Als aber erschien die Freundlichkeit und
Menschenliebe Gottes, unseres Heilandes, machte er uns selig - nicht um der
Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner
Barmherzigkeit - durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen
Geist, den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern
Heiland, damit wir, durch dessen Gnade gerecht
geworden, Erben des ewigen Lebens würden nach unsrer Hoffnung.
(Titus 3,4-7)
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Dreaming of a white Christmas
Er hält sich hartnäckig, der Traum von einer weißen Weihnacht,
es soll wieder so sein, wie es früher eigentlich auch selten
gewesen ist.
Leise rieselt der Schnee,
legt sich gnädig und verhüllend
wie eine weiche Decke
über die Welt mit ihren Rissen und Schlaglöchern,
über unser Leben mit seinen Ecken und Kanten,
soll das Schroffe zudecken und weichzeichnen,
das Hässliche verstecken
die Schritte dämpfen,
der Stadt den Glitzer der Unberührtheit schenken,
die sie sonst nicht hat.
Wir legen uns in den Schnee, wedeln mit Armen und Beinen,
stehen auf und zeigen auf den Boden und sagen:
Engel gibt es doch.
Amtlich: Weihnachten schmutziggraubraun
Am 15. Dezember war es so gut wie amtlich. Die Rheinische Post meldete:
"Genau kann man das jetzt noch nicht sagen,
aber der Weihnachtstrend sieht so aus, dass es doch eher mild wird", sagt
Maria Hafenrichter vom Deutschen Wetterdienst. Mit Niederschlägen dürfe zwar
gerechnet werden – allerdings in Form von Wasser. Schnee und Frost seien nicht
in Sicht. Das Weihnachtswetter liegt laut Expertin bei rund zehn Grad.“
Heute wissen wir: Die Wetterpropheten hatten
recht.
Kein Schnee, der leise rieselt, der See liegt
nicht still und starr, sondern kräuselt sich unter herbstwarmem Regen und
gänzlich unweihnachtlichen Windböen, und die Wupper fließt sowieso ungerührt
weiter. Weihnachten in Wuppertal 2015 ist nicht weiß.
Die erste Weihnacht in Bethlehem war auch nicht weiß. Müsste man
ihr eine Farbe geben, wäre sie vielleicht
schmutziggraubraun:
Holzbretter,
Lehmboden,
staubiges Stroh,
ungefärbtes grobes Leinen,
ungewaschenes Schaffell,
eingetrocknetes Blut.
Und mittendrin: Der Retter der Welt.
Der König kommt in niedern Hüllen.
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Klimatische Gebetserhörung
Vielleicht sind wir es ja selbst schuld. Die Erde fiebert unter den
Händen der Menschen, das Klima wandelt sich, und die Sonne blickt böse. Vielleicht sind wir es aber auch selbst schuld, weil unsere Gebete erhört
wurden – all unsere Gesänge der letzten Wochen, vom Tau und Regen– „o Heiland,
reiß die Himmel auf, o Herr, ein Tau auf Erden“, „Tauet, Himmel, den
Gerechten...“
So wie damals, als es zum ersten Mal Weihnachten wurde, als
erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes. Als der Himmel offen
stand, Engel die Erde besuchten, die Sterne ihren Lauf änderten und der erste
Schrei eines neugeborenen Kindes eine neue Zeitrechnung ausrief. Und es taute.
Die Welt war schmutziggraubraun,
aber Gefrorenes schmolz,
Festes wurde weich.
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns,
und Gottes Wort wird nicht leer zu ihm zurückkehren,
sondern es wird ihm gelingen, wozu er ihn sendet.
Die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes kommt nicht leise und
sanft wie der Schnee, sondern nass und ungestüm wie der feuchte Schmatzer eines
kleinen Kindes, wie ein Regenguss nach langer Dürre. Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir
nachwandeln! Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund,
und Frühregen hüllt es in Segen, heißt es in Psalm 84. Wie ein Wolkenbruch
überzieht sie die Welt, sucht sich einen Weg durch Ritzen und Löcher und wird
zum Bad der Wiedergeburt und Erneuerung, in dem alte Verkrustungen
abgewaschen werden und das neue Leben begossen wird.
Möglich, dass das im ersten Moment
erschreckend wirkt, unweihnachtlich auf jeden Fall.
Denn wie die platzregende Gnade Gottes
Menschen mitreißt, kann sie auch einreißen und wegschwemmen.
In der Bibel erschrecken die Menschen immer
wieder, wenn Gott plötzlich auf den Plan tritt – ähnlich wie die Hirten in der
Weihnachtsgeschichte. Denn wo Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe die Erde
tränken, so ungestüm, undosiert und vorbehaltlos – da erscheint auch vieles,
was wir als Zeichen der Freundlichkeit und Menschenliebe deuten, plötzlich dürr
und morsch wie ein Haus, dessen Fundamente vom Regen ausgehöhlt werden. Wo der
Schnee zudeckt, wo die starken Bilder von Weihnachten, unsere Sehnsüchte von
einer heilen Welt, die wir mit unseren Mitteln zumindest an Heiligabend unter
dem Lichterbaum herzustellen versuchen, die Schroffe der Welt verstecken und
weichzeichnen sollen, da reißt Gottes Weihnacht wie ein Monsun das um, was auf
Sand gebaut ist – aber schafft damit eben auch Raum für neues, gesundes,
tragfähiges Leben.
Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres
Heilandes, machte er uns selig - nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen,
die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit
Im Großen ist das vor fünfhundert Jahren
geschehen, als Martin Luther und mit ihm viele andere die Freundlichkeit und
Menschenliebe in den Worten der Bibel neu fanden und sich in der Folge von
vielen Praktiken ihrer Kirche, die handgemachtes Heil versprachen, trennten. Im
Kleinen geschieht das überall dort, wo Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe
Menschen dazu befähigt, aus religiösen oder gesellschaftlichen Zwängen
auszubrechen.
Die Welt war schmutziggraubraun,
denn es taute:
Gefrorenes schmolz,
Festes wurde weich.
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns,
und Gottes Wort wird nicht leer zu ihm zurückkehren,
sondern es wird ihm gelingen, wozu er ihn sendet.
Sie waren von Karlsruhe nach Oberfranken gekommen.
Nach einem Ausflug suchte das Paar schließlich nach einem Lokal - und fand
einen alten Gasthof. Dort ließen sich die beiden Touristen bedienen, es gab
Brot, Marmelade, Eier, Käse und Tee. Dann verlangte der Mann nach der Rechnung,
doch die bekam er nicht. Denn die vermeintlichen Köche und Kellner waren
Flüchtlinge, und das Restaurant in Wahrheit ein Asylbewerberheim.
So erfuhren die Gäste erst nach der
Mahlzeit, dass sie in keinem Restaurant gelandet waren: Das ehemalige Wirtshaus
im oberfränkischen Zapfendorf ist längst außer Betrieb, seit Monaten leben dort
Migranten aus Krisengebieten. Einer davon bediente das Paar trotzdem. "Ich
sagte: Kommen Sie herein, machen Sie es sich bequem, fühlen Sie sich wie zu
Hause", sagte Kawa Suliman nun über die Szene.
Die 68 Jahre alte Frau sagte dem
"Fränkischen Tag", sie hätten geglaubt, die
Flüchtlingsunterkunft sei noch immer eine Wirtschaft. "Der junge Mann, der
nach unseren Wünschen fragte, war so nett - so nette junge Gastronomen muss man
doch unterstützen." Die Asylbewerber um den 30-jährigen Kawa Suliman
reagierten spontan. "Wir stellten den Tisch voller Essen", sagte
Suliman. Als sich herausstellte, dass das hungrige Paar in einer
Flüchtlingsunterkunft gelandet war, sei sie zu Tränen gerührt gewesen, sagte
die Frau. (SPON)
Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes,
machte er uns selig. Und die Welt ist
schmutziggraubraun, und es taut. Gefrorenes schmilzt, Festes wird weich. Und
Gottes Wort wird nicht leer zu ihm zurückkommen, und ihm wird gelingen, wozu er
es sendet. Heute wissen wir: Die Propheten hatten recht. Und Engel gibt es
doch.
„Herr“, fragt ein zeitgenössischer Dichter,
„es regnet, was
soll man tun
und seine antwort wächst
grün durch alle fenster ...“
soll man tun
und seine antwort wächst
grün durch alle fenster ...“
Liebe Gemeinde,
er hält sich hartnäckig, der Traum von einer weißen Weihnacht,
es soll wieder so sein, wie es früher eigentlich auch selten
gewesen ist.
Leise rieselt der Schnee,
legt sich gnädig und verhüllend
wie eine weiche Decke
über die Welt mit ihren Rissen und Schlaglöchern,
über unser Leben mit seinen Ecken und Kanten.
Aber das erste Weihnachten in Bethlehem war nicht weiß, und auch
Weihnachten in Wuppertal 2015 ist nicht weiß. Müsste man ihm eine Farbe geben,
wäre sie vielleicht schmutziggraubraun: Nasser Asphalt, Matschflecken auf
Wiesen und Wegen, Hundehaufen, aufgeweichtes Altpapier. Schmutziggraubraun,
aber auch: Ein bisschen grün. Der König kommt in niedern Hüllen. Gott sei Dank.
Amen.
Die eingebettete Geschichte mit dem Gasthof hat mich besonders berührt.
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