Sonntag, 27. März 2016

Als der Tod sie nicht mehr alle hatte... Ein Osterspielt mit Tod und Pudel




PLOT
Im Büro des Todes feiert dieser die erfolgreiche Erledigung eines prestigevollen Auftrags: Den Tod Jesu von Nazareth. Die Feierstimmung wird unterbrochen von seinem Pudel, der ihn auf das Geschehen am Grab Jesu hinweist: Die drei Frauen entdecken das leere Grab, zwei Engel verkündigen ihnen die Auferstehung Jesu. Die Frauen verlassen das Grab und kehren mit Petrus und Thomas zurück. Dort zeigt sich ihnen der Auferstandene und beauftragt sie mit der Verkündigung des Evangeliums in aller Welt. Als die Frauen und Jünger freudig in die Welt ziehen, besucht Jesus den Tod, überreicht ihm ein mittelmäßiges Zeugnis und erklärt, dass seine Werke keinen Bestand haben werden.

PERSONEN:
TOD – in schwarzer oder brauner Kutte, mit Sense: Typische Darstellung, aber nicht zu gruselig. Angeberisches, übermäßig selbstsicheres Auftreten, am Ende aber ein Verlierertyp. Requisiten: Sense, Akte, Schreibzeug
PUDEL – Ganzkörperkostüm weiß und/oder rosa, flauschig – optisch comic relief, inhaltlich Stimme der Vernunft und Bedenkenträger im Büro des Todes.
Requisiten: Zeitung
MARIA 1 – Typisch „biblisches“ Gewand (einfaches knöchellanges Kleid oder Mantel, Kopftuch oder Kopfbedeckung) in blau (Mutter Jesu); traurig, aber realistisch. Requisiten: Gartengeräte
MARIA 2 – Ähnliches Gewand wie MARIA 2, aber rot (Magdalena). Leidenschaftlich, daher besonders traurig am Anfang und besonders hoffnungsvoll und freudig am Ende. Requisiten: Grabgesteck
MARIA 3 – Ähnliches Gewand in anderer Farbe, ruhig und handlungsorientiert. Requisiten: Grablichter
ENGEL – In weißen Gewändern, Flügel und Heiligenschein.
PETRUS – ruppiger, hitziger Typ in Anglerklamotten (Regenjacke und Südwester) oder unauffälliger bräunlich-gräulicher Kleidung. Requisiten: Weißes Handtuch.
THOMAS – ruhiger und zögerlicher als Petrus.
JESUS – typische Darstellung: Weißes Gewand, lange Haare, Bart, deutlich sichtbare Wunden an den Händen. Requisiten: Blatt Papier.

BÜHNENBILD
An linker Wand bemaltes Bettlaken (leeres Grab, schwarzes Loch und Landschaft), Stein aufgemalt oder modelliert an der Wand lehnend. Mittig vor Altar: Schreibtisch mit Büro- und Besucherstuhl, auf dem Schreibtisch ein paar Akten(ordner), ein großer Stempel, Schreibzeug.






Auftritt TOD. Setzt sich an seinen Schreibtisch.

TOD
singt laut und falsch
So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag, der dürfte nie vergehn…

Auftritt PUDEL. Setzt sich auf Besucherstuhl.

PUDEL         
Was ist denn mit dir los? Du bist ja völlig aus dem Häuschen!

TOD
Ich habe heute einen Großauftrag erledigt!

Knallt einen großen Stempel auf ein Formular

Ha! Erledigt und ausgeführt!

Reicht Pudel eine Akte.

Hier, das kannst du abheften. Und dann wird angestoßen!

PUDEL
Liest aus Akte vor:
Jesus, Sohn des Josef, geboren in Bethlehem, Familienstand: Ledig, Nächste Angehörige: Mutter Maria, Maria Magdalena, Freunde Petrus, Andreas, Zachäus,… Beruf: Schreiner… War der nicht was anderes?

TOD
Ha! Das haben sie alle gedacht. Gottes Sohn und so. Aber am Ende kriege ich sie doch alle! Zu den Akten mit ihm. 

PUDEL
Du warst zwischendurch aber selbst ganz schön nervös, gib’s zu! Als er dir die ganzen Leute vor der Nase weggeschnappt hat – die Kranken und Hungrigen. Und diesen Lazarus erst…

TOD
Geschäftsschädigendes Verhalten! Aber: Am Ende kriege ich sie doch - meine Erfolgsquote liegt bei hundert Prozent, das soll dieser Wanderprediger mir erstmal nachmachen! Aber der macht jetzt nichts mehr. Wenn ich mal ein Buch schreibe, dann wird das der Titel: „Vom Messias zur Karteileiche. Die größten Erfolge des Todes.“ Das wird ein Beststeller! 

Hält kurz inne und grinst dann zufrieden.

Und den Lazarus hole ich mir als nächstes! 

Kritzelt etwas auf einen Zettel.

PUDEL
Aber dann bitte etwas sanfter. Diesen Jesus hast du dir ja ganz schön brutal geholt. Kreuzigung… also ehrlich! Wie einen Verbrecher. Hättest du das nicht etwas eleganter machen können? Ein schneller Herzinfarkt, irgendsowas…

TOD
Nein, der brauchte was Großes. Die Leute haben ja fast angefangen, ihm zu glauben. „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“, hat er gesagt. So ein Quatsch. 

PUDEL
In Jerusalem war ja auch einiges los.

Holt eine Zeitung hervor und liest:
„Chaos in Jerusalem – Naturkatastrophen und übersinnliche Phänomene bei Kreuzigung Jesu. Tote stehen aus Gräbern auf, Tempelvorhang zerreißt, Erde bebt, unerwartete Sonnenfinsternis…“

TOD
Kinderkram! Taschenspielertricks! Jetzt wird erstmal gefeiert! 

PUDEL
Ich verstehe nicht, wie dir jetzt zum Feiern zu Mute sein kann. Guck dir an, wie traurig die Leute sind. Alle Leute, die so viel Hoffnung auf ihn gesetzt haben…

TOD
Selber schuld! Hoffnung ist was für Weicheier, für Traumtänzer. Die Welt gehört den Realisten, so wie mir!

PUDEL
Guck mal, da gehen gerade schon wieder welche zu seinem Grab…



Auftritt drei MARIAS im Mittelgang.

MARIA 2
Ich will das Grab gar nicht sehen. Es ist alles so schrecklich!

MARIA 1
Ja, das ist es. Aber wir gehen da jetzt hin. Wenigstens um sein Grab können wir uns kümmern. Die Ehre können wir ihm noch erweisen. Das hilft uns, zu begreifen.

MARIA 2
Aber ich will das gar nicht begreifen! Ich will nicht, dass das so sein soll… so… endgültig!  

MARIA 3
Aber so ist es nun einmal. Ich bin auch traurig, Maria. Aber der Tod ist endgültig, das müssen wir einfach akzeptieren. 

Freeze MARIAS.

TOD
So ist es richtig! Akzeptiert endlich, dass das nicht zu ändern ist. Ich kriege sie alle!
Lacht laut und schaurig, verschluckt sich aber und hustet.

PUDEL
Lach nicht so dreckig. Du störst die armen Leute in ihrer Trauer.

Unfreeze 3 MARIAS. Gehen auf Wandbehang mit leerem Grab zu.

MARIA 1
Gleich sind wir da. 

MARIA 2
Aber… was ist das denn?! Guckt mal, der Stein von der Höhle ist weggerollt! 

MARIA 3
Das ist ja furchtbar! Das müssen Grabräuber gewesen sein! 

MARIA 1
Nicht einmal sein Grab konnten sie in Frieden lassen! 

MARIA 3
Wir müssen nachsehen, ob wenigstens sein Körper noch da ist…

Auftritt ENGEL.

ENGEL
Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Jesus ist nicht hier. Wisst ihr nicht mehr, was er euch gesagt hat? Er wird sterben – und am dritten Tage auferstehen.

MARIA 2
Er ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

MARIA 1
Nein, das kann nicht sein! Irgendjemand hat seinen Leichnam gestohlen und sein Grab kaputt gemacht! 

MARIA 3
Ist jetzt auch egal, wir müssen das den anderen sagen! 

MARIA 1
Ja, lasst uns abhauen, hier bleibe ich keine Minute länger! 

Ab ENGEL und MARIAS


 
PUDEL
Oha… was war das denn?!

TOD
Winkt ab.
Was soll das schon sein? Grabräuber. Unschön, aber kommt halt immer wieder vor. Und jetzt hol mir endlich was zu trinken, damit wir anstoßen können!

PUDEL
Aber der Engel…

TOD
Humbug! Das bilden sie sich ein, weil sie das alles nicht wahrhaben wollen. Weil sie MICH nicht wahrhaben wollen. Deswegen denken die Menschen sich doch die ganzen Religionen aus.

PUDEL
Nachdenklich.
Also, ich weiß ja nicht… wer weiß, ob du dich dieses Mal nicht übernommen hast… 

TOD
Ich übernehme mich nicht! Gibt es hier jetzt was zu trinken oder nicht?!

Auftritt MARIAS, PETRUS und THOMAS

PETRUS
Ich verstehe immer nur Bahnhof. Ihr seid ja ganz aufgeregt!

MARIA 1
Das Grab ist leer!

MARIA 3
Jesus ist weg!

MARIA 2
Aber da war ein Engel, der hat gesagt…

PETRUS
Nicht alle durcheinander! Immer diese hysterischen Hühner…

THOMAS
Wir gucken uns jetzt erst einmal den Tatort an.

TOD
Stimmt, Tatort, heute ist ja Sonntag!

PUDEL
Psst, leise jetzt!

MARIAS, PETRUS und THOMAS am Grab, JESUS steht mit dem Rücken zu ihnen.

PETRUS
Tatsächlich… Das Grab ist leer. 



JESUS dreht sich um. Alle erstarren.

JESUS
Seid gegrüßt. Fürchtet Euch nicht.

MARIA 2
Jesus, du lebst! Ich habe es immer gewusst!

PUDEL
Oh-oh…

TOD
Entsetzt.
Das… das kann nicht sein! Das gilt nicht! Der war doch schon zu den Akten gelegt!

THOMAS
Das glaube ich nicht!

TOD
Genau, das ist auch nicht zu glauben! Das bilden die sich doch alle ein, dafür gibt es eine ganz wissenschaftliche Erklärung – kollektive Visionen, Halluzinationen, was weiß ich – die drehen einfach durch vor Trauer!

PUDEL
Sei doch mal leise, ich will hören, wie es weitergeht.

THOMAS
Das glaube ich nicht! Da müsste ich schon die Wunden an seinen Händen fühlen, da, wo die Nägel gewesen sind.

MARIA 1
Aber Thomas…

JESUS
Lass ihn. Es ist ja auch schwer zu glauben.

Geht auf THOMAS zu und streckt ihm die Hände hin.

Hier, überzeuge dich selbst.

THOMAS nimmt seine Hände.

THOMAS
Überwältigt.
Du bist es… Mein Herr und mein Gott!

JESUS
Du glaubst, weil du gesehen hast. Aber andere Menschen werden auch glauben, obwohl sie mich nicht mit eigenen Augen gesehen haben. Noch nicht.

Zu den anderen.

Aber dafür müssen sie von mir erfahren. Darum bitte ich euch: Macht euch auf in die Welt und erzählt den Leuten, dass ich lebe. Erzählt ihnen, dass der Himmel offen steht und der Tod seine Macht verloren hat. Ich bin bei euch, alle Tage, bis ans Ende der Welt.

Hält inne und guckt Richtung TOD und PUDEL.

Aber vorher habe ich noch etwas zu erledigen.

Ab MARIAS, PETRUS und THOMAS.

PUDEL
Oh-oh…

TOD
Außer sich.
Das geht nicht! Das gibt es nicht! Wie soll das überhaupt gehen…?!

PUDEL
Duckt sich.
Das fragst du ihn am besten selbst…

JESUS geht auf TOD und PUDEL zu und bleibt vor dem Schreibtisch stehen.

JESUS
Hallo, Tod. So sieht man sich wieder.

TOD
Guckt demonstrativ weg.
Ich sehe niemanden. Zu Pudel: Siehst du hier jemanden außer uns beiden?

JESUS
Sanft.
Das ist jetzt sehr schwer für dich. Aber du wirst es akzeptieren müssen. Du hast verloren.

Legt TOD ein Blatt Papier auf den Schreibtisch.

TOD
Grabscht nach dem Papier und liest mit steigender Irritation.
„Hat sich stets nach Kräften bemüht, seine Arbeit termingerecht zu erledigen…“, „… in gegenseitigem Einvernehmen getrennt…“ He, das ist ein Zeugnis – und zwar ein schlechtes! Du willst mich loswerden! Das kannst du gar nicht.

JESUS
Doch, WIR können das…
Zeigt vielsagend nach oben.

PUDEL
Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen…

TOD
Geschockt. Du bist… Nervös. Aber hey, da kann man doch drüber reden… Gut, ich war vielleicht manchmal etwas übereifrig. Aber im Großen und Ganzen… Ihr braucht mich doch, sonst platzt diese Erde aus allen Nähten. Und es war ja auch nicht alles schlecht! Überleg doch mal, die vielen Male, wo ich Menschen aus großen Qualen erlöst habe…

PUDEL
Oh-oh…

JESUS
Eben. Du hast dich als Erlöser getarnt. Kluge Strategie, das muss ich dir lassen. Aber damit ist es vorbei. Es gibt nur einen Erlöser.

TOD
Wütend. Ich habe Freunde, mächtige Freunde! Die alle für mich arbeiten. Überall werden Waffen gebaut und benutzt…

JESUS 
Ich habe mehr Schwestern und Brüder als du Freunde.

TOD
Und wenn schon – gestorben wird immer!

JESUS
Ja. Und immer werden Menschen sich gegenseitig trösten und daran erinnern, dass du nicht das letzte Wort haben wirst.

TOD
Alles Karteileichen!

JESUS 
Alles Kinder Gottes, deren Namen im Buch des Lebens geschrieben sind.

Nimmt PUDEL seine Akte aus der Hand.

Die nehme ich mal mit. Und die anderen habe ich auch schon abholen lassen.

TOD
Ich bin der Tod!

JESUS
Ich bin die Auferstehung und das Leben.

TOD
Ich kriege sie alle!

JESUS
Du hast sie doch jetzt schon nicht mehr alle.
PUDEL
Halleluja!
Ab JESUS, PUDEL und TOD.
Gemeinde singt „Er ist erstanden, Halleluja“

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