Bei der Frage nach dem bevorzugten Getränk beim Abendmahl geht es meist ja um die Frage: Wein oder nicht Wein? Für die Verwendung von Traubensaft sprechen viele gute Gründe, während eher wenige wirklich dagegen sprechen - aber das soll hier gar nicht zur Debatte stehen. Hier geht es vielmehr um die Frage: Welchen Wein nehmen wir eigentlich?
Das Thema kam auf nach einem Abendmahlsgottesdienst zu Studienzeiten, irgendwann vor fünf, vielleicht sechs Jahren. Wir saßen zusammen und unterhielten uns über die verschiedenen Tisch- und zum Teil auch, natürlich immer aus der jeweils anderen Sicht, Unsitten in unseren jeweiligen Gemeinden. Bei allen Unterschieden zeigte sich eine Gemeinsamkeit: In so gut wie allen Gemeinden, landauf und landab, zwischen Wuppertal und Halle, Kiel und Tübingen, wird Weißwein benutzt.
Nur - warum?
Die Frage hat mich verfolgt, sie ist auch immer mal wieder von Menschen in den verschiedensten Gemeinden gestellt oder, je nach Informationsstand und Perspektive, beantwortet worden. Ich halte manche spontan für aufschlussreicher als andere, und die nachstehende Auflistung ist kein Ranking, sondern entspricht zunächst in etwa der Reihenfolge, in der ich sie gehört habe. Aber diese Gespräche haben mir viel über die Gestaltung evangelischer Vielfalt hierzulande beigebracht: Eigentlich tun alle dasselbe - aber sie begründen es immer wieder anders:
(1) Wir benutzen Weißwein, um keine blutigen Assoziation aufkommen zu lassen. Wir teilen Brot und Wein, aber wir spielen nicht das Opfer Jesu nach.
(2) Zum Abendmahl tischt die Gemeinde traditionell das Beste auf, was Küche, Keller und Feld zu bieten haben. Und in deutschen Landen ist das eben Weißwein.
(2a) Weißwein ist ein einheimisches Produkt und deswegen preiswerter als die Importware Rotwein.
(3) Bei uns gibt es nichts anders als Weißwein, und zwar um der Treue der Überlieferung Willen: Denn Jesus hat das letzte Abendmahl mit Weißwein gefeiert - das Verfahren, durch das die Farbstoffe aus den blauen Trauben in den Wein gelangen und ihn rot machen, hat man zu Jesu Zeiten noch gar nicht angewandt.
(4) Die Decken und Tücher, die man auf den Abendmahlstisch legt, bestehen traditioneller Weise aus nicht ganz billigem Stoff. Um den zu schützen und sie nicht nach jedem verkleckerten Tropfen austauschen und waschen zu müssen, nimmt man Weißwein - da sieht man die Flecken nicht.
(5) Weißwein desinfiziert besser als Rotwein oder andere Getränke und tötet unerwünschte Bakterien und Mikroorganismen zuverlässiger ab. In Verbindung mit dem Abendmahlskelch aus Silber, der auch desinfiziert, dient das der Sicherheit der Kommunikanten.
(6) Rotwein hat oder hatte einen schlechten Ruf. Wer sich besaufen will, tut das eher mit Rotwein, den man mit Sinnlichkeit, Genuss, Maßlosigkeit verbindet - alles Untugenden, mit denen sich die fromme Gemeinde nicht einmal assoziativ beflecken will.
Soweit die Antworten, die ich bislang gehört habe - vielleicht fallen anderen noch mehr ein?
Demnächst mehr dazu an dieser Stelle!
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