Samstag, 12. Juli 2014

Blumen. Gießen. Tränen - Preacher-Slam auf der Landesgartenschau

"Bergsommer" (by Nussjeck / pixelio.de)
(c) Nussjeck / pixelio.de


Wenn sommerzeits die Blumen sprießen,
geht es auf zur Riesen-
Party auf die Wiesen.

Unter Sonnenstrahlen, 
die seit den frühen
Morgenstunden vorglühen
klatscht der Mohn
den Beat im Beet
das Espenlaub zittert
und zuckt im Takt
und wippt mit einem Beifuß,
die Blumen, denen schon die Puste
ausgegangen ist, verziehen sich
an die Bar,
da lehnt seit einem Weilchen
der Enzian,
er ist so blau, blau, blau
wie ein Veilchen,
aber nur die harten
kommen in den Garten.
Und die schönen!
kichert die Kamille
mit der Vanille,
sie lästern über das zu enge Outfit
von Fettkraut und Butterblume,
aber denen ist das egal,
sie wollen keine Mauerblümchen mehr sein,
nicht als Trockenblumen enden
lieber verblühn als verwelken,
schmeißen sich einem Typ an den Stängel,
der sich aufführt wie der Waldmeister
und gerade an einem steilen Löwenzahn rumgräbt,
will ihn zu einem schattigen Plätzchen locken
wo die ganzen Bestäubungswilligen hocken,
wo die Löwenmäulchen züngeln,
die Rosen sich kosen,
und die Wicken… ach, die wollen immer nur reden,
sie rufen den Mimosen
schüchtern zu: Vergissmeinnicht,
und raunzen eine Klette an:
Kräutchen, rühr mich nicht an!
In dunklen Ecken auf langen Stielen
stehen und dealen
das Hanf, das Gras, die Engelstrompete
und all die anderen Nachtschattengewächse,
vor denen das Mutterkraut Euch immer gewarnt hat.

Doch hier, von oben
sieht man nur ein Meer aus Blüten
im Sommerwind wogen,
Flower Power, Love Parade,
und ich will durch die Wiese toben,
zwischen den Pflanzen tanzen
in Blumenerde wühlen,
mich frei und als kleiner Teil
vom großen Ganzen fühlen.
mich im grünen Gras rollen,
durch die Landschaft tollen –

wären da nicht
die beschissenen Pollen!

Ja, ich habe Heuschnupfen
und würde am Liebsten das ganze Zeug ausrupfen,
und denen, die sagen:
Sommer ist, was in deinem Kopf passiert,
denen kann ich gerne mal fest vor denselben schlagen
und dann scheinheilig fragen,
wie sich das für sie so anfühlt,
mit triefender Nase und dicken Augen,

die kaum noch zum Gucken, nur noch zum Tränen taugen.

Und wie ich so steh'
und auf die Natur glotze,
mein Gesicht ganz nass
von Tränen, Schleim und Rotze,
denk' ich:
Ey, ist das gemein,
muss das immer so sein,
gibt's keine Liebe ohne Zorn,
keine Rose ohne Dorn?!
Warum kann man nur siegen
wenn andere verliern,
und warum gibt's Schokolade
nur mit ganz viel Kalorien?!
Und ich schrei' in den Himmel:
"Gott, was soll die Scheiße?!" -
und ich hör seine Stimme, er
sagt: "Jetzt mal leise!
Gefährlich ist immer, aber
ganz ehrlich: Viel schlimmer
wär langweilig.
Und richtig perfekt wird es sowieso selten
in dieser der besten aller schlechtesten Welten.
Und Ambivalenztoleranz
ist nur ein Anagramm für
Das Leben ist ein Ponyhof.
Du kannst es machen
wie die Feigen und Zarten
und dein Leben lang auf die perfekte Welle warten,
die vielleicht niemals kommt.
Aber die Harten,
die gehn in den Garten.
Also los!"

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