott wirklich gesagt haben…?“

Und schon im Garten Eden fing damit die Diskussion an, was man denn nun essen darf und was nicht, und Adam und Eva beginnen eine Apfel-Diät oder Steinzeitkost oder was weiß ich, und sie erkennen, dass sie nackt sind. Und das Wissen, dass sie wunderbar gemacht sind, wird leise, aber unaufhaltsam übertönt von dem leisen Zischen: „Sollte Gott wirklich gesagt haben…?“

Und Adam und Eva fingen an, sich feige zu beblättern und ihre Körper zu verstecken.

Wir kennen die Stimme der Schlange.
Sie zischelt und schlängelt sich durch die Jahrhunderte, jetzt vielleicht lauter als je zuvor.
Eine amerikanische Kollegin (Nadia Bolz-Weber, ich weiß nur nicht mehr, wo) hat einmal gesagt: „Zeig mir irgendein Körperteil. Und ich zeige Dir eine Branche, die ihr Geld damit verdient, Menschen zu überreden, dass genau dieser Körperteil an ihnen falsch ist und korrigiert werden muss.“

Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe: Es war sehr gut.
Und wir stehen vor dem Spiegel und beäugen uns kritisch und sagen: Naja.
Es wächst sich halt raus…

Wir haben auf unser Projekt überwiegend und überschwänglich viele positive Rückmeldungen bekommen. Aber manchmal auch die Frage: Warum macht ihr das als Kirche?

Und die Antwort ist eigentlich sehr einfach: Weil es halt das ist, was wir als Kirche so machen.

Wir suchen und finden Schönheit dort, wo niemand sie vermutet.

Wir sehen im Tod des Einen die Grundlage neuen Lebens für alle. So wie wir auf Gräbern inmitten von Trauer und Tod von Auferstehung und Leben sprechen.

Wir suchen Gottes Spuren in der Welt und finden sie in den Gesichtern und Geschichten der Menschen. Wir blicken in ein von Sorgenfalten durchfurchtes Gesicht und sagen leise: Danke, Gott, dass Du diesen Menschen bis hierher getragen hast.

Wir sagen Menschen, die unter ihrer Schuld zu zerbrechen drohen: Dein Sünden sind dir vergeben – geh‘ hin im Frieden des Herrn.

Wir erheben unsere Stimme, um der Schlange zu widersprechen, wenn sie redegewandt und eindringlich und unheimlich überzeugend sagt: Du bist nicht wunderbar. Du bist zu alt, zu dick, zu dünn, zu dunkel, zu langsam, zu gezeichnet vom Leben, zu klein, zu groß, zu anders, zu männlich, zu weiblich oder zu wenig von beidem…

Nein! Und weil Bilder manchmal so viel lauter sprechen als Worte, tun wir es eben auch mit Fotos.

Warum wir das als Kirche machen?

Gucken Sie sich die Bilder an. Dann wissen sie’s.

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